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willou
Lv 7
willou fragte in Kunst & GeisteswissenschaftPhilosophie · vor 1 Jahrzehnt

Seht Ihr das auch so ?

" Die Sehnsucht nach wahrer Freundschaft

und Liebe ist ein Vorrecht zarter und ge-

bildeter Seelen"

... hat Wilhelm von Humboldt gesagt.

Seht Ihr das auch so ??

Und wie habt Ihr das in Eurem Leben

erlebt ??

Habt Ihr Eure Sehnsucht stillen können ??

Habt Ihr eine solche Sehnsucht nach

Freundschaft und Liebe überhaupt ??

Oder ist so eine Sehnsucht in der heutigen

Spaßgesellschaft überflüssig ??

Über gefühlvolle Antworten würde ich mich

SEHR freuen ....

11 Antworten

Bewertung
  • vor 1 Jahrzehnt
    Beste Antwort

    Das muss ich erstmal zerpflücken, bevor ich mir drüber klar werde, wie ich diesen Humboldt’schen Spruch für mich einordnen kann.

    . . . Sehnsucht ist ein Vor-Recht . . . Seltsam . . . nur Menschen mit besonderen Rechten können sich ganz doll sehnen? Was ist zum Beispiel mit Kindern, die sich nach Zuwendung, Verständnis und Liebe sehnen?

    Falls ich Humboldt versteh, dürften Kinder keine Sehn-Sucht empfinden? Stimmt. Ja und nochmal ja!

    Denn: Kindliches Sehnen müsste von umsichtigen und verständnisvollen Erwachsenen „dosiert“ erfüllt werden, bevor es zur Sucht wird. Leider sieht die Realität oft anders aus. Das hab ich selbst erfahren müssen.

    Aus der Tatsache, dass mein Körper Trinken und Essen über-lebensnotwendig braucht – leite ich ab: Er hat ein vor-rangiges Recht Durst und Hunger zu haben, um beides zu stillen.

    Aus der Erfahrung, dass meine Seele Harmonie, Freiheit, Heimat, Freundschaft, Liebe . . . braucht – leite ich ab: Sie hat das vor-rangige Recht Sehnen zu empfinden, um es zu befrieden.

    Sehnen ist für mich ein i m m e r vorhandenes Begehren, ein nicht abreißendes Wünschen nach Empfindungen, eben nach Harmonie, nach Freiheit, nach Liebe, nach Freundschaft . . . aber: Ohne, dass es mich beherrscht.

    Als Sucht kann ich das Sehnen sehr wohl auch begreifen: Je länger ich von dem nichts bekomme, was ich spüre zu brauchen . . . desto stärker wird mein Sehnen. Dann beherrscht es mich!

    Es kann sogar – häufig unbemerkt - in f o r d e r n d e s Verlangen umschlagen . . . und das stellt oft Aggressivität in seine Dienste . . .

    Oder die Sehn-Sucht wird so unerträglich, dass ich alle Gefühle abstelle. Ich werde depressiv. Oder ich bestrafe mich, weil ich mir allein die Schuld zuschreibe, dass ich so unermesslich sehne . . .

    Hier sehe ich den Kern von Humboldts Gedanken: Sehnen für alle. Aber: mit Sehn-Sucht können nur „zarte und gebildete“ Seelen so umgehen, dass sie sich nicht „unterkriegen“ lassen oder untergehen.

    Sehnsucht nach wahrer Freundschaft und Liebe . . .

    Wahre Freundschaft wie auch Liebe . . . Beides ist „Seelennahrung“, die ich mir immer wieder aufs Neue „beschaffen“ muss. Das klappt nur, wenn ich die Freundschaft, die Liebe . . . um ihrer selbst Willen . . . p f l e g e.

    Sobald ich sie in fremde Dienste stelle, mach ich sie kaputt. Will ich durch (vermeintliche) Liebe vor allem mein Bedürfnis nach Sicherheit (materiell, sozial . . .) befriedigen, versuche ich durch (vermeintliche) Freundschaft in erster Linie mein Bedürfnis nach Anerkennung zu stillen . . . wird mein Sehnen nach Liebe, nach wahrer Freundschaft nicht erfüllt werden können!

