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Anonym
Anonym fragte in Kunst & GeisteswissenschaftPhilosophie · vor 1 Jahrzehnt

Kommt Gewissheit von Wissen?

gewiss – sagt mein Wörterbuch – bedeutet: sicher, fest, bestimmt, unbezweifelbar, unbestreitbar.

Und irgendwie kommt mir dabei Popper in den Sinn. Hat er nicht vom Logos gefordert, dass er falsifizierbar sein müsse, damit er Bestand hat? Oder so ähnlich?

Wenn etwas unbestreitbar ist, dann meint das doch genau das, dass es nicht falsifiziert werden kann?

Und auch im Sprachgebrauch kommt es mir zumindest so vor, als sagt man "Ich bin mir ganz gewiss!" genau in diesem Sinn - jeden Versuch des Einwandes, der Widerlegung abzuwehren.

Ist Gewissheit also kein Wissen (im Sinne Poppers?) Auch im Sprachgebrauch ist es doch so. Wenn einer im Meeting sagt, er ist sich "ganz gewiss", dann fangen die anderen schon an zu zweifeln, oder? Als meine Gewissheit genau das Gegenteil von Wissen.

Aber da steckt doch im Wort irgendwie Wissen drin? Ich kann dieses Wort irgendwie nicht denken...Ge-wiss-heit - Ge-wusst-heit? Ge-weis-heit?

Leimt mich hier die Sprache? Hat Gewissheit gar nichts mit Wissen zu tun?

Update:

@Katrin

Heißt das, auch meine Ungewissheit darüber, wie morgen das Wetter wird, ist Resultat eines psychischen Prozesses bzw. eine rein subjektive Bewertung? Oder ist Ungewissheit da verlässlicher als Gewissheit?

8 Antworten

Bewertung
  • vor 1 Jahrzehnt
    Beste Antwort

    All mein Wissen (wie gering es auch sein mag), meine stärksten Vermutungen und leisesten Ahnungen, all mein Bedenken, Wiederbedenken, Beweisen und Begründen, Prüfen und Widerlegen können nicht das stützen, dessen ich mir gewiß bin: daß ich sterblich bin; daß diese Welt schon lange vor meiner Geburt zu existieren begonnen hat; daß der Sinn des Lebens kein Bestandteil des Lebens ist; daß die Menge all dessen, was wir nicht wissen, unermeßlich größer ist als die Menge all dessen, was wir wissen; daß es, ohne mir und anderen darüber Rechenschaft geben zu können, Unerklärliches gibt; daß da Menschen sind, die wie ich zweifeln und auf einem schmalen Grat taumeln, mal zur einen, bald zur anderen Seite schwankend, wo die Abgründe der Verzweiflung klaffen.

  • Wissen ist der Erwerb von Informationen.

    Gewissheit ist die Erfahrung des Wissens.

  • Anonym
    vor 1 Jahrzehnt

    Wenn man Wissen hat, dann weiß man etwas mit Gewissheit, aber für sich alleine gestellt hat es nichts mit Wissen zu tun sondern läuft eher auf Annahmen und Vermutungen hinaus.

    Gruß

    Franky

  • vor 1 Jahrzehnt

    Ich würde auf sprachliche Verwandschaften hinsichtlich philosophischer Fragestellungen nicht viel geben. Denn sie entstanden nicht unter philosophischen Aspekten. "Mädchen" leitet sich meines Wissens von "Magd" ab, ohne dass sich daraus philosophisch gewinnbringende Schlüsse ziehen lassen.

    Zum Spannungsverhältnis von Wissen und Gewissheit bei Popper:

    Soweit ich weiß, geht Popper zumindest bei komplexeren Theorien davon aus, dass es keine Gewissheit gibt. Die Geschichte zeigt, dass viele scheinbare Gewissheiten sich als falsch herausgestellt haben, sei es das geozentrische Weltbild oder die Mechanik Newtons. Popper unterscheidet zwischen dem psychologischen Aspekt der Gewissheit (die bei einigen Menschen auch bei offensichtlich unhaltbaren Denkwesen zu beobachten ist) und dem Wissen als die Erkenntnis des Tatsächlichen, das aber nur temporären Charakter hat.

    Zudem stellt sich das Problem, dass einige Theorien prinzipiell nicht bewiesen werden können. Man kann z. B. verdeutlichen, warum die Evolutionstheorie plausibel ist und mit den bekannten Fakten besser in Einklang zu bringen ist als konkurrierende Theorien, aber sie nicht endgültig beweisen.

    Daher stellt sich die Frage, nach welchen Kriterien eine Theorie gegenüber anderen Theorien zu bevorzugen ist.

