Warum gilt der erste Schöpfungsbericht (Genesis 1) als Lied?

Während der jahwistische Schöpfungsbericht (Gen 2,4b ff) erzählende Prosa ist, stellt der (jüngere) priesterschriftliche Text (Gen 1,1-2,4a) einen streng sprachlich geformten Text dar, der als Gedicht oder Lied beschrieben werden kann. Er lässt seinen Gebrauch bei feierlichen Anlässen vor einer größeren Hörerschaft ahnen, während der "Sitz im Leben" der mündlichen Überlieferung des "Jahwisten" offensichtlich das Zelt oder die Versammlung am Lagerfeuer war.

Dies ist jedenfalls das einhellige Ergebnis der Textbetrachtung in der historisch-kritischen Exegese, die aber von den Zeugen Jehovas und anderen biblizistischen Gruppierungen (Kreationisten und Anhänger der Verbalinspiration) abgelehnt wird. Was der von dir angegebene link vermittelt, stimmt mit so gut wie allen protestantischen und katholischen Bibelwissenschaftlern der Neuzeit überein.

Das meint nicht unbedingt, dass der Text der Priesterschrift etwa im heutzutage üblichen belcanto "gesungen" wurde. Bei einem feierlichen Vortrag vor einer größeren Zuhörerschaft unter freiem Himmel wurde früher (bis zur Renaissance) jeder Text in einer Art Sprechgesang vorgetragen, wie er noch heute auch bei der liturgischen Bibellesung im katholischen "Hochamt" üblich ist. Anders wäre er verhallt. Erst die vollständig ummauerten großen Plätze vor den Kathedralen, wie ich sie etwa in Santiago de Compostela und Florenz gesehen habe, machten dern Gebrauch der menschlichen Stimme bei einer Ansprache möglich. (Heute geht das alles mit Mikrophon und Lautsprecher, aber auch das erst seit etwa 40 Jahren.)

das wird in genesis 1,27 selbst beschrieben

ist ganz vorn auf der ersten seite

Die Aussage, dass es sich beim 1. Buch Mose um ein Gedicht oder Lied handelt, ist falsch. Wer das gesagt hat, verbreitet ein Fehlinformation.