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Gibt es einen Zusammenhang zwischen Hijobs Reichtum und seiner Frommigkeit?
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4 Antworten
- MusikerLv 6vor 9 JahrenBeste Antwort
Zunächst einmal muß man sagen, daß Hiob keine historische Persönlichkeit, sondern eine fiktive Figur ist. Sie spiegelt religiöse Auseinandersetzungen, Fragestellungen und Zweifel des jüdischen Glaubens um das 3.Jahrhundert v.Chr. herum wider.
Die Hiob-Geschichte ist nicht aus einem Guß geschrieben worden. Sie hat ursprünglich nur in der jetzigen Rahmengeschichte bestanden: Hiobs Gerechtigkeit und seine unerschütterliche Glaubensfestigkeit auch im Unglück, die von Gott dadurch belohnt wird, daß er eine Kinder und neuen, noch größeren Reichtum bekommt. Die Auseinandersetzungen mit seinen Freunden, die in Hiob 2,11 völlig unvermittelt einsetzen, sind nachträglich eingeschoben worden.
Auch beim Satan handelt es sich um eine spätere Ergänzung. Er ist nicht mit dem Teufel der späteren kirchlichen Lehre gleichzusetzen. Er ist in der Hiob-Erzählung kein Gegner Gottes, sondern eine Art General-Staatsanwalt oder Chef-Ankläger am himmlischen Hofstaat Gottes, so wie es ihn auch an den irdischen Königshöfen jener Zeit gab. In früheren Zeiten hatte das alttestamentliche Israel alles, was ihm widerfuhr, auch Leid, Probleme und Gefahren, immer noch irgendwie als gottgewollt und von Gott verfügt sehen können; aber dann hatte es Leid und Katastrophen erlebt, die es nicht mehr in seinem überlieferten Gottesbild unterbringen konnte, und sah sich als hilflosen Spielball der Großmächte seiner Zeit. Daher wird in der Hiob-Erzählung der Satan zum Verursacher des Unglücks, er bekommt die Rolle eines Provokateurs, die über die des himmlischen Chef-Anklägers hinausgeht. Allerdings bleibt dabei die Allmacht Gottes gewahrt, da der Satan das Unglück nur mit ausdrücklicher Erlaubnis Gottes über Hiob bringen kann.
Zum Thema "Reichtum und Frömmigkeit:" das Alte Testament ist sehr viel mehr als das Neue davon ausgegangen, daß sich Gottes Segen auch in irdischem Wohlergehen, Reichtum, Gesundheit und zahlreicher Nachkommenschaft ausdrücke (die theologische Forschung hat dafür den Begriff "Heils-Materialismus"). Fernerhin glaubte man, daß Gott eigentlich den Frommen und Gerechten seinen Segen zuteil werden lassen und die Gottlosen und Übeltäter bestrafen müsse. Allerdings konnte man nicht die Augen davor verschließen, daß diese Rechnung keineswegs immer aufging. Das empfand man nicht nur als ungerecht und als schweres menschliches Schicksal, sondern auch als eine religiöse Anfechtung, da es Gottes Gerechtigkeit und seine Treue zu seinen Gläubigen in Frage stellte. In den Psalmen gibt es bittere Klagen über das unverschuldete Leid der Gerechten und das Glück der Gottlosen. Man tröstete sich mit der Hoffnung, daß das Glück der Gottlosen letztlich nur scheinbar und von begrenzter Dauer sei, daß Gott sie schließlich doch ihrer gerechten Strafe zuführen und die Frommen und Gerechten erlösen werde. Wobei man zunächst an irdische Erlösung und irdisches Wohlergehen dachte - der Glaube an die Auferweckung der Toten entwickelte sich im Judentum erst in den letzten Jahrhunderten vor Jesus. Im Buch Hiob spielt er noch keine Rolle.
Das Buch Hiob in seiner heutigen Gestalt und seinem heutigen Umfang ist ein leidenschaftliches Plädoyer gegen jene fromme Milchmädchenrechnung, die in allem Glück den göttliche Lohn für ein frommes, Gott wohlgefälliges Leben und in allem Unglück die göttliche Strafe für die Sünden des Betroffenen sieht, die die Realität schweren unverschuldeten Leids in dieser Welt völlig ausblendet, die Betroffenen in ihrem Elend im Stich läßt und ihnen die "Erklärung" zumutet, sie seien an ihrem Elend letztlich eben doch selber schuld. Letzteres ist genau das, was Hiobs Freunde sagen und wogegen sich Hiob vehement wehrt.
