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Wie hätte das Scheitern der Weimarer Republik verhindert werden können ?

14 Antworten

Bewertung
  • vor 9 Jahren
    Beste Antwort

    Gar nicht. Anfang der 30er Jahre war da, wie andere Antworter schon richtig geschrieben haben, nichts mehr zu verhindern und zu retten. Man muß hier historisch weiter zurückfragen. Die Weimarer Republik hatte einen Geburtsfehler, mit dem ihr Scheitern bereits vorprogrammiert war. Und dieser Geburtsfehler hatte einen Namen. Er lautet: Versailles.

    Es waren die demokratischen Westmächte, die den besiegten Deutschen 1919 in Versailles einen Raubfrieden diktiert hatten, der unter den Deutschen einhellige Empörung auslöste und allen hehren Prinzipien, für die die Westmächte im 1.Weltkrieg zu kämpfen vorgegeben hatten, Hohn sprach. Er beinhaltete

    - umfangreiche Gebietsabtrennungen (auch von Gebieten mit deutscher Bevölkerungsmehrheit),

    - wirtschaftliche Ausplünderung (gigantische Reparationszahlungen),

    - nationale Demütigung (das im berüchtigten Kriegsschuld-Artikel 231 des Versailler Diktats erzwungene Bekenntnis, Deutschland habe den Ausbruch des 1.Weltkrieges angeblich allein verschuldet),

    - vielfältige Souveränitätseinschränkungen ("Entmilitarisierung" des Rheinlandes, "internationale" Kontrolle, d.h. Kontrolle der Siegermächte über Reichsbank, Reichsbahn und wichtige deutsche Flüsse),

    - militärische Wehrlosigkeit (drastische Abrüstung Deutschlands bei unverändert bleibender Hochrüstung der Siegermächte),

    - bis 1926 Ausschluß Deutschlands von der Mitgliedschaft im Völkerbund.

    Hinzu kam, daß den Österreichern und Sudetendeutschen die von ihren Parlamenten beschlossene Vereinigung mit dem Deutschen Reich verboten wurde.

    Das alles war von den demokratischen Westmächten zu verantworten und denkbar ungeeignet, den Deutschen die Demokratie als Staatsform zu empfehlen. Daß diese vielen Deutschen als bloßes Instrument erschien, sie dauerhaft niederzuhalten und der Willkür der Siegermächte auszuliefern, kann unter solchen Umständen nicht verwundern. Und da die Westmächte nicht bereit waren, den Deutschen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, war es letztlich nur eine Frage der Zeit, bis eine wachsende Zahl von Deutschen die Rettung von einem starken Mann erhoffte, der versprach, ihnen mit einer erneuten deutschen Machtentfaltung zu verschaffen, was die Westmächte ihnen aus freien Stücken und gutem Willen nicht zu gewähren bereit waren: Respekt und die Beseitigung des Unrechts von Versailles. Der Theologie Eugen Drewermann hat vor vielen Jahren in einem friedenspolitischen Referat gesagt: "Wenn man den Deutschen erlaubt hätte, mit Würde aus dem 1.Weltkrieg herauszukommen, hätte niemand dem Geschrei eines Adolf Hitler im Münchener Bürgerbräukeller zugehört."

    Die unter den Deutschen weit verbreiteten Aversionen gegen die Weimarer Demokratie traten zeitweise in den Hintergrund, als es in der zweiten Hälfte der 20er Jahre wirtschaftlich etwas aufwärts ging, aber sie brachen um so ungestümer hervor, als sich die Republik als unfähig erwies, das durch die Weltwirtschaftskrise ausgelöste wirtschaftliche und soziale Elend zu bewältigen. Die Weltwirtschaftskrise war zwar kein Produkt von Versailles, aber der ständige gewaltige wirtschaftliche Aderlaß durch die 1.Weltkriegs-Reparationszahlungen verschärfte die Auswirkungen der Krise auf Deutschland ungemein. Die Verbindung der wirtschaftlichen und sozialen Not mit der nationalen Empörung über Versailles brachte die Weimarer Republik zu Fall. Nichts und niemand hätte sie nach 1929 noch retten können.

