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Warum weigern sich so viele Eltern, mehr über die Bedürfnisse ihrer Babies und größeren Kinder zu lernen?
Wenn ich viele Antworten im Bereich "Erziehung" lesen, sträuben sich mir die Haare ob so viel schwarzer Pädagogik: Säugling schreien lassen, dem Kleinkind konsequent Grenzen setzen, früh Selbstständigkeit (Einsamkeit) lernen, strafen etc.
Die wissenschaftlichen Erkenntnisse der letzten Jahrzehnte haben den Erziehungswahn der letzten Jahrhunderte ad absurdum geführt. Warum wird das nicht zur Kenntnis genommen, obwohl die entsprechenden Publikationen leicht zugänglich sind? Immer noch wird das Schreikind, das Problemkind, das ungezogene Kind beschuldigt und diffamiert. Von Selbstkritik und der Bereitschaft sich selbst erst einmal zu verändern, bei vielen Eltern keine Spur.
Besonders deutlich kommt das bei der Vorstellung vom angeblichen "kleinen Tyrannen" heraus, der die Wirklichkeit, dass die Eltern ja viel größer und stärker sind, und vollkommen über das Schicksal des kleinen von ihnen abhängigen Kindes bestimmen können, eindrucksvoll widerspricht. Hier werden Fakten in ihr Gegenteil verkehrt. Viele Eltern können sich offenbar weder in die Bedürfniswelt ihrer Kinder hineinversetzen, noch darin, wie überwältigend das Leid ist, das sie ihnen durch ihre Erziehungs- und Strafmaßnahmen zufügen. Die Ergebnisse der Strenge sind aber erst weinende, dann schreiende oder schweigsame kinder, später Depressionen, Drogensucht, sexuelle Probleme, Gewalt, unsoziales Verhalten, alles die Dinge, die unsere Gesellschaft so negativ prägen. Auch das lässt sich in vielen Berichten und Biographien gut nachvollziehen.
Also: Warum wollen Eltern sich so selten in Frage stellen und dazulernen?
http://www.kleines-ich.at/tragen.htm
Gleich in den ersten Antworten die übliche Blindheit: "Grenzen müssen eben sein" etc. Bevor man meinen Beitrag "Schwachsinn" nennt, mal in die offizielle Statistik geschaut, die ich verlinkt habe? Ist das auch Schwachsinn? Nein, es ist die Realität. Plus Dunkelziffer.
Danke, habe schon einige fundierte Antworten gesehen! :-)
Sorry, vergaß den Statistik-Link:
http://www.aktiv-gegen-sexuelle-gewalt.de/missbrau...
Komet: Um die Frage geht es mir ja, da von unseren Erziehungsentscheidungen das Wohl der Kinder abhängt.
8 Antworten
- vor 1 JahrzehntBeste Antwort
Ich glaube, Du täuschst Dich, wenn Du von den hiesigen Ansichten ausgehst. Ich habe mich auch sehr gewundert. Ich bin in vielen Foren unterwegs und der Mainstream sieht es dann gottseidank doch anders als die meisten hier (wobei es hier auch oft sehr gute und kompetente Antworten gibt!).
In meinem Freundeskreis kommt keiner mit dem "So, jetzt ist sie schon anderthalb, jetzt muss sie sich einen Job suchen, sonst wird das mit 18 niemals was!"-Unfug. Da würde auch keiner sein Kind schreien lassen oder glauben, dass ein Kind, bei dem Du nicht beinhart superkonsequent bist, direkt nach der Grundschule in Polen einmarschiert.
Warum die Hardliner so denken? Weil sie
a) selber schon Kinder haben, den Schuh gefahren sind und jetzt ahnen, dass es ohne die ganze Härte gegangen wäre. Da sind die Leute, die beweisen können, dass es auch mit einer ganz anderen Tour geht, allesamt Idioten, denen die Kinder auf der Nase rumtanzen. Bloß nicht über den Tellerrand gucken! Und überhaupt "Meine Kinder lieben mich, die lachen mich doch an!" ist das Lieblingsargument. Dass die Kinder nunmal keine Alternativmama haben und dass auch selbst misshandelte Kinder den Eltern loyal ergeben sind, das will man dann nicht hören.
