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Wie denkt ihr darüber (s.D.) ?
Das Pferd von Novalis
Ein Wolf sagte zu einem Pferde: "Warum bleibst du denn dem Menschen so treu, der dich doch sehr plagt, und suchst nicht lieber die Freiheit?" - "Wer würde mich wohl in der Wildnis gegen dich und deinesgleichen verteidigen", antwortete das philosophische Pferd, "wer mich pflegen, wenn ich krank wäre, wo fände ich solches gutes, nahrhaftes Futter, wo einen warmen Stall? Ich lasse dir gern für das alles, das mir meine Sklaverei verschafft, deine Chimäre von Freiheit. Und selbst die Arbeit, die ich habe, ist sie Unglück?"
Novalis, eigentlich Georg Friedrich Philipp Freiherr von Hardenberg, deutscher Lyriker, 1772 - 1801
17 Antworten
- heinzwetschgerlLv 6vor 1 JahrzehntBeste Antwort
FREIHEIT - ein schillerndes Wort.........
Es gibt keine Freiheit per se - das Wort Freiheit kann immer nur benutzt werden in Zusammenhang mit "von".
Indem man sich von "Etwas" befreit, geht man eine Bindung mit etwas Anderem ein.
Das Pferd kann die Freiheit von der Arbeitsleistung für seinem Symbionten eintauschen gegen das andere "Muss", nämlich sich selbst mit Futter zu versorgen (gerade im Winter eine ziemlich zweifelhafte "Freiheit".)
Von Sklaverei zu sprechen ist in diesem Zusammenhang unzulässig.
Die Domestikation von Tieren beruht im Prinzip immer auf einer Symbiose - einem Handel (gibst Du mir das Eine, geb ich Dir das Andere). Unbestreitbar kommt es dabei immer wieder zu Schieflagen, was die gegenseitigen "Verpflichtungen" betrifft, aber darum geht es in dieser Fabel nicht. Es geht um den Begriff Freiheit schlechthin. Und sie (die Fabel) zeigt deutlich auf, wie sehr der Begriff Freiheit vom Einzelnen in seiner Wertigkeit interpretiert und gewertet werden muss. UND es zeigt auf, dass es immer wieder Verführer gibt, die mit solchen Methoden Unruhe stiften wollen und für sich selbst einen "billigen" Vorteil erzielen möchten.
FAZIT: Ich werde sofort mißtrauisch, wenn mir Jemand etwas von Freiheit erzählt.
- JocolibriLv 7vor 1 Jahrzehnt
Völlig absurde Vorstellung !
Als ob ein Pferd hier etwas zu entscheiden hätte.
Selbst in der Zeit des Lyrikers war das grausame Realität.
Wenn es mit dem Fressen eng wurde ging´s da zum Pferdemetzger.
Aber auch die Rolle des Wolfes ist irr sinnig.
Er der Geächtete, den die Menschen im Begriff waren auszurotten, dürfte bereits damals klar sein, das es gegen die menschliche Unterdrückung und Vernichtungssucht kein Mittel für die Tiere gab.
Als Metapher ist es gefährlicher Müll, der den Menschen das Hirn verkleistert und ihnen nahelegt, den gutmütigen allesschluckenden Deppen zu geben und Freiheit als eine Fatamorgana abzutun.
Gerade das, was dem Pferd da in das Maul gelegt wird, nämlich die Selbst bestimmte Entscheidung sich zum abhängigen Sklaven zu machen ist vergleichbar mit dem guten Bürger, der mit der Stimmabgabe seinen Willen abgibt und die Gewählten machen läÃt, was ihnen den meisten Provit bringt.
Klar gab es damals noch kein Wahlrecht für das gemeine Volk und die Hochwohlgeborenen und Geistlichen bestimmten autokratisch was gemacht wird.
In so einer Zeit wirkt "das Pferd" angepaÃt, kriecherisch und kleinkariert.
Genau so wie es das System brauchte um gefügige Untertanen als Kanonenfutter nach Amerika zu verkaufen.
An was ist der Freiherr erkrankt, das er nur 28 Jahre alt geworden ?
Aus seinem Geburtsjahr gegooglet - "Wissenschaftler stellen in einem nach heutigen MaÃstäben absurden Experiment fest, dass auch Eunuchen Stromschläge spüren"
1800 hat - "Napoleon Ãsterreich angegriffen; die Schlacht bei Marengo am 14. Juni bringt Napoleon den entscheidenden Sieg" - damit klar wird, in welcher Zeit der Text "das Pferd" entstand.
