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Anonym
Anonym fragte in SozialwissenschaftPsychologie · vor 1 Jahrzehnt

Wie kann man als Soldat mit dieser Schuld leben? siehe Details?

Wenn ein Soldat auf Befehl seines Vorgesetzten (der wiederum auf Duldung seiner Vorgesetzten) politische Gefangene foltert, von Stresspositionen, Schlafmangel, Schläge und Tritte in die Beine, Haltung im Käfig bei sengender Hitze, 6 uelle Belästigung und das Zerstören von Raum, Zeit und sozialem Feedback etc, wie kann man das als Soldat noch irgendwie ertragen? Wie kann man mit der unglaublichen Schuld leben, diese Befehle ausgeführt zu haben? Wie kann man sich da noch im Spiegelbild ertragen?

Die Soldaten, die man in dem Fernsehbericht interviewte zum Thema "rechtfertigten" sich alle, indem sie sagten, sie hätten ja nicht gewusst, was sie gedurft hätten und was nicht.

Sie hätten ja keine Vorgaben gehabt und man müsse als Soldat doch Befehlen gehorchen.

Sie hätten ja nicht geahnt, daß dabei jemand umkommen könnte, sie hätten die Leute doch nicht so behandelt, daß da wer zu Tode kommen könnte!

Und sie hatten doch von nichts gewußt, man könnte sie doch nicht zur Rechenschaft ziehen!

Da fiel mir nichts mehr ein.

Für mich sind diese Leute, die solche Befehle ausführen, absolut schuldig und sie sollten sich schämen für den Rest ihres Lebens.

Daher meine Frage:

Wie kann man mit der unglaublichen Schuld leben, diese Befehle ausgeführt zu haben? Wie kann man sich da noch im Spiegelbild ertragen?

Update:

Man hat ja noch ein Gewissen und gewisse Ethikvorstellungen, das sagt einem doch der gesunde menschenverstand, daß man nicht über gewisse Grenzen gehen darf, da kann man sich doch nicht drauf ausruhen, daß man einen befehl bekommen hat!

Update 2:

@mc pott, in dem fall gings nicht um deutsche Soldaten. Worum es geht, habt ihr sicher schon lang begriffen, auch wenn ich nicht konkreter werde.

Update 3:

@tom schwaiger, und wer bitte, ist der Feind?

Update 4:

und wenn nun uns nun unser Chef auf Arbeit befehlen würde, die oma in den magen zu treten, ihr die zähne einzuschlagen und den kiefer zu zertrümmern, würden wirs dann tun,weil es uns wer befohlen hat?

11 Antworten

Bewertung
  • Anonym
    vor 1 Jahrzehnt
    Beste Antwort

    Nun, viele Soldaten ertragen diese Last des schlechten Gewissens ja auch tatsächlich nicht. Deshalb wurde ja beispielsweise in Studien herausgefunden, dass weit über die Hälfte aller Amerikanischen Irak-Veteranen an posttraumatischen Belastungsstörungen und teilweise schweren Depression, bis hin zur Suizidalität leiden. Das ist bestimmt kein Zufall.

    Interessant ist allerdings auch, dass solche Depressionen häufig erst nach der Stresssituation selbst wahrgenommen werden (also z.B. nach dem Krieg). Denn während die Stresssituation noch besteht, hat das jeweilige Individuum offenbar keine Zeit, auf solche Rücksicht zu nehmen, inne zu halten und sich zu fragen, ob es einem eigentlich psychisch noch gut geht. Krieg ist ein Zustand, in dem man einfach funktionieren muss.

