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typisches Redaktionsbüro einer Lokalzeitung . Wie viele Mitarbeiter Voll- Teilzeit, Volontäre, Ressorts, ...?

Ich wäre dankbar, könnte mir jemand Informationen über ein typisches Redaktionsbüro einer mittlelgroßen Lokalzeitung geben. Also wie viele Leute dort insgesamt beschäftigt sind, wie diese Beschäftigten in Ressorts aufgeteilt sind, usw. ?

Update:

Vielen Dank @grafcicero für Deine sehr kompetente und umfangreiche Antwort - auch was die derzeitige Entwicklung betrifft.

Einige kleinere Nachfragen:

Die erste betrifft die Möglichkeit und Häufigkeit des Einsatzes von Teilzeit-Kräften. Ich denke, dass z.B. für viele Frauen diese Möglichkeit wichtig ist.

Die zweite: Ich selbst war mal für einige Berichte freier Redakteur im Kulturteil bei einer Lokalzeitung.

Hier würde mich interessieren, ob diese freien Redakteure eher als Vollzeit- oder Teilzeit-Redakteure gelten - wahrscheinlich gibt es hier alle Varianten, also Leute, die das nur wenige Stunden pro Monat eher hobbymässig betreiben, über Redakteure als Zweitberuf, bis hin zu Vollprofis?

Die Frage schliesst sich an, ob aufgrund der wirtschaftlichen Lage gekündigte Kollegen, zumindest hin und wieder als freie Redakteure Beschäftigung finden, oder in welchen ähnlichen Bereichen sie versuchen, wieder Fuss zu fassen,

- unabhängig dieser Nachfragen ist Dir die BA wohl sicher ;-)

Update 2:

Nochmals vielen Dank, auch für die weitere Info!

Tatsächlich versuche ich mich an einem literarischem Werk. Mein Kunstname "litED" hat mit Literatur aber auch der eigenen Region zu tun, in der ich sehr spannende Dinge erlebt habe. Diese möchte ich nun im Rahmen eines Romans verarbeiten.

1 Antwort

Bewertung
  • vor 1 Jahrzehnt
    Beste Antwort

    Zum einen: Man sagt einfach Redaktion, nicht Redaktionsbüro. So nennt man ausschließlich die Büros von freien Journalisten, die als Zuarbeiter von Redaktionen fungieren. Das vorneweg.

    Nun zu Deiner Frage, die man pauschal gar nicht beantworten kann. Manche Zeitungen leisten sich noch recht große Redaktionen, andere arbeiten auf extremer Sparflamme. Klassischerweise gibt es die Ressorts Politik/Nachrichten, Wirtschaft, Kultur, Sport und Sonderthemen/Beilage/Magazin (je nach Haus). In diesen arbeiten meist ein Ressortleiter und sein Stellvertreter und dann wirds völlig unterschiedlich. In manchen Häusern ist damit schon Schluss, in anderen kommen noch bis zu zehn weitere Redakteure pro Ressort dazu, plus je ein Volontär. Wenn Du wirklich einen Schnitt willst, dann würd ich sagen: Politik/Nachrichten 8 Leute, Wirtschaft 5, Kultur 4, Sport 5, Magazin 4 plus je ein Volontär pro Ressort. Hinzu kommen die Onlineredaktion (um die 4 Leute), ein Chefredakteur, ein oder zwei Stellvertreter sowie der Chef vom Dienst (vermittelt zwischen Redaktion, Anzeigenabteilung und Vertrieb).

    Aber: Immer mehr Redaktionen stellen um auf Newsdesk, da sitzt dann ein Teil der Leute aus verschiedenen Ressorts plus die Online-Kollegen an einem großen Tisch, arbeitet crossmedial, wie sich das schimpft. Das soll Kosten sparen (denn insgesamt werden Redaktionsstellen abgebaut) und die Arbeit effizienter machen. Die Wahrheit ist: Keiner hat mehr Ruhe, geschweige denn Zeit für einen guten Text.

    Hinzu kommen dann noch die Lokalredaktionen. Bei einer mittelgroßen Zeitung können das schon mal zwanzig sein. Dort sitzen, je nach Stadtgröße, ein bis zehn Leute und bearbeiten alle Ressorts (mit je eigenen Schwerpunkten) außer Sport. Dafür gibt es klassicherweise eine Lokalsportredaktion mit zwei/drei Leuten. Aber auch in diesem Bereich wird verstärkt auf sogenannte Regio-Desks umgestellt. Dann sitzen ein Teil der früheren Lokalredakteure in einer größeren Stadt und bearbeiten von dort aus Themen aus einer Kommune, die sie möglicherweise schon Monate nicht mehr besucht haben.

    Du siehst: Die Branche ist im Umbruch - aber in keinem guten. Für eine mittelgroße Zeitung können damit 50 oder 150 Redakteure tätig sein. Wie ein Haus organisiert ist, hat mit der Auflagenhöhe der Zeitung insgesamt wenig zu tun. Es kommt auch immer auf die Konkurrenzsituation an - und vor allem darauf, wie die jeweiligen Verlage glauben, in Zukunft noch Leser halten zu können. Meiner Meinung nach sparen sich viele Häuser derzeit kaputt, machen sich durch miese Qualität auf lange Sicht selbst überflüssig. Doch das nur nebenbei.

    ...

    @liTed Hallo, es freut mich, dass Dir meine Antwort weiterhilft. Ich muss allerdings noch einmal einen Begriff richtigstellen. Freie Redakteure gibt es nicht. Ist ein Journalist fest angestellt, ist er Redakteur, ansonsten nicht. Wieviele davon in Teilzeit arbeiten, kann ich Dir aber nicht sagen. Ich weiß nur, dass es in der Tat Frauen gibt, die auf einer 60%- oder 75%-Stelle arbeiten, zwei kenne ich persönlich. 400-Euro-Stellen gibt es meines Wissens nicht, dafür aber schlecht bezahlte Praktikanten.

    Alle weiteren sind freie Journalisten. Davon gibt es, wie Du vermutet hast, mehrere Kategorien. Vor allem in Lokalredaktionen arbeiten schon seit jeher die freien Mitarbeiter, die das eher nebenberuflich machen (Hauptversammlungen etc.). Dazu kommen jedoch immer mehr Profis, die keine Festanstellung mehr bekommen und als sogenannte "feste Freie" vom Zeilengeld leben, von Artikel-Pauschalen oder - im besten Falle - von Tagessätzen. Diese Form der Schein-Selbständigkeit greift auch in Mantelredaktionen immer mehr um sich. Dazu kommen noch Redakteurs-Imitate, die als Leiharbeiter in ausgegliederten Tochterunternehmen unter Tarif bezahlt werden.

    Klassisch gibt es aber schon immer freie Journalisten, die für Artikelpauschalen oder Zeilenhonorare für mehrere Medien arbeiten. Aufgrund der Ausdünnung der Redaktionen gibt es davon sogar immer mehr. Die Kollegen - mich einbezogen - können nur überleben, wenn Sie Ihre Artikel tatsächlich auch an mehrere Zeitungen verkauft bringen. Ich kann Dir sagen: Aus einem Traumberuf ist eine knallharte Branche geworden.

    PS: Arbeitest Du an einen wissenschaftlichen Studie?

    Quelle(n): Joberfahrung
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