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Was bedeutet der Begriff "Kantgemenge"?

bei 53min16sec wird der Begriff erwähnt.

http://wstreaming.zdf.de/3sat/veryhigh/110324_kapi...

der Zusammenhang wie der Begriff im video erwähnt wird ist folgender.

"Also zunächst mal würd ich sagen,gegen Geld ist überhaupt nichts einzuwenden.Denn Geld ist die Vorraussetzung dafür,dass man mit Leuten zu tun haben kann,ohne wirklich mit ihnen zu tun haben zu müssen.Das ist ja auch durchaus entlastend,gewisse Distanz-Reibungsverluste im engen sozialen Kantgemenge,oder sowas,aufzulösen.Und das Geld ist ein ideales Mittel dafür,sich Leute vom Leib zu halten,in gewisser Weise...."

Was genau ist mit dem "Kantgemenge" gemeint?

1 Antwort

Bewertung
  • vor 1 Jahrzehnt
    Beste Antwort

    Ja ja, der gute Prof. Dr. Joseph Vogl und sein "Kantgemenge".

    Wenn Kulturwissenschaftler das Wort ergreifen, gilt es, stets hellhörig zu sein; denn zumeist sagen diese gelehrten Leute etwas, das man erst dann verstehen kann, wenn man es richtig interpretiert. Was für eine Wissenschaft!

    Dabei bin ich mir noch nicht einmal sicher, ob ich es richtig interpretieren kann.

    Aber ich versuche es einmal: Kant gilt ja gemeinhin als Vertreter einer "Pflichtethik", einer Ethik sozusagen, welche vorschreibt, daß man z.B. unter allen nur erdenklichen Umständen die Wahrheit zu sagen habe (obwohl dies nicht stimmt, Kant schreibt dies nirgendwo in seinen Schriften und gegen eine derart allzu verabsolutierende Ansicht hätte er sich sicherlich verwahrt; sicherlich hätte er argumentiert, daß es moralisch nicht angebracht sei zu lügen, daß es aber dennoch von diesem moralischen Gebot Ausnahmen zu machen gilt, wenn z.B. das Leben eines anderen Menschen davon abhängt - das Wohl und Weh eines anderen Menschen wiegt schwerer als die Wahrhaftigkeit einer Aussage, und es wäre ja in der Ethik wie im menschlichen Leben nicht das erste Mal, daß zwei "Pflichten" oder moralische Erfordernisse miteinander konfligieren; Stichwort: moralisches Dilemma). - Aber sei es, wie es sei, Kant wird - auch von sog. gelehrten Leuten - eben als so ein pedantischer Pflichtenreiter interpretiert; nun stellen wir uns eine derartige Gesellschaft vor, die vor pedantischen Pflichtenreitern nur so wimmelt, also vor Menschen, die idealerweise immer tun und handeln, was und wie die Pflicht es gebietet. Das ist auf die Dauer ziemlich schwer, zermürbend und würde Menschen wohl auch à la longue verrückt machen. Daher ist Geld - wie Prof. Vogl sagt - "entlastend": ich muß mich nicht groß mit dem anderen unterhalten, um das zu bekommen, was ich haben will, ich muß einfach die Summe Geldes auf den Tresen legen, bekomme mein Wechselgeld, nehme die Ware und gehe einfach. Geoffenbart habe ich mich eigentlich nur in meiner Kauffähigkeit, also daß ich die Menge Geldes besitze, die nötig ist, um gerade die-und-die Ware zu kaufen. Vielleicht gab es noch einen "Guten Tag" und ein "Auf Wiedersehen", aber bis auf die käufliche Transaktion ist zwischen den zwei Menschen nicht mehr abgelaufen. Das Geld bringt mich dem Menschen näher, insofern ich mit ihm - in doppeltem Wortsinne - handle, es schafft aber auch Distanz, indem ich mich nicht allzu sehr mit ihm und seinen Lebensproblemen beschäftigen muß.

    Anstelle von Kant-Gemenge häte ich eher Schopenhauerisch von den frierenden Stachelschweinen geredet, die, weil sie frieren, sich aneinanderschmiegen möchten, um sich Körperwärme zu spenden, aber, weil sie Stacheln haben, sich dennoch nicht zu nahe kommen dürfen, damit sie einander nicht verletzen.

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