Roma Alfeo
Beste Antwort
Was mich an Deiner Frage etwas stört, ist das Wort "ständig". Das klingt so, als hättest Du dieses "Die andere Wange hinhalten" bisher praktiziert und seist jetzt langsam gefrustet, dass Du trotzdem ständig "die Fresse voll" bekommst. Mal ehrlich, wie oft hast Du schon die Fresse voll bekommen, nachdem Du "die andere Wange hingehalten" hast? Falls Du wirklich "ständig" in Situationen kommst, in welchen Du die Fresse voll bekommst, dann läuft ziemlich was daneben und dafür sind bestimmt nicht nur Andere verantwortlich. Falls Du mit Deiner Frage aber andeuten willst, man müsse ja schon masochistisch veranlagt sein, um Jesus ernst zu nehmen, dann will ich Dir eine Deutung geben, anhand der Du diese Meinung hinterfragen kannst.
Mit der Bibelinterpretation ist es so ähnlich wie mit einer Gedicht- oder Bildinterpretation: es gibt mehrere mögliche Deutungen und von keiner kann man beweisen, sie die richtige ist. Trotzdem sind natürlich nicht alle Deutungen gleichermaßen richtig, sondern manche Deutungen passen mehr, manche weniger in das Gesamtbild, welches der Urheber, in diesem Fall Jesus, abgegeben hat. Meine Deutung ist jedenfalls nur eine der möglichen Deutungen, aber eine, die meines Erachtens gut mit dem Gesamtkontext des Redens und Handelns Jesu verträglich ist.
In diesem "die andere Wange hinhalten" sehe ich keine Forderung, sondern den Rat, zu den eigenen Prinzipien zu stehen, auch und insbesondere dann, wenn andere demonstrieren, dass sie nach anderen Prinzipien handeln. Konkret heißt "die andere Wange hinhalten", sich durch aggressives Verhalten Anderer nicht selbst zu aggressivem Verhalten hinreißen zu lassen, sondern dem Anderen zeigen: Ich lasse mich nicht auf dein Niveau herab. Im günstigen Fall kann man den Aggressor dadurch die Sinnlosigkeit seines Handelns ins Bewußtsein rufen und ihn dermaßen irriteren, dass er von seinem aggressiven Verhalten abläßt. Ich verstehe dieses "die andere Wange hinhalten" also im Sinne einer Deeskalationsstrategie.
Jesus hat dieses "Stehen zu den eigenen Prinzipien" selbst eindrucksvoll demonstriert, indem er das Ohr eines Knechtes namens Malchus heilte, der an der Gefangennahme Jesu mitwirkte und welchem Petrus dieses Ohr mit einem Schwert abgeschlagen hatte. Jesus sagte in diesem Zusammenhang zu Petrus: "Stecke dein Schwert in die Scheide. Denn alle die das Schwert nehmen, werden durchs Schwert umkommen." Mit anderen Worten: Lass dein Handeln nicht dadurch bestimmen, was andere tun, sondern sei dir des starken Zusammenhangs bewusst zwischen dem, was du bist, und dem, was du erfährst. Wenn du aggressiv bist, wirst du Aggressivität erfahren. Die Kreuzigung Jesu hat das nicht verhindert, aber es hat zusätzliches sinnloses Blutvergießen im Keim erstickt. Und ich nehme an, dass zumindest Malchus seine Einstellung und sein Verhalten gegenüber Jesus aufgrund dieses Vorfalls geändert hat.
Anonym
wundert doch, nicht wahr, denn mit dem anderen Spruch ist man schnell bei der Hand, Auge um Auge, Zahn um Zahn... Doch liegen dazwischen Welten, denn wir sollen nicht gleiches mit gleichem vergelten und also das Böse nicht erwidern indem wir nun selbst böse, sprich lieblos werden im Fall des Falles. Denn die Liebe ist nachsichtig, sie verzeiht und duldet alles, warum denn,? weil sie es kann. Denn nichts kann gröÃer als die Liebe sein. Folglich kann auch der Liebe nichts ewig widerstehen und darum ist es besser den Weg der Liebe, auch der Feindesliebe und der Friedlichkeit zu gehen. Es gilt also, sich zu bersinnen, denn die Liebe kann aus Feinden gar Freunde gewinnen, während dieGewalt alle verliert.
