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leer/voll fragte in SozialwissenschaftSoziologie · vor 8 Jahren

waren die hippies mehr für individualität, während die heutige jugend mehr für anpassung ist?

9 Antworten

Bewertung
  • vor 8 Jahren
    Beste Antwort

    *Make love, not war* - war das Motto der Hippies

    Das Schlagwort war bekanntermaßen die "Flower-Power" (englisch, bedeutet etwa "Blumenmacht")

    Die Nachkriegsgesellschaft war prüde und stockkonservativ.

    Die so genannte "Hippie-Bewegung" trat vor allem für Befreiung von gesellschaftlichen Zwängen und Tabus ein (gegen das sog. "Establishment). Allgemein ging es stärker um die Selbstverwirklichung eines jeden Einzelnen – also um Individualität. Sie lehnten Gewalt ab und traten für Frieden, Gleichheit, Gemeinschaft und auch die "freie Liebe" ein.

    1968 – was für ein Jahr! Da stürzte eine befreite, entfesselte Jugend die morsche Moral der deutschen Nachkriegsgesellschaft vom Sockel, tobte darüber hinweg und trat lachend in den Staub, was doch seit Jahrhunderten als höchste Tugend gegolten hatte: keusche Enthaltsamkeit, sittsames Sich-Bescheiden, fromm ergebener Gehorsam und untertäniger Respekt vor Gesetz und Obrigkeiten ... und frech und fröhlich ging diese Jugend daran, ihre neue Welt aufzubauen, ihr eigenes Leben zu leben, ihre eigene Moral zu finden.

    Sie übten auch Kritik am Kapitalismus. Sie bemängelten daran vor allem, dass der Besitz ungleich verteilt war und die Macht in erster Linie den reicheren Menschen gehörte, die "auf Kosten der Ärmeren" lebten. Ihrer Ansicht nach beuteten die einflussreichen Unternehmer mit Geld (dem Kapital) ihre Angestellten und Arbeiter aus. Zudem kritisierten sie, dass vor allem die reichen Staaten Macht ausübten und Herrschaftsansprüche stellten - und ärmere Länder durch den Handel benachteiligt waren. Sie warfen dem Großteil der Gesellschaft vor, hauptsächlich auf materielle Dinge, also Reichtum und Geld, bedacht zu sein. Sie wehrten sich gegen den Bau der ersten Atomkraftwerke und prangerten an, dass die Menschen viel zu sehr auf ihren persönlichen Vorteil bedacht seien und sich zu wenig für ihre Umwelt und die Erhaltung der Natur einsetzten.

    Sie empörten sich über den Krieg, den die USA damals in Vietnam führten, Atomkraft, Umweltverschmutzung und vieles mehr. Sie lehnten sich auf gegen starre und veraltete Ansichten und Lehrmethoden an Schulen und Universitäten.

    Alles war reglementiert, selbst die Gefühle waren genormt, wen man zu bejubeln und wen zu hassen hatte, und jeder hatte sich beflissen einzufügen und durfte sich keinen Ausrutscher erlauben.

    Wir (es war auch meine Jugendzeit), waren nicht gegen echte Autoritäten, also Menschen, die uns etwas Wesentliches zu sagen hatten, was uns weiterhalf – die wurden anerkannt, ihre Bücher wurden studiert und weitergereicht, wir konnten ihnen stundenlang zuhören und ihre Ideen nächtelang diskutieren.

    Aber die aufgeplusterten Autoritären, die uns mit Befehlen, Gesetzen, Vorschriften kamen, die wir nicht einsahen – die wurden ausgelacht, und ignoriert. Solche autoritären, obrigkeitsgläubigen Leute hatten in diesem Land immer wieder selbst unmenschliche Gesetze und verbrecherische Befehle bedenkenlos ausgeführt. Wir aber waren entschlossen, mit dieser verhängnisvollen Tradition des bedingungslosen Gehorsams gegenüber allem, was 'von oben' kam, ein für allemal zu brechen.

    Am Ende der sechziger Jahre war das deutsche Bildungswesen nicht mehr wiederzuerkennen: Hochschule, Schule und Berufsausbildung wurden gründlich entrümpelt.

