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Ist es möglich, etwas mit anderen Augen zu sehen, denn...?

man steckt doch in seinen mentalen Vorstellungen, seinen Denkmustern fest ?

Update:

@Akki. Ein wunderschönes Lied :)

Update 2:

@Rafa. Ja, das wäre es.

18 Antworten

Bewertung
  • vor 1 Jahrzehnt
    Beste Antwort

    Das wird zumindest in der Philosophie unterschiedlich beurteilt.

    Einerseits gibt es die Standpunkttheorie (z. B. marxistisch oder feministisch), die das verneint. Ist vielleicht was wahres dran. Auch auf Yahoo-Clever gibt es viele Beispiele. Oder in der Politik. So z. B. bei der Frage, ob Hartz IV ausreicht, wie sich Arbeitslose verhalten sollten etc. Da maßen sich Leute Urteile an, die aus Sicht der Betroffenen völlig am Thema vorbeigehen. Aber auch bei Berufspolitikern, Managern u.a.. Da weiß Hinz und Kunz auch ohne jegliche Kenntnis, warum sie Frau X und Herr Y so verhalten. Dann gibt es Leute, die genau wissen, wie sich Hungernde in Afrika verhalten sollten, was sie an der Stelle eines unterdrückten Nordkoreaners täten, Kinderlose vs. Eltern, Generationenkonflikt u.v.a.m..

    Andererseits ist die Fähigkeit des Perspektivwechsels nicht nur in der Philosophie, sondern auch in anderen politischen oder sozialen Bereichen die Grundlage vieler Theorien. Der Kontraktualismus ist eine tragende Säule in der politischen Legitimation. Die Existenz des Sozialstaates beruht auf der Annahme, dass man sich auch in die Situtation Anderer hineinversetzen kann und deren Interessen mit denen Anderer und den eigenen abwägt.

    Auch das Zivil- und Strafrecht geht nach meinem Verständnis letztlich davon aus, dass man sich in die Denkweise der jeweils betroffenen hineinversetzt, zumindest wenn es sich nicht um ein rein utilitaristisches Präventionsprinzip handelt.

    Ich denke, dass der absolute Perspektivwechsel nicht möglich ist. Nehmen wir den Nahost-Konflikt: Ich habe als Außenstehender eine Meinung und präferiere bestimmte Lösungsansätze. Aber aus Sicht der Betroffenen stellt sich das völlig anders dar. Ich weiß nicht, wie es ist, wenn man in Angst vor Teroranschlägen und Raketen lebt, ich weiß nicht, wie man sich fühlt, wenn ein Freund oder Familienmitglied in den Auseinandersetzungen ums Leben kam. Wir hatten mal im Rahmen eines Austausches zwei junge Israelinnen zu Gast. Es gab viele Bereiche (z. B. aufgrund des Altersunterschiedes und der politischen Situation), in denen wir einander nicht verstanden. Falls Du es etwas allgemeingültiger haben möchtest, empfehle ich Dir den lesenswerten Essay von Thomas Nagel "Wie es ist, eine Fledermaus zu sein" (s. Link 1). Eine Fledermaus hat andere Sinnesorgane und ein anderes Denken. Selbst wenn wir uns in die Situation einer Fledermaus hineindenken, gehen wir doch von unseren Sinnen und Grundannahmen aus, wir können die Erlebniswelt einer Fledermaus nicht tatsächlich erschließen.

    Man kann sich vorstellen, wie man sich in einer bestimmten Extremsituation fühlt oder wie man handeln würde (ich denke spontan an den Vater eines Absturzopfers in Überlingen, der den diensthabenden Fluglotsen tötete, s. Link 2). Aber man kann sich nur vorstellen, wie man SICH in dieser Situation gefühlt hätte, nicht wie die jeweilige Person (nicht nur der Vater, sondern auch der Fluglotse und viele Andere) gefühlt hat.

