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Episches Theater und aristotelisches Drama?
Hallo,
kann mir vielleicht jemand sagen, was die Unterschiede, Gemeinsamkeiten und die Intentionen zwischen Bertolt Brechts epischen Theater und dem aristotelischen Drama sind?
Ja vielen dank, das ist eine riesen Hilfe :)
1 Antwort
- WurzelgnomLv 7vor 1 JahrzehntBeste Antwort
Das klassische (aristotelische) Drama hat drei Einheiten:
Die Einheit der Zeit,
die Einheit das Ortes,
die Einheit der Handlung.
Das Epische Theater (nicht nur bei Brecht) hat viel mehr Mittel zur Verfügung als das klassische Theater der Antike.
Es kann auf diese drei Einheitn verzichten und sich einer Reihe anderer Medien bedienen.
Zur Erklärung:
Einheit der Zeit:
Das klassische Theater kannte keine Zeitsprünge. Die Theaeraufführung ist gleichzeitig die Zeit der Handlung. Und auch das spätere klassische Theater hält daran fest. Die Handlung spielt meist im Verlauf weniger Stunden oder höchstens Tage.
Einheit des Ortes:
Das klassische Theater kannte nur die offene Szene (meist im Amphitheater) Es kannte keine Kulissen, kaum Dekorationen. Auch das spätere klassische Theater wechselt den Schauplatz nur gering.
Einheit der Handlung:
Es gibt EINE Haupthandlung. Diese ist symmetrisch aufgebaut. Daher hat das klassische Theater immer eine ungerade Anzahl von Akten, häufig fünf. Es gibt aber auch Drei-Akter.
Der Höhepunkt ist immer in der Mitte, beim Dreiakter also im 2. Akt, beim Fünfakter im 3.Akt.
Zum Schluss löst sich der Konflikt auf, beim Trauerspiel durch den Tod der wichtigsten handelnden Personen, beim Lustspiel meist dadurch, dass alle Liebenden sich finden.
"Kabale und Liebe" und "Nathan der Weise" etwa folgen diesem Handlungsschema.
Schon Goethe weicht mit seinem Faust davon ab.
Sein Faust altert (nachdem er die Jugend wieder bekommen hat) über Jahre.
Die Handlungs wechselt ständig den Schauplatz.
Es gibt zwei Handlungsstränge: Die Gretchentragödie und die Gelehrtentragödie.
Brecht war ein Spezialist des Epischen Theaters.
Beispiel für zwei Handlungsstränge der "Kaukasische Kreidekreis": Grusches Weg und der Weg des Azdak.
Im "Leben des Galilei" wird Galileis und Andreas Weg das ganze Leben lang begleitet. Die Schauplätze wechseln.
Brecht nutzt den kommentierenden Gesang, den Einsatz anderer Medien, wie z.B.Spruchbänder, eingeblendete Fotos oder Filmsequenzen.
Der Höhepunkt ist im vorletzten Bild.
Der Konflikt ist am Ende nicht gelöst; er entlässst einen nachdenklichen, mitdenkenden Zuschauer.