Stellt euch Folgendes vor: Eines Tages kommt ein Fremder des Wegs, schaut sich das ganze Drama eine Weile an und stellt schließlich fest:"Jungs und Mädels, es ist ja alles ganz nett, wie ihr so für euren Glauben, eure Überzeugungen eintretet, aber leider, leider...es ist alles ganz anders." Er begründet und belegt uns das, uns bleibt nur ein dummes und ratloses Gesicht. Was werden wir dann tun, wie damit umgehen und wie werden die üblichen Inhaber einer absoluten Wahrheit damit zurechtkommen?
Anonym2007-12-30T10:55:16Z
Beste Antwort
Diese Frage habe ich mir auch schon oft gestellt. Ich glaube, die "Inhaber einer absoluten Wahrheit" würden noch mehr als je zuvor an dieser festhalten. Die Anderen denken zumindest mal drüber nach, und töten dann den "Fremden".
Das muss ich mir nicht vorstellen, ich durfte schon Erfahrungen sammeln, wie sowas ist. (nee, ich bins NICHT) All unser Glauben und unsere Ãberzeugungen sind schlichtweg nichts gegen Wissen, was aus eigener Erfahrung kommt. Aber alleine diesen Versuch zu wagen, das angelernte und anerzogene Weltbild über Kopf zu werfen und etwas auszuprobieren, was SO vorher noch niemand gemacht hat, erscheint den meisten so unvorstellbar und suspekt, daà sie diesen Versuch erst gar nicht in Erwägung ziehen. Und genau aus diesem Grunde, nämlich diesem "nicht für möglich halten können" hat es der Inhaber der absoluten Wahrheit so unglaublich schwer. Mensch bringt ungeheuer viel Energie auf, um etwas nicht zu verlieren, aber verflixt wenig, Neues auszuprobieren und auf seine Tauglichkeit zu testen. Ein dummes, ratloses Gesicht is somit nix schlimmes, sondern zeigt lediglich, daà man`s vorher nicht beser wuÃte und schon an diesem Punkt setzt der Vorwurf an einen selber ein, dasses halt so war. Daà dies aber gar keinen Vorwurf begründet, sondern vielmehr Freude über eine gewonnene Erkenntnis, das sehen in dem Moment die Wenigsten. Und diese ist nur ein Punkt von vielen. Weiteres hat Andreana schon beantwortet und da kann ich ihr einfach nur aus tiefstem Herzen zustimmen.
Jeder Mensch sieht aus seinen eigenen Augen und käme erstmal garnicht auf die Idee, dass der/die Fremde der Wahrheit auf den wahren Grund gekommen ist, sondern seine Aussagen wie die eigenen als 'Meinung' ansehen.
Der/die Fremde wäre also erst einmal damit beschäftigt, die Zuhörer von der Möglichkeit zu überzeugen, dass er/sie wisse, wovon er/sie redet. NUR von dieser Möglichkeit zu überzeugen - nicht mehr! Das ist superwichtig! Alles andere ist erfahrbar. Für jeden. Es ist nicht Sache des Verstandes, sondern des ganzen Menschen einschlieÃlich Gefühl und Geist. Und vor allem Erfahrungssache. Und deswegen muss ein Mensch, der auf dem Weg zur Wahrheit ist, diesen Weg auch selbst erleben - selbst erfahren, was der Weg der Wahrheit mit ihm in ihm macht.
AuÃerdem ist wichtig, inwieweit der/die Fremde 'den Irrtum der anderen' selbst gelebt hat und somit befähigt ist, sich in sie hinein zu fühlen. Denn aus der Sicht des Wissens erscheint alles ungeheuer einfach und logisch und klar erkennbar. Da ist es nicht leicht, zu begreifen, wieso das nicht jeder versteht. Dafür muss man einfach die Erfahrung gelebt haben, wie es ist, das aus einer total verdrehten Sicht zu betrachten.
Und deswegen ist das eine Frage der Zeit, denn der/die Fremde und die Zuhörer müssen sich erst aufeinander zu ent-wickeln. Und es ist für jeden Zuhörer vollkommen individuell, wie lange er braucht, die Möglichkeit zu wahr-zu-nehmen, dass der/die Fremde das wahre Wesen des Seins erkannt hat. Und das hängt (auch) damit zusammen, inwieweit der/die Fremde der eigenen Vorstellung dessen übereinstimmt, dem man dieses Wissen zutraut. Und die hängt damit zusammen, wen man mit 'Weisheit' verbindet. Ich schätze, dass die Vorstellung des Kenners der Wahrheit wird bei den meisten eine Mischung aus Dalai Lama, Einstein, Mahatma Ghandi, Laotse, Sokrates usw. sein, die eines älteren Mannes. Und das ist vollkommen normal.
Je mehr der/die Fremde diesem inneren Bild eines weisen Menschen ähnelt, umso eher wird ein Zuhörer die Möglichkeit sehn, dass der/die Fremde um das Wesen der Dinge weiÃ. Und je weniger der/die Fremde also diesem inneren Bild ähnelt, umso mehr wird ein Zuhörer einfach weiter davon ausgehen, dass der/die Fremde von seiner persönlichen Meinung redet. DANN kommts noch drauf an, wie fest jeder von der Richtigkeit-der-eigenen-Ãberzeugung-vom-Richtigen überzeugt ist und eben daran festhält.
Es ist eben wie alles andere eine Frage des Zeitpunktes und das für einen jeden - vollkommen individuell. Denn der/die Fremde würde ja zwangsläufig JEDEN damit konfrontieren, dass die eigene-Ãberzeugung-vom-Richtigen (also das komplette bisherige Weltbild) auf einem Irrtum beruht. Und das ist für keinen der Beteiligten eine leichte Ãbung.
Wirklichkeit und Wahrheit. Objekt und subjektive Widerspiegelung. Wenn das widergespiegelte Objekt dann selbst ein Subjekt ist, fängt die Sache an interessant zu werden. Wenn beide eine absolute Wahrheit besitzen, also ihr Bewusstsein objektiv mit der ganzen Wirklichkeit übereinstimmen soll, so müssen beide die gleiche Wahrheit besitzen, wenn nicht, dann ist die Wirklichkeit anders als die daraus hervorgegangene Wahrheit. Kommt noch ein dritter bis zig was weià wie vielter hinzu so wird die absolute Wahrheit immer löchriger. Da hilft nur Praxis. Man prüft den Pudding indem man ihn isst.
Mal sehen wer noch so alles uns ein Süppchen einbrockt. Aber vor dem Schaden klug sein ist zwar eine nette Annahme aber gelernt wird nur aus Fehlern. Darin wird unsere Wahrheit relativ Bestätigt wie relativ Vernichtet.
AuÃerdem hat die Omma immer schon gesagt: "Hör nich auf Fremde und geh nich mit ihnen mit, auch wense noch so schön reden".
Das Zauberwort heiÃt offener Geist. Viele Menschen nehmen ihr Leben so hin wie es ist und halten sich an dem Glauben fest, dass es so sein muss wie es sein muss. Da kommt es gar nicht in Frage, dass es anders sein kann. Wie von Dir beschrieben, werden dann viele Menschen groÃe Augen machen. Mit einem offenen Geist wird das nicht passieren. Man kann die neue Situation bewerten und sich anpassen ohne groÃe Probleme zu bekommen.
Es gibt nämlich Menschen, die bestimmte Geisteswissenschaften anzweifeln. Wer sagt denn, dass das stimmt, so wie es die Wissenschaftler berechnet haben? Dafür hat niemand Beweise, auÃer die Wissenschaftler, die meinen, es ist so wie sie es berechnet haben.