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Literaturgeschichte: Was sind typische Merkmale der Literatur der Viktorianischen Ära?

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  • vor 1 Jahrzehnt
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    Die langen Romane von Charles Dickens, George Eliot, William Makepeace Thackeray, Anthony Trollope, Elizabeth Gaskell oder den Geschwistern Brontë sind dem Realismus zuzuordnen, der soziale Zustände des industriellen oder provinziellen Lebens wirklichkeitsgetreu zu schildern suchte. Dies geschah jedoch stets vor dem Hintergrund des etablierten Moralkodex, wenn auch einige Schriftsteller wie Eliot keine religiösen Standpunkte mit einfließen ließen.

    Die spätviktorianische Prosa fächerte sich auf und reichte von den eher einfachen Erzählungen Robert Louis Stevensons und Henry Rider Haggards bis zu den unkonventionellen Werken von Oscar Wilde. In den 1870er Jahren kam auch eine naturalistische Bewegung auf. Die Romane von Thomas Hardy behandeln mit dem Leben der einfachen Landleute, die gegen ihr Schicksal ankämpfen, ein bis dahin kaum beachtetes Thema. Der Einfluss des französischen Naturalismus ist auch in den Werken George Moores, George Robert Gissings und Joseph Conrads, die sich vom früheren Fortschrittsglauben und Optimismus distanzierten, erkennbar.

    Die berühmtesten Dichter der Zeit waren der Poet Laureate Alfred Tennyson sowie Elizabeth Barrett Browning und Matthew Arnold, die lange Gedichte in Erzählform oder moralische Betrachtungen verfassten. Immer mehr Autoren beschäftigten sich hauptsächlich oder ausschließlich mit Kinder- und Jugendliteratur und verschafften ihr einen Auftrieb, darunter diverse Verfasser von Abenteuergeschichten oder die Hauptvertreter der Nonsensliteratur, Lewis Carroll und Edward Lear. Die Bühnenkunst erfuhr erst gegen Ende des Jahrhunderts durch die Werke von Oscar Wilde, George Bernard Shaw und William Butler Yeats zunehmend Würdigung.

    Die Sachliteratur grenzte sich meist streng von der Belletristik ab, abgesehen von der Geschichtsschreibung mit ihren bekanntesten Vertretern Thomas Babington Macaulay und Thomas Carlyle. Berühmte Kunstkritiker waren John Ruskin und Matthew Arnold, die oft nach moralischen und religiösen Prinzipien urteilten und sich gegen den Industrialismus wandten. In der Philosophie entwickelte John Stuart Mill den Benthamismus weiter, ohne sich auf christliche Werte zu berufen; Herbert Spencer vertrat evolutionistische Thesen. Die Sozialforscher Charles Booth und Benjamin Seebohm Rowntree untersuchten um die Jahrhundertwende die Lebensverhältnisse der armen Unterschicht. Eine berühmte, in den 1840ern erschienene Artikelreihe des Journalisten Henry Mayhew zum Thema war noch stark von sentimentaler Sozialkritik geprägt.

    Einen Bestseller des viktorianischen Zeitalters stellte das Book of Household Management von Isabella Beeton dar, das 1861 erschien und schon innerhalb weniger Jahre 2 millionenfach verkauft wurde. Das Buch, das seine Autorin zur englischen Ikone machte, richtete sich an die aufstrebende Mittelschicht und versuchte auf detaillierte Weise in geradezu enzyklopädischer Form Kenntnisse über Kochen und Haushaltsführung zu vermitteln. Das über tausendseitige Werk enthielt mehr als 2000 Ratschläge und Rezepte für die moderne Hausfrau, von der Verwendung industriell hergestellter Lebensmittel bis zur Warnung vor den Auswirkungen ärmlicher Lebensumstände für das Aufwachsen von Kindern.

    Quelle(n): wiki
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