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Ist etwas böses, was alle machen, gut?
gestern eine Raportage über schwere Misshandlungen in katholischen Kinderheimen währen der 60er Jahre gesehen.
Das Argument, das ein Sprecher der Caritas vorbrachte um das Verhalten zu verteidigen war dass die Heimangestellten "Produkte ihrer Zeit" waren.
Welche unserer heutigen gängigen Methoden wird wohl in späterer Zeit auch mit diesem Argument entschuldigt werden?
OK.
Welche unserer heutigen gängigen Methoden wird wohl in späterer Zeit auch mit diesem Argument ERKLÄRT werden?
15 Antworten
- Özlem*is BackLv 6vor 1 JahrzehntBeste Antwort
Der Konsum Wahn in den Deutschen Kinderzimmern,
das alle ihre Kinder mit Spielzeug bestechen, damit sie ruhe vor ihnen haben.
oder das der Fernseher denn Alltag der Kinder bestimmt.
sie/wir wussten es nicht besser, wir dachten das ist seinem Alter entsprechenden,wir wussten nicht das er dumm dadurch werden kann...(bla bla bla ) *Produkte der Zeit eben*
- vor 1 Jahrzehnt
Kurz: Nein!
Die Mehrheit ist nicht der absolute Garant für wahr/gut etc. Die Aussage, "Kind seiner Zeit" zu sein, ist ein Totschlag-Argument. Denn damit verneint man immer die Fähigkeit des Einzelnen, kritisch zu denken. Außerdem gibt es die Radbruch'sche Formel (siehe Quelle). Das bedeutet letztlich, dass dieses Verhalten auch vor 60 Jahren unmoralisch und ungerecht war, weil Kindesmisshandlungen wohl schon etwas länger nicht als "gerecht" betrachtet wurden.
- Robert SLv 7vor 1 Jahrzehnt
Es wurde früher immer schon gerne geprügelt und misshandelt vor allem in Waisenhäuser und der gleichen Institutionen. Auch auf der Kloster-schule auf der ich war habe ich manche derbe Kopfnuss bekommen und mein Bruder und ich waren die Besten der Klasse aber ich war eher der rebellische Typ, Bums, Kopfnuss. Manchmal ist ein Bruder wie die Lehrer hießen welche in Soutane herum turnten auch der Fuss aus gerutscht und ein Schüler bekam ein Tritt in sein Allerwertesten.
Quelle(n): Die Prügel. - Anonymvor 1 Jahrzehnt
Die Formulierung deiner Frage ist eigentlich schon ziemlich wertend, aber du hast damit ja auch Recht.
Es wird natürlich um nichts weniger böse dadurch, dass es zur Norm geworden ist.
Aber dieses Schema findet sich immer und überall in unserer Gesellschaft wieder. Ständig werden Menschen kleinere oder größere "Versehen" aufgrund von Ausreden verziehen.
Da wäre wieder das Dilemma: Den Mörder für unzurechnungsfähig erklären und ihm seine Strafe ersparen, ja oder nein? Muss ein Mensch nicht zweifelsfrei geisteskrank sein, um einen anderen zu töten? Eine kategorische Entscheidung ist unmöglich, allein deshalb weil in den geschlossenen Anstalten nicht genug Platz für alle ist.
Meine Interpretation deiner Frage ist: "Inwiefern ist der Verbrecher überhaupt schuldig seiner eigenen Verbrechen?"
Es könnte doch immer gut sein, dass ein Mensch von diversen Faktoren zum Bösen getrieben wird und in Wirklichkeit gar keine Wahl hatte?
Meine Antwort: Kein Mensch hat jemals die Wahl über seine Handlungen.
Die Entscheidung, ob der Täter also durch Beeinflussung oder durch vollkommenen freien Willen zu seiner Tat getrieben wurde, würde dadurch obsolet.
Selbstverständlich kann man das in unserer Gesellschaft nicht so stehen lassen. Die Menschen definieren für sich selbst die Grenzen, wann etwas absichtlich geschieht und wann unabsichtlich.
Und genauso definieren sie für sich selbst die Grenzen zwischen Gut und Böse. Denn Gut und Böse sind keine Gegebenheiten, sie sind Produkte der Zivilisation, und Hilfsmittel zum Überleben.
