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Wo ist mein Gedicht verbesserungswert?
Hier das Gedicht - es hat keinen Titel, aber das Thema für die Schule lautet "Zukunft":
Wehe der Asche, dem Wellenbelag -
Körnig der Atem, zerlüftet verlegt
Über das Ufer der brechende Tag,
Daß der Vernunft es die Zähne zerschlägt.
Über das Ufer von fernher ein Schall,
Steinige Rufe ins Wasser geplumpst.
Futter für Gründe, flüssiger Fall,
Dem du zu gern die Worte zerlumpst.
Aschegeschnei und das Wasser häutet
Sich, die Zukunft rutscht aus, es kotzt
Das ganze Leben - Lebensentwurf
Hinaus, Belag - Vernunft lutscht aus;
Es kuft das Echo noch umher, gerammt
Ins Herz, aschgoldenes Haar, Tochter von Fluß,
Zu mir kommst du hinübergeschlammt.
Gläsern der Hauch deiner Lippen,
Elementar feines Rascheln,
Hohlschwang'rer Bauch, um die Rippen
Keucht noch die Wehe der Asche.
@Nager
"Daß" oder "dass" ist mir egal - besser ist "daß", sagen auch die Lehrer, denn dann kann man besser entscheiden, ob es ein Grammatik- oder ein schussliger Rechtschreibfehler ist (wo man nur ein s vergessen hat).
Aber was ich viel wichtiger zurückfragen möchte: Was meinst du mit "damaliger Zeit"?
@contra-wtg
Kannst du auch eine konstruktive Antwort auf meine Frage geben? Oder willst du nur zitierend klug aa-machen?
@Kazuge
Kannst mir doch hinsichtlich dieses meines Geschreibsels sagen, was vielleicht gut und was definitiv nicht gut (sogar schlecht) ist.
Aber ich schaue mal auf der von dir empfohlenen Website vorbei - hoffentlich hast du keine Werbung gemacht! Denn das war tatsächlich nicht Sinn und Zweck meiner Fragestellung.
@Nager nochmal
Okay, dank dir für die Erklärung. Aber seltsam: Liedtexte - sowohl "Schlager" als auch "Hiphop" und der ganze "Rock'n'Roll", natürlich in Verbindung mit Musik, wie es ursprünglich in der "Dichtung" / "Lyrik" gewesen ist - basiert auf Lyrik, deren Texte reimen sich und haben Rhythmus (klar, sonst würde der Text sich nicht in die musikalische Melodie fügen).
Warum haben Gedichte heute so einen schlechten Ruf? Liegt das an den Metren (die es auch in der popular music gibt) oder am Reim (den es auch in der popular music gibt) oder an den "klassischen" (bildungsbürgerlichen, damit verbunden langweiligen) Topoi (die es aber aich in der popular music gibt)?
@Kapaun
Danke dir wirklich herzlich!
Ich muß noch in mir gehen; die dritte Strophe ist wirklich ... aber ich dachte mir, ein paar Freie Rhythmen könnten das ganze etwas auflockern.
"geplumpst - zerlumpst" ist tatsächlich ein gesuchter Reim; nachdem ich auf diesen Reim gekommen war, konnte ich nicht anders. Aber ob er wirklich passend ist ... ja, das ist die Frage!
Ich habe auch schon mit dem Gedanken gespielt, die letzte Strophe ganz wegzulassen (viell. eignet sie sich ja für ein anderes Gedicht),
@shinita57
Ja, danke, ich versuch, mal was noch draus zu machen, :)
@Kapaun noch einmal:
Ach, ja, ich beherzige deinen Rat; ich finde es dennoch ganz hübsch und putzig, andere lyrische Stimmen zu hören.
"Sah ein Knab ein Röslein steh'n" - das kann man ja bitterernst vortragen, oder man lispele das Gedicht einmal mit witzig melodisierender Stimme - der Unterschied ist kaum beschreibbar, aber dennoch ein Genuß!
ALLGEMEINE ANMERKUNG
Hier scheint es ja mit den Daumen runter ziemlich hoch herzugehen.
Daumen hoch stammen (u.a.) von mir; Daumen runter gebe ich nicht.