    Es ging um den freien, selbstbestimmten Menschen, der sich nicht mehr von oben verwalten lässt, sondern sich eine neue, freiheitlich demokratische Welt schafft, darin er seine Persönlichkeit allseitig entfalten kann

    Aufgefangen wurden die Ideen der 68er-Bewegung auch von anderen Gruppierungen, die in Richtung einer zivileren Gesellschaft arbeiteten: Ökologie- und Umweltschutz-Bewegung, Schwulenbewegung, pazifistische Gruppen, Hausbesetzer, Graue Panther, Bürgerinitiativen, JungdemokratInnen/Junge Linke, Jungsozialisten, Frauenbewegung.

    Meine volle Zustimmung findet hier besonders Hcstauq

  • vor 8 Jahren

    Ganz klar. Selbst gemachte Klamotten waren interessanter als die Textilindustrie, selbst gemachte Musik machte mehr Spaß als mit Kopfhörern herumzulaufen, selbst gekochtes Essen schmeckte besser als McFertiggerichte. Aber unter Individualität und Freiheit wurde nicht verstanden, sich anderen gegenüber rücksichtslos zu verhalten. Es war eine freundliche, gewaltfreie und bunte Bewegung.

    Nachtrag:

    Vielleicht kommt ja irgendwann mal wieder mal eine Generation, die ihren Eltern das ganze TopmodelundSuperstarZeugs um die Ohren haut, die keine Lust mehr hat, in jeder freien Minute mit krummem Rücken und gesenktem Kopf an elektronischen Kleingeräten herumzufummeln und sich gegenseitig zu mobben.

  • vor 8 Jahren

    Ich denke schon.

  • vor 8 Jahren

    Die heutige Jugend ist nicht für Anpassung.

    Wenn man in die Tiefen der Seelen der heutigen Jugendlichen schaut, findet man viel Verzweiflung, aussichtsloses Denken, gerade wegen der vorhandenen Anpassungsunfähigkeit.

    Wie viele Jugendliche gibt es, die sich das Leben nehmen, weil sie von den zukünftigen Anforderungen an sie überfordert sind, Depressionen bekommen und in ein Loch fallen, aus dem sie nicht mehr heraus kommen?

    Leider wird das heutzutage nicht nach Außen getragen, sodass Veränderungen nur schwer durchzusetzen sind.

    Edit: Außerdem herrschte zu der Zeit ein ganz anderer Zeitgeist; das kann man mit der heutigen nicht mal ansatzweise vergleichen.

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  • vor 8 Jahren

    Hallo,

    die heutige Jugend ist sehr verunsichert, wenn es um das Festlegen einer bestimmten Lebensform geht. Anpassung ist durch die vielen Angebote nicht unbedingt möglich. Sie müssen sich auf ihre Gefühle verlassen, und dazu müssen sie sich erst einmal ausprobieren.

  • vor 8 Jahren

    Eigentlich gibt es zu jeder Zeit Konformisten und Aussteiger. Das Zahlenverhältnis mag etwas schwanken, aber Konformisten sind immer bei weitem in der Überzahl. Sie werden aber nicht als interessant wahrgenommen, darum haben Aussteiger immer einen viel größeren Einfluss auf die öffentliche Diskussion.

    Eine schwierige Frage ist dabei, inwieweit Aussteiger Individualisten sind. Alle Hippies sahen gleich aus und traten gleich auf. Sie folgten einer strengen Mode und einem festgelegten Verhaltensmuster. Ich würde sagen, nur der allererste Hippie war ein Individualist. Alle anderen haben sich an sein kulturelles Leitbild angepasst.

  • vor 8 Jahren

    Die Hippies haben sich damals auch sehr schnell angepaßt, wenn sie nicht im Drogensumpf untergegangen sind.

  • ?
    Lv 7
    vor 8 Jahren

    "Individualität" ist ein Zeichen von selbstständigem Denken, während bedingungslose Anpassung selbstständiges Denken verhindert, siehe Nordkorea & Co.Ich denke, nicht nur Hippies sollte man als "Individualisten" bezeichnen, denn es gibt auch andere Menschen, die selbstständig denken können.

  • vor 8 Jahren

    nein

    die hippies sind und waren fuer konformitaet

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