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Anonym
Anonym fragte in Kunst & GeisteswissenschaftGeschichte · vor 1 Jahrzehnt

Warum hat Deutschland den Versailler Vertrag zugestimmt?

Eine Sache die ich nicht verstehen (kann): Wieso hat Deutschland den Versailler Vertrag einfach so akzeptiert und nicht mehr gegenwehr geleistet?

Ich meine Deutschland war durch den ersten Weltkrieg ja nur "indirekt" betroffen: Alle Kämpfe haben sich auf ausländischem Gebiet abgespielt. Desweiteren hat Deutschland Russland besiegt. Es war sogar schon ein Friedenstvertrag ausgearbeitet, der Deutschland einen Großteil der russischen Landesfläche und Bevölkerung zugesprochen hätte ( Friedensvertrag von Brest-Litowsk). Und dann gibt Deutschland einfach so auf, praktisch ohne eigene Bedingungen, und stimmt so tiefen Einschnitten (10% Verlust der Bevölkerung, 30% der Landesfläche, Verlust aller Kolonien, wegfall zahlreicher Wirtschftlicher Vorkommen) einfach zu?

Wieso hat der deutsche Militärstab nicht mehr Kampfesgeist gezeigt? Zumindest ein Abzug aller Streitkräfte aus Frankreich und Zahlungen von Reputationszahlungen hätten die Lage doch mehr als ausreichend entspannt.

PS:

Das Deutschland den zweiten Weltkrieg klar verloren hat und die Abtretungen ihre volle Rechtfertigung haben bestreite ich nicht. Aber gerade unter diesem Aspekt kann ich einfach nicht verstehen warum Deutschland im ersten Wk einfach so aufgegeben hat?

Mir ist schon klar das Deutschland die Weltkriege hätte niemals gewinnen können, aber warum wurde in den Verhandlungen um den Versailler Vertrag (wahrscheinlich das schwachsinnigste und kreigstreiberische Dokument der Geschichte) nicht mehr "Wille zum Erfolg" gezeigt?

11 Antworten

Bewertung
  • vor 1 Jahrzehnt
    Beste Antwort

    Deutschland hatte Rußland zwar geschlagen, war aber der immer drückenderen Übermacht der Westmächte nicht mehr gewachsen; denen war, nachdem sich der Frontverlauf während des jahrelangen Gemetzels kaum verändert hatte, im August 1918 der Durchbruch durch die deutsche „Siegfriedlinie“ gelungen, und es war nur eine Frage der Zeit, bis sie in Deutschland einmarschiert wären und es Stück für Stück besetzt hätten. Deutschland war militärisch und wirtschaftlich völlig erschöpft und hätte dem nichts mehr entgegenzusetzen gehabt.

    Was heißt hier „Kampfgeist?“ Der moderne technisierte Großkrieg ist ja gar kein "Kampf" mehr, sondern ein mit industrieller Systematik durchgeführtes massenhaftes Abschlachten; da kommt selbst die größte soldatische Tapferkeit gegen eine haushohe materielle Überlegenheit des Gegners irgendwann nicht mehr an. Das war auch den Deutschen im Spätsommer 1918 klar; vier Jahre lang hatten sie gekämpft, geblutet, gehungert und einer Welt von Feinden getrotzt - aber in einem Krieg, der völlig aussichtslos geworden war, sinnlos zu verrecken, dazu waren sie nicht mehr bereit. Als die deutsche Admiralität ihrer Kriegsflotte nach dem deutschen Waffenstillstandsgesuch den Befehl zum Auslaufen erteilte (sie hätte im Kampf gegen die britische Übermacht nur heroisch kämpfend untergehen können), meuterten die Schiffsbesatzungen, und die Revolte griff auf ganz Deutschland über. Der Kaiser floh nach Holland. Die deutsche Armee löste sich mehr oder weniger auf, die meisten Soldaten gingen nach Hause. Damit war es mit der Kriegführungsfähigkeit des Deutschen Reiches endgültig vorbei.

    Das heißt: bei der Unterzeichnung des Versailler Diktatfriedens besaß Deutschland außer ein paar Hunderttausend Freikorps-Kämpfern ohne schwere Waffen gar keine Streitmacht mehr, die es der Erpressung durch die Siegermächte hätte entgegensetzen können. Hinzu kam, daß Großbritannien die Hungerblockade zur See auch nach dem Ende der Kämpfe aufrecht erhielt, um Deutschland bei den Versailler Verhandlungen unter Druck setzen zu können.