    Popper schlägt vor, das man den umgekehrten Weg geht. Statt eine Theorie zu beweisen, versucht man sie zu falsifizieren. Wenn eine Theorie auf möglichst viele Weisen geprüft, aber nicht widerlegt werden kann, spricht das für die Plausibilität der Theorie (dazu gehört, dass zwischen zwei Theorien die einfachere zu bevorzugen ist, da sie leichter widerlegt werden kann und dass die Theorie mit anderen derzeit anderkannten Theorien in Einklang zu bringen ist). Wenn ein Wissenschaftler eine Theorie aufstellt, sollte er dabei also die Kriterien benennen, die seine Theorie widerlegen könnten. Im einfachsten Fall lässt sich die Theorie, dass alle Schwäne weiß seien, durch einen schwarzen Schwan widerlegen, sie ist falsifizierbar.

    Es gibt mehrere Theorien, die prinzipiell nicht falsifizierbar sind:

    Z. B. der Kreationismus, die Psychoanalyse (sagt zumindest Popper) und die Theorie, dass alles auf der Welt Existierende (inkjlusive Fossilien, Dir und Deiner Erinnerung) erst vor einer Minute entstanden sind. Für diese Theorien gilt, dass es kein Faktum gibt, das sich nicht in diese Theorie integrieren lässt. Deswegen (und auch weil es zumindest bei der ersten und dritten Theorie einfachere Konkurrenzmodelle gibt) sind sie abzulehnen.

    Zusammengefasst: Bei Popper gibt es nur vermutetes Wissen, aber keine objektiv richtige Gewissheit, auch wenn sich das subjektiv anders darstellt.

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  • Anonym
    vor 1 Jahrzehnt

    Ja.

    Einige Theoretiker, als erster Platon, unterscheiden Stufen der Gewissheit von der bloßen Meinung bis hin zur festen Überzeugung. Diese Begriffe werden allerdings nicht einheitlich gebraucht.

    Gegenstand dauernder philosophischer Auseinandersetzungen ist die Frage, ob es sichere Gewissheit geben kann. Schon früh wurde hierbei erkannt, dass jede Beweiskette, wenn sie nicht unendlich weit laufen oder in einem Zirkelschluss münden soll (siehe auch infiniter Regress), irgendwann von Aussagen (Axiomen) ausgehen muss, die nicht weiter begründbar sind, also für offensichtlich wahr erklärt werden müssen. Ob es solche Aussagen gibt und welche es sein sollen, ist stark umstritten.

    Beispielsweise hielt Immanuel Kant den kategorischen Imperativ für eine absolut gewisse ethische Norm; andere Philosophen bestreiten dies heftig. Auch die Frage, ob man solche Grundsätze etwa anders als mit einem logischen Beweis „begründen“ kann, wird immer wieder diskutiert. Der Intuitionismus behauptet, einige Wahrheiten seien aus der Intuition klar und offensichtlich wahr. Der Realismus verweist auf die (unmittelbaren) Evidenzen, d. h. Grundwahrheiten wie den Satz vom Widerspruch, die nicht nur unwiderlegbar und unbeweisbar sind, sondern aus sich heraus einleuchten. Der dialektische Materialismus sieht in der praktischen Durchführung zu einem bestimmten Zeitpunkt einen Grund für (relative) Gewissheit. Der kritische Rationalismus lehnt sichere Gewissheit überhaupt ab, kennt aber vorläufig gültiges Wissen und darin durchaus unterschiedliche Grade der Gewissheit („Wahrheitsnähe“). Vertreter des Perspektivismus behaupten, es gebe überhaupt keine Wahrheiten, nur verschiedene Sichtweisen; vermeintliche Gewissheit könne sich zwar subjektiv einstellen, beweise aber überhaupt nichts. Schließlich gehen einige Philosophen so weit, nicht nur die Existenz „offensichtlich“ wahrer Sätze, sondern auch die Gültigkeit der logischen Schlußregeln anzuzweifeln. Dann sei allerdings jede Diskussion praktisch sinnlos.

    Eine bedeutende Untersuchung des frühen 20.Jahrhunderts verfasste der österreichische Philosoph Ludwig Wittgenstein mit seiner Schrift Über Gewißheit.

    Quelle(n): Ich.
  • vor 1 Jahrzehnt

    Wenn die Begriffe „Wissen“ und „Gewissheit“ unterschieden werden, dann meist so, dass Wissen sich auf die Kenntnis vorhandener Theorien, Ereignisse oder Tatsachen bezieht und wahr oder falsch, vollständig oder unvollständig sein kann.

    Gewissheit bezieht sich dagegen auf die Überzeugung einer Person, dass das Wissen wahr ist oder sich so ableiten lässt, dass ohne Probleme die Wahrheit angenommen werden kann. Gewissheit ist daher nicht Eigenschaft der Sachverhalte oder Urteile, sondern Resultat eines psychischen Prozesses und vom Subjekt abhängig. Eine vollständige Aussage kann dann nicht lauten: „Das Urteil U ist gewiss“, sondern: „Das Urteil U ist gewiss für das Subjekt S.“

    Wiki hilft^^

  • vor 1 Jahrzehnt

    gewiss, gewiss... auch poppers wissen ist nicht unbestreitbar.

  • vor 1 Jahrzehnt

    Man könnte das so sehen. Ist aber im "richtigen Leben" eher nicht so. Gewißheit soll Wissen ersetzen. Leider.

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