    Es gibt aber durchaus auch psychologische Erklärungen, weshalb Menschen Dinge tun, die sie unter normalen Umständen niemals tun würden. Ein ganz wichtiger Punkt hierbei ist die Methode, dass die eigene Schuld konsequent auf höhere Autoritäten abgeschoben wird. Menschen rechtfertigen ihre Taten also, indem sie erklären, dass sie ihnen befohlen worden wären. Ein ganz berühmtes Beispiel dafür sind die Nürnberger Strafprozesse, die nach dem zweiten Weltkrieg stattfanden und die Nazi-Verbrechen verurteilen sollten. Da sich damals extrem viele wirkliche hohe Nazi-Schergen ja aus der Verantwortung gestohlen hatten (Selbstmord wie bei Goebbels, Exilflucht wie bei Mengele, oder aber, indem sie mit den Allierten kooperierten und sogar ihren Beruf und ihre Stellung behalten durften, wie bei ganz vielen), kamen bei diesen Strafprozessen gerade auch viele "einfache" Soldaten ihr Fett weg.

    Bei all diesen Verhören und Vernehmungen mussten die Richter immer wieder feststellen, dass ein ganz bestimmter Satz grosse Beliebtheit zu geniessen schien: "Es wurde mir doch so befohlen!"

    Damals glaubte man, die Schuldigen hätten sich diesen Satz ausgesucht und würden sich bloss über das Gericht lustig machen. Tatsächlich, hat man später herausgefunden, war es KEINE bewusste, sondern eine unbewusste Reaktion. Die Angeklagten glaubten, was sie sagten und meinten es völlig ernst. Zu jener Zeit wurde diese "Entschuldigung" natürlich dann überall in der Öffentlichkeit breitgetreten und die meisten Menschen argumentierten, wie auch einige User hier, dass das nur Menschen sagen können, die kein Gewissen haben. Normale Leute würden so etwas nie sagen.

    Doch dann, Anfang der 60er Jahre passierte etwas äusserst spannendes. Und zwar führte der US-Professor für Psychologie, Stanley Milgram an der Universität von San Francisco ein Experiment durch, das später als eines der berühmtesten Experimente überhaupt in die Geschichte der Psychologie eingehen sollte. Das Milgram-Experiment:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Milgram-Experiment

    Kurz zusammen gefasst funktionierte es folgendermassen:

    Es gibt zwei Räume. Im einen sitzt die ahnungslose Versuchsperson, im anderen ein Schauspieler, von dem die Versuchsperson allerdings glaubt, dass es AUCH eine normale Versuchsperson sei. Im Raum der Versuchsperson steht ausserdem ein grosser Apparat mit verschiedenen Knöpfen, der angeblich elektrische Stromstösse austeilen kann. Der Schauspieler im anderen Raum ist verkabelt, sodass IHN die Stromstösse treffen. Die Versuchsperson ist mit dem Schauspieler über einen Bildschirm oder eine Lautsprechanlage mit Mikrofon verbunden. Im Raum der Versuchsperson sitzt ausserdem noch ein Wissenschaftler, der das ganze Experiment leitet. Bevor der eigentlich Versuch beginnt, wird dem Probanden genau erklärt, wie der Apparat funktioniert. Er hat insgesamt ca. 22 Schalter, die verschieden starke Stromstösse erteilen. Der leichtest Stromstoss beträgt 20 Volt. Der höchste 440 Volt und ist somit absolut tödlich (das wird dem Probanden auch gesagt). Vergleiche: Unsere Steckdosen liefern 220 Volt - und das ist schon sehr viel.

    Dann erklärt der Wissenschaftler dem Probanden, dass er eine Art Memory-Spiel mit der anderen Versuchsperson (also dem Schauspieler) spielen muss. Dieser bekommt nämlich die Aufgabe, innerhalb von 2 Minuten ca. 50 Wortpaare auswendig zu lernen. Nach diesen 2 Minuten wird der von der Versuchsperson abgefragt. Bei jedem Fehler MUSS die Versuchsperson der anderen Person (dem Schauspieler) einen Stromstoss erteilen. Und bei jedem Fehler muss die Stärke erhöht werden (die Schritte sind immer +20 Volt). Das Experiment ist also als Gedächtnis- und Lernexperiment getarnt. In Wirklichkeit hatte es absolut nichts damit zu tun. Der Schauspieler hat die Aufgabe, die Stromstösse zu echt und authentisch wie nur möglich zu spielen. Zuerst lacht er noch, später beginnt er zu fluchen, dann zu schreien. Wenn die Stromstärke in den hochgefährlichen oder gar tödlichen Bereich geht, schweigt er irgendwann und gibt dem Propanden so den Eindruck, er habe ihn umgebracht oder zumindest schwerstens verletzt, sodass er nicht mehr ansprechbar ist. Jedes Mal, wenn der Proband zu zweifeln beginnt, insistiert der Wissenschaftler (als starke Autorität) und erinnert den Probanden, dass es EXTREM wichtig sei, das Experiment zu beenden. Dass er den Stromstoss verteilen MÜSSE, da das genannte Wortpaar ein Fehler war und vor allem, dass es also OKAY sei, dies zu tun.

