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Liebe Mitchristen, glaubt ihr wirklich, dass ein Mensch Christ sein muss ?
Was unterscheidet euch dann von den Sekten? Ich stelle hier jeden Tag fest, dass Menschen ihren Glauben veteidigen, weil sie ihn für ihr Leben als wertvoll erkannt haben. Mit 'Glauben' meine ich hier auch atheistische Standpunkte.
Ist es nicht viel wesentlicher, die Herzen der Menschen zu ergründen. Glaubt ihr nicht, dass Gott dies tut ?
Ist Gott nicht der heidnische Samariter lieber als der egozentrische Priester ? Habt ihr nicht Angst, dass ihr mit eurer vehementen Missionsabsicht aus einer Weltanschaunung, die jedermensch akzeptiert so wie er nun mal ist , eine dem Menschen nicht gerecht werdende Ideologie macht, wenn ihr unterstellt, dass jeder Mensch Christ werden muss, um Heil zu erlangen ? Spürt ihr nicht die ideologisch-verblendete Enge, die euch den Splitter im Auge eures Bruders erkennen lässt, aber nicht den Balken vor eurer eigenen Stirn ? Habt ihr aus den Zeiten der Inquisition so wenig gelernt ?
Ich denke oft an das Jesus -Wort : Ihr seid das Salz der Erde. Grauenhafte Vorstellung wenn alle Salz wären. Eine ungenießbare Kost wäre das. Ich denke, es reicht, wenn es ein paar Christen gibt. Gott wird sie dahin lenken, wo sie benötigt werden, wo sie Gutes tuen können. Damit das Leben der Menschen 'geschmackvoll' bleibt.
Mein Motiv ist nicht Heilsangst, denn damit mache ich aus einer Frohbotschaft eine Drohbotschaft: nur ein Buchstabe geändert - fatale Gegenwirkung ! Mein Motiv ist Freude , österliche Freude. Ich muss keine Angst haben, dass ich nicht gerettet werde. Und ich werde nicht erlöst von allem Leid und Übel, weil ich gut bin, sondern weil Gott gut ist. Ich muss nicht vor Gott kuschen wie vor einem strengen Mathelehrer, der nur wenigen Auserwählten gute Noten gibt. Vielleicht sin deswegen viele Christen so unglaubwürdig, weil sie ängstlich und kleingläubig sind und nicht verstanden haben, dass man Erlösung nicht durch frommes Strebertum sich verdienen kann.
'Daumen runter' sind nicht von mir.
Es wäre außerdem ein sehr blödes Konzept von Gott: Er schickt seinen Sohn, kann aber nicht dafür garantieren, vielmehr im Vorhinein ausschließen, dass jedermensch diesem Jesus begegnet. Denn dieser Jesus ist nur in einen bestimmten Kulturkreis bekannt und erfahrbar. Alle anderen Völker jenseits dieses Kulturkreises und alle Menschen, die vor dessen Erscheinen leben, würden dann erst mal durch den Rost fallen : Jesus nicht gekannt und erkannt - Pech gehabt ! Was für ein blödes Konzept ! Sicher keins eines Gottes, der für sich proklamiert, der Urgrund allen Seins und universale , bedingungslose Liebe zu sein.
Dem großen positiven Echo seitens der nicht christlich orientierten Diskussionsteilnehmer entnehme ich zumindest, dass sie sich von Christen nur selten ernst genommen fühlen. Eine Stärke von Jesus war es m.E., dass er Menschen ansehen und lieben konnte, und dass Menschen sich von ihm verstanden und geliebt fühlten. Vielleicht sollten Christen das gut im Herzen behalten. Denn die Zeiten, da Christen eine stramme und geschlossene Mehrheit in der Bevölkerung darstellten und mit Druck von oben agieren konnten, nähern sich im sog. 'christlichen' Abendland doch deutlich dem Ende. Vielleicht ist es gut, wenn wir weniger als Herrschaften und Verwalter des christlichen Glaubens auftreten und mehr als Diener und Helfer und Freund - einfach so.
25 Antworten
- Anonymvor 1 JahrzehntBeste Antwort
endlich mal wieder ein Christ mit christlicher Botschaft.
- vor 1 Jahrzehnt
Wie man sich nennt oder welcher Religion man angehört, ist vollkommen egal. Entscheidend ist, ob man nach dem moralischen Hauptgebot lebt: Tue anderen das, was du erwartest, das sie dir tun.
- Anonymvor 1 Jahrzehnt
Wow! Hut ab! Ich bin keine Christin und kann daher eigentlich nicht auf Deine Frage antworten, wollte aber nur sagen, daß es beinahe das erste gescheite ist, was ich hier von einem Christen lese.
- vor 1 Jahrzehnt
DANKE!
Sehr schöne Frage.
Mein "Hauptproblem" mit Ideologien (Religion oder Nichtreligion) ist die Aussage das die Ideologie wichtiger ist als der Mensch.
Leider habe ich bei einigen Theisten (Sorry, dass das nun so wertend klingt) fetstellen müsen, das sie eine für mich unerträgliche Moral hochhalten.
Beispiel:
1. Du sollst nicht töten! (Stimme ich 100% zu)
2. Gott ist Liebe (Hmm, mal so, mal so....)
3. Gott darf töten. (Die gleiche Handlung unterschiedlich bewertet, versteh ich ich nicht)
Das Problem ist für mich folgendermassen.
