Yahoo Clever wird am 4. Mai 2021 (Eastern Time, Zeitzone US-Ostküste) eingestellt. Ab dem 20. April 2021 (Eastern Time) ist die Website von Yahoo Clever nur noch im reinen Lesemodus verfügbar. Andere Yahoo Produkte oder Dienste oder Ihr Yahoo Account sind von diesen Änderungen nicht betroffen. Auf dieser Hilfeseite finden Sie weitere Informationen zur Einstellung von Yahoo Clever und dazu, wie Sie Ihre Daten herunterladen.

Was ist das aristotelische (bzw. das dramatische) Theater? Und wie ist es aufgebaut?

1 Antwort

Bewertung
  • vor 1 Jahrzehnt
    Beste Antwort

    Das aristotelische Drama ist an sehr feste Formen gebunden.

    Gemäß der Forderung nach Einhaltung der drei Einheiten sollten Zeit, Raum und Handlung eines Dramas einheitlich bleiben. Das bedeutet, dass Zeitsprünge, Ortsveränderungen und Nebenhandlungen ausgeschlossen sind. Man nennt diese Form seit Gustav Freytag auch geschlossenes Drama.

    Im Zeitalter der Renaissance und des Barock (16. und 17. Jahrhundert) wurden die „Einheiten“ viel strenger ausgelegt als in den Beispielen, die Aristoteles in seiner Poetik anführt. Eingehalten wurde dies vor allem von der Dramatik der Französischen Klassik (siehe Regeldrama). Dies führte zu einer vorübergehenden Geringschätzung der Dramen Shakespeares, die sich an keine der Einheiten halten.

    Im deutschsprachigen Raum war es im frühen 18. Jahrhundert vor allem Johann Christoph Gottsched, der im Rahmen einer Reform des deutschen Theaters für eine Besinnung auf die drei sogenannten Aristotelischen Einheiten eintrat, weil dies für vornehmer als die Aufführungen der Wanderbühnen gehalten wurde.

    Die hinzu erfundene „Einheit des Orts“, die zum ersten Mal bei Castelvetro belegt ist und nicht direkt auf Aristoteles zurückgeht, sondern auf Julius Caesar Scaliger, hatte mit der Bühne des Barocktheaters zu tun, die von einem Proszenium, Sofitten und einschiebbaren Kulissen eingegrenzt war, was keine schnellen Dekorationswechsel erlaubte. Wenn der Ort der Handlung wechselte, bedeutete dies also erhebliche bühnentechnische Schwierigkeiten.

    Pierre Corneille erklärte in seiner Abhandlung Discours sur les trois unités (1660), dass er bei Aristoteles und Horaz keine Vorschrift einer Einheit des Orts gefunden habe, sie aber gleichwohl für nötig halte. Zwei unterschiedliche Orte seien nur dann möglich, wenn sie sich in verschiedenen Akten befänden und keine verschiedenen Dekorationen erforderten.

    Aristoteles wollte das Drama vom Epos abgrenzen, das sich zumindest nicht an die Einheit der Zeit halten muss. Zur „Einheit der Zeit“ schreibt er: „die Tragödie versucht, sich nach Möglichkeit innerhalb eines einzigen Sonnenumlaufs zu halten oder nur wenig darüber hinauszugehen“ (Poetik, 5). Zur Einheit der Handlung führt er aus: „Die Tragödie ist Nachahmung einer guten und in sich geschlossenen Handlung von bestimmter Größe“ (Poetik, 6). Und weiter unten noch deutlicher: „man muss die Fabeln [des Epos] wie in den Tragödien so zusammenfügen, dass sie dramatisch sind und sich auf eine einzige, ganze und in sich geschlossene Handlung mit Anfang, Mitte und Ende beziehen“ (Poetik, 23).

    Eine „Einheit des Orts“ forderte Aristoteles nicht ausdrücklich. Streng genommen gibt es also nur zwei aristotelische Einheiten. Viele der klassischen Tragödien, die alle vor Aristoteles entstanden sind, halten sich nicht an solche Regeln (namentlich die frühen Dramen von Aischylos).

Haben Sie noch Fragen? Jetzt beantworten lassen.