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Warum laufen alle an dem Todkranken Mann vorbei?
Vor einigen Woche gab es im TV einen Beitrag wo ein Mann in einer Fußgängerzone einen Herzinfarkt simulierte. Er sang zu Boden und wimmerte wirres Zeug. In einer halben Stunde hat sich keiner der über 500 Passanten um ihn gekümmert. Auf Fragen des Senders wurde meistens geantwortet: „Ich hatte keine Zeit mich um den Mann zu kümmern“ oder „Warum soll ich dem Mann helfen?“. Sind wir kurz vor der geistigen Verwesung?
Auch ja einer der Nichthelfer hat noch gesagt: "Ich will mich doch nicht anstecken!"
@ Shiek
Aha gestörten (Schlaganfall usw.) oder kurz vor der Alkoholvergiftung stehenden Menschen wird nicht geholfen.
Ich habe oft das Gefühl als wenn die Leute um eine herum ihren Nachbarn fragen: „Hast du die Fernbedienung? Ich kann das Elend nicht mehr mit ansehen“.
20 Antworten
- ?Lv 5vor 9 JahrenBeste Antwort
Die Frage ist falsch kategorisiert. Das ist nicht Soziologie sondern eher Psychologie.
http://de.wikipedia.org/wiki/Bystander-Effekt
Es bedarf laut Latane 5 Stufen, damit Menschen einander helfen. Die wichtigsten Stufen sind wohl Nummer 2,3 und 4.
Bei der Anwesenheit vieler Menschen kann es zu informationellem Einfluss kommen, der eine pluralistische Ignoranz erzeugt. Das heißt, dass sich ein Individuum nicht sicher ist, wie es die Notsituation zu interpretieren hat (Hat da jemand einen Herzanfall oder wälzt sich da nur ein Besoffener rum, o.ä.) Dadurch richtet sich das Individuum nach der Interpretation die innerhalb der Gruppe geteilt wird.
Dummerweise besteht eine Gruppe aber auch nur aus Individuen, die sich bzgl. der Interpretation der sozialen Wirklichkeit unsicher sind und sich auch nur am "Nicht-Helfen" anderer Anwesender orientiert.
Auf Stufe 3 des 5-Stufen-Modells steht die Verantwortungsdiffusion, also die Unklarheit darüber, wer in einer Situation sich wie zu verhalten hat.
Es kommt zu der paradoxen Situation, dass je mehr Personen anwesend sind, sich die Personen umso weniger verantwortlich fühlen. Es könnten ja auch "Die Anderen" helfen, die ja auch ggf. besser qualifiziert sind.
Darüber hinaus wird Hilfeverhalten auch von Kosten-Nutzen-Analysen begleitet. Personen, die tatsächlich in Zeitnot sind das Helfen als Kostenfaktor erleben.
http://de.wikipedia.org/wiki/Kosten-Belohnungs-Mod...
http://en.wikipedia.org/wiki/Negative-state_relief...
Die andere Ausrede "Man könnte sich ja anstecken." würde ich mal als schwachen Versuch interpretieren, um sich aus einer solchen Situation herauszureden. Man stelle sich vor das Fernsehen würde darüber berichten, dass man sämtliche normative Erwartungen gebrochen hat.
Die betroffene Person hat ja entsprechende psychologische Sanktionierungen erwartet.
Das Bystander-Phänomen ist ein Effekt, der die Psychologie schon Jahrzehnte beschäftigt und jedesmal, wenn irgendwo wieder ein Rentner in der U-Bahn zusammengeschlagen wird oder jemand überfallen wird werden bei Frank Plasberg oder Anne Will wieder die alten Klamotten als Erklärungsmuster rausgesucht:
"Die Jugend von heute...". "Der Kapitalismus führt zum Untergang der Zivilisation..." oder auch "Die Verrohung der Gesellschaft...". Das hat man bei Kitty Genovese auch schon gesagt...