LG Jo
- savageLv 7vor 1 Jahrzehnt
das ist eine schöne definition des wortes "kompromiss". kompromisse sind immer mit forderungen auf beiden seiten verbunden. eben ein geben und nehmen. wenn natürlich der eine vertragspartner stärker ist und den anderen unterdrückt, dann stimmt was nicht mehr, denn dann ist es tatsächlich sklaverei. aber das pferd hat trotzdem recht. alles besser, als von einem wolfsrudel gerissen zu werden.
ist ja im leben von uns menschen auch nicht anders, im übertragenen sinn...
schönes neues jahr...;.))
- vor 1 Jahrzehnt
Spontan lese ich das auf zwei Ebenen:
1. Es kontrastiert zwei Pole der menschlichen Natur: einerseits das Sicherheitsbedürfnis oder das unkomplizierte Leben, das viele Menschen anstreben, andererseits das Freiheitsstreben, für das viele Menschen Dinge, sich und Andere geopfert haben. Daneben dürfte es andere Ziele geben, aber dann wäre die Fabel nicht mehr so griffig.
2. Es thematisiert die menschliche Fähigkeit, sich individuell seine Prioritäten zu setzen, zu hinterfragen, was man will. So durch den Satz "Und selbst die Arbeit...". Und auch zu hinterfragen, was hinter Schlagworten steht, was durch die "Chimäre der Freiheit" ausgedrückt wird.
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- Anonymvor 1 Jahrzehnt
Mal eine sehr romantisch gefärbte Antwort:
Freiherr von Hardenberg war ein Kind seiner Zeit. Der wusste nicht wirklich viel von Pferden. Bekanntlich kommen freilebende Pferde in der Wildnis sehr gut zurecht. Wenn wirklich mal ein Fohlen von einem Wolf oder einem anderen Raubtier getötet wird, ist das der Lauf der Natur. Pferde können sich mit ihren Hufen sehr wohl gegen Wölfe verteidigen.
Ein Freiherr braucht "Sklaven", die für ihn arbeiten.
- neroneLv 7vor 1 Jahrzehnt
1. Pferde sind nicht dumm
2. Der Wolf IST zivilisierter als der Mensch - die einzige "Bestie" ist der Mensch
3. Das ist Romantik - typisch Novalis
4. Wer die "wilden" Pferde in der Camarque gesehen hat mit ihren flatternden Mähnen - wird anders denken - dort hat's allerdings auch keine Wölfe mehr
5. Das ist eine Parabel - hört doch auf mit den einfältigen Sprüchen zur "Vermenschlichung" - es wäre besser, wenn der Mensch hie und da was den Tieren abgucken würde - beispielsweise weniger Aggressivität und - wenn - nur zur Lebenserhaltung.
- Anonymvor 1 Jahrzehnt
diese vermenschlichung eines tieres kann nur vom menschen kommen nicht von einem tier
- KathrinLv 5vor 1 Jahrzehnt
Warum stellt der Wolf überhaupt so eine Frage, wenn seinesgleichen sich doch schon vor dem Pferd domestizieren lie�
Jedem Wort/Blick/Blinzeln gehorchen, brav um Futter bitten aber nicht am Tisch betteln, Tiere apportieren, die er nicht selbst fressen darf, an der Leine laufen...
Die Entwürdigung des Pferdes ist doch nicht gröÃer als die des ehemaligen Wolfes.
Und würde der Wolf mit einem Wildpferd sprechen, verliefe der Dialog ganz anders.
Aber zur Geschichte an sich: Die Einstellung der Mehrheit der Leute ist ein Pendel, das zwischen Freiheit und Sicherheit schwingt. Mal ist ihnen das Eine, mal das Andere wichtiger.
Zum Entstehungszeitpunkt dieser modernen Fabel war wohl das Bedürfnis nach Sicherheit stärker ausgeprägt.
- Anonymvor 1 Jahrzehnt
In diesem Falle wäre der Mensch wohl ein Mischwesen aus Pferd und Wolf. Mal ein Sklave ( das Pferd), derer die ihn füttern und dann ein Rebell (der Wolf), der andere gerne aufzieht - ohne zu bemerken, dass er selber im System steckt. Ich würde mal sagen:Typisch Mensch!