Warum haltet ihr von Obdachlosen? Arme Menschen...?

Ich weiss nur, dass es sehr viele verschiedene Schicksale gibt, die zu Obdachlosigkeit führen können, und dass jedem von uns das auch passieren kann. Deshalb erübrigt sich die "Schuldfrage", die ist hier voll daneben und ein Spiegelbild unserer degenerierten Gesellschaft - kein gutes.

Was ich bei den Obdachlosen gar nicht verstehen kann ist, warum viele die vielen Hilfsangebote -vor allem im Winter, wie gerade jetzt wieder gehabt - nicht annehmen und lieber riskieren, in der Kälte zu sterben.

Vielleicht kannst Du mir das einmal erklären. Ich hab auch nicht viel, aber lieber spare ich an allem Anderen, als mein Dach über dem Kopf zu verlieren.

So gesehen, verstehe ich Obdachlosigkeit nicht wirklich, also bin ich lieber still

Aber selbst schuld-----ich weiss nicht. Mit Schuld hat das nichts zu tun. Doch echt verstehen kann ich Obdachlose, die nicht mal Hilfe annehmen wollen nicht.

Und das ist ehrlich- aber es steht mir nicht zu, ein Urteil zu fällen. Sowas steht niemandem zu. :)

Arme Menschen sind das! Eine komische Frage, die du da stellst! Arm oder selbst schuld?

Es ist doch egal, ob sie es selbst Schuld sind oder nicht, sie sind arm!

Selbst Schuld? Das bezweifele ich sehr. Wir stehen nun mal im Kontakt mit unserer Umwelt, unseren Mitmenschen, in Wechselwirkung miteinander. Das in diesem System so mancher aufgibt,

das wundert mich nun wirklich nicht mehr. Jedoch möchte ich das jetzt nicht weiter erläutern denn

a) bin ich kein Sozialwissenschaftler und b) möchte ich hier kein ganz Buch schreiben über die Ursachen der Obdachlosigkeit. Denn bei diesem Thema muss man schon sehr genau differenzieren!

Einfach zu sagen Schuld oder Nicht-Schuld und dieses mit ein paar wenigen Sätzen zu begründen, wäre nun wirklich zu einfach.

Verbringe mal eine Nacht mit ihnen im Freien und stelle dann Deine Frage noch einmal.

Der Begriff Schuld ist sehr unterschiedlich definiert.

Auf Deutschland bezogen behaupte ich, dass i.a.R. andere Menschen nicht Schuld an der Obdachlosigkeit eines Menschen sind, in anderne Ländern sähe das anders aus.

Ich gehe aber auch davon aus, dass der Betroffene nicht schuld an seiner Situation ist. Er wäre selbst Schuld, wenn er unter rationaler Abwägung der Alternativen sich für das Leben unter der Brücke entscheidet. Das ist m. E. bei den meisten Obdachlosen nicht gegeben. Sie scheitern an Suchtproblemen, an mangelnder Information oder Antrieb, also an Dingen, die sie sich nicht ausgesucht haben. Auch andere Menschen verhalten sich nicht immer vernünftig, sie rauchen zu viel, sind übergewichtig, opfern ihrem beruflichen Erfolg ihr familiäres Glück und bedauern das später etc. Menschen handeln oft gegen ihre eigentlichen Interessen.

Konkret: In diesem Winter sind allein in Deutschland 13 Obdachlose erfroren. Ich halte es für wenig plausibel, dass das alles Menschen waren, die bewusst den Tod in Kauf nahmen, sondern gehe eher davon aus, dass sie (und einige andere, die einfach mehr Glück hatten) außerstande waren, in einer bestimmten Situation für sich selbst in notwendigem Maße zu sorgen.

Hallo,

ich habe mit einigen Obdachlosen Gespräche geführt und bin zu der Meinung gekommen, dass sie zumeist den Weg zurück gar nicht haben wollen. Hier gibt es den Unterschied, dass es Menschen gibt, die ihre persönliche Freiheit nicht immer wieder eingeengt sehen wollen. Gehen sie zu Behörden, gibt es Fragen über Fragen und die gesamte Lebensituation, auch das Verhältnis zu Verwandten will man von ihnen erfahren. Hier wird es eng, denn wer zieht sich gern nackt aus, vor Menschen, die sowieso nicht verstehen, dass sie so weit unten sind. Viele Obdachlose sind sehr intelligente Menschen und sie nehmen die Situation in Kauf, damit sie ihre Gedanken für sich haben können. Sie wollen oft nicht, das Alltägliche, Kämpfen um die Miete, den Strom und das Brot, was sie brauchen. Sie haben vielfach die Nase voll, von diesen kleinkarierten Pflichten, die sich die Menschheit auferlegt. Natürlich kommen dann bei einigen die Alkohlprobleme hinzu, ihre Art sich zu betäuben. Im Grunde genommen wissen sie, dass es in ihrem Leben angenehmere Lösungen gibt, aber sie haben ihren Stolz bewahrt. Die anderen Menschen können es nicht begreifen, aber sie selbst wollen oft nicht tauschen. Sie sind natürlich in den Augen der Gesellschaft arm an allen Dingen. Aber sie haben die Freiheit, die wir anderen nicht haben und oft könnte man Neid empfinden, was sie in Kauf nehmen, um sich unabhängig im Geist zu machen.

teils unschuldig, und nicht faehig sich selbst zu helfen -- mangels erziehungs-hilfe oder behinderung

Das ist nicht ganz einfach.Normal ist es ihre eigene Schuld, denn irgendwo hat dieser Weg angefangen und die Menschen haben ihren Grundstein für diesen Weg gelegt.

Doch auf der anderen Seite gibt es eine Ursache, warum sich solche Menschen so selbstzerstörerisch verhalten. Meist haben diese Menschen gelernt sich ständig unterzuordnen und haben eingeprägt bekommen Angst davor zu haben eigene Wünsche und Vorstellungen auszuleben und rutschen durch ihr phlegmatisches Verhalten langsam und sicher ab. Auch wenn sie zum Beispiel auf einen Menschen treffen, der sie in diese Lage bewußt und Vorsätzlich treibt, liegt es oft daran, daß diese Person sich unbewußt so einem Menschen gegenüber abhängig gemacht hat.

Es kann aber auch sein, daß sich diese Person irgendwann im Leben bewußt dafür entscheidet einen bestimmten Weg zu gehen und viel riskiert und irgendwann zu viel davon und dann abstürzt.

Doch da in Deutschland niemand, der sich angagiert verhält in der Gosse landen muß, muß es wohl an seiner persönlichen Situation liegen, die ihm durch Eltern oder Bezugspersonen aufgezwungen wurde. Doch in einem Rechtsstaat darf man Verantwortliche für eine verkrüppelte Vergangenheit nicht zur Rechenschaft ziehen, sonst würde das ganze Unrechtssystem zusammenstürzen und viel mehr Gerechtigkeit herrschen.