Gab es eine Phase in eurem Leben, in welcher ihr euch nicht wieder erkannt habt?

Ja, als Jugendliche, besonders im Alter von etwa 15 Jahren. Ich habe mal vor einiger Zeit meine Tagebücher von damals durchgelesen und frage mich, wer die eigentlich geschrieben hat. Jedenfalls nicht diejenige Person, die ich heute bin!

Damals war ich hochgradig empfänglich für alles, was nicht mit dem reellen Leben zu tun hat. Ich flüchtete mich fast ausschließlich in meine Tagträume und nahm die Realität überhaupt nicht mehr wahr, ich klinkte mich geradezu aus ihr heraus. Klar, daß meine Schulnoten dadurch nicht besser wurden! Ich dachte auch nicht im geringsten über meine Zukunft nach, sondern lebte völlig im Wolkenkuckucksheim. Erst mit etwa 18 Jahren wandte ich mich wieder verstärkt der Realität zu, und spätestens seit ich arbeiten gehe (seit ich 20 bin), haben meine Luftschlösser endgültig ausgedient.

wir haben Emotionen nicht nur zum kontrollieren auch um sie auszuleben

Ja, die Phase gab es jahrelang bei mir. Das war die Zeit, als ich noch "nasser Alki" war. Wenn ich heute so zurückdenke, wie dreckig es mir da ging und was für ein schrecklicher Mensch ich war. Was der Alkohol im großen und ganzen überhaupt mit einem Menschen anstellen kann (Wesensveränderung,Organische Schäden) ist unglaublich. Ich bin seit 17 Jahren trocken und freue mich jeden Tag wieder aufs Neue. Kann nur jedem raten, die Finger vom Alkohol zu lassen, man wird schneller abhängig, als man glaubt.

Phasenweise täglich.

Manchmal frage ich mich am Abend, bevor ich die Augen zuknipse:

Was hab ich mir denn dabei nun wieder gedacht?

Aber es gab tatsächlich längere Abschnitte in meinem Leben, in denen ich über Jahre das Leben eines mir fremden lebte, und diese Jahre sind in meiner Erinnerung derart, als daß ich manchmal glaube, ich hätte das in einem Film gesehen und nicht selbst erlebt.

Ich kann nicht nachvollziehen, dass ich mir Menschen die auf Betrug aus sind auf meine eigenen Kosten länger als notwendig genau anschaue/angeschaut habe.

Vermutlich eine innewohnende Hoffnung, dass die Menschen gut werden können, wenn man es ihnen vormacht oder so. Oder aber es liegt am Wissen, dass Menschen nicht fehlerfrei sind und man sucht sich ein kontrollierbares Übel.

Ansonsten entwickeln sich über die Zeit sonderbare Formen von Frust... wenn man dann vorm Spiegel die Fäuste ballt beim Gedanken an die ein oder andere Sache + Person, dann erkennt man sich einige Sekunden später selbst nicht wieder. In solchen Situationen braucht man definitiv ein Ventil, damit man nicht durchdreht denke ich.

Ich bin ein ruhiger, harmonischer Mensch. Ich mag keinen Streit oder Stress. Wenn ein Streit entsteht versuche ich zu schlichten.

Letzte Woche lag ich mal wieder im Krankenhaus und hätte einem Mitpatienten fast den Hals umgedreht. Ich hatte mir bis dahin nicht vorstellen können, das es so bösartige Menschen geben kann.

Ich habe mich auf jeden Fall noch nie so schreien gehört.

Ja, ... die Zeit kurz nach einer Trennung, ...

aber diese Erkenntniss kommt erst im Nachhinein, denn damals war an klare Gedanken kaum zu denken; ich hätte ebensogut Amok laufen können.

gruß Finn

Definitiv ja.

Heute weiss ich, dass ich in einem seelischen Ausnahmezustand war.

Ich habe mich selbst nicht mehr wieder erkannt!

Jups gab es /gibt es. Ich hab mich von einem freund meiner ehemaligen besten freundin küssen lassen und auch erwidert. Er hat mir die ganze zeit hoffnungen gemacht, mich angeflirtet und ich war verliebt. Ich weiß das es falsch war und das sich so was nicht gehört. Nur das schlimme ist noch das so was überhaupt nicht mein Ding ist und ich es bis heute nicht bereue das ich es gemacht habe. Komisch komisch ^^

Das ist mir nicht nur einmal passiert.

Ich bin ein Mensch, der Streit, Ärger und Stress zu vermeiden versucht. Doch mir ist aufgefallen, dass vor allem die Menschen, die immer ruhig bleiben, irgendwann mal total ausrasten.

Diese Erfahrung habe ich selbst öfter gemacht.

Ich bin meistens derjenige, der versucht, andere Leute zu versöhnen und die Stimmung etwas aufzupeppen. Und irgendwann reicht es mir - ich sage Dinge, die ich mir selbst nicht mehr verzeihe.

Ja, so etwas passiert leider und ist auch fast unvermeidlich. Dazu müsste ich meine komplette Lebenseinstellung ändern.

Liebe Grüße.