@Nina: Es ist tatsächlich besser geworden. Studenten denen man das Milgram-Experiment gelehrt hat haben in ähnlihcen (experimentellen) Situation sich weniger beeinflussen lassen.
@TRT: Die Studien, auf die sich meine Aussagen stützen wurden hauptsächlich NICHT in Deutschland fabriziert. Allen voran steht hier auch wieder die berühmt gewordene Kitty Genovese, die auch nicht deutsch war, von einem Nicht-Deutschen umgebracht wurde und nicht durch Nicht-Deutsche gerettet wurde.
Gerade die Tatsache, dass situative Bedingungen sich besser zur Vorhersage von Hilfeverhalten eignen, gibt Aufschluss darüber, dass es eben nicht "Die Deutschen" sind, die nicht helfen.
@Daeng: Die Gesellschaft verroht nicht immer mehr. Das der Mensch dem Mensch ein Wolfe ist, ist durchaus schon länger bekannt. Bedenkt man, dass wir vor 60 Jahren auch noch ein paar Millionen Menschen umgebracht haben, jedoch heute Genozid nicht mehr gesellschaftsfähig ist, dann kann man wohl kaum von Verrohung sprechen.
- idril_arienLv 7vor 9 Jahren
Also, ich halte diese Berichte für ge- oder verfälscht. Denn, würde niemand einem echten Notfall helfen, würde das in der Presse stehen. Sowas wie "Mann in Fußgängerzone an Herzinfarkt gestorben, keiner half." Aber das steht nie in der Presse.
Immer nur, wenn sie selbst einen Unfall oder Notfall faken, dann steht da: "500 Menschen liefen vorbei. Die Befragten sagten, sie hätten keine Zeit gehabt." Sorry, wer würde denn so etwas vor ner Kamera sagen? Wer würde sich im Fernsehen dafür rechtfertigen, wenn er abgefangen würde um zur Rede gestellt zu werden?
Ich habe schon zweimal erlebt, wie jemand hinfiel und sofort sind mindestens drei Leute hingelaufen um zu helfen. Das gleiche, wenn sich ein Unfall ereignet hat. Sofort war jemand da, der ein Warndreieck aufstellte und die Polizei anrief.
- Anonymvor 9 Jahren
Das ist in Deutschland leider schon immer so gewesen. Kein Interesse an den Mitmenschen. Hat sich aber in den letzten Jahren schon gebessert.
Hier in Neuseeland erlebe ich so etwas nicht.
- Werner HLv 4vor 9 Jahren
In der Frage ist die Antwort schon enthalten. Es wird doch angegeben, daß der Mann simulierte. Die Bevölkerung wird doch von vielen Sender nur verarscht und da nehmen sie sich Wunder, wenn die Menschen nicht mehr reagieren. Ich habe selbst vor Jahren einmal so etwas erlebt. Ich fuhr mit Arbeitskollegen in Rumänien mit der Eisenbahn in die Karpaten. Die Abteiltür öffnete sich und eine ältere Frau humpelte mit einem Bein durch das Abteil und bettelte. Als wir am Zielort ausstiegen, stieg die Frau auch aus, aber da hatte sie wieder zwei Beine. Im Zug hatte sie ein Bein unter den weiten Rock hoch gezogen, so daß man der Meinung sein mußte, sie habe nur ein Bein.
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- HcstauqLv 7vor 9 Jahren
Es gibt solche und solche Fälle. Ich kenne eine Frau, die von einem Auto angefahren wurde und - nachdem der Fahrer Fahrerflucht beging - eine dreiviertel Stunde mit einem Beckenbruch am Straßenrand lag, ehe sich jemand gekümmert hat! Andererseits habe ich auch schon gesehen, wie jemand auf dem Bürgersteig lag und sofort ein junger Mann sein Handy zückte, um Hilfe zu rufen. Dann kam noch eine ältere Frau aus einem Laden und sagte, es würde schneller gehen, wenn man den Arzt zwei Häuser weiter holen würde. Es ging auch gleich jemand los.