    Aber abschließend die Frage: Auf uns Menschen, vor allem in einer konkreten Gesellschaft bezogen: In welchem Maße ist es notwendig, völlig die Perspektive eines Anderen einnehmen zu können, sei es, um ihn zu beurteilen, sei es, um eine faire Lösung zu finden? Ist keine rhetorische Frage, mich interessiert, was Andere dazu denken, hängt schließlich vieles (z. B. an Legitimation) davon ab.

  • Anonym
    vor 1 Jahrzehnt

    ...über den tellerrand zu kucken ist eine grosse kunst...ich üb noch... :-))

  • vor 1 Jahrzehnt

    Man kann, den oftmals braucht man nicht andere Augen sondern lediglich einen anderen Blickwinkel. Was von der Seite eckig aussieht, kann von vorne rund sein. Unser Auge, das äußere und das innere - reicht meistens aus um Dinge und Situationen von allen Seiten zu betrachten und zu durchleuchten.

    Eine kleine Veranschaulichung. Wenn wir den Blick nur ein wenig verändern, sehen wir einmal die alte Frau, und dann die junge Frau. Escher hat mit diesen unterschiedlichen Blickwinkeln wunderbar gespielt.

    http://www.planetperplex.com/img/old_young_woman.j...

  • vor 1 Jahrzehnt

    Vielleicht ist es nicht einfach, aber es ist möglich und auch trainierbar.

    Es ist das Tagesgeschäft von Psychologen, Kriminalisten, Autoren und z.B. auch Verkaufsprofis. Aber es ist auch die größte Schwierigkeit im Alltag derjenigen, die darin untrainiert oder unbegabt sind.

    Meistens geht es doch nur um bestimmte, relevante Bereiche, aus der mich andere Sichtweisen oder auch Motive interessieren. Komplett in die Haut anderer zu schlüpfen halte ich nicht für möglich, dafür ist die menschliche Gedankenwelt (meistens) zu komplex.

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  • ?
    Lv 7
    vor 1 Jahrzehnt

    Ja,mit Empathie-

    aus der Sicht die Situation des anderen Menschen betrachten.

    Mitgefühl u. Einfühlungsvermögen sind dafür Voraussetzung.

  • vor 1 Jahrzehnt

    Erst ein mal: Ja es ist möglich

    Zweitens: Nein, wir stecken nur an Vorstellungen und Denkmustern fest, wenn wir uns daran festgebissen haben. Dies ist ja doch nicht zwingend immer so und je mehr wir lernen loszulassen, um so freier werden wir in unserer Umsicht und Einsicht.

    LG Jo

  • Anonym
    vor 1 Jahrzehnt

    Ja, das ist möglich - ich kann es z.B.

    Das ist auch nichts Mystisches oder gar völlig Aussergewöhnliches sondern hat schlichtweg mit Einfühlungsvermögen zu tun.

  • vor 1 Jahrzehnt

    Es ist nicht möglich, etwas mit anderen Augen zu sehen (außer vielleicht für mulitple Persönlichkeiten).

    Ein Subjekt bleibt immer subjektiv.

    Es gibt nur Krücken und Hilfsmittel, die den Mangel einschränken: Reflexion, Selbstkontrolle, Verallgemeinernde Aussagen, die von anderen Menschen geteilt werden, machen, usw.

  • Catan
    Lv 6
    vor 1 Jahrzehnt

    Da gebe ich dir weitgehend recht. Vielfach ist man sich gar nicht bewußt, wie sehr die eigene Wahrnehmung durch das Ich konstruiert ist. Wir können weder das 'Ding an sich' erkennen, geschweige denn andere Subjekte nachempfinden. Aber wenn man davon ausgeht, dass andere Menschen ähnliche Empfindungen wie man selbst besitzen, kann man zumindest ein gewisses Maß an Emphatie erreichen. Und vielfach hängt die Wahrnehmung auch stark von den äußeren Umständen ab, so dass eine Änderung - in diejenigen dessen, den man verstehen will - es erlaubt, mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit die Welt durch dessen Augen zu sehen.

    Quelle(n): Sehr sensibler Mensch.
  • Anonym
    vor 1 Jahrzehnt

    bildung hilft da gut

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