Wuerden bei einem Elektroauto 30 PS nicht ausreichen?
Elektromotoren drehen ja ganz willig immens hoch, und haben eine gleichbleibende Drehmomentkurve. Dazu kommt, dass sie gerne hoch drehen, und fast vibrationsfrei.
Wieso muss BMWs neuer Elektromini 204 PS haben?
Mit 30 PS wuerde der Wagen doch auch normale fahrleistungen entwickeln koennen. Mein 2CV mit 28PS in den 80er Jahren war im Alltagsverkehr auch nicht langsamer als irgendwelche Boliden - zumindest, sofern man der Autobahn fernblieb.
Und dann mussten sie den Mini auch noch hinten voller Batterien stopfen, um die 204PS zu fuettern! Ginge das nicht auch anders?
Ich meine, gut, dann faehrt man eben mit 20.000 U/min die Autobahnsteigung mit 100km/h hoch, in einem sehr viel leichter mit batterien beladenen Wagen. Rein rechnerisch duerfte das auch nicht mehr Strom ziehen als ein halbes Auto voller Batterien, das von einem Leistungsmonster bewegt wird.
Oder sehe ich da was falsch?
doitsujin752008-11-20T04:00:34Z
Beste Antwort
Mit deiner Frage schlägst du für mich ein grundsätzliches Dilemma im Fahrzeugbau der letzten 20 Jahre an. Der Druck auf die Fahrzeughersteller immer sichere Autos auf den Markt zu bringen, hat dafür gesorgt, dass die Autos immer schwerer werden. So ein aktueller Mini mit Benzinmotor wiegt ungefähr so viel wie ein Audi 100 vor 20 Jahren. Selbst der Audi A2, mit seinen relativ kompakten Ausmaßen, wiegt trotz seiner Aluminiumkarosserie über eine Tonne. Damit diese Fahrzeuge auch noch angemessen gut beschleunigt werden können werden dann immer stärkere Motoren verbaut. Dagegen müsste deine Ente ein absolutes Leichtgewicht gewesen sein. Ein Auto diesen Formates müsste heute doch mindestens das Doppelte wiegen, dürfte natürlich durch elektrische Helferlein auch komfortabler sein, aber bräuchte auf jeden Fall einen deutlich leistungsstärkeren Motor, um gleiche Fahrwerte (Beschleunigung, Elastizität, Vmax) zu erzielen. Bei geschätzten 600kg und 30PS hat die alte Ente eine Ratio von 20 kg/PS. Eine Verdoppelung des Gewichts bei gleicher Ratio müsste natürlich eine Verdoppelung der Leistung bedeuten. Da die Fahrwerte der guten alten Ente nicht gerade die besten waren, Beschleunigung und Endgeschwindigkeit machten dieses Auto zum Horror auf Autobahnen, vor allem aber auf der Landstraße beim Überholen von LKWs, müsste ein Massenauto dieser Art mindestens 85 PS haben. Dabei hat man selbst dann kein atemberaubendes Fahrvergnügen.
Mal davon abgesehen, dass ich den Mini mit seinem 'schnuckeligen' Retrolook ohnehin für einen Blender halte, vor allem bei dem Preis-/Leistungsverhältnis, soll dieses Auto Fahrvergnügen, also Spaß beim Fahren, vermitteln. Der Gewichtsunterschied zwischen einem 30PS Elektro-Mini und einem 200PS Elektro-Mini dürfte eigentlich nicht gerade riesig ausfallen, den größten Teil müssten immer noch die Akkus ausmachen bei diesem Antriebskonzept. Anders als bei herkömmlichen Verbrennern dürfte der Gewichtsunterschied sogar viel geringer ausfallen. Das spielt vielleicht auch gar nicht eine so große Rolle, schließlich wird man die vollen 200PS selten voll abrufen. Was den Drehmoment betrifft, so haben Elektromotoren natürlich eine gleichbleibende Drehmomentkurve, jedoch wird das Drehmoment gedämpft beim Anfahren, damit das Fahrzeug überhaupt handlebar ist. Deshalb halte ich die angegebene Leistung für gar nicht so relevant. Was ich an Versuchen wie diesem Mini eigentlich zu bemängeln habe ist, dass das Fahrzeuggrundkonzept mit dieser Karosserie den Anforderungen an ein Elektroauto nicht gerecht wird, weil sie letztendlich nur für Verbrennungsmotoren konzipiert sind. Die einzigen Autos, die bisher den Grundbedürfnissen bei alternativen Antrieben halbwegs Rechnung tragen, sind teilweise der Smart und besonders die A-Klasse mit dem Sandwichboden zur Unterbringung von Brennstoffzellen oder Akkus. Wie ich in einem Artikel über den Mini gelesen habe, musste man zwangsläufig den Großteil der Akkus im Heck unterbringen, weil das Auto ansonsten durch das hohe Gewicht der Akkus viel zu kopflastig geworden wäre. Das klingt für mich halbseiden und zeigt, dass man eher einen Feldversuch für zukünftige Konzepte im Auge hat und dabei jetzt mit ordentlich PS protzen will. Die sonstigen Eckdaten, wie Vmax 153 km/h, elektronisch abgeregelt, 240km Reichweite und ein Gewicht über 1,4 Tonnen, klingen alles andere als atemberaubend. Da zwingt sich mir schon der Gedanke auf, dass BMW den Smart ausgewählt hat, um sich den Ruf der BMW-Modellpalette nicht zu ruinieren. Deshalb halte ich den Vergleich zwischen 2CV und diesem Mini für unpassend. 30PS für 600kg wie bei der Ente sind für ein Stadtauto wirklich akzeptabel, aber mehr auch nicht. Ein Elektroauto mit diesen Eckdaten dürfte durch die verwendeten Materialien ziemlich teuer werden, Eingeständnisse in Sachen Sicherheit nehmen der großen Hersteller kaum in Kauf. Die Kunden nähmen den Mangel an Komfort kaum in Kauf. Das klingt insgesamt nicht gerade nach einem Gewinnerauto.
