Überwiegt am Ende die Trauer?

Um die Trauer wird immer ein rieses Bahei gemacht, Depressionen, Ängste usw.Aber wie ist das mit der Freude?Kann die nicht auch mal so überwiegen?Ich erlebe in letzter Zeit die Trauer ziemlich heftig.Das Lachen wird so nebensächlich...Ist es wirklich so, dass man die Freude nicht so fühlt wie die Trauer?

lg
catdog


P.S.:Ich will nicht sagen, ich sei irgendwie selber furchtbar traurig, bin auch nicht auf Mitleid oder Trost aus, sondern suche nur eine Antwort auf meine Frage - die kaum im Zusammenhang mit mir selber steht.

Anonym2008-10-06T12:13:27Z

Beste Antwort

Liebste Kitty,

doch, auf Dauer überwiegt die Freude! Du hast Recht, wenn du sagst, um die Trauer wird ein Bahai gemacht. Ich würde es so ausdrücken, die Trauer wird geradezu überbewertet!

Es liegt an dir selbst, ob du dieses Spielchen mitmachen willst oder nicht.

Manchmal stoßen einem schreckliche Dinge zu, das ist wahr. Oder man beobachtet bei anderen dramatische Entwicklungen und man meint, der Schmerz würde einen buchstäblich auffressen.

Es ist richtig und gut, sich der Trauer eine zeitlang hinzugeben. Denn Trauer hilft beim Verarbeiten, Schmerz formt und heilt!

Aber man sollte schaffen, über allem Unglück das Glück nicht zu vergessen. Immer zu wissen, dass die Sonne da ist. Sogar in der tiefsten Nacht wissen wir, dass sie am nächsten Morgen wieder aufgehn wird. Aber wir müssen selbst ins Licht treten, in diese Sonne, die uns wärmt und wachsen lässt, auch wenn sie sich manchmal hinter Tränenwolken zu verstecken scheint. Sie ist trotzdem da!

Und es ist zutiefst menschlich, glücklich sein zu wollen. Der trauerumflorte Blick ist grade in Zeiten in denen Gothics und Emos die Jugendkultur prägen, sehr modern.

Wir hatten es da leichter. Wir Punks mit bunten Iros haben zwar gekämpft und gestritten, aber wir waren auch eine fröhliche Bewegung, trotz aller Gewalttätigkeit.

Oder geh noch eine Generation zurück, sieh die Blumenkinder an, du kennst ja ein echtes :-) So wie ich im Herzen immer Punk sein werde, bleibt sie wohl Zeit ihres Lebens ein Hippie trotz der bürgerlichen Maske. Du kannst viel von ihr lernen!

Das Weh zugunsten der Lebenslust beiseite schieben zu wollen, ist der einzige Weg raus aus der Misere. Dazu gibts ein Gedicht von Friedrich Nietzsche. Es wird ohnehin Zeit, dass du ihn kennen lernst:

O Mensch! Gib acht!
Was spricht, die tiefe Mitternacht?

"Ich schlief, ich schlief,
Aus tiefem Traum bin ich erwacht:
Die Welt ist tief,
Und tiefer als der Tag gedacht.
Tief ist ihr Weh,
Lust - tiefer noch als Herzeleid:
Weh spricht: Vergeh!
Doch alle Lust will Ewigkeit,
Will tiefe, tiefe Ewigkeit!"

Diesen Philosophen darfst du dir besorgen, von dem anderen lässt du noch die Finger ;-)

Kitty, ich weiß, dass die Antwort, die du dir erhofft hast nicht dabei war. Das ist möglicherweise enttäuschend für dich, wahrscheinlich spornt es sogar deinen Ehrgeiz an. Aber egal wie: Die Antworten die du suchst wirst du nicht von dieser Seite bekommen. Die Antwort ist in dir. Du musst sie nur extrahieren… *verstehen sie* :-)

Wnmacxdihdgdluawg!!! Vergiss das nie!