    Wenn überhaupt, dann wäre sie 1919 zu retten gewesen: durch einen fairen Verhandlungsfrieden und ein neues europäischen Sicherheitssystems in gegenseitigem Respekt der ehemaligen Kriegsgegner und auf der Basis der Gleichberechtigung und des Selbstbestimmungsrechts der Völker. Durch eine entsprechende Abrüstung ALLER am Krieg beteiligten Mächte. Durch das allseitige Eingeständnis, daß ALLE europäischen Großmächte den 1.Weltkrieg verschuldet hatten. Und durch gemeinsame Anstrengungen, die durch den Krieg angerichteten Verwüstungen und wirtschaftlichen Schäden Schritt für Schritt zu beseitigen.

    Ob es unter solchen Voraussetzungen gelungen wäre, die Demokratie in Deutschland dauerhaft zu sichern, läßt sich natürlich nicht mit Sicherheit sagen - "Was-wäre-gewesen-wenn"-Fragen sind immer spekulativ, und es gibt darauf keine sicheren Antworten. Aber ohne jede Frage wären die Chancen besser gewesen.

    Quelle(n): Unter den Möglichkeiten, die in Deutschland Anfang der 30er Jahre realistischerweise überhaupt noch zur Debatte standen, wäre eine reaktionäre Militärdiktatur (möglicherweise mit Rückholung des Kaisers aus dem holländischen Exil) wahrscheinlich das geringste Übel gewesen. Keine besonders sympathische Lösung, gewiß. Aber immer noch besser als die totalitäre Nazi-Tyrannei. Und auch besser als eine kommunistische Machtergreifung, die nicht nur die stalinistische Terrorherrschaft nach Deutschland gebracht, sondern auch ein sofortiges militärisches Eingreifen der Westmächte zum Sturz der kommunistischen Regierung zur Folge gehabt hätte - und damit einen Krieg zwischen den Westmächten und der mit dem kommunistischen Deutschland verbündeten Sowjetunion auf deutschem Boden. @Cassandra: die Republik war auch ohne Hitler am Ende. Nur hätte dann anstatt der Nazi-Herrschaft wohl die Alternative "Militärdiktatur oder Kommunismus?" bestanden.
  • vor 9 Jahren

    Der Numerus Clausus ist schuld! Das behauptete jedenfalls Oskar Kokoschka. Er hatte sich gleichzeitig mit Hitler an der Wiener Kunstschule beworben - und er wurde genommen. Hätten sie Hitler auch genommen, wäre der in Wien geblieben.

    Ansonsten hat es mit der Finanzkrise 1929 zu tun. Auf der einen Seite die Aktienkonzerne und Spekulanten, auf der anderen Seite die immer ärmer werdende Volksmasse. Das Vertrauen in die Demokratie schwand, die Leute begehrten auf. Um sie ruhig zu halten wurde Angst vor dem Linksextremismus geschürt, die dann die Leute dem Rechtsextremismus in die Arme trieb... Nach dem 2. WK hatte man daraus gelernt und die Regulierung der Finanzmärkte sowie die soziale Marktwirtschaft eingeführt. Erst seit das wieder rückgängig gemacht wurde haben wir wieder Finanzkrisen und Ärger mit Extremisten.

  • vor 9 Jahren

    Gar nicht, denn (Theodor Heuss (der den Ermächtigungsgesetzen) zustimmte, sagte die Weimarer Republik war eine Demokratie ohne Demokraten, er hatte recht.

    Was wir heutzutage auch erleben: Die "großen Parteien" (Saarland zu letzt) regieren ohne Opposition. Es läuft was schief in der Deutschen "Demokratie", damals auf den Strassen, heute in den Parlamenten, heute nennt sich das "Alternativlos".

    Das Deutschland von heute ist ein Einheitsbrei von Politik und Lobbyismus, bei dem es nicht um Menschen geht, es geht um Geld.

