Könnte mir jemand bitte die rhetorische Figur "Allegorie" erklären?

Die Allegorie ist die große Schwester der Metapher. Metapher ist die sinnbildliche (nicht wörtlich zu verstehende) Darstellung eines einzelnen Begriffs, zum Beispiel die Veranschaulichung des Alterns oder des allmählichen Verfalls mit der Phrase "Zahn der Zeit". Natürlich hat die Zeit nicht wirklich einen Zahn, mit dem sie an uns nagt, aber das Bild (die Metapher) veranschaulicht in konzentrierter Form einen Sachverhalt, den man sonst erst lang und breit beschreiben müsste. Es gibt auch sehr viel prosaischere Metaphern, wie zum Beispiel "Tischbein". Es ist nicht wirklich ein Bein, aber die Bezeichnung macht sehr schön und schlagend klar, was gemeint ist und welchen Sinn dieses Objekt hat (nämlich dem Tisch das Stehen zu ermöglichen).

Die Allegorie geht nun über einen einzelnen Begriff hinaus, oft als Personifikation. Uncle Sam beispielsweise als Versinnbildlichung des US-amerikanischen Staates und seiner Bürger wäre eine Allegorie. Herkules als Verkörperung des starken und tugendhaften Helden wäre ebenfalls eine. Auch die Bibel ist in weiten Bereichen allegorisch zu verstehen. Reiseromane können oft ebenfalls als Allegorie verstanden werden (die Suche des Menschen nach der Vervollkommnung etc.). Hollywood hat auf der anderen Seite mit dem Road Movie eine Allegorie hervorgebracht, in der die Reise Sinnbild für die Ziellosigkeit und das Scheitern der menschlichen Existenz ist.

@ baldjean: Sorry, aber das ist keine Allegorie, sondern nichts weiter als ein schlüpfriger Witz sowie bestenfalls und mit zugekniffenen Augen ein Gleichnis. :->

Da fragst Du eine literaturwissenschaftlich nicht unumstrittene Frage.

Der Begriff der Allegorie ist doppeldeutig:

1. Er bezeichnet die Methode der Exegese (Ausdeutung) eines vorhandenen Textes.

2. Er bezeichnet ein Mittel poetischer Darstellung; in diesem Sinne umschließt dieser Begriff auch den Begriff der Metapher, Metonymie und Personifikation. - In diesem Sinne ist die Allegorie ein Tropus (also eine sich von der üblichen Diktion abweichende Wortwahl); streng genommen, dürfte man also sagen: Die Allegorie ist der Überbegriff für Metapher, Metonymie und Personifikation

Die Allegorie (von griechisch αλληγορέω „etwas anders ausdrücken“), in der Literatur auch Allegorese, ist eine Form indirekter Aussage, bei der eine Sache (Ding, Person, Vorgang) aufgrund von Ähnlichkeits- und/oder Verwandtschaftsbeziehungen als Zeichen einer anderen Sache (Ding, Person, Vorgang, abstrakter Begriff) eingesetzt wird.

In der Rhetorik wird die Allegorie als Stilfigur unter den Tropen (Formen uneigentlichen Sprechens) eingeordnet und gilt dort als fortgesetzte, d. h. über ein Einzelwort hinausgehende Metapher. In der bildenden Kunst und in weiten Teilen der mittelalterlichen und barocken Literatur tritt die Allegorie besonders in der Sonderform der Personifikation auf, in der eine Person durch Attribute, Handlungsweisen und Reden als Versinnfälligung eines abstrakten Begriffs,

Bei der Allegorie handelt es sich um eine Veranschaulichung, also um eine bildhafte Darstellung eines abstrakten Begriffes, bei der die Verbindung zu diesem Begriff im Unterschied zum Symbol leicht erkennbar ist: z.B. den Begriff der Gerechtigkeit durch eine Frau mit gebundenen Augen darstellen.

Bei der Metapher handelt es sich um eine Übertragung, also ein Begriff wird durch einen anderen Begriff aus einem anderen Vorstellungsbereich ersetzt: z.B. statt "Mein Leben nähert sich dem Ende." zu sagen, sagt man "Mein Leben nähert sich dem Abend."

http://iobic.de/22319

Die bisherigen Antworten sind alle sehr richtig, aber vielleicht nicht ganz verständlich. Ich will daher einen Witz benutzen, um es zu verdeutlichen.

Ein achtzigjähriger Mann hat ein zwanzigjähriges Mädchen geheiratet, und nun ist sie schwanger. Er kann sich das nicht ganz erklären, da seine Manneskraft nicht mehr vorhanden ist, also geht er zu einem Arzt. Der Arzt kann sich das sehr wohl erklären, will es seinem Patienten aber schonend beibringen und greift zu einer Allegorie:

"Stellen sie sich vor, sie gehen durch den Dschungel und haben einen Spazierstock dabei. Plötzlich springt ein Tiger aus dem Dickicht. In ihrer Not fällt ihnen nichts Besseres ein, als mit dem Spazierstock auf den Tiger zu zielen und 'Bumm' zu sagen. Und siehe da, der Tiger fällt tot um"!

Der Alte schüttelt den Kopf. "Das ist doch völlig unmöglich"!

"Oh nein, hinter Ihnen stand einer mit einem richtigen Gewehr".

Diese kleine Geschichte sollte verdeutlichen, was eine Allegorie ist.