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Jerry
Lv 7
Jerry fragte in SozialwissenschaftSoziologie · vor 1 Jahrzehnt

Warum wird die Justiz nur dann akzeptiert und respektiert, wenn einem die Urteile passen?

Es muß bei dieser Frage nicht einmal um Fälle gehen, in denen man selbst als Prozeßpartei beteiligt ist. Solche, bei denen man über Presse, Rundfunk und Fernsehen seine Informationen bezieht, führen zu vergleichbaren Resultaten.

Beispiel Strafrecht: Eine möglicherweise psychotische Person begeht schwere Körperverletzung. Bei einer forensischen Einweisung schimpft die eine Seite über die "Kuscheljustiz", bei einer Gefängnisstrafe die andere über Nichtbeachtung möglicher Umstände.

(und dann wäre da natürlich noch die große Minderheit oder vielleicht sogar Mehrheit, die bei jedem Verbrechen die Todesstrafe fordert und dementsprechend sowieso nicht zufriedenzustellen ist)

Beispiel Arbeitsrecht: Kündigung wegen geringfügigem Diebstahl am Arbeitsplatz. Den Fall hatten wir ja kürzlich auch, und insofern muß ich die Debatte nicht nochmal wiederkäuen.

Beispiel Staatsrecht: Ist nun eine Volksabstimmung höher zu bewerten, oder doch UN-Regelungen (die Dresdener werden sich erinnern...)?

Und über Bereiche wie Scheidungs- und Sorgerecht will ich gar nicht erst reden.

Komme was wolle, als Richter ist man hinterher der Ar***. Die halbe Bevölkerung empört sich über das Rechtssystem und würde es am liebsten komplett abschaffen und durch Faustrecht und Lynchjustiz ersetzen, während die andere Hälfte es in den Himmel lobt.

Und drei Tage und ein Urteil in einem anderen Fall später tauschen beide die Seiten.

Warum halten sich so extrem viele Deutsche für befähigter als jahrelang ausgebildetes Personal, auf der Basis von Gesetzen und komplexen Sachverhalten angemessene Entscheidungen zu treffen? Woher kommt diese Unfähigkeit, Entscheidungen der Justiz, mit denen man nicht vollkommen zufrieden ist, anzuerkennen? Woher kommt diese Überzeugung der eigenen Unfehlbarkeit?

Update:

P.S.: Hatte ursprünglich vorgehabt, die Frage bei Recht/Ethik einzustellen, mich dann aber spontan dagegen entschieden. Daher der bedauernswert unwissenschaftliche Stil der Frage.

Tut mir Leid.

8 Antworten

Bewertung
  • Anonym
    vor 1 Jahrzehnt
    Beste Antwort

    Ein Fall, zehn Richter, zehn unterschiedliche Urteile aber nur ein Gesetzbuch.

    Warum verliert einer in erster Instanz und gewinnt in zweiter, was hat sich da im Fall geändert oder war das erste Urteil falsch?

    Es gibt keine Gerechtigkeit vor Gericht.

    Gerade liegt ein Buch auf meinem Schreibtisch, das zu Lesen ich dir sehr empfehlen kann.

    Ich hoffe, ich kann dir Titel und den Autor noch nennen, bevor du die Frage abschließt.

    Titel des Buches: "Die Lebenslüge der Juristen" Autor Dr. Rolf Lamprecht

  • vor 1 Jahrzehnt

    Warum ist genau das richtige Fragewort und es gibt darauf keine Antwort. Der ach so gesunde Volksverstand weiß eh alles besser und endet, wie du schon geschrieben hast, in Faustrecht und Lynchjustiz; halten Gesetze eh für falsch, zu schwach und unpassend.

    Bemerkenswert ist aber auch, ganz besonders hier, die Vorverurteilung. Es gab in den letzten Jahren verschiedene Morde, Vergewaltigungen oder schwere Körperverletzungen. Obwohl keiner hier Opfer oder Zeuge war, wusste die meisten komischerweise, was ganz genau passiert und natürlich wer schuldig ist.

    Wenn man dann gegen so etwas wendet und aufruft, erst Mal die Ermittlungen abzuwarten, passiert hier die YC-Bestrafung: Daumen Runter und Löschungen.

  • Anonym
    vor 1 Jahrzehnt

    Weil wir Menschen sind!