    Diese Demokratie scheitert von oben, die Weimarer Republik scheiterte von unten.

  • vor 9 Jahren

    Die Weimarer Verfassung war untauglich und voller Fehler und das führte dann zum Scheitern. Diese Fehlern wurden dann im Grundgesetz behoben.

    Die Weimarer Republik wurde von links und rechts zerrissen, sie wurde bekämpft und selbst in den Parteien gab es massive Machtkämpfe.

    Es gab keine 5% Hürde, der Reichstag war in Kleinstparteien zersplittert - stabile Koalitionen war nicht möglich und so gab es ständig Neuwahlen. Der Reichspräsident regierte mit Notverordnungen am Parlament vorbei.

    Die 1. dt Demokratie war begleitet von wirtschaftlichen und sozialen Niedergang. Mio von Arbeitslosen nach dem 1. WK eine immense Staatsverschuldung und die Hyperinflation, dazu die Schande durch den Versailler Vertrag. Für die Deutschen war die Demokratie daher Ursache an ihr Leid.

    In den späten 1920er Jahren stabilisierte sich aber die Lage, es ging bergauf. Es hätte also doch noch was mit Demokratie werden können. Aber durch die Weltwirtschaftskrise zogen ausländische Investoren ihr Kapital aus Deutschland ab was besonders hart war, wieder waren Mio arbeitslos und so formierte sich erneut ein Hass auf die Demokratie.

    Die Reichskanzler, Minister und Reichspräsidenten die die Demokratie beschützen mussten, waren nicht mehr in der Lage oder nicht mehr gewillt. Sie sahen in Hitler ein Heilsbringer der alles wieder ins Lot bringen würde.

    Das alles waren die Ursachen für den Niedergang der Weimarer Republik.

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  • vor 9 Jahren

    durch die Weltwirtschaftskrise ( begann im Oktober 1929 durch den Börsenkrach in New York) gab es in Deutschland in den folgejahren 6 Millionen Arbeitslose -- ein idealer Nährboden für radikale Parteien (Kommunisten und Nationalozialisten) -- das Ende der Weimarer Republik war vorprogrammiert

  • Jerry
    Lv 7
    vor 9 Jahren

    Ich glaube nicht, daß eine Möglichkeit bestanden hätte, das zu verhindern, zumindest aus einem Blickwinkel ab 1930. Die Regierungen Papens und Schleichers waren schon faktisch nicht mehr republikanischer Natur, und auch diejenige Brünings ließe sich bereits als Teil des Scheiterns betrachten.

    Die weltwirtschaftlichen Gegebenheiten waren von deutscher Seite aus nur sehr bedingt zu ändern, was den vielleicht zentralen Krisenherd außer Reichweite bringt.

    Welche Alternativen gab es überhaupt 1932/33? Die Reichstagsparteien waren nicht mehr kooperationsfähig und -willig und zunehmend von dem Gedanken begeistert, die Demokratie abzuschaffen (Zentrum und DStP standen dem klar befürwortend gegenüber, DVP und DNVP sowieso, und auch in der SPD gab es immer mehr antidemokratische Stimmen).

    Ein Weiterregieren Schleichers hätte eine Militärherrschaft zur Folge gehabt, da sein Vorhaben, auf legitimen Weg zu einer Mehrheit quer durch die Gesellschaft zu kommen, gescheitert war.

    Das Hugenbergsche Presseimperium hatte ebenfalls seine Ambitionen, das System zu beseitigen und mit dem mächtigsten Pressezar der deutschen Geschichte einen neuen Herrscher zu stellen.

    Eine Einigkeit zwischen SPD, KPD und Gesinnungsgewerkschaften hätte zu vielem führen können, aber ganz bestimmt nicht zurück in die Republik, sondern eher den Weg von 1919 und '23 vollendet.

    Für die Republik war in ihrer Spätphase nichts mehr zu retten, und der alte Präsident hatte sie länger am Leben gehalten, als das überhaupt gerechtfertigt gewesen wäre.

