Warum hat Alice Schwarzer bei den meisten Männern einen derart schlechten Ruf?
In den letzten Tagen habe ich hier mehrere abwertende Bemerkungen über sie gelesen. Und ich kann mir nur denken, daß diese Jungs nie etwas von ihr gelesen haben, sondern nur ÜBER sie. Offenbar haben Männer unter 50 keine Ahnung, was diese Frau für uns geleistet hat.
2008-10-28T12:29:50Z
Für die, die lediglich ihren Namen kennen: http://de.wikipedia.org/wiki/Alice_Schwarzer http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,513846,00.html
2008-10-28T15:59:56Z
Erschreckend die vielen Daumen runter. Kommen natürlich nicht von mir.
captain_haddok_de2008-10-28T14:54:47Z
Beste Antwort
Alice Schwarzer, die Gallionsfigur des deutschen Feminismus, ist sicherlich beachtlich, doch durchaus kritisierbar. Doch bevor ich hier falsch verstanden werde, mache ich meine Rede doch erstmal am Beitrag von @tommes aus:
Was sie für "uns" geleistet hat? Mit Sicherheit, lässt sich konstatieren, dass Schwarzer das Problem der strukturellen Unterdrückung von Frauen (einfaches Beispiel: Frauen verdienen in Ingenieurs-Berufen immer noch weniger als Männer) "salonfähig" gemacht hat. Sie hat diese Ungerechtigkeit in den Fokus immer wieder in die Öffentlichkeit gerückt. Und das ist ja richtig so!
Dummerweise war das kapitalistische System auf die Hausfrauen-Rolle ausgerichtet. Die "Frau am Herd" ist halt keine "uralte" Sache, sondern eine Erfindung der Industrialisierung. Im zuvor vorherschenden "Haus" war die Frau (wirtschaftlich, im Sinne der Wertschöpfung) gleichwertig. Schwarzer ist aber keineswegs rückschrittlich. Für das Versagen eines wirtschaftlichen Systems (das auf Frauen-Heim-Arbeit gebaut war) kann auch Schwarzer nichts. Der weibliche Ruf nach (wirtschaftlicher) Selbstbestimmung, sollte doch inzwischen "selbstrverständlich" sein. Ist er aber nicht. Kurzum: Schwarzer hat erreicht, dass dieses Thema immer wieder Teil der öffentlichen Meinung war/ist.
Prinzipiell: Der Feminismus hat auch den Männern die Möglichkeit eröffnet, ihr Geschlechterbild zu hinterfragen. Dabei verweise ich auf die Arbeiten von Robert Conell.
Andererseits: "Moderne" Männer fühlen sich wohl zurecht angegriffen, wenn sie Helga Bilden (Feministin) lesen: "Die Unterdrückung der Frau, manifestiert sich in den Urinier-Praktiken der Männer". Wer daneben pisst, der wischt es halt auf! Oder will einer eine Meneschenrechtsklage vorbringen, weil Frauen niemals "daneben" machen?! Denkt mal drüber nach! Einige Männer haben das "Verursacherprinzip" längst erkannt. Niemand sollte hinter dem anderen "herwischen" müssen.
>>Captain Haddok denkt, dass sich der Geschlechterunterschied halt niemals "rausdichten" lässt.... denn dann käme die Welt zum Stillstand....
Die Schwarzer hat nicht wegen ihrer eigenen Taten einen schlechten Ruf, weil sie hat durchaus etwas wichtiges für die Menschenrechte von Frauen getan, sondern wegen den ollen Zippen, die sich Feministinnen nennen, aber im Grunde nur die neuen Männer werden wollen. Und manche geben der unschuldigen A. Schwarzer, die eigentlich nur mehr Rechte für die Frauen wollte, jetzt die Schuld für diese unrasierten Frauen, die im stehen pinkeln und sich am liebsten einen Pipi ankleben wollen.
nun bin ich zwar kein Mann, aber habe dennoch was dazu zu sagen ;-)
Und zwar: Ich würde nie einen Mann bedienen nur weil er ein Mann ist, habe noch nie eingesehen warum ein Mann nicht selbst seine Wäsche waschen, bügeln, kochen, aufräumen und putzen kann usw - und ich habe eine Menge von Frau Schwarzer gelesen... und finde es zwar bemerkenswert was sie und ihre Mitstreiterinnen geschafft haben - Hut ab! - aber: Ich kann nicht sagen, dass ich sie deshalb bewunderswert finde.
Weil sie dann doch wieder in vieler Hinsicht... Dinge von sich gibt, die ich absonderlich finde (und ja, ich habe mich damit intensiv beschäftigt, gerade weil ich mich doch durchaus als emanzipierte Frau verstehe) - weil sie bestimmte Meinungen vertritt die meines Erachtens einfach *falsch* sind.
Ich denke, das geht vielen Menschen so - ich finde sie ehrlich gesagt hochgradig seltsam, männerfeindlich (ja, es gibt auch so was wie Männerfeindlichkeit und ich finde, sie versteckt das zwar meistens ganz gut - aber lässt es dann doch wieder zwischen den Zeilen hervorblinzeln) und in gewissen Dingen völlig voreingenommen. Nur ein winziges Beispiel für etwas, das ich nicht gutheiÃe, ist ihre PorNo-Kampagnie, die ich absolut nicht unterstützen kann.
Ich glaube aber, man muss kein Mann sein, um Alice Schwarzer durchaus kritisch zu sehen... egal wieviel sie geleistet hat, und egal wie emanzipiert man selbst ist ;-)
Ich finde, sie ist eine Extremistin und ich glaube, manchmal braucht es sogar Extremisten um etwas zu verändern. Nur: Extremisten haben immer auch ihre Nachteile, egal wieviel sie mit ihren extremistischen Ansichten zum Guten gewendet haben...
Und Menschen mit extremen Ansichten sind selten Sympathieträger ... Schwarzer eckt halt an - was manchmal nötig ist. Sie tut es meines Erachtens aber auch, wenn es nicht nötig ist...
Man kann nicht erwarten, dass man deshalb alles toll findet, was sie da - und das meistens auch noch so extrem - vertritt...
Daher: Man kann ja ihre Leistungen anerkennen - und sie durchaus als unsympathisch empfinden und glauben, dass sie oft auch Blödsinn redet/vertritt ;-) Das ist kein Widerspruch
Lieben GruÃ
Angelina
die glaubt, dass A. Schwarzer ein wenig allzu sehr "Galleonsfigur" ist - dahinter gehen dann die vielen anderen Frauen (und auch Männer!) doch wieder unter, die ebenfalls für die Gleichberechtigung gestritten haben und streiten.
Dass wir Männer vor intelligenten Frauen, zu denen sicher auch "Emma" Schwätzer äh Schwarzer gehört, hat der Kabarettist Rolf Miller in Ottis Schlachthof vom 24.10.08 so widerlegt:
Ich mag intelligente Frauen und ich liebe starke Frauen, die ihre Intelligenz für sich behalten.
Soweit die humorvolle Antwort.
Unbestritten bleibt jedoch ihr Engagement für alleinerziehende Mütter und Frauen, die irgendwelcher Gewalt ausgesetzt waren.