b) kinderlos sind. Guck Dir mal an, wieviele der Disziplinanhänger kinderlos sind. Klar, dass für die jede "Kinderunart" sofort und hart zu bestrafen ist. Da ist Wut verboten, es soll den ganzen Tag nur gelacht, oder noch besser: geschwiegen werden. Die haben eben keinen Begriff vom Kindsein, da sind Kinder kleine Erwachsene und haben bitteschön auch so zu funktionieren. Dass die vielgerühmten Grenzen sich ganz von alleine einstellen im sozialen Miteinander und man garnicht erst ein starres Regelwerk braucht, das können die sich nicht vorstellen. Da muss am besten schon im Mutterleib ordentlich durchgegriffen werden. Ich habe als Kinderlose das Buch "Jedes Kind kann schlafen lernen" für total logisch und klug gehalten. Das würde ich jetzt, wo ich weiss, was ich meinem Kind damit antun würde, ganz anders sehen.
c) Wenn Du mal Alice Miller gelesen hast, wirst Du auch wissen, dass viele einfach selber so sozialisiert wurden. Niemals die eigenen Eltern kritisieren. Da hat die ganze Prügel "überhauptnicht geschadet", da ist man selber streng erzogen und will glauben, dass das großartig war. War es natürlich nicht. Wer mir erzählen will, dass er nicht kreuzunglücklich nach der "gerechten Strafe" war, der lügt sich in die eigene Tasche.
Aber ich rege mich über so etwas nicht auf. Ich habe sehr freundliche, glückliche und soziale Kinder, ohne den ganzen Disziplinquatsch. Ich freue mich, dass meine Kinder es gut haben und ich um beide beneidet werden. Das solltest Du auch tun. Bemitleidenswerte Kinder begegnen einem leider immer wieder.
- Anonymvor 1 Jahrzehnt
Schlecht beraten? Die Oma, die davor warnt, das Kind zu verwöhnen? Der Kinderarzt, der anscheinend im Mittelalter Kinderpsychologie studiert hat? Die eigene Engstirnigkeit? Die Angst vor dem guten Buch? Der Super-Nanny-Quatsch, der an sich für wirklich problembeladene Unterschichtsfamilien gedacht war und den jetzt Hinz und Kunz für eine Supersache hält.
Ich sehe aber auch anderes:
Vor 14 Jahren war ich noch die einzige, die das Kind im Tragetuch durchs Viertel geschleppt hat. Heute sehe ich viele junge Frauen mit Tuch und anderen Tragesystemen. Gestern ging ich am Spielplatz vorbei, wo ein Kind einen Wutanfall gehabt hatte, der sich sehen lassen konnte. Die Mutter blieb ganz gelassen, wartete ab, bot Ablenkung an, die machte das ganz toll. Meine schwangere Schwägerin schickte mir einen Link zu eltern.de, in dem vor diesem "Schreien-Lassen" gewarnt wurde. Es hat sich sehr viel zugunsten der Kinder entwickelt und das ist toll!
Bei Jako-O ist der Baby Björn aus dem Programm genommen worden und neben den Schlafratgebern steht neuerdings auch "Schlafen und Wachen" von William Sears. Es ist nicht unbedingt schlechter geworden. Es gibt eben immer bindungsgestörte Eltern, die das Kind als Feind betrachten und meinen, Kinder seien "falsch" so wie sie sind und müssen zurechtgestutzt werden. Ich unterhalte mich oft mit jungen Eltern, die unsicher sind und immer wieder fragen "Müssen wir mehr Grenzen setzen?". Die freuen sich, wenn ich Ihnen meine großen Kinder zeige, die keineswegs außer Rand und Band sind und sehr gut die Grenzen anderer Leute akzeptieren. Und dass ohne Strafe, Sanktionen und Machtausnutzung. Irgendjemand über mir schrieb, dass die Grenzen ganz von alleine kommen und genau so ist es! Ein Baby quengelt eben und will auf den Arm und dann darf man das gerne machen! Einen Dreijährigen wird man ganz von alleine und mit gutem Gewissen auch mal sagen können "Du bist mir jetzt zu schwer, Du schaffst das auch mal alleine". Da braucht es kein Post-It, auf dem steht "Grenzen setzen nicht vergessen!"
Unterdrückte Bedürfnisse kommen immer wieder. Gestillte Bedürfnisse nicht.
