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Tokki
Lv 6
Tokki fragte in Gesellschaft & KulturSprachen · vor 10 Jahren

Warum verschwinden die richtigen Fälle?

Daß der Genitiv "dem Dativ sein Tod" ist, wissen wir ja bereits, aber wenn ich die Fragen hier lese, dann ist auch der Akkusativ der Tod des Dativ und der Nominativ der Tod des Akkusativ. Also quasi der Genitiv fällt weg und alles andere verschiebt sich. Wie kommt es zu einem derartig schlampigen Umgang mit der eigenen Sprache?

Update:

DR nicht von mir!

4 Antworten

Bewertung
  • vor 10 Jahren
    Beste Antwort

    Das Deutsche durchläuft einen Prozess, den die anderen germanischen (Englisch, Niederländisch, die skandinavischen Sprachen) und auch die romanischen Sprachen (Französisch, Spanisch, Italienisch) im Prinzip schon abgeschlossen haben, Latein hatte ja fünf Fälle und die Nachfolgesprachen nur einen.

    Auf der anderen Seite stehen die slavischen Sprachen, die über ein volles System mit sechs Kasus verfügen (aber auch hier zeigen sich u.a. im Russischen und Lettischen erste "Erosionserscheinungen").

    Einer der Gründe ist, dass die Endungen zunehmend schwächer artikuliert werden bzw. ganz wegfallen (das -en in "dem Herzen" z.B.) - das ist vielleicht schlampig, passiert aber schon seit 1000 Jahren, war die Endung doch früher "-on". Und wer sagt oder schreibt schon noch, egal wie gebildet er ist, "dem Hunde" oder "dem Manne"?

    Ein anderer vielleicht Sprachkontakt und -beeinflussung mit den oben genannten Sprachen.

    Sprache verändert sich aus vielen Gründen, Luther konnte noch sagen "der gewonet auch die Leute zu reißen und fressen", wo wir heute sagen (müssen): "der gewöhnt sich daran, die Leute zu reißen und zu fressen", oft verstehen wir schon Texte von 1900 nicht ohne Glossar, weil viele Wörter nicht mehr gebräuchlich sind oder was anderes bedeuten.

    Außerdem gibt es auch Gegentendenzen, so benutzen manche Leute Präpositionen, die den Dativ verlangen, mit dem Genitiv, und Präpositionen, die den Akkusativ fordern, mit dem Dativ (um gebildeter zu klingen).

    Es könnte also sein, dass der Genitiv nicht verschwindet, sondern zu einem sogenannten "Präpositiv" werden.

  • vor 10 Jahren

    Bequemlichkeit, die Sprache wird nicht ernst genommen.

    Und dann vereinfacht sich die Grammatik immer weiter.

  • Kai H
    Lv 6
    vor 10 Jahren

    Es gibt, wie immer, eine ganze Reihe von Gründen. Alle Fäden laufen wie so oft bei unseren Politikern zusammen und damit bei uns selbst.

    1. Bildungsausgaben: Die Ausgaben für Bildung sind immer weiter zurück gegangen. Man muss sich nur einmal den Zustand der Schulgebäude ansehen.

    2. Bildungspolitik: Die Schulreformen der letzten Jahre haben dazu geführt, dass Lehrer mit sinnlosem bürokratischem Aufwand belastet werden, so dass sie außerhalb des Unterrichts keine Zeit mehr für ihre Schüler haben und allgemein an der Belastungsgrenze agieren, 22% der Lehrer schaffen es nicht, bis zur Pensionsgrenze zu arbeiten.

    3. Steuerpolitik: Durch die konsequente Umverteilung von unten nach oben und das konsequente Fernhalten derer, die den momentanen Aufschwung erarbeiten, von dem damit erwirtschafteten Reichtum, müssen heute im allgemeinen beide Elternteile arbeiten und haben keine Zeit für ihre Kinder.

    4. Sozialpolitik: Durch Hartz IV, diese Schande für unser Land, leben beispielsweise in Hamburg 30% aller Kinder unter der Armutsgrenze, und nirgendwo auf der Welt ist der Zusammenhang zwischen dem sozialen Status und der Schulbidung so eng wie bei uns. D.h., dass Kinder armer Eltern keine Chance haben zu studieren, selbst, wenn sie überdurchschnittlich begabt sind. Schlecht Ausgebildete wiederum haben keine Chance auf einen guten Arbeitsplatz, so dass Armut bei uns vererbt wird, das demotiviert.

    5. Jugendpolitik: Wir sammeln unseren Müll getrennt und vernachlässigen unsere Kinder. Für die gibt es kaum Angebote oder gar Förderung, das führt dazu, dass die nachmittags nichts Besseres zu tun haben als an der Bushaltestelle Alkohol zu trinken.

    Dies alles führt zu einem Verfall der Bildung, der Werte, der Moral und der Intelligenz.

    Nachtrag: dem unseligen Einfluß der "Blöd"-Zeitung und des Privatfernsehens hätt ich doch fast vergessen! Schon vor 15 Jahren hab ich mal eine Nachmittags - "Talkshow" gesehen, in der sich Menschen 45 Minuten lang anschrien zum Thema "dürfen Männer im Stehen pinkeln?". Ich habe es nicht für möglich gehalten, aber das Niveau ist seitdem noch gesunken.

  • Faust
    Lv 7
    vor 10 Jahren

    Sprache ist nichts statisches, sondern dynamisch, sie verändert sich ständig.

    Wir sprechen ja auch nicht mehr wie zu Zeiten eines Goethes oder Schillers.

    Übrigens:

    am dynamischsten ist die Englische Sprache, sie nähert sich immer mehr der chinesischen Sprache an:

    weg von einer synthetischen Sprache, die das Deutsche noch in weiten Teilen ist, hin zu einer analytischen Sprache

    Zerfall der Flexionen und Deklinationen, Sinngebung durch Wortstellung und unabhängige Einzelwörter

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