    P.S.: So seltsam und beunruhigend das heute klingt, die Ernennung Hitlers war vielleicht noch der demokratischste weil mehrheitsfähige Schritt, der in dieser Situation noch möglich war.

  • vor 9 Jahren

    Ganz einfach so:

    Hätte man den österreichischen Ansichtspostkartenmaler nach seinem Putsch-

    versuch von 1923 ausgewiesen und ihm stattdessen nicht durch einen faulen

    Trick die deutsche Staatsangehörigkeit ermöglicht, wäre uns der sogenannte

    "Führer", der "SS-Staat", die KZs und die Katastrophe von 1945 mit Sicherheit

    erspart geblieben.

    "Im Herbst 1923 plante Hitler gemeinsam mit dem Ex-General Erich Ludendorff,

    die Reichsregierung durch einen Marsch auf Berlin zu stürzen....Aber ein paar Hun-

    dertschaften der bayerischen Polizei machten dem Putschversuch am 9. Novem-

    ber ein Ende...." Bitte hier weiterlesen:

    http://www.faz.net/multimedia/videos/jahrestage/9-...

    Um "Kanzler", also politischer Beamter werden zu können war deutsche Staats-

    angehörigkeit Voraussetzung. Er erhielt sie mit Hilfe von Komplizen 1932 durch

    formale Ernennung zum Landrat eines Landkreises in Braunschweig, wo solche

    Ernennung zum Beamten mit der Verleihung der deutschen Staatsangehörigkeit

    verbunden war. Hitler hat dieses Amt niemals tatsächlich angetreten - als "Landrat"

    erschien er aber 1932 auf den Wahlzetteln.

    Siehe "Einbürgerung Hitlers"

    http://de.wikipedia.org/wiki/Einb%C3%BCrgerung_Ado...

    Ferner:

    "Die Machterschleichung"

    http://www.focus.de/politik/deutschland/deutschlan...

    "...Hätte er verhindert werden können? Alle Aufpeitschung der Massen, aller red-

    nerischer Aufruhr hätten Hitler nicht zur Macht verhelfen können."

    "Die erhielt er erst durch das Intrigenspiel um einen altersmüden Präsidenten und

    durch das Versagen jener Kräfte, die die kranke Republik beschützen sollten...."

    Deutschland: Die Machterschleichung - weiter lesen auf FOCUS Online: http://www.focus.de/politik/deutschland/deutschlan...

  • vor 9 Jahren

    leider niemand. die Demokratie war noch ein "novum"

    für die deutschen, nach ein tausendjährigen reich

  • ?
    Lv 4
    vor 9 Jahren

    Die Weimarer Republik war niemals eine Demokratie-was daraus entstanden ist war gewollt-nur haben sich etliche Leute verspikuliert-.

  • vor 9 Jahren

    Brüning regierte mittels Notverordnungen quasi diktatorisch. Was wäre gewesen, wenn erstens Hindenburg ihn jahrelang hätte regieren lassen und zweitens Brüning kein Austeritäts-Programm (ich glaube, so heißt das heute auf "deutsch") gehabt hätte, sondern eine Wirtschaftspolitik wie Hitler sie später durchführen ließ? Dann wäre die Arbeitslosigkeit beseitigt worden, die Menschen hätten sich wieder beruhigt, die Nazis hätten nicht mehr viele Stimmen erhalten.

    Das ist natürlich alles völlig hypothetisch. Hindenburg konnte Brüning nicht leiden, schon wegen dessen Konfession und wegen der Erfüllungspolitik. Brüning war, wie damals fast alle, von Inflationsfurcht bestimmt. Außerdem gehörte zu Hitlers Programm auch die Kontrolle des Devisenhandels und damit indirekt des Außenhandels und die Kontrolle der Löhne. So etwas konnte nur Hitler durchsetzen. Den Nazis sah das Volk Dinge nach, die vorher einen Proteststurm ausgelöst hätten. Und das lag nicht nur am Terror.

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