Musiker
Nein, man muà sich auch als Christ nicht "ständig eins in die Fresse schlagen lassen," und es ist auch nicht gemeint, daà man sich nie und unter keinen Umständen wehren dürfe. Das wird häufig miÃverstanden. Jesus meint hier nicht Schwäche und Wehrlosigkeit, sondern eine innere Stärke und Ãberlegenheit, die es sich leisten kann, auf Angriffe gelassen und souverän zu reagieren und gegebenenfalls auch etwas „einzustecken,“ um andere Wege zur Konfliktlösung als den von Gewalt und Gegengewalt (in dem immer die Gefahr unkontrollierbarer Eskalation steckt) offenzuhalten.
Hier stellen sich nun allerdings einige entscheidende Fragen:
1. Besitze ich selber diese innere Stärke und Souveränität (wenn nicht, kann ich sie auch nicht ausstrahlen)?
2. Erkennt und spürt der andere diese Stärke und läÃt sich dadurch zum Einlenken bewegen (oder interpretiert er meine Reaktion als Schwäche und fühlt sich dadurch ermutigt, erst recht weiter zuzuschlagen)?
3. Ist die konkrete Situation so, daà ich so handeln und reagieren kann (wenn ich, bildlich gesprochen, schon mit dem Rücken zur Wand stehe, kann ich keinen Schritt weiter zurückgehen)?
Wenn diese Fragen oder auch nur eine von ihnen negativ zu beantworten sind, kann es sein, daà ich letztlich doch zur Gegenwehr gezwungen bin. Jesus ging es darum, Aggressivität und Gewalt zu ÃBERWINDEN; wo dieser Versuch aber scheitert, kann es nötig sein, sie - im äuÃersten Fall auch unter Androhung oder sogar Anwendung von Gegengewalt - zumindest EINZUDÃMMEN und in Schach zu halten. Jesus fordert hier also nicht dazu auf, immer und unter allen Umständen „die andere Wange hinzuhalten,“ ohne Rücksicht auf die jeweilige Situation und darauf, was dabei im Einzelfall herauskommt, sondern dazu, es immer wieder von Neuem zu versuchen.
Dazu bin ich mal auf das folgende Gedicht gestoÃen, das die Sache ziemlich genau auf den Punkt bringt:
HALT IHM DIE ANDERE WANGE HIN
Dir schlägt Dein Bruder ins Gesicht.
Was tust Du dann?
Du weiÃt, was die Bibel sagt.
Halt ihm die andere Wange hin!
Das sagt die Bibel.
Und wahrlich, wenn Du es tust, dann ist es gut.
Dann haut Dir Dein Bruder eine zweite herunter,
von der anderen Seite,
und wenn Du benommen bist davon,
dann lachen die andern aus ganzem Herzen.
Dein Bruder aber, der führt ihr Gelächter wie eine GeiÃ.
Bis hierher ist alles gut.
Jetzt aber kannst Du zweierlei Wege gehn.
Einmal kannst Du erröten, wenn alle Augen
der andern Dich spotten, und wenn ihr Gelächter
zusammenschlägt über dir.
Wenn das geschieht, dann war alles umsonst.
Dann winde Dich nur in Deiner Verlegenheit.
Dann warst Du noch nicht tapfer und klug genug
für dieses Bravourstück Christi.
Der andere Weg ist der:
Du hast gemerkt, ganz heimlich, daà der zweite Schlag
schon schwächer war als der erste.
Und wenn er es nicht war, dann rede Dir´s ein.
Jedenfalls halt ihm wieder die erste hin,
die erste Wange, und wenn Du nur richtig lächelst dabei,
ganz ohne Zorn, ganz gütig,
dann wird der folgende Schlag,
der Schlag auf die erste Wange,
wieder ein wenig unsicherer sein.
Nur wenn das nicht ist,
wenn der dritte Schlag schon wieder
besser sitzt als der zweite und erste,
und wenn die Zuschauer herzhafter lachen als früher,
und wenn Dein Bruder Dich weiter schlagen wird wie ein Hündlein,
dann leg ihn hin, Deinen Bruder,
mit einem Schlag auf das Kinn.
Dann warst Du nicht in der rechten Arena
für dieses Bravourstück Christi.
Und lächeln muÃt Du, wenn Du den Kinnhaken gibst.
Ganz gütig lächeln muÃt Du dabei, ganz ohne Zorn.
Nachher kannst Du ihm aufhelfen, Deinem Bruder.
In mancher Arena muà der Christ ein Stierkämpfer sein,
muà zeigen, daà er auch das kann.
Sonst wird er von keinem verstanden bei seinem Bravourstück.
Damit die andern verstehn, dazu tut er´s aber.
whyskyhigh
nein
Morgaine
Oh,yeah! Kl.op.pt Euch schl.agt Euch die Zähne ein...!!!!
*Breit grins :)) ;))) *