Absolut. Schon im Interesse der Umwelt. In vielen GroÃstädten der Welt kommt man wegen der Staus sowieso nicht schnell voran. Da geht es mit dem Fahrrad meist schneller.
Prinzipiell hast du recht, 30 PS würden ausreichen.
Elektrofahrzeuge sind aber teuer. Wer kauft schon einen Wagen um 25.000€ und mehr, wenn er dann 120km/h Spitze fahren kann.
Elektroautos werden sich meiner Meinung nach ohnehin nicht durchsetzen, die Batterien sind nach wie vor zu kurzlebig, zu schwer und zu teuer.
Wir haben mal aus Lust und Laune an einem Pressluftauto gebastelt auf Basis einen 1990er Ford Escort Kombi. Das war billig, in 2 Minuten geladen (mit einem schweren Industriekompressor) und federleicht. Anstelle des Motors haben wir 6 Lamellenläufer eingebaut, die für ordentlich Schub sorgten. Die Reichweite war mit 350 km nicht allzu groà aber akzeptabel. Der groÃe Vorteil, der Wagen wird leichter, die komprimierte Luft kostet nichts (auÃer die einmaligen Kosten für die 350 bar Druckluftflaschen) und das Ganze ist auch bei einem Unfall ungefährlich.
Du wirst dich nun fragen, warum wir den Wagen nie zur Serienreife gebracht haben. Die Gründe waren: 1. Wir zahlten alles aus eigener Tasche, also begrenztes Budget 2. der "Kopfschmerzfaktor" (Die Motoren liefen mit hoher Drehzahl, d.h. sie begannen zu surren -> klang in etwa wie ein 300PS Zahnarztbohrer oder wie ein Mega - Schwarm von Stechmücken)
Allerdings hat nun eine kleine Firma diese Idee wieder aufgegriffen. Mal sehen, ob sie das akustische Problem lösen können.
Ersteinmal, hervorragender Beitrag von Doisujin75 !
Zweitens, du hast recht 30PS sind vermutlich viel zu viel, fuers Fortbewegen im Alltagverkehr. --
Noch ein paar weitere Worte zur Klaerung: Die Fahrleistungen eines Elektroautos haben fast GAR NICHTS mit der Groesse des Motors zu tun (in diesem Fall 150kW). Die Limitierung der Fahrzeug - Fahrleistung kommt primaer nicht vom Motor, sondern von der Batterie.
Was viele nicht "wissen", aus einem winzigen Benzintank mit z.B. nur 5 Litern kann man einen 200PS Motor (oder groesser) zur vollen Leistung bringen. Natuerlich nur fuer eine begrenzte Zeit. Ein kleine Batterie jedoch, kann NICHT --und wenn auch nur fuer kurze Zeit-- eine beliebig grosse Leistung abgeben. Denke etwa an 20 Stueck AA/ Mignon-Zellen, die wuerden kein Auto bewegen. (Grund, die Spannung bricht sofort zusammen, wenn ich einen dicken Elektromotor dranhaenge.)
Die Reichweite eines Elektroautos ist ebenfalls eine Frage der Groesse der Batterie. Fuer beispielsweise 200km Reichweite wiegen alleine die Batterien fast soviel wie das gesamte vergleichbare Benzinauto mit Passagieren.
Das ist das Kreuz des Elekroautokonstrukteurs: Viele "PS" und eine genuegende "Reichweite" gibt es nur aus einer dicken Batterie heraus, und die WIEGT eine Menge, kostet entsetzlich viel und braucht zudem auch noch VIEL Platz.
Nun, speziell zu deinem Mini: Eine genuegend grosse "Batterie", die genug Leistung und Reichweite abgibt, kostet (nur so mein Verdacht) beim Mini Euro 5,000.-. Das Batterie - Gewicht macht den Elektro-Mini zudem im Vergleich zum Benziner sehr "lahm".
Zusammenfassung, beim Mini musste die Batterie aus den oben genannten Gruenden so gross sein, dass sogar die zwei Ruecksitze "hopps' gingen.
Du brauchst eine bestimmte Kraft um eine bestimmte Masse mit einer gewünschten Geschwindigkeit zu erbringen; mehr Kraft für die Beschleunigung und einen Teil zum Erhalt. Die benötigte PS- oder kWh-Zahl ist also die die gleiche bei gleichen Anforderungen. mfG gw38