Deutsche Großunternehmen streichen massenhaft Stellen?

Trotz Rekordgewinnen streichen deutsche Großunternehmen massenhaft Stellen: Der Autobauer BMW kündigte z.B. den Abbau von weltweit 8100 Jobs an. Siemens will 3000 Stellen kürzen und Henkel teilte mit, er erwäge die Streichung von 3000 Arbeitsplätzen!
Was haltet ihr von solchem Verhalten und müssten wir als Konsumenten nicht auf sowas reagieren!!!
gruß anni

2008-02-27T13:48:08Z

@danke für eure bis jetzt sehr guten und direkten Antworten, ich kann dazu nur sagen diese Sache stinkt langsam genn Himmel und verlangt nach Reaktion!!

emibrd2008-03-01T08:24:14Z

Beste Antwort

Wettbewerb und Globalisierung sind die Schlagwörter.

1. Es besteht faktisch nur noch der Wettbewerb darin, wer macht die höchsten Gewinne. Ich nehme von dieser Aussage allerdings bewusst und deutlich kleine und mittelständische Unternehmen aus. Dort "herrscht" in der Regel noch ein persönlicher Inhaber der seinen Mitarbeitern täglich in die Augen sehen muss. Neue Arbeitsplätze werden daher fast nur noch in solchen Betrieben geschaffen.

2. Ein Problem ist, im sozialen Bereich ist der Wettbewerb seit 1990 völlig entfallen. Solange noch ein anderes System, das sozialistische Wirtschaftssystem, bestanden hat musste der "Kapitalismus" im Wettbewerb beweisen dass sein System das effektivere und sozialere ist. Andernfalls hätte die Gefahr bestanden dass in diesen Ländern der sozialen Marktwirtschaft ebenfalls der Zustrom/Volksmeinung mehr zu sozialistischen Systemen tendiert hätte. Nach dem Wegfall des Wettbewerbs der Systeme zeigt das "kapitalistische marktwirtschaftliche System" exakt das Gesicht das ihm vom Marxismus vorgehalten worden ist.

3. In Großunternehmen bestimmen nur noch angestellte Manager das Geschehen. Diese haften nicht mit Ihrem persönlichen Vermögen. Geht es gut, werden über überzogene Vorstandsgehälter maximale Einkommen bezogen. Geht es nicht gut werden exorbitante Abfindungen für Fehlleistungen bezahlt. Die Beschäftigten in solchen Unternehmen sind, aufgrund der Größenordnung, anonym und daher unpersönlich und auswechselbar. Auch die Aufsichtsräte und Aktionäre im Hintergrund sind anonym, gesichtslos und nicht persönlich zur Verantwortung zu ziehen.

4. Aufgrund der genannten Veränderungen existiert nur noch purer Egoismus und unsoziales Verhalten. Als Begründung wird die Globalisierung genannt, welche jedoch nur darin besteht, Sozialstandards abzubauen und die arbeitende Bevölkerung aller Länder gegeneinander auszuspielen. Nationale Regierungen und Politiker sind teilweise machtlos, teilweise unfähig und teilweise korrupt. Letztere Behauptung beweist das indem solche Personen zu Unternehmen wechseln welche in ihrer politischen Arbeit an Gesetzen mitgearbeitet haben die zum Vorteil dieser Unternehmen gelangt haben. (Siehe Energieunternehmen, Steuersenkungen für Kapitalunternehmen und so weiter)

5. Leider, Annie, können Konsumenten hierauf kaum noch reagieren. Die Verflechtung der Unternehmen mit diversen Tochterunternehmen ist bereits so weit fortgeschritten dass vom Konsumenten überhaupt nicht mehr erkannt werden kann welches Produkt/Firma zu welchem Unternehmen gehört. Ein kleines Beispiel hierzu ist die Unternehmerfamilie Wallenberg (Schweden) Denen gehören die Unternehmen: AB, SKF, Astra Zeneca, ABB, Atlas Copco, Contex, Ericsson, Electrolux, Husqvarna, IBX, SAS Scandinavian Airlines, Scania, SEB. Töchter von Electrolux sind aber auch wieder: AEG, Zanker, Zanussi, Juno etc. Ein Boykott der Konsumenten all diese Produkte ist kaum noch möglich. Solche Verflechtungen treffen nahezu auf alle deutschen und ausländischen / internationalen Großunternehmen zu. So gehören zum Beispiel 80% aller regionalen Öl/Gas/Kohlehändler bereits den Energieriesen welche diese Tochterfirmen unter ihren "alten privaten Firmenbezeichnungen" weiterbetreiben. Natürlich trifft ähnliches auch auf Henkel, Siemens und nicht zuletzt auch auf Nokia etc. zu. Alle diese Firmen handeln ähnlich, nämlich mit Arbeitsplatzverlagerungen, Lohndumping, Abbau sozialer Standards usw.. Wie viele, und welche Produkte bleiben noch für einen Konsumentenboykott übrig?

6. Das Schlimme daran ist, dass aufgrund gesunkener Einkommen, (in den letzten 10 Jahren 20 % Kaufkraftminderung) höhere Belastungen der normale Konsument möglichst billige Produkt sucht, damit er überhaupt noch mit seinem Einkommen auskommt. Dies fördert wiederum zusätzlich den Abbau von Arbeitsplätzen und deren Verlagerung, weil angeblich nicht kostengünstig produziert werden kann, aber trotzdem die Gewinne maximiert werden müssen. Gleichzeitig können aufgrund der Konzentration der Unternehmen deren marktbeherrschende Stellungen ausgenutzt werden und sogar noch Preiserhöhungen, zur Gewinnmaximierung, realisiert werden.