- vor 1 Jahrzehnt
Hallo,
eine interessante Frage, danke dafür!
Meiner Erfahrung nach ist die Affinität zur schwarzen Pädagogik schon auch vom Bildungsgrad der Eltern abhängig. Gebildete Eltern neigen in der Regel dazu, tradierte Erziehungsvorstellungen zu hinterfragen und sich mit alternativen pädagogischen Konzepten auseinander zu setzen. Eltern mit weniger guter Bildung übernehmen tendenziell eher das Althergebrachte.
Und mal ganz unter uns gesprochen: ein Sammelbecken für besonders gut Gebildete ist "Yahoo Clever" ja nun nicht gerade...
- vor 1 Jahrzehnt
Naja ganz so übertreiben würde ich es jetzt nicht.
Konsequent Grenzen zu setzen ist nicht immer schlimm. Selbständigkeit vermitteln hat meiner Ansicht auch nichts mit Einsamkeit zu tun!
Dennoch sehe ich es heute auch sehr oft, dass von Kindern Dinge erwartet werden, die man einfach noch nicht erwarten darf.
Grenzen und Selbständigkeit finde ich sehr wichtig, aber eben dem Alter und dem Entwicklungsstand entsprechend.
Das ist nicht verkehrt. Erschreckend finde ich allerdings wenn von einem Kleinkind etwas erwartet wird, was in dem Alter völlig unangebracht ist.
Ebenso bin ich der Meinung, wenn Eltern heute mehr über die Entwicklung des Kindes wüssten, sie viel gelassener wären. Sie würden sehen, dass vieles "normal" und entwicklungsbedingt ist....und nicht "schlimm"
Mich erschreckt es immer wenn ich hier lese, dass wenn man einem 10 Monaten alten Kind z. B. noch nicht die Regeln des Lebens beigebracht hat, wenn es noch nicht spurt, wenn ein 2 järhiges Kind noch nicht trocken ist und es mit 8 Monaten noch nicht von der Flasche entwöhnt ist und noch nicht den sauerbraten mit vom tisch ist (okay okay jetzt übertreibe ich *g*)...dann ist sowieso alles zu spät!
Ein Kind muss dies, ein Kind muss das....
Kinder sind Kinder, und keine kleinen Erwachsenen....das sehen viele nicht!
Aber wie gesagt, ganz so krass wie du sehe ich das nun auch wieder nicht!
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- nounouLv 5vor 1 Jahrzehnt
Tun sie doch gar nicht. Gerade weil die Regeln der letzten Jahrzehnte aufgebrochen sind ist es für die Eltern heute sehr schwer ihre Kinder zu erziehen und es ist mehr denn je abhängig von den Moral- und
Ethikvorstellungen des einzelnen. Mal davon abgesehen das Kinder nun mal Grenzen brauchen um zu wissen an was sie sich orientieren können, das hat meiner Ansicht nach nichts mit schwarzer Pädagogik zu tun.
- KometLv 7vor 1 Jahrzehnt
Lune, gerade wenn man sich mit der Erziehungswissenschaft und den Statistiken beschäftigt, weiß man am Ende weniger als vorher.
Denn darin ist alles enthalten!
Es gibt Wissenschaftler, die eine strenge Linie propagieren. Grenzen setzen, Konsequenz zeigen. Nicht diskutieren, handeln. Nicht erklären, verbieten.
Und ihre Erkenntnisse fußen auf Studien, die allesamt logisch erscheinen.
Dann gibt es andere Wissenschaftler, die Kinder zu gleichberechtigten Partnern machen wollen. Diskussion, Familienrat, jede Entscheidung erklären, Kinder um Erlaubnis bitten, dieses oder jenes zu tun.
Und deren Erkenntnisse fußen ebenfalls auf Studien, die allesamt ins sich logisch erscheinen.
Und dazwischen gibt es noch ein paar tausend Grauabstufungen, wie sich Eltern verhalten sollten, wie sie ihre Kinder erziehen sollten, damit diese besonders glücklich, zufrieden und erfolgreich im Leben sind.
Das Problem: Es gibt eifnach zu viele angeblich handfeste und eindeutige Studien und Ansichten.
Ich habe die Erziehungswissenschaften 4 Jahre lang studiert und habe noch immer keine Antwort auf die Frage, was richtige und was falsche Erziehung ist (außer in Extremfällen der Kindesvernachlässigung).
