Warum ist es uns nicht möglich, den "Glauben" in verständliche Worte zu fassen?
Keiner hat das bisher geschafft...nicht mal Jesus. Und ich schaffe es nicht mal, die Frage hier in die Worte zu verpacken, dass jeder weiß, was ich meine.
Wird es immer ein "Ding der Unmöglichkeit" bleiben, das in treffende Worte zu fassen, was und wie man von "Gott hört"?
Das fängt schon bei dem Wörtchen "Wahrheit" an. Jeder meint zu wissen, was Wahrheit ist......und vor allem, was man mit der Wahrheit anfängt. Wie lange noch?
Anonym2006-09-01T07:16:47Z
Beste Antwort
Das ist alles ein Problem der Sprache. Machen wir mal ein (Gedanken-)Experiment: Denk dir ein Wort aus, das genau das meint was du sagen willst. Nennen wir das Wort Mu. (nur als Beispiel) Das klappt ganz prima, bis du anfängst mit jemanden über Mu zu reden. Dann weiss der garnicht was du meinst. Aber du versuchst im das zu erklären und machst ganz viele Worte, benutzt Metaphern, Gleichnisse, ... irgendwann wird sein Mu immer ähnlicher zu deinem Mu. So entsteht ein Wort. Jahre später triffst du jemand anders und der erzählt dir von Mu. Allerdings stellst du fest, der meint ein anderes Mu. Wer hat nun recht? So entstehen Missverständnisse. Das passiert prinzipiell sogar, wenn man über "triviale" Dinge redet, z.B. rot oder Baum. Ist das noch Baum oder schon Busch? (Ausnahme ist die Mathematik, da ist alles definiert, aber das geht quasi nur für uninteressante Dinge wie Zahlen, etc.)
Der Trick ist also das treffende Wort nicht zu suchen. Es gibt kein treffendes Wort. (Bis auf Mu, aber das nützt ja keinem. )
Wie schon gesagt wurde: Glauben heiÃt nicht wissen. Und deshalb ist auch jede Diskussion oder jedes noch so gute Buch für die Katz, wenns um Glauben geht. Entweder Du glaubst - oder nicht. Aber im Schützengraben gibt es bekanntlich keine Atheisten
Ich denke, du meinst den religiösen Glauben. Tatsache ist, dass wir Beschreibungen, Gefühle, Meinungen und Ãberzeugungen und auch unseren Glauben mittels unseres Verstandes in Worte fassen. Worte sind Sache des Verstandes. Tatsache ist auch, dass gerade unser Verstand eine Mauer darstellt, die uns von der Erfahrung tiefer Religiosität abhält. Verstand ist untrennbar mit unserem Ego verbunden, das uns eine Dualität vorgaukelt, die uns als von Gott abgetrennte Wesen verstehen lässt: Hier "ich" als Mensch, irgendwo dort draussen Gott. Wenn du deinen Glauben in Worte fasst, heisst das, dass du darüber "nachdenkst" und deinen Verstand bemühst.
Ein alter Zen-Meister sagte zu seinem Schüler: "Meditiere über das Klatschen der einen Hand!"
Du kannst dir vorstellen, dass der arme Kerl halb verrückt darüber wurde und tausend Antworten anbot, aber keine akzeptierte der Meister. Irgendwann kam der Schüler wieder und der Meister erkannte sofort die Stille in seinen Augen. Er hatte die Antwort für sich gefunden. Er war erleuchtet.
Es ist nicht möglich, sich der "Wahrheit" intellektuell zu nähern. Die Wahrheit ist Hier und sie ist Jetzt - im Moment.
So kurz könnte die Bibel sein: "Der alte Teich. Ein Frosch springt hinein. Das Geräusch des Wassers."
Diesen Moment in vollkommener Bewussheit zu erleben, so dass du als Beobachter verschwindest und zum Moment der Beobachtung wirst, lässt dich der Wahrheit näher kommen. So einfach ist Religion. Und das Schönste: Man muss nicht daran glauben, denn die Wahrheit geschieht jeden Moment. Aber der Verstand lässt uns darüber nachdenken, assoziieren, zweifeln und diskutieren und bringt uns in totale Unruhe. Du kannst Bücher darüber schreiben und kommst keinen Zentimeter weiter.
Alle heiligen Bücher sind nichts weiter als Hilfestellungen und Aufforderungen, die Menschen an den Anfang eines spirituellen Weges zu bringen. Dann haben diese Bücher ausgesorgt. Dann ist der Sucher gefragt. "Wei-Wu-Wei": Tun durch Nichttun. Meditiere mal darüber! Wenn du die Antwort gefunden hast, musst du nicht mehr glauben und nicht mehr darüber reden.
Es ist schon möglich, sonst hätte ja nie jemand zum Glauben kommen können. Es ist aber nicht möglich, jemandem etwas verständlich zu machen, was er im Grunde gar nicht verstehen will.