Ich habe mal im Winter in einer abgelegenen Straße einen wahrscheinlich Betrunkenen im Schnee liegen gesehen. Als ich mich ihm nähern wollte, hat mich sein Hund aggressiv angebellt. Da habe ich lieber die Polizei gerufen.
@ Lenny: Wenn du nicht wieder aufgestanden wärst, hätte bestimmt jemand nachgefragt. Jungs die vom Rad fallen und gleich wieder aufstehen spricht man nicht so schnell an.
Nachtrag:
Mir fällt da noch ein, dass ich mal beim Rennen nach dem Zug auf vereistem Bahnsteig fürchterlich ausgerutscht bin. Vor Schreck blieb ich erst einmal unten, um zu überprüfen, ob auch alles okay sei. So ungefähr 150 Leute sind an mir vorbei gelaufen. Aber ganz am Schluss kam eine Frau vom Fach, die mich ziemlich professionell befragt hat und erst ging als ich wieder weiter laufen konnte. Die war Klasse! Ich werde das was ich von ihr gelernt habe weiter geben wenn es erforderlich ist.
- NinaLv 6vor 9 Jahren
Wenn ich eure Antworten teilweise so lese, schüttele ich nur wieder mit dem Kopf.
Früher war das auch nicht anders. Es ist heute eher besser geworden.
Nein, wir sind nicht kurz vor der geistigen Verwesung. Viele helfen aus Unsicherheit und Angst nicht und nicht, weil es keinem interessiert. Ich hab 24 Jahre gebraucht, um mich davon zu lösen und zu helfen. Wenn einer deiner Lieben etwas passiert und niemand hilft, dann kann man das...
- schwarzundrotesLv 6vor 9 Jahren
es ist wirklich schwer zu erkennen, ob es ein betrunkener ist, oder jemand, der einen herzinfarkt erleidet. ich war auch mal in der situation helfen zu wollen. ich habe den notarzt über handy angerufen, habe gewartet, bis die da waren. ich hätte und habe nicht gewußt, wie ich mich verhalten soll. eh ich was falsch mache, mache ich lieber gar nichts. ich habe ihm nur die beine hoch gehalten, damit das blut zum herzen fließen kann. ob das richtig war, weiß ich bis heute nicht. es ging alles sehr schnell. die haben mich weggeschoben, den mann auf die trage und ins auto und weg waren sie.
ach ja, geschaut haben auch viele, geholfen hat niemand. ich war ja bei ihm.
- Anonymvor 9 Jahren
das ist einfach nicht die wahrheit.
die kommerziellen fernsehsender produzieren ihren inhalt um die pausen zwischen der werbung zu füllen. da braucht es einerseits anbiederung an die vorurteile der menschen und andererseits empörung und wut und ähnlich starke emotionen um die leute zu binden.
der effekt, dass es länger dauert, bis jemand hilft ist ganz normal, weil es eben hemmnisse gibt, das ist schon immer so.
einen schlechten einfluss auf die hilfsbereitschaft könnten allerdings auch die vielen veralberungen (siehe "comedy street" und ähnliches) haben.... geht vielleicht mancher nicht hin, weil er nicht wieder nur auf einen test "reinfallen will"???
wenn es drauf ankommt scheinen mir normale menschen immer noch sehr hilfsbereit.
--> siehe auch katastrophenhilfe bei überschwemmungen und bränden oder erdbeben....
@Achim Weitzel: danke, echt interessante Sache.
- MaxLv 4vor 9 Jahren
Dieses Experiment kenne ich.
Das liegt daran, dass jeder denkt :"dem wird schon ein anderer helfen"..
und da das fast alle denken hilft fast niemand.
Es kann auch daran liegen, dass die meisten Leute so auf das was sie erledigen konzentriert sind, dass sie den Mann gar nicht richtig wahrnehmen. Das wurde auch bei dem Experiment das ich kenne gezeigt. Die Leute die es eillig hatten halfen prozentual überhaupt nicht.
- Anonymvor 9 Jahren
Diese Welt ist so assi & ******* !