Ich habe an mir selbst beobachtet, dass Dinge fuer mich Wert haben, wenn ich selbst nicht in der lage bin, sie in der Weise herzustellen - das geht so weit, dass ich unbenutzte Papierservietten aus dem restaurant mitnehme und im Auto deponiere, "zum Oel-Nachschauen".
Meine Frau hingegen ertappe ich immer wieder beim freudigen Wegwurf von - in meinen Augen - einwandfreien Dingen, weil sie, wie sie sagt, "keinen Wert mehr" haben; vermutlich im Sinne von, "so wie das schon aussieht, kriegen wir dafuer eh nichts mehr".
;-)
Ich frage mich, was diese beiden Standpunkte jeweils aussagen, und ob es dazu noch Alternativen gibt. Wie ist das fuer Euch?
ruediger2007-10-02T17:39:46Z
Beste Antwort
Das kommt auf die Perspektive an.Wer aus seiner Lebenserfahrung verzichten gelernt hat,wird den Wert einer Sache höher einschätzen,als derjenige,der es nicht musste.Je höher der Verzicht Hunger-Entwicklungsländer,je mehr lernt man auch so genannte für uns einfache Dinge wie essen zu schätzen.Auch wer schwer sein Geld verdienen muß,wenig verdient,oder arm ist,wird sich zweimal überlegen,ob er der Wegwerfgesellschaft in seinem Handeln nacheifern will.Alternativen? Aber ja doch,ich versuche mein Kind so zu erziehen,daß ich ihm erkläre,daß unser Wohlstand nicht selbstverständlich ist,nicht alle Menschen Glück haben,oder für ihr Elend Verantwortung tragen.Als Erwachsener versuche ich,mich selbst zu erziehen,und mit offenen Augen durch das Leben zu gehen.Dann werde ich immer wieder ganz bescheiden,und fühle eine innere Dankbarkeit.Mein verstorbener Vater sagte immer Junge bleib mit beiden Beinen auf den Teppich.Deshalb kann ich auch einen Wert,in kleinen materiellen Sachen sehen,die für andere ganz groß sind.Gruss:Rüdiger
Also die Servietten aus dem Restaurant finde ich okay, nur was hast du für ein Auto wenn du den Ölstand so häufig kontrollieren musst. Werte sind ja relativ. Für uns hat Gold einen enormen Wert, bei den Inkas war das bloß irgendein Metall, und sie haben die Gier der Spanier danach nie verstanden. Wert ist immer nur im Auge des Betrachters zu sehen. Was du als einen bestimmten Wert ansiehst muss dem Nachbarn gar nichts bedeuten. Briefmarkensammler können dir da ein Lied von singen.
Der Wert eines Gegenstandes ist unabhängig vom Herstellungsprozess, des Materials, der Form, der Farbe, des Gewichts oder des Designs, sondern er ergibt aus der für dich gerade in diesem Augenblick vorhandenen Wichtigkeit. Beispiel : Das Vorhandensein von 43 ordinären Büroklammern in deiner linken Hosentasche, aus denen man eine Kette knüpfen und an einem Ende zu einem Haken biegen kann, mit der du deinen Hausschlüssel, der dir nach dem Kneipengang und dem Sturz auf die Strasse in den Gulli plumpste, wieder aus demselben herausfischen kannst, ist dir in diesem Moment sehr viel wichtiger (wertiger) als das tragen deiner Rolex am Handgelenk....lach*
Hallo Tahini (Chris), erstmal schöne Grüße nach Neuseeland!
Zu deiner Frage könnte ich noch viel mehr schreiben, denn es berührt mich in ähnlicher Form.
Viele Menschen erkennen heute den Wert von vielen Gegenständen nicht mehr, weil sie keinen Bezug zur Entwicklung und der Produktion mehr haben und ihr Vorstellungsvermögen sich nur auf die kurzweilige Nutzung bezieht. Das Assoziieren von Gegenständen im Gebrauch verschiedener Einsatzmöglichkeiten geht den meisten Menschen ab, weil sie es gelernt haben nur spezifisch Dinge einzusetzen. Wer handwerklich improvisieren muss, lernt dabei die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten von sogar artfremden Stoffen zu nutzen, damit eine Funktion wieder erstellt werden kann. Ein Monteur, der es dagegen nur gelernt hat vorgefertigte Teile ein- und auszubauen, wird nicht auf abwegige Ideen kommen, damit er sein Reparaturziel bei fehlendem Ersatzteil trotzdem erreichen kann, sondern brav die Ersatzteillieferung abwarten. Meine getroffenen Feststellungen aus meinem eigenen Umfeld bestätigen mir, dass zu viele wertvolle Gegenstände einfach zu leicht in der Mülltonne verschwinden, damit keine weitere Auseinandersetzung stattfinden muss und darf. Was ja nicht bedeuten muss, dass sich ein Mensch zum Messi entwickeln muss. Ein gutes Beispiel sind die Einwegessstäbchen beim Chinesen, ich nehme diese z.B. mit, denn ich habe mehrfache Verwendungen für diese. Mein Frauchen fragt mich immer, was ich damit noch anfangen will? Meine Antwort kurz und trocken: "Als Stopfen für eine nagellose Holzverbindung!" Ein ungläubiges Gesicht schaut mich dann nur an. Zum chinesisch Essen für zu Hause haben wir andere Essstäbchen, die wieder abwaschbar sind.
Holz ist z.B. ein sehr wertvoller Baustoff geworden und da ich sehr viel mit Holz arbeite, bewahre ich jede Leiste, Latte, Brett oder Kantholz auf zum Leidwesen meiner Familie, denn es muss ja vernünftig trocken untergebracht werden und dazu nutze ich die Hilfe meiner Lieben, aber immer wieder mit deren Mißmut gekoppelt. Wenn ich aber meiner Familie nachgebe und das Holz entsorge und dann erneut Holz kaufen fahre, erhalte ich die Antwort: "Mußt du schon wieder so viel Geld ausgeben!" Meine Antwort lautet dann: "Ihr wolltet ja das vorhandene Holz nicht mit aufstappeln!" Es wird erst dann der Wert erkannt, wenn es schwarz auf weiß Geld kostet und als für sich selbst als unwichtig betrachtet wird. Fazit: Oberflächlichkeit, Gedankenlosigkeit und Gleichgültigkeit sind die Freunde von Menschen, die keinen Wert in vielen Gegenständen nicht erkennen wollen oder können.
Dazu kann ich nur sagen, das interessiert mich wie die die letzte Wasserstandsmeldung.
Fiel mir zunächst als Scherz ein ist aber gar nicht so weit her geholt, das ist nämlich ein Sprichwort aus einer Region, wo es so gut wie nie Überschwemmungen gab. Was ist aber mit den Leuten die gerade heute in den Überfluteten Gebieten leben, vor kurzem gab es ja noch wesentlich extremere Beispiele. Oder was ist in den Wüstenregionen, wo die Wasserstandsmeldung besagt wie tief man graben muß um an das lebenswichtige Nass zu kommen.
Wasser ist das wichtigste Lebensmittel überhaupt, ist es aber im richtigen Maße da, macht sich keiner darüber einen Kopf.
Genau so verhält es sich mit allen anderen Wertvorstellungen.