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War Jesus eine wahre historisch greifbare Person u. warum weis man so wenig über ihn?

Gab es Jesus wirklich als historisch belegbare Person?

Man weis so wenig über ihn, nur das was in den vier kanonische Evangelien steht.

Wer weis von Euch Yahoo Clever - Usern mehr.

Und ist alles was in den Evangelien steht auch wahr u. historisch nachweisbar?

Ich weis das viele Fehler bei der Übersetzung aus der Orginalsprache gemacht wurden, da viele hebräische Worte Mehrfachbedeutungen haben.

Ich bin für alle Antworten offen.

Wichtig für Alle:

Ich bin Gläubig, aber weder ein echter Christ, noch Muslim oder einer anderen heutigen, bekannten Religion zugewandt.

Aber ich interessiere mich für die christliche Religons-

geschichte im wissendschaftlichen Sinn.

12 Antworten

Bewertung
  • vor 1 Jahrzehnt
    Beste Antwort

    Es gibt zwar wie hier von einem User so ausführlich dargelegt wird außer biblische Berichte die Jesus erwähnen aber diese wurden alle knapp 100 Jahre nach Christi Tod verfasst.

    Daher liegt es nahe das auch diese Menschen/ Autoren

    a) durch hören sagen und Erzählungen von Jesus erfuhren und dies in ihren Berichten niederschrieben oder

    b) ältere Textquellen zur Hilfe nahmen die uns heute unbekannt sind, da sie im Laufe der Zeit verloren gingen.

    Ähnlich den Verfassern des Neuen Testaments die ebenfalls auf andere ältere Texte zurückgriffen. Erkennbar ist das an den Apogryphen und anderen Texten die nicht in den Kanon der Bibel aufgenommen wurden.

    Leider scheint es so das alles was während dem Leben und Wirken des Mannes aus Nazareth geschah mündlich überliefert wurde, bis es einige Jahrzehnte nach seinem Tod schriftlich festgehalten wurde. Leider fehlen diese ersten Texte, aber wir haben mittlerweile Texte zur Hand die um 100 n. Chr. bis 150 n.Chr. verfasst wurden ( Abschriften der vorgenannten ersten Texte ).

    Die Römer haben leider zu Christi Lebzeiten nichts über ihn notiert. So fehlen unwiderlegbare zeitnahe Berichte.

    Möglicherweise war Jesus für die Römer kein wichtiger Verbrecher den man namentlich erwähnen musste.

    Hierbei gebe ich zu bedenken das die Zeit in der Jesus lebte voller Aufrührer und falscher Propheten war die sich Messias nannten. Männer die gegen die römische Besatzung rebellierten und von Zeit zu Zeit Aufstände anzettelten.

    Jesus der hingegen auf friedlicher Ebene seine Predigten verbreitete war somit für die Römer ein kleines Licht.

    Einen Namen erhielt er erst durch seine Anhänger ( Jünger ) die nach seinem Tod seine Lehren weiter verbreiten. Dies geschah ebenfalls erst mündlich. Schriftlich wurde dies auch erst einige Jahrzehnte nach ihrem Ableben festgehalten.

    Da man aber die ursprünglichen Verfasser dieser Texte nichts weiß, werden diese Schriften oder auch "Briefe" z.B. den Jüngern Matthäus, Lukas, Markus, Johannes oder Petrus zu geschrieben.

    Deshalb nennt man die Evangelien nicht z.B. Matthäus-

    Evangelium sondern Evangelium nach Matthäus usw.

    Aber vielleicht haben wir ja Glück und finden, so wie es mit den Schriften von Quamran und Nag Hamadi war, versteckte Aufzeichnungen im Wüstensand oder vergessenen Höhlen. Die uns genauere Beschreibungen über Jesus geben.

    Eine Frage bleibt aber trotzdem: Wird die Kirche diese Texte anerkennen oder geschieht es wie mit dem Apogryphen und den anderen Texten ( z.B. Gnosis ) die keinerlei Erwähnung bzw. Eingang in die Bibel fanden?

  • vor 1 Jahrzehnt

    Das Problem an der historischen Figur Jesus ist, das sämtliche Aufzeichnungen erst sehr lange nach seinem Tot geschrieben wurden... Keiner der Bibel Autoren kannte oder erlebte Jesus persönlich!

    Die ersten Jesus Berichte wurden 90 Jahre nach seinem Tot verfasst. Wenn man sich vorstellt, heute würde jemand einen Bericht über einen Helden des ersten Weltkriegs verfassen, ohne auf eine einzige geschriebene Zeile zurückgreifen zu können, sondern nur die mündlichen Überlieferungen vor liegen hätte... Dann kann man sich in etwa vorstellen, wie authentisch die Bibel Berichte über Jesus sein können.