Ganz liebe Grüße, Mia

Rive Gauche2008-10-04T16:14:51Z

Jaques Brel, belgischer Chanssonier (auch Tod), besang das in seinem Lied : Le Moribond! darin heißt es übersetzt: Ich will Gesang will Spiel und Tanz, will das man sich wie doll Vergnügt ich will Gesang will Spiel und Tanz, wenn man mich unter den Rasen pflügt.
Adaptiert in den 70er Jahren , von wem? Wurde es ins englische: My little Shell! adaptiert.
Es sind nicht die Gestorbenen die Trauern, es sind die Lebenden, Trauer ist aber nicht vom weinen oder wehklagen abhängig, jeder trauert anders!

mr.habla2008-10-04T12:22:43Z

Trauer ist glaube ich ein viel intensiveres Gefühl als Freude, da sie oft mit sehr betreffenden Dingen zusammenhängt.

Alhambra2008-10-04T05:52:54Z

Liebe Catdog,


die Freude ist ein Moment, der das Gefühl von Glück vermittelt, die einem für kurze Zeit ein Hochgefühl erleben lässt.

Trauer - über den Verlust geht tief, sie zehrt und frisst an dir, manchmal stirbt ein Stück von dir selbst mit, ja ohne Zweifel am Ende ist die Trauer das stärkere, dass intensivere Gefühl und sie kehrt immer wieder, denn die Erinnerungen rufen dieses Gefühl immer wieder mit ab.

Freude- z.B. über ein neues Kleid , kann ich immer erleben, diese Freude ist nur von kurzer Dauer.
Trauer über die Erkenntnis, dass etwas/jemand nie mehr - unwiederbringlich -bei dir sein wird, ist dauerhaft.

Di☼

nerone2008-10-03T14:10:19Z

Das hängt wohl davon ab, wie jemand gestrickt ist: Manche freuen sich permanent und krampfhaft über jeden Quatsch - das sind die eingefuchsten "Positiv-Denker". Und ich vermute mal, da ist eine Riesenportion Verdrängung dabei.
Dann gibt es eben Melancholiker - das muss nicht trostlos sein. Leise Melancholie - jetzt im Herbst - dazu die passende Musik ist nicht morbid. Ich finde, das passt jetzt.
Und dann gibt es Menschen zwischen: drin die freuen sich, sind traurig, freuen sich wieder. Aber je nach Stimmung, erinnert man sich wohl eher an die Trauer.
Und es gibt die Himmelhoch-Jachzer und Zutode-Betrübten - in einer Person, immer abwechselnd. Das ist sehr anstrengend - für ihre Umwelt - und prekär nahe bei manisch-depressiv.
Traurig, ein wenig verstimmt, ein wenig depressiv zu sein (mit Betonung auf "ein wenig") ist normal - deswegen muss man noch lange nicht sofort zu Stimmungsaufhellern (Fröhlichkeit aus der Blisterpackung) oder zur Flasche greifen.
Alle Menschen sind Stimmungen unterworfen. Keiner ist gezwungen dauer-fröhlich und blöd grinsend durch die Welt zu hüpfen - auch wenn man oft Gefühl hat, der Zeitgeist erfordere exakt dies.
Manchmal hab ich das Gefühl, eine Hälfte der Bevölkerung schlucke die Heiterkeit aus der Pillendose und sei ständig "positiv" und biergartenfrühlich und der Rest sei dauerhaft miesepetrig, muffig und giftig - was nun gar nichts mit Trauer oder Melancholie zu tun hat, das sind schlicht Choleriker - die brauchen täglich ihre Portion Ärger, sonst sind sie nicht glücklich.
Vielleicht ist es so: Trauer empfindet man akut - und man geht darin auf. Es ist ein starkes Gefühl, das man gut erinnert. Freude - wenn man nicht gerade laut losjubelt - wir offenbar als rascher vergänglich erlebt als Trauer und man vergisst sie wohl schneller. Aber eben: Das hängt von den einzelnen Charakteren ab, jede/r ist anders.

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