18. Geburtstag... nicht so, wie ich ihn mir vorgestellt habe.?

Ich ziehe Bilanz, ich gehe in die 12. Klasse eines Gymnasiums, habe durchschnittliche bis gute Leistungen. Freunde? - Nein. Höchstens 2 Mitschüler, mit denen ich mich gut verstehe. Trinke keinen Alkohl, rauche nicht. Eine Freundin? -Nein.

Das Verhältnis zu meinen Eltern würde ich eher als angespannt bezeichnen. Ich kann mit ihnen nur über schulische Angelegenheiten sprechen. Demnach ist ihr Interesse an mir auch eher schulisch. Ich solle möglichst etwas mit Wirtschaft studieren, damit ich überhaupt einen Job finde.

Ich darf kein Alkohol trinken, was ich zum Glück aus Eingeninteresse nicht mache. Facebook darf ich nicht benutzen, da man dort nur seine privaten Daten preisgebe und dies ansonsten auch nur negative Konsequenzen für meine berufliche Zukunft habe. Chatten darf ich nicht, da man ja nie wisse, wer am anderen Ende sitzt. Es könne ja ein Pädophiler sein, der einen knapp 2m großen, 95kg schweren Jungen vergewaltigen möchte.

Hinzu kommt noch, dass mein Vater wôchentlich mein Handy durchforstet... zuletzt fand er heraus, dass ich einen Yahoo-Mail Account ohne sein Wissen angelegt hatte. Darauf hin war er sehr erbost, ich habe einen Vertrauensbruch begannen... daraufhin nahm er mir mein Handy vorläufig weg. Zudem lies er es sich auch nicht nehmen, alle, zum Teil auch sehr privaten Mails zu lesen. War nix schlimmes dabei, aber man möchte nicht jedes Detail preisgeben.

Einen Führerschein darf ich auch nicht machen, da ich ja schlecht in der Schule werden könnte. Die Theorieprüfung würde ich mit maximal 3 Fehlerpunkten bestehen. Doch ich darf es nicht. Finanziell würde dies auch kein Problem darstellen, ich habe fast genügend gespart und meine Eltern verdienen sehr gut. Warum ich jetzt nach meinem 18. Geburtstag nicht sofort den Führerschein mache? Mir fehlen noch ca. 300€ und außerdem bräuchte ich noch ein Auto, dazu fehlt mir das Geld. Mit dem Drittwagen  meiner Eltern dürfte ich nicht fahren, da ich sie ja dann hintergangen habe, weil ich ohne ihre Zustimmung den Führerschein mache...

Alkohol ist auch ein Thema, wenn auch nicht für mich. In meinen 18 Jahren habe ich nie noch nur einen Schluck Alkohol getrunken. Zuletzt an Sylvester Stoß ich mit meinen Eltern und der Nachbarin mit einem Sektglas an. Wie gesagt, ich stoß an und stellte das volle Glas wieder auf den Tisch.

Darauf hin musste ich mir eine Predigt anhören, dass Alkohol nicht gut sei... Argumentation - sinnlos.

Ich fühle mich einsam, verlassen, nicht mündig in dem Sinne, dass ich nichts mit meiner Volljährigkeit anfangen kann. Keinen Führerschein, keine Freundin, keine wirklichen Freunde.

Dies ist kein Momentanzustand. Das letzte Mal, dass ich mich für längere Zeit außer Haus befand, ist schon 4 Jahre her.

Zuletzt wurde ich eingeladen, Übernachtung bei Freunden übers Wochenende. Ich durfte nicht hin, da meine Eltern nicht alle kannten, die die Feier besuchen und dort evtl. Alkohol getrunken werden könnte.

Wie gesagt, ich werde kein Alkohol trinken, weil ich es nicht möchte. Doch Vertrauen haben meine Eltern nicht in mich... was auch erklärt, weshalb ich keinen Führerschein machen darf... Denn ich werde zu einem alkoholtrinkenen drogenanbhängigen Schulabbrecher mutieren, der keinen Job findet und alleine mit Harz4 in der Gosse stirbt. Alleine bin ich jetzt schon...

Familientherapie oder ähnliches kommt echt nicht in Frage... meine Eltern würden dort eh nicht hingehen.

Reden mit ihnen  ist schon schwierig.

Wenn nun der Eindruck entsteht, dass ich ein verklemmter Spießer bin, ist dies Falsch. Ich werde von den Meißten akzeptiert und in Ruhe gelassen. Ist zwar nicht viel aber immerhin...

Da sich noch nicht einmal jemand an meinem Geburtstag erinnert hat, außer mein Onkel, stelle ich mir die Frage, was wäre wenn ich einfach nicht mehr da wäre? -Nichts, es wäre alles so, wie im Moment, nur ohne mich.

Wie soll man heute Kontakte knüpfen, ohne Facebook oder SMS/ Mails. Natürlich ging das früher auch. Allerdings gab es dies noch nicht. Und was viel wichtiger ist, niemand hatte Facebook. Und da niemand es hatte, waren alle auf Alternativen angewiesen. Heute bin nur ich auf andere Alternativen angewiesen. Rauchzeichen und Briefpost würden meine Eltern erlauben.

Mein 18. Geburtstag lief so ab.

Um 7:05 stand ich auf, ging zur Schule. Niemand gratulierte mir, zu Hause war ich alleine, während so ziemlich alle anderen auf einer Feier zum Erwerb eines Führerscheins eingeladen waren. Ich erledigte meine Hausaufgaben und schaute eine Folge Stromberg im Internet Um 17:00 kam mein Vater nach Hause, wir fuhren in die Stadt, um ein Buch für die noch anstehende Facharbeit auszuleihen. Den Ausweis für die Bibliothek kann man erst zur Volljährigkeit erwerben. Um 19 Uhr war ich wieder zu Hause. Um 19:30 habe ich gegessen. Danach hatte ich noch etwas in einem Buch gelesen und ging einige Zeit darauf schlafen.

Ist mein Leben noch lebenswert? Ich weiß es nicht.