Was haltet ihr vom reinen Kapitalismus?

Was "sozial" genannt wird, muß nicht sozial sein; z.B. wenn man sich die Berechnung der Hartz IV Sätze anschaut, vor allem für die Bedürfnisse der Kinder.

In der Sozialen Marktwirtschaft soll der Staat über die Märkte wachen, um z.B. Preisabsprachen zwischen Unternehmen bzw. konzertierte Preisaktionen zu verhindern - bei der Mineralölwirtschaft seit Jahrzehnten bekannt und genauso lange ist das Bundeskartellamt machtlos. Warum? Verschwörungstheorie: Der Staat kassiert mit der Mineralöl- und Mehrwertsteuer doch auch kräftig ab.

V.a. auf kommunaler Ebene: Privatisieren, privatisieren, privatisieren. Was u.U. heißen kann: Die Gewinne, so lange sie sprudeln, werden privatisiert und verschwinden in den Taschen der Investoren; sollte es aber Problemchen geben, werden diese sozialisiert (ist das nicht schon eine Pervertierung des Grundgedanken einer sozialen Marktwirtschaft?)

In anderen Ländern ist der Besuch eines Kindes in der Kita entweder kostenlos oder nahezu mit geringen Kosten verbunden, hierzulande muß jemand kräftig zahlen und jemand, der sein Kind zu Hause behalten will, kriegt dafür Geld. Sozial?

Und schau ich auf meine staatliche Rente, die ich so in 30, 35 Jahren kriegen werden - vorausgesetzt, ich habe ununterbrochen "fleißig gearbeitet" (wie Bosbach so gern zu sagen pflegt) -, dann schüttele ich den Kopf. Also, Riestern oder sonstige private Rentenversicherung abschließen, dann kriegt der Kapitalmarkt noch mehr Geld, mit dem er spielen kann, wie er will, solange es noch einen lieben Staat gibt, der den Spielsüchtigen sagt: "Keine Angst, wir helfen dir."

Ich halte nicht viel von der freien Marktwirtschaft; Aufgabe der sozialen Marktwirtschaft - so der Grundgedanke - ist es, die Vorteile der freien Marktwirtschaft beizubehalten, ihre Nachtteile aber durch staatliches Eingreifen abzufedern. In den letzten Jahrzehnten allerdings ist davon weniger und weniger zu spüren. Vielleicht sollte man eine soziale Marktwirtschaft hierzulande wieder aufbauen.

Für Kapitalisten würde sich nichts ändern.

Dann werden die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer.

Vom "reinen Kapitalismus" halte ich genauso viel wie vom "totalen Krieg": Weniger als nichts.

Ist aber eh' wurscht, läuft sich beides auf dasselbe hinaus.

Barbarei hochkonzentriert!

Das Ende der Zivilisation.

Es würden sämtliche Lebensbereiche

endgültig kriminell gesteuert...

Das wäre furchtbar. Dann würde es eine große arme Arbeiterklasse geben und ein paar reiche Fabrikbesitzer...

Reiner Kapitalismus ist asozial. Es wird kein Auffangnetz für Fallende mehr geben, Gangs entstehen, die Cops laufen mit den Daumen in der Hose herum und ziehen ihre Waffen, wenn man sie um den Weg zum nächsten Restaurant fragt. (Blick über die Pfütze)

(STINKEFINGER ZEIG)

Schrecklich und will ich nicht.

Wir müsen unterscheiden zwischen dem Kapitalismus aus Wirtschaftsprinzip und als Gesellschafts- oder politischem Prinzip.

Auf der wirtschaftlichen Ebene leben wir in einem reinen Kapitalismus, da wir im Zuge der Globalisierung zwar -möglicherweise, darüber könnte man streiten - die soziale Marktwirtschaft als Wirtschaftsmodell haben, uns aber als (exportabhängige) Nation mit dem reinen Kapitalismus messen müssen und so aus dessen Perspektive beurteilt werden.

Als politisches Prinzip halte ich die Soziale Marktwirtschaft für nachhaltiger und dem reinen Kapitalismus strukturell für überlegen - ich bin ein Befürworter der Sozialen Marktwirtschaft.

Es wäre aber auch denkbar, dass wir als politische Form den reinen Kapitalismus ablehnen, ihn aber rein wirtschaftlich präferieren. Das wäre denkbar, wenn z. B. Ideen des Bedingungslosen Grundeinkommens realisiert werden (denen ich skeptisch gegenüberstehe), und auf dieser Ebene die Wirtschaft weitgehend unreguliert ausgeübt wird.

Welche Folgen der Manchester-Liberalismus hatte, ist ja weitgehend bekannt und muss in seiner gesamten Dimension auch von den Vertretern des reinen Kapitalismus bedacht werden - oftmals werden viele gesellschaftliche und damit irgendwann auch wirtschaftliche Folgen ausgeblendet.