Zum Abschluss noch eine direkte und etwas weniger philosophische Antwort auf deine Frage: Meiner Meinung nach war die Misshandlung von Kindern zwar nicht zu jeder Zeit und in jeder Epoche der Menschheitsgeschichte klar als böse zu definieren, aber in den Sechzigern war die Bildung denke ich so weit, dass man sich zumindest Gedanken darüber machen konnte. Der Punkt ist: Es hat keinesfalls jeder damals seine Kinder geschlagen, und wer dann noch einen Unterschied macht zwischen seinen eigenen und fremden Kindern, dem ist auch nicht mehr zu helfen. Das ist denke ich überhaupt der Grund für die Anschuldigungen. Es war schlicht und einfach nicht die Norm. Zumindest deswegen müssen diese Menschen also zur Verantwortung gezogen werden!
(Ich wehre mich im Voraus gegen Anschuldigungen, dass ich die Norm grundsätzlich gutheißen würde, nichts läge mir ferner, als so etwas zu behaupten!)
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- Anonymvor 1 Jahrzehnt
Vor deiner Generation gehörte diese Prügel zur Erziehung. Mann erzog seine/ andere Kinder in dem man sie schlug.
Überall und weltweit werden Kinder geschlagen , nicht etwa weil die Eltern/ Schulen/ oder Gesellschaft böse ist, sondern damit erreicht man eine Abhärtung der Kinder und deren absolute Gehorsamkeit.
In Nazizeit war das nicht viel anders (Prügelstrafe): Darüber kannst du viele Bücher lesen (über die Erziehung im Dritten Reicht).
Etwas böse werde ich das sexuelle Missbrauch von Kindern nennen (wie Fritzel viele Fälle, die durch die Presse bekannt wurden).
Zum Thema Abhärtung kannst du hier weiterlesen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Abh%C3%A4rtung
Rosseau und die Reformpädagogik
Zitat: "Er empfiehlt das Barfußlaufen, das Schlafen in einem harten Bett und das frühzeitige Gewöhnen der Kinder an das Ertragen von körperlichem Schmerz, Hunger, Durst und Müdigkeit. Diese Maßnahmen bereiteten sie wesentlich besser auf das Leben vor als „Verzärtelung“."
Quelle(n): Bildzeitung - © CarolLv 6vor 1 Jahrzehnt
...mit diesem Argument erklären?
Alle !
Methoden, ob jetzt oder in der Zukunft werden mit dem Spruch "Produkte ihrer Zeit" entweder 'entschuldigt', verteidigt, als Vorwand für ein "gutes" Gewissen" genutzt und diese Liste der Ausreden wird immer weiter, immer neue Blüten treiben.....
cwj
- Anonymvor 1 Jahrzehnt
Heute sehen sich die Verursacher noch nicht einmal mehr in der Pflicht sich zu rechtfertigen, sondern gehen einfach zur Tagesordnung über.
- vor 4 Jahren
Böses mit Bösem zu vergelten ist nicht meine Sache, denn meistens rächt es sich doch von alleine. Ich mußte auch noch nie gegen etwas Böses ankämpfen und dafür bin ich dankbar.
- Anonymvor 1 Jahrzehnt
"Böse" und "Gut" sind moralische Begriffe und deswegen sehr vom Zeitgeist abhängig.
Aus der heutigen Sicht waren diese Misshandlungen "böse" und die Verantwortlichen müssen sich für ihre Schuld verantworten.
Zur damaligen Zeit waren Misshandlungen jedoch ein legitimes Mittel der Erziehung. Aus biblishcer Sicht ist es sogar ein Liebesbeweis: "Denn wen der Herr liebt, den züchtigt er; er schlägt mit der Rute jeden Sohn, den er gern hat." - Hebräer 12:6, vgl. Sprüche 3:12, 19:18
Die Handlung wird also erst dadurch böse, dass wir über sie urteilen. Das heisst auch, dass das, was gestern gut war, heute schon böse sein kann. Und hier kommt die Philosophie ins Spiel. Durch die Philosophie haben wir so viele Denkmuster zur Verfügung, dass wir eben nicht nur auf den Zeitgeist hören müssen.
- Michael K.Lv 7vor 1 Jahrzehnt
Das passiert ständig und wird auch weiter passieren! Jedes Unrecht wurde später von den Tätern mit solchen oder ähnlichen Argumenten verteidigt!
Ob die Nazizeit, die DDR oder in Zukunft unsere masslose Ausbeutung der Ressourcen: Entschuldigungen wird es immer geben!