    Und der deutsche Generalstab? Das Problem war nicht, daß er zu wenig Kampfgeist besessen hätte, sondern daß er zu wenig Vernunft und Augenmaß bewies. Oder noch grundsätzlicher: daß überhaupt die Führung des Reiches in seinen Händen lag, da es gar keine politische Führung gab: der Kaiser hatte sich zu Beginn des Krieges als politischer Versager erwiesen, hatte sich zurückgezogen und die Führung des Reiches den Generälen überlassen. Bis zuletzt hatten diese eine illusionäre Siegeszuversicht verbreitet, um dann nach dem Durchbruch der Westmächte durch die Siegfriedlinie von einem Tag auf den anderen zu verkünden, daß der Krieg verloren sei, und von der kaiserlichen Regierung ultimativ einen sofortigen Waffenstillstand zu fordern; andernfalls stünde der Zusammenruch der Front unmittelbar bevor. Dieser plötzliche Kurswechsel, dieser plötzliche Absturz trug maßgeblich zum psychologischen Zusammenbruch der Deutschen bei. Sie mußten sich von ihrer Führung ja nun wirklich komplett belogen und ver.arscht fühlen.

    Vielleicht wären die Dinge anders, glücklicher, verlaufen, wenn die deutsche Führung den Dingen realistisch ins Auge gesehen und ihrem Volk und ihrer Armee beizeiten reinen Wein eingeschenkt hätte. Wenn sie beizeiten starke Verteidigungsstellungen entlang der deutschen Westgrenze errichtet, sich geordnet auf sie zurückgezogen und Verhandlungen über einen Frieden ohne Annexionen und Reparationen angeboten hätte. Dafür hätte es im deutschen Volk sicherlich eine große Mehrheit gegeben; vielleicht wäre die deutsche Armee funktionsfähig und bereit gewesen, eine solche vernünftige und moralisch einwandfreie Linie mitzutragen, anstatt gegen ihre Führung zu rebellieren. Dann hätten auch die deutschen Unterhändler bei den Friedensverhandlungen wesentlich respektgebietender auftreten können; und die Imperialisten und Kriegstreiber der Westmächte hätten in ihren eigenen Völkern, die ja genauso kriegsmüde waren wie das deutsche, einen wesentlich schwächeren Stand gehabt. Wer weiß, wer weiß - „Was-wäre-gewesen-wenn?“-Fragen und alle Antworten, die man darauf gibt, sind allemal Spekulationen.

    P.S.: die Gebietabtrennungen von Deutschland nach dem 2.Weltkrieg hatten "ihre volle Berechtigung?" Hier muß ich Dir entschieden widersprechen: dieser Landraub und die Vertreibung von 17 Millionen Deutschen (die Sudetendeutschen mit eingerechnet) waren ein Verbrechen, für das es nicht die allergeringste Rechtfertigung gibt. Auch die Verbrechen des 3.Reiches sind keine Entschuldigung dafür - wer das behauptete, täte genau das, was man den Deutschen nach dem Krieg beim Umgang mit ihrer Vergangenheit (oft durchaus nicht zu Unrecht) vorgeworfen hat: daß sie eigene und gegnerische Verbrechen gegeneinander aufrechneten, um sich selbst zu entlasten. Schuld und Leid kann man jedoch nicht gegeneinander aufrechnen. Die alliierten Verbrechen entschuldigen die deutschen nicht. Das Umgekehrte gilt aber genauso.

  • Raik
    Lv 7
    vor 1 Jahrzehnt

    Deutschland hatte auch den ersten Weltkrieg klar verloren. Der Kampf fand zwar noch nicht auf deutschem Gebiet statt, aber die deutschen Truppen waren am Ende und die Alliierten klar in der Übermacht.

    In Deutschland wurde zu der Zeit der Kaiser abgesetzt und eine demokratische Republik gegründet. Die Stimmung im Land war nicht mehr nach kämpfen.

  • vor 1 Jahrzehnt

    In den bisherigen, sehr guten Antworten ist meiner Ansicht nach ein wichtiger Punkt nicht deutlich genug dargestellt worden: Die Alliierten hatten den Waffenstillstand im November 1918 nur unter der Bedingung gewährt, daß die deutschen Truppen auf eine Linie fünfzig Kilometer östlich des Rheins zurückgezogen werden, und die alliierten Truppen bis zum Westufer des Rheins vorrücken. Da man den Waffenstillstand unbedingt brauchte, um das große Massaker oder die umfassende Meuterei zu vermeiden, ging die deutsche Regierung auf diese Bedingung ein. Deshalb war die strategische Lage im Juni 1919 so, daß man eine Wiederaufnahme der Kämpfe selbst bei innenpolitisch anderer Situation nicht hätte wagen können. Die Alternative hieß nur: Unterzeichnung des Versailler Vertrags oder kampflose Besetzung ganz Deutschlands.

  • vor 1 Jahrzehnt

    "Kampfgeist"? "Wille zum Erfolg"?

    Was hätte das denn gebracht? Der Zusammenbruch der Streitkräfte stand kurz bevor.

