Seit wann und aus welchen Gründen werden Selbstmörder christlich beigesetzt?

Das Umdenken begann in der evangelischen Kirche während der Nazizeit, als es Suizide aus Verzweiflung angesicht drohender Folterungen oder KZ-Einweisungen durch die Nazis gab. Jochen Klepper (siehe Bierfass' Antwort) ist der bekannteste unter ihnen.

Heute ist längst undenkbar, dass ein Selbstmörder kein kirchliches Begräbnis bekommt, zumal der seelsorgerliiche Ritus am Grab sich bewusst an die Angehörigen und Freunde richtet. Das gilt seit dem Zweiten Vatikanum auch für die katholische Kirche. Das allgemeine Bekanntwerden psychologischer Zusammenhänge hat auch wesentlich dazu beigetragen.

Mich verblüfft nur, wie ahnungslos manche Atheisten und Agnostiker diesem Wandel gegenüber sind. Wir Christen von heute (ich bin 1936 geboren) können uns längst nicht mehr eine Kirche vorstellen, wie sie den Atheisten immer noch vorschwebt. Willkommen in der Gegenwart, Freunde!

Die Beisetzung ist für die Hinterbliebenen, der Tote hat nichts mehr davon.

Hat die Art, wie Trauerfeier/Beisetzung gehandhabt werden einen Einfluss auf dein Leben? Ich bin dafür, dass man über andere Menschen nicht urteilt, schon gar nicht welche, die man nicht kennt.

Jeder Verstorbene hat ein Anrecht auf eine würdige Beerdigung.

Selbst wenn er an Selbsttötung gestorben ist.

Mein Vater hat vor vielen vielen Jahren Selbstmord begangen. Er war Zeit seines Lebens ein gläubiger Christ gewesen. Er wurde unheilbar krank und konnte den Gedanken an die Schmerzen die auf ihn zukommen nicht ertragen, auch nicht das er irgendwann seinen Verstand verlieren könnte. Deshalb wählte er den Freitod. Er wollte es selbst in der Hand haben und sich einiges ersparen. Er wurde nicht kirchlich beerdigt. Ich war damals mit meinen 19 Jahren für seine Bestattung zuständig. Für mich war es das Schlimmste das ich ihm keinen kirchlichen Segen mit auf seinen letzten Weg geben konnte. Ein Jahr später bin ich aus der Kirche ausgetreten, genauso wie meine Geschwister. Im evangelischen war es zu der Zeit schon üblich Selbstmörder kirchlich zu beerdigen.

Heute ist ein Selbstmord kein Hinderungsgrund mehr für eine kirchliche Bestattung und das ist auch gut so und es scheint immer noch in den Köpfen mancher Christen verankert zu sein.

Meines erachtens sucht ein Selbstmörder doch gradezu nach Erlösung und damit auch zu Gott. Gott hat durch die Taufe JA zu dem Menschen gesagt. In der katholischen Kirche kann man alles und nichts beichten, aber den Freitod nicht? Es steht keine Logik dahinter das ein Mörder zur beichte gehen darf und um vergebung bitten darf, aber ein Selbstmörder bekommt keine Chance.

Irgendwann habe ich mir gesagt das mein Vater vor Gottes Toren stand und Gott ihn mit offenen Armen empfangen hat.

Ich war/bin hier auch sehr zwiespältig.

Bei allem Verständnis bei Depression und Krankheit. Aber warum wird heute den Tätern so viel Zuspruch zuteil???

Denkt der Selbstmörder an die Frau, das Kind, Familie, den Zugführer oder je nach Selbstmordart eben an die Leute, die sie so auffinden?

Ist es tatsächlich in Ordnung, dass diese Menschen wegen einem Selbstmörder teilweise selbst in Depressionen abrutschen?

Können nicht gerade "reiche" Menschen sich professionelle Hilfe holen und meinetwegen auch vom Beruf eine Weile zurücktreten, damit sie in Ruhe Gesund werden können?

Wie gesagt. Für die Familie mag die Beisetzung und die Ehrung wichtig sein.

Obwohl ich denke, dass der Familie eine stille Beisetzung besser bekommen hätte, als dieser Hype. Seit wann die Kirche da mal wieder umdenkt weiß ich nicht.

Aber man sollte - neben dem Verständnis für den Auslöser von Selbstmord - auch mal darüber nachdenken, was diese Menschen anderen Menschen damit antun.

Das kommt wohl daher, dass selbst das Christentum zum Christentum zurückgefunden hat: Stichwort: DER werfe den ersten Stein!

Weder weiß ich, noch interessiert es mich, ob überhaupt- und wenn ja-welcher Konfession der Enke angehört hat.

Ein sehr guter Freund von mir ist kath.. Priester- und er beerdigt Menschen, die sich selbst das Leben genommen haben schon sehr lange. Wir kennen uns mehr als 25 Jahre- und es war nie anders. Einzige Ausnahme für ihn eine christliche Bestattung nicht vorzunehmen ist: der Verstorbene war aus der Kirche ausgetreten. Damit hat dieser seinen Nicht-Willen nach einem kirchlichen Begräbnis klar und deutlich zum Ausdruck gebracht.

Aus meiner Erfahrung weiß ich, dass Selbstmörder schon seit Jahrzehnten unter dem Namen der Kirche(n) beigesetzt werden - auch weniger spektakuläre Persönlichkeiten als der Fußballer Enke. Dies hat wohl mit punktuellem Gesinnungswandel unserer Kirchen zu tun.

Weitere Infos empfehle ich, bei betreffenden Pfarrämtern einzuholen.

Denke mir dass in der heutigen Zeit das nicht mehr so streng gesehen wird, die Kirche ist um jedes Mitglied dankbar und er zahlte ja wohl brav seine Kirchensteuer, und somit dürfte er auch hoffen christlich begraben zu werden, zumindest das was noch übrig war.

gruß

Franky

Es würde der Kirche nicht gut bekommen wenn sie Selbstmörder exkommuniziert, es würde gewaltige Proteste geben.