    Die Resultate wurden in kürzester Zeit weltberühmt. Nicht zuletzt, weil auch Milgram und seine Kollegen sie kaum glauben konnte. Vor dem Experiment gaben sie eine Schätzung ab, wie viele Personen bis zum allerobersten Schalter gehen würden und somit den Tod eines Mitmenschen in Kauf nehmen würden: 0,1%.

    Tatsächlich waren es aber nicht 0,1%, sondern über 50% (!!!). Über 80% der Versuchspersonen brachen das Experiment erst dann ab, als sie bereits in einem Bereich angelangt waren, wo sie die Person im anderen Raum ernsthaft verletzt hätten. Und das alles nur wegen einem blöden Gedächtnisspiel!

    Damit konnten Milgram und seine Kollegen beweisen, dass diese Erklärung des Verantwortung-Abschiebens extrem wichtig ist, für das Verständnis von Ausnahmesituationen, wie Kriege oder eben, KZs etc.

    In dem Moment, wo ein Mensch etwas tun muss, was gegen sein Moralverständnis geht, kommt sein Pflichtgefühl mit seinem Gewissen in einen Konflikt. Was ist wichtiger: Seine Pflicht zu tun, oder auf sein Herz zu hören? Indem Autoritäten wie eben Wissenschaftler oder im Krieg hohe Offiziere einem erklären, man diene mit seiner Pflicht einem höheren Zweck (Teilnahme am Experiment/Sieg im Krieg/Ausrottung unwerten Lebens etc.) muss man als Individuum nicht mehr selbst denken. Die Entscheidung wird einem abgenommen. Man hat das Gefühl, dass man die Tat ausführen MUSS. Und zwar um jeden Preis. Und vor allem auch, dass einem dieser Umstand von jeglicher Schuld befreie, da es ja schliesslich die höhere Autorität sei, die sie einem befohlen habe.

    Genau das passiert eben auch bei Soldaten.

    Hier übrigens eine moderne Version des Milgram-Experiments:

    http://www.youtube.com/watch?v=y6GxIuljT3w

  • Anonym
    vor 1 Jahrzehnt

    Ich habe als Soldat gedient...ob ich immer dem Vaterland gedient habe steht nicht zur Debatte.

    Fakt bleibt nur eins.

    Befehl ist Befehl...und ich hatte keinen Bock wegen Befehlsverweigerung in den Knast zu kommen oder an die Wand gestellt zu werden.

    Zu Deiner Frage:

    Ich habe keine Alpträume kann aber die Zeit nicht vergessen...Schuldgefühle habe ich keine.

    So nun darf gemeldet und gedäumelt werden denn ihr habt ja alle die Gerechtigkeit erfunden.

  • Anonym
    vor 1 Jahrzehnt

    Gesunder Menschenverstand? Glaubst Du ernsthaft das es den gibt?

    Zu meiner Wehrdienstzeit hat man gesagt, ihr Soldaten habt euer Gehirn am Tor abzugeben. Hier wird für euch gedacht.

    Was soll man denn dazu sagen. Es ist wohl so, dass in jedem ein wenig Sadismus steckt. Der wird bei der Armee eben etwas verstärkt so dass man "ordentlich" funktioniert. Mündige Staatsbürger sind da nicht gefragt.