    Schnell bin ich in einem solchen Szenario beim Verlangen: „Wenn du mich liebst, dann . . .“ Ich fordere Beweise, krieg ich sie, fordre ich mehr . . . Oder ich proklamiere recht überschwänglich: „Bin dein bester Freund, bin immer für dich da . . .“ Worthülsen ohne wirklichen Nährwert für die Seele. Derartige Erfahrungen hab ich merfach erlebt.

    Bleibt noch die „ge-bildete“ Seele. Sorry . . . sie ist bei Humboldt auch noch „zart“ . . . darum mach ich mir mal keine Gedanken, denn das scheint mir im Fahrwasser von Goethe & Co. als nix Besonderes. Waren wohl im 18. bis ins 19. Jahrhundert hinein ziemlich viele zarte Seelen anzutreffen. ;-)

    Wie sich eine Seele „bildet“ . . . im Sinne von „formt, wächst . . .“, stell ich mir so vor: Im Idealfall bekomme ich in der Kindheit die entscheidenden Anstöße für die „Bildung“. Meine Seele lernt nach und nach, dass und wie Sehnen wichtig, richtig ist. Ich höre sensibel darauf, werde geleitet, mein Sehnen aktiv zu befrieden.

    Wird es zur Sucht, weil ich in mir – Vertrauen, Selbstliebe, Sicherheit . . . (temporär) verlier und/oder äußere Umstände mich hindern . . . so bin ich mit einer ge-bildeten Seele eher in der Lage, die Sehnsucht als solche zu erleben . . . statt sie mit meinem Verstand in eine andere Gefühlsqualität zu verwandeln.

    Ich kann trotz Sehnsucht gelassen, zufrieden und offen sein, ich erfahre trotz Sehnsucht die vielfältigen, facettenreichen Qualitäten des Lebens. Ich empfinde "Sehnsucht" nicht als Sucht!

    Fehlt mir in der Kindheit eine hilfreiche und unterstützende Bildung meiner Seele, kann sich mein Weg steinig und verzweigt gestalten: Schaff ich es durch . . . zum Teil bittere . . . Erfahrungen und Reflektionen, meine Seele zu bilden, finde ich den Anschluss. Hab den Eindruck, bei mir ist das so abgelaufen.

    Nehme ich aber resigniert hin, dass Sehn-Sucht nie zu erfüllen ist . . . bleibt für mich das Erleben und Genießen von wahrer Freundschaft und Liebe ein Märchen . . .

    Nach manchem Hin und Her in meinem Kopf hab ich für mich festgestellt: Humboldts Kernaussage stimmt.

    Günstiger find ich jedoch eine Aufforderung, etwa so: Bildet eure Seelen aus, lebt es euren Kindern vor, dass ihr und sie das Sehnen nach wahrer Freundschaft und Liebe als ganz besonderes R e c h t begreifen. Und wird Sehnen zur Sucht . . . gibt es

    i m m e r einen Weg, sie als solche zu akzeptieren und mit ihr . . . wirklich zu leben.

    Sehnsucht kennt ebenso wie Liebe und wahre Freundschaft n i c h t den Zwang des Forderns, n i c h t die Mittel der Aggressivität, nicht den Rückzug in die Einsamkeit, nicht . . .

    Noch was zum Stichwort: Spaßgesellschaft – solange Spaß bei allen Beteiligten dazu beiträgt, Spannungen ab- und Gelassenheit aufzubauen, kann er der „Seelen-Bildung“ nur dienlich sein. Überschreitet er Grenzen, driftet er schnell ab ins Reich der Aggressionen . . .

    Nachtrag:

    Mir fällt auf, dass ich Wilhelm von Humboldt nicht so begreife wie er häufig verstanden wird.

    @John D, @mytilena: Sollte man meinen, dass Wilhelm von Humboldt als Adliger in seiner Zeit . . . er lebte von 1767 bis 1835 . . . von Kultur- bzw. Standesdünkel gezeichnet und gefangen ist. "Jein", sein Denken und Wirken dreht sich in erster Linie um die Themen: Humanität, Liberalität und . . . um Sprache.

