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avalon
Lv 7
avalon fragte in SozialwissenschaftSoziologie · vor 9 Jahren

"ich möchte denjenigen so in Erinnerung behalten wie er war"?

diese Aussage gibt es oft, wenn es darum geht, einen schwer Kranken zu besuchen oder einem Sterbenden noch einmal die Hand zu halten.

Viele möchten sich " das Elend nicht ansehen" und "denjenigen lieber gesund in Erinnerung behalten."

Was denkt ihr über diese Ansicht?

7 Antworten

Bewertung
  • ?
    Lv 7
    vor 9 Jahren
    Beste Antwort

    Wie aktuell deine Frage doch ist. Vor einigen Tagen wohnte ich der Beerdigung der Mutter meines Freundes bei (wir kannten uns ca. 50 Jahre). Eine Enkelin kam nicht zur Beerdigung; sie hat sie wenige Tage vor ihrem Tod noch gesund und fröhlich gesehen (die Mutter war 94) und sagte genau diesen Spruch.

    Ich selbst finde das nicht in Ordnung (für mich), verlange aber von keinem anderen, er müsse genau so handeln. Wir müssen die jeweilige Entscheidung einfach akzeptieren.

    Oh, ich merke gerade, dass das gar nicht deine eigentliche Frage war. Sorry. Aber mir fiel das eben ein.

    Mein Schwiegervater ist in unserem Beisein im Februar 84-jährig gestorben. Da er bei uns im Haushalt lebte, waren wir dabei. Es war erschütternd, traurig, aber auch ein großer Augenblick. Wir können wohl einem sterbenden Menschen keine größere Liebe und Zuwendung erweisen, als wenn wir ihn begleiten.

    Aber auch hier gilt: wir müssen akzeptieren, wenn ein anderer das nicht kann. Zu sehr spielt vielleicht die eigene Angst vor dem Tod eine Rolle; auch die Tatsache, dass wir gemeinhin den Tod und das Sterben verdrängen. Ich erwarte von keinem anderen, ein so unverkrampftes Verhältnis zum Tod und zum Sterben zu haben, wie ich.

    Und diese Aussage "Ich möchte mir dieses Elend nicht ansehen" hört sich natürlich irgendwie auch "brutal" an. Vielleicht (ich nehme diese Menschen schon wieder in Schutz, merke ich gerade) ist es aber auch die totale Hilflosigkeit, die wir in solchen Augenblicken empfinden. Wir möchten helfen, aber wir können es nicht. Tatenlos müssen wir mitleiden. Nicht jeder vermag das.

    Nun lebt noch meine Schwiegermutter (80) bei uns. Ich hoffe, dass auch sie in unserem Beisein begleitet sterben kann. Wir müssen nicht viel reden; viel wichtiger ist es, die Hand zu halten.....

  • vor 9 Jahren

    doch das sind volksuebliche sprueche - wo es aber spaeter - doch oft an taten fehlt .

  • Anonym
    vor 9 Jahren

    Das ist recht egoistisch oder auch feige. Ganz sicher braucht auch ein Sterbender das Gefühl, dass da jemand bei ihm ganz nah ist. Wenn man einen sterbenden Menschen lieb gehabt hat ist es auch überhaupt nicht schwer ihm ganz nah zu sein oder auch seine Hand zu halten bis er einschläft. Logo es tut weh, aber schwer ist es nicht. Der Tod ist Bestandteil unseres Lebens vom ersten Tag an und man sollte damit bei sich selbst oder auch geliebten Menschen schon umgehen können. Die Erinnerung an die Fröhlichkeit des Betreffenden, aber auch an seinen Tod sind untrennbar miteinander verbunden. Ich habe solch einen lieb gehabten Menschen verloren und war bei ihm als es so weit war. Ich denke mal, dieses noch Erleben hat uns beiden gut getan !!!

    ......................verdammt nochmal, nun hast du mich zum heulen gebracht

  • vor 9 Jahren

    Ist das nicht auch eine Frage der eigenen psychischen Tagesform?

    Es heißt:

    "Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst, denn er ist wie Du."

    Doch wenn Dir die Tageskraft fehlt diesem vorhersehbaren Anblick zu ertragen,

    dann hast zuerst Eigenverantwortung für Dich selbst.

    Es ist Eigenverantwortung nur herzugeben was Du hast, nicht was Du Dir wünschst.

    Erst wenn Du genügen Kraft hast, wirkst Du glaubhaft um Anteil und Trost zu geben.

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  • vor 9 Jahren

    das finde ich sehr feige.denn ein sterbender will alle nochmal sehen und nicht das gefühl haben,ich bin vergessen und abgeschrieben

  • vor 9 Jahren

    Also, warum das so sein könnte:

    Menschen haben eine instinktive, aber durch Denken überkommbare Abscheu vor kranken Menschen.

    Das liegt daran, dass kranke, sterbende Menschen ansteckend sein könnten, es haben halt eher die überlebt und sich fortgepflanzt, die Abstand von Kranken und Sterbenden hielten, weil sie weniger tödliche Infektionen per Ansteckung bekamen.

    Soweit zum evolutionären Vorteil.

    Bewusst wird einem von der ganzen Sache höchstens eine Abscheu, einen kranken oder sterbenden Menschen zuzusehen und sich zu nähern.

    Sobald man das aber *weiß*, weiß man auch, ob das überhaupt eine rationale Grundlage hat, weil ja nun echt nicht jeder Sterbende eine Infektionsquelle darstellt oder das nicht behandelbar wäre.

    Das mit dem "in Erinnerung behalten" ist eine Rationalisierung, die der menschliche Geist gerne macht, wenn ihm sonst keine Ursache bewusst ist. In der Aussage ist eh drin versteckt, dass man den Menschen nicht so, wie er jetzt ist, sehen möchte und er hat sich als gesellschaftlich akzeptierter Spruch etabliert (deswegen hört man ihn immer in der gleichen Form, es ist eine Formel!)

    Als ob das was am Istzustand ändern oder frühere Erinnerungen auslöschen würde. Das ist typisch für Menschen, die eigentlich gar nicht selbst wissen, warum sie etwas fühlen oder wollen.

    Ich bin froh, dass ich mich von meiner Urgroßmutter am Sterbebett verabschieden konnte.

  • Anonym
    vor 9 Jahren

    verstehe ich nicht ganz, in der familie etwa?

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