6. Insbesonders den Deutschen wird seit 1990 ständig eingeredet dass Lohnverzicht, Reduzierung der Renten, Abbau von Sozialleistungen, verschleudern und verramschen von Staatsbesitz (Bahn, Post, Energieversorger etc.) sowie Privatisierung öffentlicher Dienstleistungen (Krankenhäuser, Müllabfuhr und so weiter) im Rahmen einer neoliberalen Wirtschaftsordnung das alleinige Heilmittel sei. Tatsächlich hat dies weder zu Preisreduzierungen noch zu verbesserten Serviceleistungen geführt. Lediglich die Arbeitsplätze sind wegrationalisiert worden, die Einkommen der Beschäftigten gekürzt. Effekt war dass die Preise weiter gestiegen sind (Beispiel Energie) während gleichzeitig sich die Gewinne explosionsartig erhöht haben. Die Schere zwischen Arm und Reich hat sich weiter verbreitert.

7. Einen Konsumentenboykott bewirkt also so gut wie nichts. Es gibt nur zwei Wege hier etwas zu ändern. Bei Lebensmitteln sollten regionale Erzeuger bevorzugt werden. Soweit es handwerkliche Leistungen betrifft sollte das regionale Handwerk bevorzugt werden. Z. B. ATU, eine bundesweit vertretene Werkstattkette, sowie Autobahnraststätten, Filialkette Nordsee etc. gehören längst schon ebenfalls einem ausländischen Investor - einzuordnen unter so genannten Heuschrecken -.
Die letztlich wirksamste Methode ist bei Wahlen entsprechend sozialen Parteien die Stimme zu geben. Nur auf diesem Wege lässt sich eine Veränderung bewirken. Gleichzeitig müssen internationale Organisationen wie Attac gestärkt werden um auch in andern Ländern die Verhaltensweisen dortigen Regierenden zu beeinflussen. Nenne dies ruhig eine sozialistische Internationale.

Zukunftsperspektiven
Wenn diese Entwicklung nicht durch Wahlverhalten der Bürger, weltweit geändert wird, wird es wohl so kommen wie es in Horrorszenarien von Sciencefictionfilmen dargestellt wird:
- wenige Unternehmen beherrschen die Welt
- kaufen sich ihre Regierungen
- nehmen öffentliche Aufgaben wahr.

Letzteres ist bereits in Ansätzen, oder schon fortgeschritten, Wirklichkeit:
Privatisierung von Gefängnissen,
Privatisierung polizeilicher Aufgaben,
Privatisierung militärischer Einrichtungen,
Privatisierung kommunaler Verwaltungen.

Quovadis2008-02-27T22:16:45Z

Es geht schon lange nicht mehr um die Menschen. Das Schlagwort heißt nur noch Gewinnmaximierung. Immerhin müssen die Manager doch ihre sehr hohen und überzogenen Gehälter ( vielleicht darf es ja auch noch etwas mehr sein ) absichern.
Die Bundesregierung sollte nach einer Möglichkeit suchen, die es den Unternehmen erschwert ins Ausland zu gehen.
Die Firmen die ins Ausland gehen könnten zB. auch dazu verpflichtet werden, für die Arbeiter, diese hier zurücklassen, das Arbeitslosengeld zu zahlen, wenn nicht alles aber zumindest einen Teil davon.

Anonym2008-02-27T21:03:56Z

schweinerei . reine profitgier . ......................................................es lebe NESARA

fretrunner2008-02-27T20:44:00Z

Ja, die Frage ist wirklich, was ist der Sinn eines Unternehmens. Der Aktionär wird sagen: Soviel Gewinn wie möglich abwerfen - aber Gewinn etsteht nur durch Nachfrage, und sie ist nicht unendlich.
Man kann nur hoffen, das zum Beispiel die Empörung über die Strategie von Nokia zu schmerzhaften Umsatzeinbußen führt, mit denen auch die Geschäftsführer nicht gerechnet haben. Sowas könnte dann als abschreckendes Beispiel dienen.
Nicht schlecht wäre auch so etwas wie ein "Gütesiegel" für verantwortungsvolle Unternehmen. Hier würde dem Verbraucher eine Menge Macht an die Hand gegeben, und so mancher Konzern würde sich dreimal überlegen ob er scharenweise ehemals "wertvolle Mitarbeiter" auf den Arbeitsmarkt entsorgt.

Ich bin selber in einem größen Maschinenbauunternehmen beschäftigt. Dort sollten noch bis Ende 2006 Produktionsstandorte nach Osteuropa verlegt werden. Dies konnte zum Teil durch massive Protestbewegungen und Betriebsrat abgewendet werden, sicher aber auch weil die Qualität dort einfach nicht sichergestellt werden konnte bzw. logistisch zu aufwändig wäre.

Anonym2008-02-27T20:32:07Z

Gruss aus Thailand,- hier in meiner Nachbarschaft in Rayong
(Südostthailand) betreibt BMW ein grosses Werk.
Die Thais freut es, die Globalisierung ist hier angekommen.
Und Deutschland blutet wirtschaftlich aus.

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