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Mir ist der Mechanismus der Erdölspekulation nicht ganz klar.?
Hallo Forum,
grundsätzlich wird ja der Preis für einen Rohstoff aus Angebot und Nachfrage gebildet. Nur beim Öl ist die Nachfrage bei weitem nicht so hoch, dass sich ein solch hoher Preis gebildet haben könnte. Die Spekulation wird hierbei als Ursache genannt. Zum Teil würden Papiere mit der 30-fachen Menge, als der tatsächlich dinglich gehandelten Menge im Markt gekauft und verkauft. *kopfkratz*
Die Händler dieser Papiere hätten überhaupt keinerlei Interesse, später echte Ware für diese Papiere zu erhalten. *großes Kopfkratzen* ????
Wie kann dann ein viel höherer Preis am Markt entstehen, als eigentlich von der real gehandelten Menge her?
LG
hw
2 Antworten
- Anonymvor 1 JahrzehntBeste Antwort
Die Mechanik habe ich schon einemal ineiner ähnlichen Frage beantwortet:
Von Spekulation spricht man immer dann, wenn jemand für eine kurzfristige, überdurchschnittliche Gewinnchance bereit ist, ein hohes Risiko auf sich zu nehmen. Das ist in etwa vergleichbar mit Roulette-Spielen.
Wie sieht das im Ölmarkt aus? Während der "reale" Ölmarkt durch ein bestimmtes Angebot und eine preisabhängige Nachfrage nach der Ware Rohöl geprägt ist, gibt es zusätzliche Marktteilnehmer, die davon ausgehen, dass der Ölpreis mittelfristig steigt oder fällt (davon gehen nur sehr wenige Marktteilnehmer aus). Diese Marktteilnehmer haben selbst keinen realen Bedarf an Rohöl und können auch keines liefern. Daher nutzen sie meist Terminkontrakte (Optionsscheine oder Futures), d.h. Kauf- oder Verkaufsrechte für einen bestimmten Preis, die bis zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft ausgeübt werden können. Während diese Terminkontrakte für echte Marktteilnehmer eine Art Versicherung ihrer Preise darstellen, bieten sie für Spekulanten die Chance mit einem sehr geringen Kapitaleinsatz überdurchschnittliche Renditen zu erzielen.
Da die Anbieter von Terminkontrakten kein Risiko eingehen wollen, treten diese am realen Ölmarkt auf und sichern ihre Positionen durch Zusatzangebot (oder Nachfrage) ab, obwohl auch sie kein Interesse am realen Gütererwerb oder -verkauf haben.
Somit wird (bei Erwartung steigender Ölpreise) eine Zusatznachfrage nach Öl erzeugt, die bei gleich gebliebenem Angebot den Ölpreis nach oben treibt. Man geht davon aus, dass die reine Spekulationsnachfrage nach Öl derzeit etwa fünfmal so groß ist wie die reale Nachfrage.
Steigt also, wie erwartet, der Ölpreis so verkauft der Spekulant seinen Terminkontrakt wieder und zwar mit überproportionalem Gewinn (d.h., wärend der Ölpreis um "nur" 5% gestiegen ist, kann sich der Optionspreis beispielsweise verzehnfacht haben).
Der Anbieter des Terminkontrakts stellt daraufhin seine Position wieder glatt und führt somit zu einem leichten Absinken des Preises. Da aber derzeit deutlich mehr zuisätzliche Spekulanten, die auf einen Ölpreisanstieg hoffen, als solche im Markt sind, die ihre Position verkaufen/glattstellen, ist dieser Effekt derzeit nur von marginaler Bedeutung.
- gummibärchenLv 6vor 1 Jahrzehnt
> grundsätzlich wird ja der Preis für einen Rohstoff aus
> Angebot und Nachfrage gebildet.
Richtig. Bei steigenden Preisen ist das Angebot kleiner als die Nachfrage, bei sinkenden Preisen ist das umgekehrt.
> Nur beim Ãl ist die Nachfrage bei weitem nicht so hoch,
> dass sich ein solch hoher Preis gebildet haben könnte.
Doch, ist sie. Aus folgenden Gründen:
1. Die Schwellenländer Indien und China brauchen regelmäÃig erheblich mehr Ãl als noch vor einigen Jahren. Gerade China hat sich für die Olympiade extrem bevorratet. In Indien und China gibt es immer mehr Menschen im Mittelstand, die nicht mehr zu Fuà gehen, sondern mit Moped oder Auto unterwegs sind.
2. Es wird im Rahmen von Spekulation Ãl gekauft, für das im Augenblick niemand Verwendung hat, aber in der Zukunft hat man Verwendung dafür. Das kurbelt die Nachfrage an. Das geht so lange gut, bis kein Mensch mehr diese Zusatznachfrage einpreist und solange sich die Förderquoten unterhalb der Nachfrage bewegen.
Bricht die Zusatznachfrage weg oder werden neue Ãlvorkommen auf dem Markt plaziert, bricht die Spekulation in sich zusammen.
> Die Händler dieser Papiere hätten überhaupt keinerlei
> Interesse, später echte Ware für diese Papiere zu erhalten.
Das Ganze heiÃt Future. Man will so die Preise für die Zukunft sichern. Kauft man heute das Recht ein, ein Barrel für 135 Dollar zu erwerben und in einem Jahr kostet das Barrel 145 Dollar, dann hat man daran 10 Dollar verdient. Der Futurebond hat vielleicht nur einen Dollar gekostet. So kann man mit einem Dollar Einsatz 9 Dollar verdienent.
Dazu wurden Futures aber nicht erfunden. Die dienen eigentlich dazu, auf Märkten mit schwankenden Preisen die Preise zu stablilisieren. So gibt es kaum eine Fluggesellschaft, die nicht schon vor 2 bis 3 Jahren die Spritpreise für heute festgelegt hätte. Die Preise, die man uns präsentiert sind Spot-Markt Preise, also Preise, die man zahlen müsste, hätte man keine Futures abgeschlossen.
> Wie kann dann ein viel höherer Preis am Markt entstehen,
> als eigentlich von der real gehandelten Menge her?
Das sind die Futures. Tatsächlich ist es ja so, dass mehr Ãl verkauft wird als gefördert wird. Das treibt die Preise zusätzlich. Und man kann nicht mal eben mehr Ãl fördern. Dazu sind erhebliche Investitionen nötig. Zumal ein Ãlvorkommen schlechter ausgenutzt werden kann, wenn das Ãl schneller gepumpt wird.
Der Lichtblick ist, dass bei den hohen Preisen nun Vorkommen wirtschaftlich erschlossen werden können, die beim Barrel Preis von 10 Dollar unwirtschaftlich waren.
Das erhöht das Angebot und stabilisiert mittelfristig den Preis.
GB