    Und dass er als d e r „(Hoch)Schulreformer“ gilt . . . scheint inzwischen zum „modernen Märchen“ degradiert zu sein:

    „Wilhelm von Humboldts wichtigste Schrift zur Organisation von Bildung und Wissenschaft war 100 Jahre vergessen und wurde dann 100 Jahre lang ideologisch missbraucht.“ (DIE ZEIT, 18.06.2009 Nr. 26, S. 35) Der ganze - nach meiner Einschätzung sehr gute - Beitrag ist über den Link zu finden.

    Fakt: Wilhelm von Humboldt schreibt sich humanitäres und freiheitliches Denken auf die Fahnen. Genau aus diesem Grund wird er - im selben Jahr (1819) als er . . . offensichtlich aus Versehen . . . zum "Minister für ständische Angelegenheiten" ernannt wird - flugs wieder aus allen Ämtern entlassen.

    „Sich bilden“ via Studium interessiert ihn übrigens so gut wie gar nicht . . . nach vier Semestern verlässt ihn die Lust und er die Uni. Klar lernt er was - von Privatlehrern, als Autodidakt, in Diskursen.Die "Bildung" der Persönlichkeit rangiert bei ihm vor dem praktischen Nutzwert.

    Dass es ihm finanziell an nichts fehlt, ist er gewohnt . . . nunja . . . dazu kommt: Reich gefreit und nie gereut (Das Buch von Ginie Sayles gab’s damals zwar noch nicht . . . :-))

    Humboldts große Leidenschaft gilt der Sprache: der griechischen, der baskischen, der indianischen . . . vor allem aber der deutschen. So ist er z. B. Goethe wie Schiller als konstruktiver, einfallsreicher Kritiker und Diskussionspartner äußerst willkommen. Deshalb "wohnt" Wilhelm von Humboldt aus meinem Blickwinkel bei jenen, die Sprache lieb haben.

  • vor 1 Jahrzehnt

    Nun ja, ein Vorrecht der gebildeten und zarten Seelen auf die Sehnsucht nach wahrer Liebe und Freundschaft gibt es nicht.

    Sie steckt in jedem Menschen. Sogar Tiere empfinden Sehnsucht nach ihren Menschen.

    Bei Hunden ist das sogar so ausgeprägt, dass sie beim Tod ihres Besitzers nicht mehr fressen wollen, weil er ihnen fehlt.

    Allerdings darf man die Zeit nicht außer Acht lassen, in der Humboldt lebte und zu welchem Stand er gehörte.

    Da herrschte nun mal Standesdünkel.

    Gebildet waren zu dieser Zeit der Adel und das aufstrebende Bürgertum.

    War einer gebildet, konnte er seine Gefühle sprachlich besser zum Ausdruck bringen, das wurde wahrgenommen. Doch das heißt nicht, dass ein ungebildeter Mensch nicht dieselben Gefühle besitzt, aber sie nicht so gebildet ausdrücken kann.

    Ich denke, dass jeder

    Mensch diese Sehnsucht in sich trägt, aber nicht immer ist sie zu stillen.

    Das kommt auch auf den Menschen an.

    Manch einer wird stets eine Sehnsucht in sich tragen.

    Zu deinen persönlichen Fragen.

    Manche Sehnsucht habe ich stillen können, manche nicht.

    Doch ich bin der Meinung, dass die vorhandene Sehnsucht auch ein Zeichen dafür ist, dass man noch Ziele und Hoffnungen besitzt.

    Für mich sind Menschen sehr wichtig, Menschen denen ich vertrauen kann und die mir vertrauen können.

    Jeder Mensch braucht einen Ort, an dem er sich Zuhause fühlt.

    Und gerade die innerliche Leere, die aus einer Spaßgesellschaft ensteht, erhöht die Sehnsucht nach wahrer Liebe und Freundschaft.

    Sie wird nur übertüncht, um sie nicht zu spüren, aber sie existiert.