Wenn Gott tötet ist das gerechtfertigt und gut. Wie gross ist dann der Schritt zu "Wenn ich für Gott töte, muss das sein Wille sein."
Wenn alle Christen so wie Du denken würden, gäbe es überhaupt kein Problem. Weder hier im Clever, noch draussen in der realen Welt.
@ Gerhard E: HEILIGER missionarischer Eifer? Notfalls wohl auch wieder mit Feuer und Schwert, nicht wahr? Mann, ich dachte deine Sorte wäre nach dem Mittelalter ausgestorben....
@ Gerhard E: in Geschichte warst du wohl beten.... die Geschichte des "Christentums" ist voll von Kriegen und Zwangsmissionierung. Dieses steht selbst in der Bibel so und zwar WORTWÖRTLICH!!! Warum führte Moses Krieg gegen die Midianiter? Zur Missionierung (nach dem Wort Gottes)
Was du Wahrheit nennst, ist Geschichtsverfälschung!!!
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- Anonymvor 1 Jahrzehnt
Wirklich beeindruckendes Statement. Wäre gut als dauerhaft "lesenswert" für alle beim Eintragen einzublenden, die in diesem Bereich Fragen stellen oder Antworten geben. Vielleicht finden dann auch Vertreter der anderen Richtungen den Mut zu so etwas - das könnte aus diesem Bereich viel unnötige Schärfe nehmen.
- Bye....Lv 5vor 1 Jahrzehnt
Es steht schon im Koran, dass es nicht Gottes Absicht ist, ALLE Menschen "einen" Glauben haben zu lassen.
Darum verstehe ich den Allein-Heilig-Sein-Anspruch vieler Glaubensanhänger gleichweder Religion nicht.
- xyLv 6vor 1 Jahrzehnt
meine hochachtung!
ehrlich worte und vielleicht die beste auslegung der bibel oder des geschriebenen wortes was ich je von einem christen gelesen habe. endlich mal keine missionierung.
schön wenn mehr von deiner und anderen glaubensrichtungen so denken würden.
- vor 1 Jahrzehnt
Du bringst hier was durcheinander. Atheismus ist kein Glaube. Es ist der natürliche Zustand, in dem du geboren wirst. Jeder, der auf die Welt kommt, ist zunächst "Atheist". Es ist ein Wort, das seinen Ursprung in einer verächtlichen Bezeichnung hat, die von den Gläubigen gegenüber Nichtgläubigen verwendet wurde.
Dieses Wort macht eigentlich genauso wenig Sinn wie wenn du Fußgänger als "Nicht-Autofahrer" bezeichnen würdest. Man kommt ja schließlich nicht mit einem Zündschlüssel in der Hand auf die Welt, genauso wenig wie man mit einem Glauben auf die Welt kommt. Das sind alles ERWORBENE Eigenschaften. Ein Atheist ist einer, der sich die Eigenschaft "Glaube" nicht erworben hat.
Atheismus ist ein Wort für das Nichtvorhandensein eines Glaubens, aber nicht das Gegenteil oder ein Mangel. Es ist der Naturzustand, nichts weiter.
Es ist wie mit dem Drachen in der Garage. Würde ich behaupten, in meiner Garage lebt ein Drache, den nur ich sehen kann, so würde man mich belächeln. Aber diese Behauptung ist nicht weniger wahrscheinlich als die zu behaupten, es gibt einen Gott, der das Universum erschaffen hat. So wenig wie man meine Behauptung bezüglich des Drachens ernst nehmen sollte, solange man diese nicht nachprüfen kann, so wenig sollte man auch alle anderen Behauptungen für wahr annehmen, wenn nichts davon schlüssig bewiesen werden kann.
Dennoch ist der Gläubige nicht in der Lage, diese einfache Sachlage zu akzeptieren und windet sich wie ein Aal um den eigenen Verstand herum, damit er sein gewohntes Gewässer nicht verlassen muss.
"Sapere aude! - Habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!"
(Immanuel Kant)
- sommerkleidchenLv 6vor 1 Jahrzehnt
Es gibt sie ja doch noch, die unverkrampften Christen. Gratuliere! Freut mich sehr, diese Frage als Atheistin lesen zu können.
Doch, Halt! was lese ich da für Antworten? Es taucht wieder die alte Riege der Missionare auf, zitiert wieder die Bibel und macht klar, dass neue Wege nicht gewollt sind. Wie Schade!
- zipporaLv 5vor 1 Jahrzehnt
ich denke, hier sind einige missverständnisse entstanden.es ist keineswegs so, dass christen ängstlich und kleingläubig sind und vor gott kuschen, wie du es ausdrückst.du hast recht wenn du sagst, erlösung kann man sich nicht verdienen.es gibt einige wichtige aussagen, die ich gern anführen möchte, wohl wissend, dass viele hier keine zitate aus der bibel mögen.erstens: jesus hat gesagt: niemand kommt zum vater denn durch mich.
ich bin christin, weil ich an jesus christus glaube und an das, was er für mich getan hat. das ist alles.ich halte die gebote für richtig und bin gern bereit, danach zu leben.
richtig ist, dass es einen missionsbefehl gibt, damit eben alle das evangelium kennenlernen können.
richtig ist aber auch dass jesus gesagt hat: wenn es denn jemand nicht hören will putzt euch den staub von den füßen und geht.
falsch ist, in der einen hand die bibel zu halten und in der anderen das schwert.