Wie sollen dann Eltern, deren Ausbilddung und Begabung auf einem ganz anderen Bereich liegen dann da durch steigen, wenn es nicht einmal das Fachpersonal tut?
Du setzt deine Erkenntnisse als wahr voraus. Da würde es mich auch wahnsinnig machen, wenn sich niemand dran halten würde, niemand dran interessiert wäre.
Aber füge nur einmal die Möglichkeit hinzu, dass andere eine ebenso fundierte und logisch begründete Erziehungsrealität propagieren....
Wer soll denn da bitte entscheiden, was richtig und was falsch ist?
Nachtrag: Und mir geht es darum, deutlich zu machen, dass es zum einen nicht geklärt ist , welche Entscheidungen nun zu einem gesunden und glücklichen Kind führen und desweiteren, dass Eltern von sich widersprechenden Erziehungstips überflutet sind, dass eine Entscheidung für einen der Wege kaum möglich ist.
Du scheinst nur deinen Weg als Richtig anzusehen, ich erwähne andere, die ebenso statistisch belegt sind.
Dass die Erziehungsentscheidungen absolut ausschlaggebend sind, wie sich ein Kind entwicklet steht hierbei außer jeder Frage!
- Anonymvor 1 Jahrzehnt
Hallo Lune,
1.Frage: Bist du Mann oder Frau?
2.Frage: Wie alt bist du?
3.Frage: Hast du eigene Kinder erzogen?
Jeder Mensch ist das Produkt seiner Erziehung und eigenen Gefühle.
Es gibt 3 Erziehungsstile.
-autoritär ( da passt die "schwarze Pädagogik" gut rein.)
-antiautoritär (wahrscheinlich dein Erziehungsstil)
-partnerschaftlicher Erziehungsstil. ( Eltern holen ihr Kind auf dem jeweiligem Entwicklungsstand ab und helfen ihm.)
Hilfe zur Selbstständigkeit bedeutet aber auch Grenzen zu setzen.
Wenn eine Grenze überschritten wird, muss eine logische Konsequenuz folgen.
Logische Konsequenz hat NICHTS mit Körperstrafen zu tun.
BEISPIEL:
Kein Staat kommt ohne Gesetze aus. Wer ein Gesetz übertritt, wird bestraft.
Wer bei rot als Autofahrer/Radfahrer über eine Ampel fährt, muss eine Strafe zahlen, weil er die "Grenze" dieses Gesetzes überschritten hat.
Analog hierzu: Wenn ein Kind seine Hausaufgaben nicht erledigen will, darf es solange nicht rausgehen.
Wenn ein Mensch ohne Konsequenzen aufwächst, fühlt er sich viel haltloser und versinkt viel eher im Drogensumpf, als ein Mensch, der mit vernünftigen Regeln und Konsequenzen aufgewachsen ist.
Welche Statistik hast du verlinkt?
Das "Babytragen" gesund fürs Baby ist?
Oder das "HorrorBuch der Erziehung"?
- vor 1 Jahrzehnt
Das ist doch völliger Schwachsinn, was du da schreibst - heute setzen sich die Eltern viel mehr mit Erziehungsfragen auseinander als noch vor 20 Jahren und weil sich so viel geändert hat und man neue Erkenntnisse gewonnen hat, gibt es oft eine große Verunsicherung seitens der Eltern. Ich habe selber 3 wundervolle Kinder, sie können Regeln respektieren, sind höflich und einfühlsam und trotzdem sehr individuell und gar nicht angepasst. Von Depressionen, Drogensucht ecc. weit entfern. Dabei war und bin ich eine eher strenge Mutter die Regeln aufstellt, an die sich alle in der Familie halten sollen (mich eingeschlossen). Nur wenn es klare Regeln gibt, kann ein Miteinander funktionieren - zwischen Eltern und Kindern aber auch in allen anderen Bereichen (Schule, Arbeit usw.). Möglich dass du selber eine zu strenge Erziehung genossen hast und glaubst, ohne Strenge ist alles besser - dem ist aber nicht so (schau doch mal ins Tierreich). Strenge ist gut, wenn dahinter nicht Abwertung , Überheblichkeit oder Ironie steckt sondern das Kind respektvoll und ohne, dass seine Wüde verletzt wird, behandelt wird.