Am Ende gibt Gott nicht den Freunden mit ihren frommen Erklärungen, sondern dem rebellischen Hiob Recht. "Recht" allerdings nicht in dem Sinne, daß er zugäbe, Hiob Unrecht getan zu haben, sondern etwa in dem Sinne: "Hiob darf das. Er darf rebellieren und versündigt sich damit nicht." Er versündigt sich nicht, weil er sich nicht von Gott abwendet, sondern mit ihm ringt und noch im Widerspruch bei ihm und ihm zugewandt bleibt. Aber es bleibt dabei, daß der allmächtige Gott mit seinen Geschöpfen tun könne, was er will. Dem muß sich am Ende auch Hiob unterwerfen.
Diese Unterwürfigkeit ist uns Heutigen fremd und kann gerade auch aus christlicher Sicht nicht bejaht werden. Allerdings erinnert das Buch Hiob auch Christen daran, daß die Realität schweren unverschuldeten Leids in dieser Welt ein düsteres Rätsel und eine unlösbare Frage bleibt, die sich gegen allzu simple fromme Antworten (auch christliche) sperrt.
Auch der alttestamentliche Heils-Materialismus (s.o.) stößt im christlichen Glauben zumindest auf große Vorbehalte und erscheint ihm allzu vordergründig.
Quelle(n): Was aber vollkommen befremdet, ist die Beschreibung und Wertung des neuen Glücks, das Hiob am Ende zuteil wird: sein neuer, noch größerer Reichtum mag als Ersatz für die verlorenen Güter gelten - aber wie könnten seine neuen Kinder, die ihm nun geboren werden, die verstorbenen ersetzen?????!!!!! Mir fällt dazu Friedrich v.Bodelschwingh, der Gründervater der evangelischen Diakonie im 19.Jahrhundert ein, der innerhalb kürzester Zeit seine vier Kinder durch eine Krankheit verloren und darüber nicht geweint, getrauert und geklagt, sondern es mit einer (auf mich) fast schon brutal wirkenden unerschütterlichen Gottergebenheit als gottgewollt hingenommen und sogar bejaht hat. Bei allem Respekt vor v.Bodelschingh: ich persönlich empfinde so etwas - als Christ! - nicht als besonders fromm, sondern einfach nur als pervers. - Anonymvor 9 Jahren
Nein, ganz im Gegenteil, denn seinen Glauben bewies er in dem Moment, als ihm alles genommen wurde (also auch sein Reichtum) und er trotzdem gläubig blieb, erst nach diesem Beweis seines wahren Glaubens bekam er wieder alles zurück.Nur stark im Glauben sein, so lange es einem gut geht, dass könnte ja jeder und da würde jeder Egoist sofort mitmachen, darum auch Hiobs Prüfung, um eben zu sehn, wie viel sein Glaube wert ist, wenn es darauf ankommt, also testen, was dahinter steckt.
- Anonymvor 9 Jahren
Verräterisch sind Hiobs Kommentare zum Verlust seiner Güter, - wozu auch seine Kinder zählen! "Der Herr hat's gegeben; der Herr hat's genommen; der Name des Herrn sei geheiligt!" und "Haben wir das Gute von Gott empfangen; so nun auch das Böse!"
Solches kann man nur sagen, wenn man glaubt, dass z.B. der Reichtum - bis hin zu den Kindern -von Gott kommt und nicht der eigenen Tatkraft entspringt. Darüber hinaus maÃt sich Hiob an, - übrigens ganz typisch für einen Gläubigen -, über die Handlungen Gottes moralisch zu urteilen, was daran 'gut' und 'böse' sei!
Insbesondere die Klage Hiobs im Disput mit seinen Freunden, die in gläubiger Meinung stets herab gewürdigt werden (z.B. Karl Barth, Gollwitzer u.a.), zeigt, wie selbstverständlich Hiob seine Gläubigkeit als Garant für seinen Wohlstand und seine gesellschaftliche Anerkennung nahm. Erst Eliahu spricht, ziemlich von sich überzeugt und groÃkopfert von oben herab, die Ãberheblichkeit des Hiob klar und deutlich aus. Danach tritt Gott in der Fülle seiner absoluten Gewalt auf und stutzt Hiob auf die Nichtigkeit des Menschen zurecht. Und so duckt sich Hiob geflissentlich wieder, macht sich klein bis zur Proskynese - und erhält das 10fache zurück!
Die radikal kritische Frage Hiobs nach der Gerechtigkeit Gottes in der Welt beantwortet dieser Gott mit seinem Auftritt als die absolute Gewalt; - und der Teufel des Vorspieles im Himmel behält recht!