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Wie wird/wurde in eurer Familie überwiegend mit Ärger, Problemen, Konflikten umgegangen ?
Ist eher offen darüber gesprochen worden oder wurde Unangenehmes gerne verdrängt ?
So weit ich mich erinnern kann, muss unser Teppichboden eine Menge Hubbel gehabt haben :) Jedenfalls mehr, als reine Luft gemacht wurde.
13 Antworten
- JocolibriLv 7vor 1 JahrzehntBeste Antwort
Meine Ursprungsfamilie war geprägt von dem Erlebnis görßter Armut, absoluter Überforderung und angestauter ohnmächtiger Wut, die sich in jähzornigen Ausbrüchen des Großvaters Luft machten.
Das traf dann vorwiegend seine Kinder (meine Onkels und Tanten) aber auch seine junge Frau mit der er gerade wegen seiner Verzweiflung 10 Kinder gezeugt hat, nachdem er dieses Mädchen ihrer Mutter vorgezogen hat, mit der er ebenfalls einen Sohn hatte.
Da die Ehe mit seiner ehemaligen Stieftochter dieselbe extrem überforderte, überwand sich meine verletzte Urgroßmutter und kehrte zurück, um die häusliche Führung zu übernehmen.
Dies hatte zur Folge, das meine Oma das ewige Kind blieb, mit schwersten Schuldzuweisungen, die in jeder Form und fortwährend auf sie einprasselten die aus meiner Sicht damals übertrieben, unangebracht und falsch waren, während ich als selbst Betroffener ebenso reagierte und ihr die Schuld gab für all das Leid, welches mir widerfahren ist.
Klar war sie darin stark involviert aber an sich war sie ebenfalls das arme Opfer.
Das Ganze hatte in der Familie recht unterschiedliche Folgen.
Vereinfacht wiedergegeben würde ich sagen, Urgroßmutter hat ihren Zorn weitgehend weggepackt um ihre Enkelkinder zu schützen. Sie war diejenige, die beschränkten Schutz vor dem ausrastenden Großvater, ihrem Ex-Lover bieten konnte. Gegen ihre Tochter, also gegen meine Großmutter kam er eruptiv zum Vorschein, wenn diese durch tüdeliges Verhalten diesen auslöste.
Ihre Enkelkinder erlebten sie als die Beschützerin und eigentliche Mutter.
Bei diesen Enkelkindern, meinen Tanten und Onkels wirkte sich das Familienkonstrukt extrem unterschiedlich aus. Da mein Großvater vor Kriegsende am Ende seiner Kräfte, sehr früh verstorben ist, übernahmen die beiden ältesten Brüder Teile der Vaterrolle, wurden aber durch den Kriegseinsatz herausgerissen. Aufgrund der aufgewerteten Mutterrolle und den National Sozialen Gesetzen wurde die bittere Armut gemildert und von den jüngeren Brüdern wurden 2 ebenfalls noch zum Kriegsdienst eingezogen. Die Restfamilie wurde mit Kriegsende vertrieben und wurschtelte sich unter der Führung meiner Urgroßmutter durch.
Der älteste Onkel kam wie der 3. älteste in russische Kriegsgefangenschaft.
So übernahm mein Vater als 2. ältester die Verantwortung, verließ seine Wiener Freundin und sorgte hier für seine jüngeren Geschwister, seine Mutter und unterstützte die Urgroßmutter.
Für ihn galt niemals mit körperlicher Gewalt in der Familie agieren, auch wenn er noch so wütend war. Das hatte er aus den Schlägen seines Vater als Konsequenz gezogen.
Verbal und logisch war das schon etwas anderes. Da konnte er Druck aufbauen und niedermachen, wenn er sich ausgenutzt und mißachtet fühlte. Gegenüber meiner Mutter setzte er das zur Absicherung der Beziehung ein und schaffte sich so freiraum und die Voraussetzungen für extreme Arbeitsucht.
Meine Mutter hatte aus ihrer Familie gelernt sich dem Manne anzupassen und da er ja auch viele gute Seiten zu bieten hatte war sie voll verliebt in ihn, was nur dadurch getrübt wurde, das er vor seinen Gefühlen zunehmend flüchtete und sich immer weiter in Arbeit stürzte um seine hochgesteckten Ziele, unter anderem "Nie wieder arm" zu erreichen. Dafür opferte er Jahrzehnte lang seinen Urlaub und schaffte teilweise rund um die Uhr.
Mich hat er nie verstanden, da er immer wieder nur alles unter dem Aspekt betrachtet hat, "Was hab ich nur falsch gemacht" so das ich nicht so funktionierte wie er sich das wünschte.