6 Antworten
- KapaunLv 7vor 9 JahrenBeste Antwort
Einige Punkte (nicht notwendigerweise in der Reihenfolge der Wichtigkeit) die mir dazu spontan einfallen:
1) Wow! Mein erster Gedanke war: Schon wieder so ein Möchtegern-Tiefgründer. Aber das war falsch. Zunächst einmal: Dir steht eine Wortgewalt zu Gebote, wie ich sie selbst unter professionellen Lyrikern kaum je angetroffen habe. Das betrifft auch und gerade die Unzahl von Neologismen, die du verschleuderst, als kämen sie frisch aus dem Frühlings-Füllhorn. Allerdings bist du noch ein Rohdiamant, und wenn dein Lehrer was taugt, erkennt er, dass er hier eine echte Aufgabe hat, diesen Diamanten zu schleifen.
2) Du bist kein Möchtegern-Tiefgründer, was daran liegt, dass du gar nicht so sehr tiefgründen willst. Du versuchst wie Kafka oder auch wie Dali, unnennbaren Gefühlen eine Form zu geben, und mögen sich doch die anderen damit abplagen, einen Sinn in deinen Versen zu suchen. Übrigens erinnert mich dein Gedicht tatsächlich sehr stark an die Bilder von Dali, nur eben mit dem Unterschied, dass du mit Worten "malst".
3) Zum mehr Handwerklichen: Deine Wortwahl (besser dein Gespür für passende Worte oder Formulierungen) ist noch nicht immer sehr treffsicher. "Geplumpst" passt beispielsweise überhaupt nicht, auch wenn es sich auf das wunderbare "zerlumpst" reimt. Wenn ein Reim eine unpassende Wortwahl verlangt, muss man leider auf ihn verzichten. Die dritte Strophe ist insgesamt die schwächste. Irgendwie übertreibst du es da. Auch wenn du zum Beispiel Zeilen, die zu lang werden, in die nächste Zeile ziehst. Das ist ein Kniff, den Kabarettisten und Komiker gern verwenden, der aber in ernstgemeinter Lyrik mit äußerster Vorsicht gehandhabt werden sollte. Die vierte Strophe fällt ein bisschen aus dem sonstigen Rahmen, weil sie plötzlich so etwas wie einen Sinn zu ergeben scheint. Überlege dir gut, ob du es dabei belassen willst oder ob der absolute Surrealismus nicht stärker wäre.
4) Zum Schluss noch eine Anmerkung: Ich kenne deinen Lehrer nicht, aber es ist möglich, dass es sich bei ihm um einen "Deutschhandwerker" handelt, der den funkelnden Kern in diesem Gedicht nicht erkennt und es in Bausch und Bogen abbügelt. Das ist nun mal das Risiko, wenn man sich auf so etwas einlässt. Sollte das passieren, nicke freundlich und sage ihm, dass du es besser machen wirst in Zukunft - aber glaube ihm kein Wort! Arbeite daran, besser zu werden, na klar, aber mach da weiter, wo du hier aufgehört hast. Feile an deinem Sprachgefühl, lege deiner Worterfindungswut Zügel an, höre nicht auf, auch an Kleinigkeiten zu arbeiten, dann könntest du vielleicht tatsächlich einmal einer der ganz großen Lyriker werden. Das habe ich noch nie in meinem Leben zu jemandem gesagt, und vermutlich werde ich es nie wieder zu jemandem sagen - und es ist mein absoluter Ernst.
P.S.: Und lass dir bloß nichts von Möchtegern-"Poeten" wie shinita57 einreden!
P.P.S.: Vielleicht noch ein letzter Tipp: Versuche dich doch einmal an Lyrikformen, die eine ganz strenge Struktur und Form verlangen, zum Beispiel Haikus oder Sonette. Der alte Spruch, dass in der Beschränkung der Meister liegt, hat sehr wohl seine Berechtigung: Je festgezurrter die Form, in die du deine Sprache gießt, desto besser lernst du, mit ihr umzugehen. Und die freien Rhythmen erschließen sich dir dann schon, wenn die Grundlage stimmt - von mir aus auch mit Röslein... :-)
- Azul AlucrisLv 6vor 9 Jahren
Also ich finde das Gedicht wirklich gut und das ist ziemlich selten, bei den hier geposteten.
Besonders den Stilwechsel in der dritten Strophe finde ich interessant.
