Welchen Sinn hat es, aussterbende Sprachen am Leben zu halten?

Und noch eine kleine Ergänzung: Warum ist man so bedacht, aussterbende deutsche Worte zu konservieren?
Ich habe im Buchhandel, eine Wortsammlung entdeckt mit vielen alten ungenutzten Worten. Der Autor hatte wohl die Intention sie zu retten... aber warum? Warum Worte künstlich am Leben erhalten, wenn man sie eh nicht gebraucht?

2007-08-18T04:51:08Z

@ Alwin: Leider kenne ich den Titel des Buches nicht mehr

@ all: Es geht mir nicht darum, dass man alte Texte lesen kann, das erledigen Philologen, es geht mir darum ob man die tägliche Sprache in ihrem Fluss gebremst werden sollte. Verändert sich unsere Sprache so schnell, dass wir z.B. in 10 Jahren kein Harry Potter mehr lesen können? Werden uns Meisterwerke wie "Faust" bald völlig verschlossen bleiben - weil wir die Worte ganz einfach nicht mehr verstehen? Oder entwickelt sich die Sprache so weiter das wir alle nur noch Einheitssprache sprechen, in manchen Unternehmen ist Englisch nicht mehr wegzudenken...

Sören M2007-08-18T05:07:38Z

Beste Antwort

Hallo,
Der Sinn alte Sprachen oder Philosophien zu lernen kann darin liegen, die Errungenschaften alter Kulturen für uns zu nutzen und jene Arroganz gegen vergangene Epochen abzulegen, in der Annahme, die aktuelle Epoche sei stets die beste. Jede Zeitalter drückt in ihrer Geisteshaltung und Sprache verschiedene menschliche Facetten aus, welche es alle Wert sind zu achten und zu studieren. Der humanistische und wissenschaftliche Fortschritt der Menschheit könnte heute ein höheres Niveau aufweisen, wenn wir im Mittelalter eben nicht jene modernen Konzepte der römischen und griechischen Antike wie Gerechtigkeit, Demokratie und Vernunft achthundert Jahre lang unterdrückt hätten, in dem wir alte Texte und deren Sprache verneinten und nicht aus ihnen zu lernen bereit waren (obgleich das Christentum auch eine große Rolle spielte). Der erste Schritt in eine moderne Gesellschaft war die Renaissance, in der sich Gelehrte sehr darum bemühten jene antiken Sprachen und Inhalte wieder zubeleben, um aus der Vergangenheit zu lernen. Viele Ideen des Deutschen Idealismus inklusive der Aufklärung und der Französischen Revolution stammen aus der Antike, aus eben jener, in der die Menschen eine für uns aussterbende Sprache genutzt haben. Sprache ist der einzige Zugang zur unsren Vergangenheit, aus deren philosophischen Denken wir lernen müssen, um nicht jeden Fehler nochmal zu machen. Man stelle sich vor, niemand könne die Frakturschrift lesen, die im nationalsozialistischen Deutschland sich großer Beliebtheit erfreute, wie sollten dann die Menschen in einigen Jahrhunderten unsre Zeit verstehen und aus ihren Fehlern lernen, wenn es nicht die Sprache ist, die uns den Zugang zu diesem wertvollem Wissen ermöglicht.
mfg Sören

Anonym2007-08-19T10:48:49Z

Nicht alles ist "besser", nur weil es "neu" ist!

alemanet2007-08-18T12:27:18Z

Die Sprache ist eine der grössten Erungenschaften der menschlichen Evolution und machte die Verständigung weitestgehend erst möglich. Bei der enormen Vielvölkerschaft weltweit ergeben sich nicht zuletzt durch Sprachverwandschaften erstaunliche Parallelen. Wenn wir jetzt vernachlässigen und vergessen was über tausende Jahre entstanden ist, verlieren wir einen wichtigen Teil unserer Geschichte.
Es gibt Schriften und Sprachen auf der Welt, da rätseln die Wissenschaftler heute noch und versuchen sie wieder zu entschlüsseln um die darin enthaltenen Informationen zur Forschung zu nutzen.
Wer weiss, falls es uns so lange noch gibt, wer wird diese unsere Sprache in tausend Jahren noch verstehen, jeden Tag verändert sie sich ein bischen und einige Worte verlieren ihre Popularität und der nächste Schritt ist dann vergessen.

Anonym2007-08-18T12:07:18Z

Seit Lebzeiten macht sich der Mensch das leben selbst schwer, auch in der Sprache! Nur damit der Mensch nie auslernt!

Anonym2007-08-18T11:48:05Z

Welchen Sinn hat es aussterbende Tiere zu retten, welchen Sinn hat es ein Teil der alten Technik aufrecht zu halten? Wir sind die Nachkommen von all dem was vor unserer Zeit war. Manche beschäftigen sich halt gerne mit längst vergangener Zeit.

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