  • Anonym
    vor 1 Jahrzehnt

    Ich denke mal daß das Menschen sind die über keinerlei Gefühle verfügen. Menschen ohne Mitgefühl, Mitleid, Humanität und vieles mehr. Es sind solche Menschen die ihre eigenen geistigen Eigenschaften verloren, abgetötet oder auch verraten haben. Da diese Eigenschaften auch nicht mehr vorhanden sind können sie auch keine Schuldgefühl empfinden.

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  • Anonym
    vor 1 Jahrzehnt

    Der Soldat, der einen verbrecherischen Befehl erhält, muss den Offizier, der den Befehl gegeben hat erschießen - auch wenn er in Folge dessen selbst sein Leben verlieren sollte.

    Das gebietet der natürliche Sinn für Gerechtigkeit, der oberhalb jeder menschlichen Rechts- bzw. Unrechtsordnung steht!

    @blauclever: Jeder??

    http://de.wikipedia.org/wiki/Kriegsverrat_im_Natio...

  • Anonym
    vor 1 Jahrzehnt

    Ein deutscher Soldat muss diese Art von Befehlen nicht ausführen! Ist eindeutig in den ZDV beschrieben und geklärt. Ein Soldat der das tut, macht sich strafbar und kann dafür belangt werden. Tut er es doch, dann muss er sich ggf. dafür verantwortlich machen lassen.

  • vor 1 Jahrzehnt

    sehr schlecht

  • vor 1 Jahrzehnt

    In jedem Krieg wird versucht den Gegner als "nicht mensch" darzustellen. Als Monster, etwas das keine Gefuehle hat und nur vernichten will.

    Viele wuerden das Monster aus "Alien" wohl aehnlicher Folter unterziehen (oder zumindestens ein paar Tritte geben) warum? Es ist ein Monster, es kennt nur toeten.. und wen hat es getoetet? Deinen Freund, deinen Bruder, deine Familie wenn du es nicht aufhaelst.

    Die besten Soldaten sind jene die "nicht denken" nicht ueberlegen welches Ergebniss das haben koennte.

    Soldaten werde trainiert um einen Anteil, persoenlicher Ethik zu verdraengen im richtigen Moment. Einfach befehle zu befolgen, der Mensch ist dann auch froh wenn er sagen kann "ich habe nur befehle befolgt"

    Auch muss man dazu rechnen das Soldaten unter hohem Stress stehen, nicht nur im Einatz auch im Kasernen leben. Zusammenhalt und Bruederlichkeit werden gefoerdert, wenn man nicht mitmacht gefaehrdet man nicht nur sich selbst sondern das ganze Team (wirds angedeutet)

    Natuerlich ist all das keine gute entschuldigung fuer dieses Verhalten, aber man sollte sich auch in die Position der Soldaten versetzen....

    Oh und das mit dem chef und der Oma.... hier in unserem "fetten" Leben, haben wir genug Zeit zum nachdenken und genuegend Ellenbogen raum zum ausbrechen... ich persoenlich wuerde wohl eher meinem Chef in den Magen treten...

  • Anonym
    vor 1 Jahrzehnt

    Befehl ist Befehl. Ein Soldat wird nicht für seine eventuellen Gefühle bezahlt.

    Abgesehen davon gab es schon mehrere Versuche, in denen gezeigt wurde, dass JEDER zu Folterungen fähig ist. Vermutlich auch du ...

    http://de.wikipedia.org/wiki/Milgram-Experiment

    @Ampelbla...: Ja. Fähig schon, aber ob er es auch tun würde, ist eine andere Frage. Aber wer von uns hat schon bei so einem Experiment mitgemacht?

    Aus der Distanz redet und urteilt man leicht.

  • vor 1 Jahrzehnt

    Wenn dieser Soldat ein Gewissen hätte,

    hätte er nicht so gehandelt,

    also wird er wie gewohnt weiterleben.

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