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Warum tun sich manche Philosophen schwer damit, den Wert der Lüge anzuerkennen?

8 Antworten

Bewertung
  • vor 9 Jahren
    Beste Antwort

    Bereits bei Augustinus kann man nachlesen, dass man die Sprache nicht zur Täuschung benutzen darf. Ja er war sogar der Meinung es sei eine Sünde. Ähnlich bei Kant und der modernen Sprachphilosophie. Wir begegnen verschiedenen Ansprüchen, die die Lüge zurückzuweisen als etwas, das dem Wahrhaftigkeitsanspruch der Vernunft widerspricht.

    Augustinus beruft sich im wieder auf das Mörderbeispiel, dort heißt es: „Angenommen, es flüchtet sich einer zu dir, den du durch eine Lüge vom Tode befreien könntest. Wirst du dann nicht lügen?“ Augustinus hält hier unbeirrbar daran fest, dass die Bibel das Lügen verbietet. Für Augustinus ist die Lüge nicht vereinbar mit der göttlichen Heilsordnung.

    Wittgenstein erwähnt die Lüge an verschiedener Stelle, sie gehört zu einem Sprachspiel, er wird ihr vielleich am ehesten gerecht, auch er muss zeigen, dass die Lüge dem Gerechten Gebrauchter Sprache zuwiderläuft. Das Wort ‚lügen’“, heißt es bei Wittgenstein, „ist uns in ganz besonderer Weise beigebracht worden. Und dadurch ist es mit einem bestimmten Verhalten, mit dem Gebrauch bestimmter Ausdrücke unter bestimmten Umständen verknüpft worden. Dann verwenden wir es so, dass wir von einer Lüge sprechen, wenn unser Verhalten nicht mehr das gleiche ist wie das, welches damals für die Bedeutung konstitutiv war.“

    Lügen ist ein Verstoß gegen Regeln, die die Sprache gesetzt hat. Davon ist die moderne Philosophie überzeugt. Eines der schönsten Bücher verfasst von der Philosophin Simone Dietz, ich meine ihre Habilitationsschrift über den „Wert der Lüge“. Sie stellt heraus, dass keine der philosophischen Arbeiten, die versuchen, das Lügenverbot rationalistisch zu begründen, ihren Anspruch tatsächlich einlösen können. „Die Auffassung“, schreibt sie in dem genannten Buch, „das Lügen an sich sei moralisch verwerflich und allenfalls in begründeten Ausnahmefällen zu rechtfertigen, erweist sich nach Prüfung aller Argumente als Vorurteil.

    Die Wahrhaftigkeit hat Habermans von Kant übernommen. Der fundamentalistische Aufklärer im späten 18. Jahrhundert, präsentiert in seiner Schrift „Über ein vermeintes Recht aus Menschenliebe zu lügen“, dass wir Verträge nur deswegen halten können, wenn für uns der Sprachgebrauch grundsätzlich als ein wahrhaftiger gilt. In dieser Schrift bringt Kant seine Vorstellung zur Lüge auf den Punkt, er fasst seine Überlegungen aus den moralphilosophischen Schriften, insbesondere aus der „Kritik der praktischen Vernunft und der „Metaphysik der Sitten“ auf den Punkt: „Wahrhaftigkeit in Aussagen, die man nicht umgehen kann, ist formale Pflicht des Menschen gegen jeden. Es mag ihm oder einem anderen daraus noch so großer Nachteil erwachsen.

    Quelle: Swr2-Wissen.

    @ berat s, ich verstehe die Frage sehr gut.

  • vor 9 Jahren

    Vielleicht, weil einige oder sogar die meisten von ihnen "verkantet" sind.

    Die sog. Philosophen gehen davon aus, daß Wahrheit in jedem Falle unausweichlich zum Glück führe (oder wenn nicht zum Glück,. so dann doch die Wahrheit mit Redlichkeit, Aufrichtigkeit und dies hinwiederum mit moralischer "Einwandfreiheit" zu tun hat). Sie gehen (fälschlicherweise, nebenbei bemerkt) deswegen davon aus, weil das Gegenteil, zumindest die gegenteiligen von ihnen angeführten Beispiele, unannehmbare Konsequenzen zeitigen würde.

    Ich möchte jetzt nicht in extenso jenes wohl bekannte Beispiel anführen, wonach ein Mensch, welcher Juden in seinem Haus versteckt, von SS-Offizieren danach gefragt wird, ob er wisse, wo sich Juden versteckt hielten. - Dieser Mensch, wenn er rechtschaffen, human und moralisch einwandfrei handeln möchte, muß lügen. Andernfalls übergibt er die bei ihm versteckten Juden dem sicheren Tod.