Als Verbesserungsvorschläg würde ich eine Ãberarbeitung der Metrik anbringen (also in der 1., 2. und 4- Strophe). Da stolpert man manchmal noch ein wenig. Schreib den Text evt nochmal auf und makiere dir die Betonten Silben. Das hilft meist.
"die dritte Strophe ist wirklich ... aber ich dachte mir, ein paar Freie Rhythmen könnten das ganze etwas auflockern."
Hm, ok, bis ich das gelesen hatte, dachte ich noch das wäre Absicht. Die dritte Strophe erinnert stilistisch ja sehr stark an die Post Moderne, während der Rest eher an früher Epochen wie die Romantik erinnert. Hatte gedacht, dass man das Gedicht grade über diesen stilistischen Gegensatz interpretieren müsse.
- Anonymvor 9 Jahren
ich finde nicht, dass das hier die richtige plattform dafür ist.
empfehlenswerter find ich da fanfiktion.de.
meld dich da an und stell dein gedicht rein (ist eine internetseite zur veröffentlichung von eigenen texten), dann können andere dir (konstruktive) kritik geben.
lg Kazuge
- shinita57Lv 6vor 9 Jahren
@Arne:
Wehe der Asche, dem Wellenbelag -
Körnig der Atem, zerlüftet verlegt
Ãber das Ufer der brechende Tag,
Daà der Vernunft es die Zähne zerschlägt.
Wehe der Asche, den tosenden Wellen.
Körnig der Atem, wie ein Hauch des Windes
und Gedanken die Welt beweben,
treibend wie ein Orkan der Gefühle.
@ Arne: Ãber das Ufer von fernher ein Schall,
Steinige Rufe ins Wasser geplumpst.
Futter für Gründe, flüssiger Fall,
Dem du zu gern die Worte zerlumpst.
Ãber dem Ufer - fernab der Schall,
steinige Rufe verlieren sich im Wasser.
Futter für Abgründe - suchen nach Ursachen,
Worte die im Universum verschwinden.
@Arne: Aschegeschnei und das Wasser häutet
Sich, die Zukunft rutscht aus, es kotzt
Das ganze Leben - Lebensentwurf
Hinaus, Belag - Vernunft lutscht aus;
Es kuft das Echo noch umher, gerammt
Ins Herz, aschgoldenes Haar, Tochter von FluÃ,
Zu mir kommst du hinübergeschlammt.
Die Wüste dürstet nach Wasser
unter der Glut des Verlangens.
Leben schreit das Herz mit jedem pulsierenden Schlag,
oh Tochter des Flusses.
Dürre, zerklüftete Hügel -
der Tod streckt seine Krallen aus,
nach Gier dich zu erwischen.
@Arne; Gläsern der Hauch deiner Lippen,
Elementar feines Rascheln,
Hohlschwang'rer Bauch, um die Rippen
Keucht noch die Wehe der Asche.
Sehnsucht, Lippen verzehren sich nach dir,
elementar - unbändiges Verlangen.
Ihr schwangerer Bauch - verheiÃungsvoll,
feuriges Beben der Erde entgegen.
Keuchend die Wehe des Lebens.
Nun mach was daraus - wie es dir gefällt.
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- NagerLv 6vor 9 Jahren
Eigentlich nur, dass man dass mit zwei s schreibt und nicht mit einem Ã, aber das ist ja nur nebensache. Sonst ist dein Gedicht wirklich gut. In der damaligen Zeit könntest du es aufschreiben und verkaufen.
Nachtrag: Mit "damaliger Zeit" meine ich, zu der Zeit, als Gedichte noch im "Trend" waren, also, als sich viele Dichter Gedanken über Gedichte machten und diese auch niederschrieben. Heute interessieren sich nicht mehr viele für Gedichte wie damals...
- contra-wtgLv 6vor 9 Jahren
naja, vllt im ganzen.
kornelius feistus klausen hat das mal so gesagt:
die welt erlischt, das leben heckt
der welt ist's egal,die arme streckt
wer auf dem apfel sich erschreckt
das ganze eh nicht ganz entdeckt.
krawumm und plautz - da ist's passiert
jetzt sind wir alle angeschmiert!
was soll auch nur der ganze schheiss-
ich mach mich desderwegen bestimmt nicht heiss!