    Wenn man nicht einfach aufgibt, obwohl längst alles vorbei ist, sieht man ja dann im Zweiten Weltkrieg. Da war es dann 5 nach 12. Was hat dieser "Kampfgeist" gebracht? Nur noch mehr unnötiges Leid.

    Der Fehler der Deutschen im Ersten Weltkrieg war es - diplomatisch gesehen - nicht bereits früher in Friedensverhandlungen eingetreten zu sein, als die Lage noch nicht so aussichtslos. Abzusehen dass sie es werden würde, war es bereits seit Längerem.

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  • vor 1 Jahrzehnt

    Diesen Versailler Vertrag wurde den Deutschen einfach auf gezwungen und zwar von den Alliierten, Frankreich, England und Amerika und sie konnten sich nicht da gegen wehren.

    Die Truppen ließen sie mit voller Bewaffnung in das Reich zurück kehren und dies war gleichzeitig das Ende das Deutschen Kaiser Reich. Den Waffenstillstand schlossen sie am 11 November in Compiègne.

    Der Friedensvertrag wurde am 28 Juni 1919 unterzeichnet von sage und schreibe 27 Länder und der Friede trat erst in 1920 in Kraft.

    Die Zahlungen nennt man nicht Reputationszahlungen, sondern "Reparationszahlungen".

    Quelle(n): Die Geschichte und Wissen.
  • Anonym
    vor 1 Jahrzehnt

    Weil unsere lieben französischen Nachbarn gedroht hatten, dass sie ganz Deutschland besetzen würden. Sie haben ja schon angefangen, zunächst Elsass Lothringen, dann die Saar (Saarland), dann das Rheinland und Ruhrgebiet.

    Quelle(n): Historiker
  • Anonym
    vor 1 Jahrzehnt

    nach der doppelschlacht von aisne und champagne...

    stand deutschland wahrscheinlich 1917 vor dem sieg...

    ein brief vom kaiser karl von österreich den er hinter dem rücken...

    seiner eigenen regierung und deutschland an poincaré schrieb...in dem er ihm...

    den frieden anbot...das war am 31.märz 1917...ändert die kriegslage dramatisch...

    weil dieses angebot als schwäche ausgelegt wurde...mit diesem brief konnte der...

    amerikanische präsident wilson überzeugt werden daß deutschland und österreich am ende...

    seien und es nur noch einen gnadenstoß bedürfe...am 6.april 1917 traten die usa mit in den krieg ein...

    nach andert halb jahren 1918 war der krieg für deutschland und österreich verloren...

    die bedingungslose kapitulation war das ende vom lied...deutschland lag in den fesseln...

    tausender vetragsbestimmungen...und sollte für die nächsten hundert jahre nur noch zahlen...

    aus den reparationsforderungen wurden jahre später anleihen weil frankreich und england...

    auf bezahlung bestanden...aus kriegsschulden wurden zivielschulden gemacht...indem onkel sam...

    frankreich und england auszahlte...deutschland ebenfalls geld lieh...und alle drei an die kette legte...

    zinsen wurde das genannt...die schulden blieben...bis dieser braune ****** aus österreich...

    1933 auf der weltbühne erschien...wieder ein österreicher der deutschland in den abgrund riss !

    Quelle(n): quelle:joachim fernau - deutschland,deutschland über alles... isbn 3 548 02731 8
  • vor 1 Jahrzehnt

    Deutschland hatte einfach keine andere Wahl. Hätte man nicht zugestimmt, wäre der Krieg weitergegangen, unter anderem Vorzeichen. Deutschland wäre vernichtet worden. Ein solcher Schritt wäre einem Selbstmord gleichgekommen, eine Chance, den Krieg zu gewinnen, gab es nicht.

    Damals hatte Kaiser Wilhelm II faktisch schon abgedankt und die Kapitulation wurde von demokratisch gesinnten Kräften betrieben, denen jedes Mittel recht war, den Krieg zu beenden. Die Vorverträge waren zwar weniger restriktiv, aber letzten Endes wurde Deutschland zum Versailler Vertrag mehr oder minder genötigt, Deutschland war 1918 ja auch innenpolitisch geschwächt, die Oktoberrevolution zeigt sich auch im Kaiserreich sehr aktiv, und all das war, vom heutigen Tage an betrachtet, sehr gut so. Ein anderer Vertrag hätte den 2. Weltkrieg auch nicht verhindert.

  • vor 1 Jahrzehnt

    Wer verliert hat keine große Wahl und muss oft auch Knebelverträgen zustimmen, siehe Einigungsvertrag. Das funktioniert auch noch in der heutigen Zeit.

  • vor 1 Jahrzehnt

    Deutschland hat verloren sie mussten zustimmen ...

    Ausserdem haben sie sich eh nicht daran gehalten.

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