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Ist das eine "fiskalische Cruise Missile" ? China zündet die Forex-Bombe?
2 Antworten
- vor 7 JahrenBeste Antwort
Hier kommt eine Meldung, die sicher unter dem Radarschirm vieler deutscher Zeitungen durchfliegen wird, es aber gewaltig in sich hat.
Chinas Notenbank will die Devisenreserven nicht weiter aufstocken. Yi Gang, die No. 2 der People´s Bank, hat laut Bloomberg beim “China Economists 50 Forum” der Tsinghua-Universität gesagt, dass es nicht mehr länger von Vorteil für die Volksrepublik sei, die Devisenreserven auszubauen.
“Die zusätzlichen Kosten einer Aufstockung der Reserven überschreiten jetzt den zusätzlichen Nutzen”, sagte Yi Gang laut Bloomberg. Das klingt lapidar, hat aber zwei gewaltige Folgen, die uns alle betreffen werden, und zwar über viele Jahre hinweg.
Die erste Folge: Wenn China seine Reserven nicht weiter ausbaut, muss es mit den Überschüssen etwas anderes tun. Da gibt es nicht allzu viele Möglichkeiten: China wird seine Expansion in westliche Märkte beschleunigen und vor allem in Europa – und da vor allem in Deutschland – mehr Firmen und Marken kaufen, dazu Technologie und Rohstoffe.
Das heißt, dass die Attacke chinesischer Firmen auf westliche Märkte nun ziemlich schnell an Wucht gewinnen wird. Die Globalisierung geht damit in eine neue Phase. China wird diesmal nicht als Fabrik der Welt brillieren, oder als Lokomotive der Weltkonjunktur, sondern als Dirigent und Gewinner einer massiven Übernahme- und Verteilungswelle. Diese wird ohnehin von einigen Faktoren angetrieben, die ich in Kürze in einem anderen Blog-Eintrag beschreiben will.
Die zweite Folge ist simpel und ebenfalls von globaler Bedeutung. Wenn Chinas Notenbank bisher am Markt intervenierte, verkaufte sie Renminbi, um die Dollars aus dem Handelsüberschuss abzusaugen – und in die Reserven zu legen. Das drückte den Wechselkurs des Renminbi und verschaffte dem Land enorme Handelsvorteile, die zu dem bekannten Jammern in Washington führten.
Wir dürfen nicht vergessen, dass es eine dritte Folge gibt: Die Chinesen werden deutlich weniger US-Anleihen kaufen und damit die Fed noch mehr in ihrer eigenen Falle festsetzen. Das Ende von QE3 hat sich damit NOCH weiter verschoben.
Jetzt wendet sich jedenfalls das Interventions-Blatt. Die Interventionen nehmen stark ab, der Renminbi steigt.Yi Gang hat ganz bewusst dazu gesagt, dass ein stärkerer Renminbi den Chinesen mehr nutzt als schadet. Damit meint er, dass die über Waren und Dienstleistungen importierte Inflation geschwächt wird, aber vor allem, dass eine stärkere Währung den Druck auf die Exportwirtschaft erhöht, in höherwertige Produktion auszuweichen.
Zudem wird die Kaufkraft der Chinesen gestärkt. Und das spielt der laufenden Runde von Reformen in die Hände, die Chinas Geschäftsmodell von einer export-getriebenen Wirtschaft auf eine Wirtschaft umstellen sollen, in der hemischer Konsum die Konjunktur antreibt.
Für uns alle heißt das vor allem eines: Wer fieberhaft nach Anlagemöglichkeiten sucht, um sein Bares in dieser volatilen Welt zu schützen und nicht in den nächsten Aktien- und Bond-Crash (und Immobiliencrash) laufen zu lassen, der kann sich jetzt bei der Bank oder beim nächsten Chinabesuch ein dickes Bündel Renminbi besorgen.
Der Papierstapel wird in den nächsten Jahren ziemlich viel Freude bereiten.
Natürlich dürfte das keine stetige Entwicklung sein. Allein die Ankündigung der Chinesen wird zunächst einmal noch viel mehr Kapital nach China treiben und einige Interventionen erzwingen. Aber die generelle Marschrichtung ist klar abgesteckt
- vor 7 Jahren
China verfolgt mit eine sehr klugen Philosophie des "langen Wegs" den Kapitalismus mit dessen eigenen Mitteln zu besiegen.