  • vor 1 Jahrzehnt

    ..ich habe wahre Freunde und die Liebe meines Lebens habe ich auch gefunden ... nun bin ich sehr froh,dass ich endlich einmal bestätigt bekomme- und sei es von Herrn von Humboldt - dass ich eine " zarte und gebildete Seele " bin .. vielen Dank willou, für diese

    Erkenntnis, die ich gewinnen konnte anhand deiner Frage ...;)

  • Anonym
    vor 1 Jahrzehnt

    Auch ungebildete Seelen sehnen sich nach Freundschaft und Liebe - der alte Schulreformer beweist hier konservativ-adligen Kulturdünkel.

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  • Wenn sich nur zarte und gebildete Seelen nach Freundschaft und Liebe sehnen würden, dann wäre die Menschheit schon ausgestorben.

    Aber ich glaube, um Sehnsucht nach Liebe spüren zu können muss man nicht gebildet sein und wer Liebe spürt ist doch irgendwie zart im Inneren.

    Und ja, meine Sehnsucht nach Liebe wurde gestillt, erst vor kurzer Zeit, von dem liebsten Menschen der mir je begegnet ist.

  • vor 1 Jahrzehnt

    Ich denke, fast jeder Mensch sehnt sich nach einer echten Freundschaft und Liebe. Da braucht man nicht ein besonders fein fühlender Mensch zu sein.

    Nur muss ich von mir sagen, dass diese Sehnsüchte nicht erfüllt worden sind.Leider.

  • vor 1 Jahrzehnt

    Oh ja ich habe sehr große Sehnsucht. Nach Liebe, Freundschaft und Anerkennung. Das ist schlimm. Damit kann man sich auch selber ersticken. Bei einer Person jedenfalls die ich schon lange liebe werde ich mich in Zukunft Zurück halten. Das fällt mir so schwer aber sie führt eine glückliche Beziehung mit einem Mann den ich sehr schätze. Es schmerzt die beiden so zu sehen. Aber sie soll glücklich sein, alleine das Zählt.

  • vor 1 Jahrzehnt

    ja -- je groesser die sehn "sucht" desto geringer ist der erfolg

    das verlangen nach vertrautheit und behandeln ist doch menschlich normal es gibt aber viele weitere andere moeglichkeiten mit vertrauen die es wert sind und weniger enteuschend sind --- liebe und geld veraendert den menschen weil er nicht perfekt ist im hirn

    Quelle(n): 87 jaehrige praktische lebenserfahrung mit menschen jeden standes
  • vor 1 Jahrzehnt

    Ich denke, auch robuste und ungebildete Seelen sehnen sich nach Freundschaft und Liebe. Sie haben vielleicht nicht die gleiche Vorstellung von Liebe, wie der gebildete Herr von Humboldt. Dass seine jedoch die wahrere sei, also in dem Punkt hat entweder er mir, oder ich ihm etwas voraus.

  • vor 1 Jahrzehnt

    Ich kann das nicht bestaetigen. Diese Sehnsucht ist in jedem Menschen, die Frage ist nur wieweit ihm das bewusst ist. Wir sind sowieso alle verbunden, ob wir das nun wollen oder nicht. Wenn wir uns als getrennt von anderen wahrnehmen, ist das nur ein Resultat der Erziehung, die wir erhalten haben.

    Und wenn wir versuchen, diese scheinbare Trennung aufrechtzuerhalten, geschieht das meistens aus Angst.

    Aber im Grunde sehnt sich JEDER Mensch nach Liebe und Freundschaft und Zugehoerigkeit. Aber oftmals sind Menschen nicht sehr geschickt darin, dies in ihrem Leben auch auszudruecken. Was es braucht ist Vertrauen in andere Menschen und das kann man nur haben, wenn man Selbstvertrauen hat.

    Und noch etwas: Beziehungen, Partnerschaften, Freundschaften usw. sind dann am bestaendigsten wenn man nicht so viele Erwartungen an den anderen hat. Wenn man glaubt, der andere ist dazu da, einen selbst gluecklich zu machen, ist man auf dem Holzweg. Liebe und Glueck liegen in einem selbst. Die Sehnsucht nach Liebe und Freundschaft ist letztendlich die Suche nach dem Glueck in uns selbst.

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