    Wir (oder zumindest ein großer Teil der Menschheit) hat eben noch eine eigene Meinung...

    Was dem einen als "Genugtuung" oder Strafe ausreicht, wird dem anderen eben nicht reichen.

    Wir alle haben eine andere Auffassung von Recht und Gerechtigkeit.

    Dazu kommt noch, daß sogar die meisten Richter unbefriedigt sind von den rechtlichen Möglichkeiten, die sie bei Urteilen ausschöpfen können.

    Solange Menschen Gesetze machen und Urteile fällen, wird es niemals von allen Menschen als gerecht empfunden!

  • vor 1 Jahrzehnt

    Die Richter mögen jahrelang Gesetze studiert haben und sich da wunderbar auskennen.

    Das interessiert mich aber nicht, denn mein Denken basiert nicht auf dem deutschen Recht, sondern auf Gerechtigkeit. Zeitloser, immer und überall gültiger Gerechtigkeit.

    Wenn das "Recht" dazu führt das bei geringfügigem Diebstahl jemand entlassen wird, dann ist eben dieses "Recht" das Papier nicht wert auf dem es gedruckt ist.

    Und genauso, wenn Schwerstkriminelle mit lächerlich geringen Freiheitsstrafen davonkommen.

    Da sieht man doch sofort, dass in unserem Staat das Eigentum (der Superreichen) mehr zählt als das Leben der Opfer von Gewaltkriminalität.

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  • vor 1 Jahrzehnt

    Ich finde das eigentlich nicht allzu verwunderlich.

    Die meisten Menschen haben ein intuitives Gerechtigkeitsempfinden. Sie empfinden etwas spontan als gerecht oder ungerecht, sei es bei Familienstreitigkeiten, Beförderungen oder auch vor Gericht.

    Dabei wägen sie nicht verschiedene Fälle ab, interessieren sich nicht für juristische Gesamtkonzeptionen, sondern betrachten nur den Einzelfall.

    Das kann dazu führen, dass z. B. Einige im Fall A fest von der Unschuld eines mutmaßlichen Vergewaltigers ausgehen, aber im fast identischen Fall B von der Schuld des Verdächtigen. Und auch zu jeweils zu einem anderen Strafmaß.

    Im Prinzip gilt ja auch heute noch der Gedanke, dass wir auf das persönliche Wiederherstellen unserer subjektiven Gerechtigkeitsvorstellung verzichten und das Gewaltmonopol des Staates anerkennen. Das klappt nur, wenn die getroffenen Entscheidungen i.a.R. einigermaßen mit dem eigenen Gefühl übereinstimmen. Sonst kann es zu Selbstjustiz kommen.

    Ein Blick auf andere Länder zeigt, dass bestimmte Strafmaße recht willkürlich sind und auch anders getroffen werden können.

    Der entscheidende Grund liegt für mich aber darin, dass das Gerechtigkeitsempfinden primär eine Emotion ist, die durch den Verstand nur reguliert wird.

    Urteile werden hingegen möglichst rational getroffen, eine völlig andere Herangehensweise an das Problem.

  • Mylady
    Lv 7
    vor 1 Jahrzehnt

    Es ist wie mit allem, jeder meint, er könne mitreden, und es besser machen. Dabei wird überhaupt nicht geachtet, dass man eine entsprechende Ausbildung braucht. Jeder sieht sich als Experte und klüger als der, der es gelernt hat. Man beruft sich dabei auf den vermeintlich gesunden Menschenverstand.

    Warum das so ist? Wahrscheinlich eine Eigenart der Menschen, besonders der Stammtisch-Menschen.

  • Anonym
    vor 1 Jahrzehnt

    Das ist schlicht und ergreifend wie bei allem anderen im Leben auch: Es wird immer die eine Seite geben, die begeistert ist und eine Seite, die es schlecht findet.

    Keiner kann es allen recht machen - das ist halt genau das Ding bei der eigenen Meinung. Jeder hat seine eigene und unterscheidet sich dadurch.

  • vor 1 Jahrzehnt

    Das liegt daran, dass die Gesetze schon falsch sind.

    z.B gehört das Strafrecht schon auf 10-jährige angewendet und Jugendliche Mörder gehören für 20 Jahre max. in den Knast und nicht für 10 Jahre

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