Anglizismen - Wieviel ist an der deutschen Sprache noch deutsch?
Heute Mittag fragte mich mein Onkel (70J), als er gerade im Konsumentenmagazin eines grossen Supermarktunternehmes rumstöberte, was denn das Wort "Food" bedeute. Er tippte mit dem Finger auf eine Bilderserie mit Tafelschokolade und darüber stand jedesmal "Fine Food". Das Doppel-O sprach er indes mit einem schönen runden O aus. Ich erklärte ihm, dass es sich dabei um den Englischen Begriff für Essen, Nahrung, Lebensmittel handle, und dass man in dieser Sprache das Doppel-O als als U ausspreche. Er schüttelte bedächtig den Kopf und bemerkte trocken: "Und warum kann man das nicht mehr auf Deutsch schreiben?" Die deutsche Sprache wird ja mittlerweile so richtig gespickt mit englischsprachigen Begriffen. Braucht wir das das wirklich, um uns verständlich auszudrücken? Tragen wir damit nicht allmählich unsere eigene Sprache zu Grabe?
paradox2006-11-17T10:18:14Z
Beste Antwort
Abgesehen, dass diese Denglischsprecher nerven und dabei so furchtbar provinziell sind, empfinde ich die Folgen für die deutsche Sprache und vor allem die Schriftsprache als schlimm. Sicher kommt dazu noch die Verunsicherung durch die Rechtschreibreform, mittlerweile kann kein Mensch mehr zusammengesetzte Wörter schreiben und das direkt aus dem Englischen übernommene Deppenapostroph ist schon beinahe Allgemeingut. Es ist sicher notwendig, dass man sich im weltweiten Umgang miteinander auf eine gemeinsame (Handels-)sprache einigen kann, man sollte aber darüberhinaus nicht die Unterschiedlichkeit der Völker und Regionen verwischen. Sprache ist ein Kulturgut, sie kennzeichnet ihre Verwender, und Feinheiten und Nuancen kann man eben nur in der eigenen Muttersprache ausdrücken, niemals so perfekt in einer Zweitsprache. Wobei es natürlich nicht ausbleibt, dass Elemente aus anderen Sprachen herüberwandern und auch eine Bereicherung darstellen. Um auf die Frage direkt zurückzukommen, ja, wenn wir nicht aufpassen, tragen wir unsere eigene Sprache zu Grabe, so schlimm wie zur Zeit, war es wohl noch nie. Eine kleine bezeichnende Anekdote am Rande, ich mache mir regelmäßig den Spaß, in den Restaurants einer großen Fastfoodkette (nein, die andere) auf deutsch eine Tüte Hühnerflügel ("(Chicken Wings") zu bestellen. Es ist anschließend immer sehr spannend zu erleben, wie überfordertes Thresenpersonal krampfhaft versucht herauszubekommen, was ich wohl meinen könnte, ohne es sich allzudeutlich anmerken zu lassen, schließlich eine Entscheidung trifft und mir dann etwas bringt. Manchmal sind es sogar Hühnerflügel. Ich möchte hier allerdings niemand beleidigen, das betrifft natürlich längst nicht alle dort.
leider ist das so, aber es ist nicht nur die amerikanisierung, die so schlimm ist, sondern die slangs die von den "obergeilen" möchtegern "gangstern" kommen. ;-)
Das wirklich schlimme ist ja, daß Anglizismen vor allem dann verwandt werden, wenn der Sprecher sich wichtiger machen will als er ist oder Inkompetenz verschleiern will. Unbedarfte Personen stehen dann mit offenem Mund da und denken "Wow, der ist ja super gebildet und total weit rumgekommen und kennt sich ja voll aus!", dabei war es meist nur eine Binsenweisheit, die schön in Pseudo-Englisch oder Managementdeutsch verpackt wurde. Ich hoffe, daß wir alle genau hinhören und solche "Wortvkünstler" entlarven!
Das tun wir. Und dabei finde ich deutsch wunderschön, keine Sprache - DIE ICH KENNE - ist so schön (Französisch ist zwar auch ganz nett aber weit zu umständlich)! Die Sprache vieler Dichter und Denker... von Goethe über Schiller bis zu Kant, Marx, Benz, Werner von Siemens usw... Anglizismen sind "cool", so habe ich das Gefühl. So nehme es - nach meinem Gefühl - die Mehrheit der Bevölkerung wahr. Natürlich hört sich das i-wie... nun ja "cooler" an!? Aber nicht schöner. Und die Anglizismen die man mangels deutschem Wort wirklich braucht - sind auf einige wenige begrenzt. Doch die Globalisierung wird uns noch mehr Englisch bringen. Einige namhafte deutsche Unternehmen überlegen als Betriebssprache Englisch einzuführen. Erstmal vielleicht in den Führungsetagen - aber das wird sich auch nach unten ausweiten!
Die Gebiete der heutigen Bundesrepublik waren wohl zu allen Zeiten zumindest Durchgangsstation von ganzen Völkerschaften oder auch "nur" von deren Heeren und seit einigen Generationen gibt es Wanderungen, die erst durch die Industrialisierung und dann durch Kriegsfolgen zustande gekommen sind. Alles das hat zu einer Zusammenballung von fremdsprachlichen Einflüssen geführt, von denen die neudeutschen Anglizismen nur die äußerste Spitze ausmachen. Wirken aber deswegen kaum weniger penetrant, als die witzlosen "lateinischen" Eingebungen einger humanistisch verbildeten, die ihr kleines Latinum gleich tagtäglich auf der Zunge tragen müssen und damit nerven....!