Dabei habe ich mich bis 23 fast vollkommen seinen Richtlinien angepaßt und mich diesen, soweit wie es meine interne Widerstandshaltung zuließ, unterworfen. Das änderte sich zunehmend durch meine Entwicklung durch Spiegelung und Hilfe meiner Freundin.
Politisch, menschlich und theoretisch gab es zwar Diskussionen aber kaum Unterschiede.
Also wenig Grund für Konflikte.
Anders sah das praktisch, emotional und intuitiv aus. Da wo es sich ergab, krachte es gewaltig.
Wenn ich mich im Recht fühlte, beharrte ich auch darauf. Hinzu kam der uralte Grundkonflikt, den ich damals so perfekt verdrängt hatte, das ich mich nur langsam daran erinnerte.
Nachfragen bezüglich der Vergangenheit waren dort, wo wunde Punkte berührt wurden, unerwünscht.
Seine Mutter hüllte er in den Schutz des Vergessens, während ich zunehmend erinnerte, was diese mir angetan hatte.
Familiär wurde dies spontan als Unsinn abgetan und ich wurde als verrückt erklärt.
Bis die Einzelnen sich daran erinnerten, das sie selbst als Kind Stöckchen knieen mußten.
Schlagen waren sie ja sowieso vom Großvater gewohnt und da waren die Schläge ihrer Mutter gar nicht so schlimm. Auch haben sich Strafaktionen damals auf mehrere Kinder verteilt, während ich in der Trauma relevanten Zeit das einzige Opfer ihrer angestauten Frustration, ihres Männerhasses und ihrer eingeübten Bestrafungspraktiken war. So bekam ich von ihr die volle Dröhnung.
Das mein Vater maßgeblich an der grundlegenden Ursache meines Oma-Konfliktes beteiligt war, machte ich ihm unterschwellig zum Vorwurf. Das meine Mutter mich nicht davor schützen konnte machte mich nur traurig und trieb mich in tiefe Immigration und emotionale Einsamkeit. Da mir klar war, das sie nicht anders konnte. Diesen Bonus gewährte ich meinen Vater und Oma damals nicht.
Dementsprechend war meine Argumentation und hier half mir mein AC Skorpion prächtig dabei.
Tiefgründig spüren wo beim Anderen die Schwachstelle ist und wenn es Sinn machte dort mit aller Macht anzusetzen, so tat ich das auch. Das war dann Helium auf einen Atombrand sprühen.
Oma flippte in ohnmächtiger Wut aus.
Vater verzweifelte an meiner Beständigkeit
Mutter wußte auch keine Rat und die Restfamilie bekam davon nur die Spitze des Eisberges mit.
Aber das reichte auch schon :-))
Eine Tante meinte, mir solle man das Schnippelchen abschneiden.
Die andere rannte mit hochroten Kopf davon, gerade noch "bist verrückt" ausstoßend.
Die Onkels hielten sich weitgehend aus der Beziehungsarbeit heraus, genau so wie sie es gelernt hatten. Der jüngste hatte den gegen Frauen gerichtete Jähzorn von seinen Vater übernommen, ohne ihn noch groß erlebt zu haben. Aber alle Versuche etwas zu klären gingen von den weiblichen Mitgliedern der Familie aus. Da dies immer nur intern ablief hatten die keine Chance hier die grundlegenden Ursachen aufzuklären und objektiv zu analysieren. Viel zu schnell war der Siedepunkt überschritten und niemand da, der das gesagte relativieren konnte.
So lernte ich als Kind ausgiebig durch zuschauen und selbst ausprobieren, wie es nicht funktionieren kann. Erst mit meiner angebotenen Selbstaufgabe und das Freigeben meiner Eltern bekam mein Leben eine andere Richtung und die Hilfe, die ich mir von Außen gesucht und geholt habe unterstützte mich in meiner befreienden Entwicklung.
Damit wurde klar, das der Dreck unterm Teppich kein wirksames Heilmittel für alte Wunden ist und das einfühlsamer Umgang miteinander zwar schön und wirksam ist, aber authentisches Verhalten und das herauslassen der Gefühle die Vorausetzung bilden um den aufklärenden Sinn zu vermitteln und tiefgründig erinnerndes Verständnis zu wecken.
LG Jo
- FeedjarLv 4vor 1 Jahrzehnt
Gelegentlich wurde gestritten und hinterher nicht mal darüber gesprochen..einfach mehr oder weniger verdrängt und nach einigen Tagen war es wieder.. sozusagen okay..