    Laut Kant vernichtet eine Lüge die Menschheit - ich hingegen glaube, hierin hat Kant etwas übertrieben. Sog. "Notlügen" - auch wenn wir sie erkennen und durchschauen - haben und behalten immer noch ihren kommunikativen Charakter im Verkehr der Menschen. Und wenn die beste, weil am wenigsten peinlichste Ausflucht eines Menschen die Notlüge ist, so sollten wir nicht weiter gewaltsam mit dem Skalpell in ihn dringen, sondern es vielleicht auch einmal damit bewenden lassen. Im Leben kommt es immer darauf an, mal ein Auge zuzudrücken - oder auch mal zwei.

    Wenn man aber immer nur auf die Handlung selbst achtet (also: dies und das zu tun, ist korrekt, das und jenes aber zu tun, ist nicht korrekt) und eben darüber hinaus das Ziel aus dem Auge verliert, ein solcher Mensch kann jederzeit sagen, daß Lügen unmoralisch seien - mögen selbige auch zuweilen einem durchaus höchst moralischen Zweck dienen (einem höheren Zweck, als es die in diesem Falle sog. Wahrheit kann).

    Warum tun sich die Philosophen damit so schwer - fragst Du. Ganz einfach: Weil sie noch keine Philosophen sind.

    Quelle(n): Frankfurt, H. G.: "Über die Wahrheit". München 2007
  • Die klassischen Ethiken lehnen die Lüge weitgehend ab: Deontologische Ethiken, Tugendethiken, religiös begründete Ethiken. Nur der Utilitarismus akzeptiert die Lüge unter bestimmten Umständen und hält sie dann sogar für moralisch geboten.

    Aber klassische Ethiken sind Abstrahierungen. Sie thematisieren Grundprinzipien und zielen nicht auf den konkreten Einzelfall ab. Je differenzierter eine Ethik formuliert wird, desto weniger klar ist sie. Da gibt es Parallelen zur Gesetzgebung: "Die Höchstgeschwindigkeit in der Stadt beträgt 50km/h" ist griffiger als "Die Höchstgeschwindigkeit beträgt... außer in 30-Zonen, auf Stadtautobahnen, für Rettungsdienste..."

    "Lügen ist unmoralisch" ist prägnanter als "Lügen ist... außer zum Wohle von... in Situationen wie..."

    Ich denke, dass die meisten Philosophen den Wert mancher Lügen durchaus anerkennen. Egal ob Kantianer oder Aristoteliker, in bestimmten Fällen sehen die meisten die Lüge durchaus als geboten an. Eine Ausnahme sind die Philosophen, die sich völlig einer Maxime verschrieben haben, sei es aus Überzeugung oder um die von ihnen geschaffene Theorie nicht zu schwächen.

    Dabei wäre dann zu fragen, wie sich ethische Rigorosität und Weisheitsliebe miteinander vereinbaren lassen.

    Quelle(n): Lesetipp: David Nyberg: Lob der Halbwahrheit, Junius.
  • vor 9 Jahren

    Vielleicht, weil jeder Lüge eine Frage vorausgeht und ein Philosoph viel fragt?

    Und im Grunde ist die ja Frage die Mutter der Lüge.

    In der Politik oder auch in der Wirtschaft werden dazu Fragen impliziert.

    Durch Ängste geformt und schon ist man bei der Grippeimpfung, der Gesundheitslüge etc.

    Der Betroffene wird in der Regel beruhigt und dieses Spiel durchschauen wenige, oder nehmen es einfach hin.

    Es scheint sich also Mittel zum Zweck zu bedingen.

    Ja und in dieser Ecke fühlen sich nicht alle wohl.

    Sonnige Grüße

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  • vor 9 Jahren

    „Die Erfahrung hat mich gelehrt, daß aus Unwahrheit und Gewalt auf Dauer niemals Gutes entstehen kann.“

    Quelle(n): Mahatma Gandhi (1869-1948), ind. Rechtsanwalt, Führer d. ind. Befreiungsbewegung
  • vor 9 Jahren

    Sie sehen wohl die Schädlichkeit der Lüge. Weisst du, wer Bernie Madoff war?

  • vor 9 Jahren

    sie haben kein feuer.

  • vor 9 Jahren

    Warum tust du dich schwer damit, deine Frage verstänlich auszudrücken? Oder weißt du es selber nicht, was du wissen willst?

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