Manchmal wurde danach geredet, nochmal diskutiert und man kam zu einem Entschluss, eine direkte Entschuldigung blieb jedoch aus....
Selten kam es nach einem Streit zu einer offiziellen Entschuldigung..bzw. Umarmung..etc.
Eines ist wohl wahr, Streit tut weh und wenn man sich nicht versöhnt, dann bedrückt einen etwas! Also am besten, noch vor Sonnenuntergang, am selben Tag sollte man sich einfach in die Arme nehmen und nach einer Lösung des Konflikts suchen!
- blacksonja72Lv 6vor 1 Jahrzehnt
In meiner Familie? Probleme wurden schreiend argumentiert und wenn das nicht reichte mit Fäusten. Ich habe mich als Kind wenn ich konnte verkrümelt um das nicht mit anhören und sehen zu müssen.
- savageLv 7vor 1 Jahrzehnt
kommt drauf an, um welche schwierigkeiten es ging. das war sehr vielschichtig. meine mutter hat sich mit meiner oma nicht verstanden. das hat sie so richtig schön rausgelassen. die haben sich nur gefetzt. ich mochte aber meine oma und wuÃte nie, auf welche seite ich mich stellen soll, weil ich viel bei der oma war. naja, sie war schon kauzig...;-) mich hat meine mutter mit ignoranz gestraft, wenn ich was verbockt hatte (nachdem sie vorher ausgeflippt ist). tja, man muss ja die contenance bewahren. mein vater war dagegen immer wütend, was mir viel lieber war. aber es wurde nie was totgeschwiegen, was probleme betroffen hat. ich wusste schon seit kindheitstagen immer, was los war. wie hätte ich auch weghören können?
bei uns jetzt ist es ähnlich. meine kinder kennen unsere situation (also finanziell auch) und merken natürlich auch, wenn ich probleme habe. sie fühlen das ja, und dann erzähle ich das eben. bei konflikten zwischen den kindern, oder den kindern und mir, werde ich schon mal laut, gebe ich zu...vuvuzeeela...;-) da fliegen schon öfter mal ganz gewaltig die fetzen. aber ich will das mit der ignoranz-nummer nicht wiederholen. und könnte das auch garnicht. habe ein etwas anderes temperament...;-))
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- neroneLv 7vor 1 Jahrzehnt
Wir diskutier(t)en und diskutieren noch und diskutieren Probleme und Konflikte aus. Bis die Luft wiederrein war- auch wenn's geraucht hatte.
Inzwischen habe ich gemerkt, dass das längst nicht alle können. Sie geruhen zu verdrängen - und haben entsprechend dicke Hälse und sind entsprechend verklemmt.
- ?Lv 7vor 1 Jahrzehnt
Sehr ambivalent, ich konnte mich niemals auf etwas verlassen. Einerseits wurde diskutiert, dann wieder viel erklärt andererseits viel unter den Teppich gekehrt und viel geschrien, je nachdem wie die Laune gerade war.
- Anonymvor 1 Jahrzehnt
In meiner Familie herrscht Diktatur, ich habe keine Rechte und meine Probleme soll ich für mich behalten.
Aber es ist egal was los ist, denn ich werde von meiner Mutter für jede Kleinigkeit angeschrien und mein Vater ist schon in einem Status, in dem ihm schon alles egal ist.
Also schweige ich, behalte meine Probleme für mich und warte bis ich endlich ausziehen kann!
- ninin1922Lv 7vor 1 Jahrzehnt
eigentlich nicht gros -- meine frau und ich sind temparemetvoll , da kann auch wegen einem kleinem missvertaendniss schnell mal geschrien werden - dann ist es aber aus damit -- weniger meine frau -- wegen den zeugen jehovas , die ihre kinder so verklemmt dressieren - dass man nicht mehr mit ihnen offen sprechen kann weil so verklemmt
- Anonymvor 1 Jahrzehnt
Bei uns wurde über Probleme immer offen und direkt gesprochen. Auch wenn es manchmal nicht einfach war oder Dinge gesagt wurden, die man eigentlich nicht hören wollte. Aber dafür haben wir ein sehr enges und vertautes Verhälnis zueinander. Sei es jetzt zwischen mir und meinen Eltern oder zwischen mir und meinen Geschwistern.
- RotbucheLv 7vor 1 Jahrzehnt
Zwischen meiner Mutter und mir wird alles sehr offen besprochen. Es gibt ein Verhältnis der Fürsorge und Zuneigung (hoffentlich auch von meiner Seite).
Meine Frau ist dagegen sehr herrschsüchtig und unterdrückt mich eigentlich. Ich muss mich immer nach ihr richten.
Wie ist es bei Dir?