    Im Gymnasium waren wir noch zur Bibelarbeit - Text Analyse "verdonnert". Da konnte man sich nur wundern, wie die Bibel Berichte interpretiert wurden:

    Kindermord von Bethlehem - hat ja nachweislich nicht statt gefunden... Der Bericht wurde aber laut unserem Pfarrer in die Bibel auf genommen um zu verdeutlichen, das Jesus auserwählt war....

    Jesus zieht nach einem Jahr als Wanderprediger am Palmsonntag im Triumpfzug in Jerusalem ein. Er prügelt im Tempel auf die Händler ein und wirft ihre Stände um. Trotz der Wachen entkommt er. obwohl er laut dem Palmsonntag Einzug so bekannt ist, wird er von den römischen Wachen nicht identifiziert, sondern muss von Judas "verraten" werden. (War er nun doch nicht so bekannt?)

    Jesus stirbt am Kreuz - Ein Autor schreibt: Der himmel verdunkelte sich, die Erde bebte und im Tempel zerriss der Vorhang.. Die anderen Autoren berichten dies nicht. Fazit der Autor wollte die Bedeutung des Ereignisses betonen...

    Was bleibt? Die Bibel berichtet nur sehr wenig von Jesus, vermutlich war die früheren Zeiten auch keine Notwendigkeit gesehen worden, von einer historischen Figur zu berichten, Alles bleibt recht verschwommen und unscharf. Einen Beweis, ob Jesus nun tatsächlich gelebt hat wird sich wohl nicht erbringen lassen

  • vor 1 Jahrzehnt

    Nun ja, in den Annalen des Tacitus (Buch XV, 44) wird er am Rande einmal erwähnt:

    "Ergo abolendo rumori Nero subdidit reos et quaesitissimis poenis affecit quos per flagitia invisos volgus Christianos appellat. Auctor nominis eius Christus Tiberio imperitante per procuratorem Pontium Pilatum supplicio affectus erat." (Um also das Gerücht [er habe Rom in Brand setzen lassen] zu beseitigen, schob Nero diejenigen als (fälschliche) Angeklagte vor, die, wegen ihrer schändlichen Vergehen verhaßt, das Volk Christen nannte, und bedachte sie mit den außerordentlichsten Strafen. Christus, der Urheber dieser Bezeichnung, war unter Kaiser Tiberius durch den (Provinz-) Bevollmächtigten Pontius Pilatus mit dem Tode bestraft worden.)

    Aber wußte Tacitus, als er dies schrieb, wirklich mehr als wir ... er wußte wahrscheinlich auch nur, was er vom Hörensagen erfahren hatte; zudem schrieb Tacitus den Text ungefähr zur Zeit der Evangelisten.

  • Anonym
    vor 1 Jahrzehnt

    ja, jesus war eine real existierende person. es gibt außer den vier evangelisten jede menge zeitzeugen, die dies in unterschiedlichen überlieferungen weitergegeben haben (z.b. in den schriftrollen von kumran). trotzdem sind solche überlieferungen mit vorsicht zu genießen. das wirst du sicher aus eigener erfahrung kennen, wenn andere leute was über dich erzählen (entspricht das immer genau der wahrheit?)...

    wenig ist das eigentlich nicht, was man im neuen testament über jesus nachlesen kann, allerdings trat sein privatleben sehr in den hintergrund, da er wohl mehr eine person des "öffentlichen lebens" (prediger) war. das könnte einerseits daran gelegen haben, dass sich die menschen früher nicht für privates anderer interessiert haben und somit darüber nichts schriftlich niederlegten oder dass jesus sein privatleben (sofern er eins hatte) völlig unter verschluss hielt.

    @Ralf E

    wohl eher wurst (oder besser nicht so voreilig): denn zeitlich stammen die handschriften NICHT NUR aus der zeit vor christus, sondern aus jener Zeit zwischen dem 3. jahrhundert v. chr. und der zweiten hälfte des 1. jahrhunderts n. chr. (genauer: dem jahr 68, als die nach jerusalem ziehende römische legio X fretensis qumran zerstörte). die datierung in die letzten jahrhunderte v. chr. erfolgte durch die c14-methode und verwandte verfahren; für die datierung noch wichtiger sind allerdings die methoden der paläographie: anhand bestimmter schriftstile, verwendeter abkürzungen, verwandtschaft der handschriften untereinander u.ä. lassen sie die texte zeitlich einordnen.

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  • vor 1 Jahrzehnt

    Zunächst: Ja, es gab eine Person namens Jesus ist.

    Ich kann mich an eine zeitnahe babylonische Quelle erinnern, die einen Wanderprediger in Judäa erwähnt - kann aber nicht mehr erinnern, wo man dazu was findet...

    Allerdings sind seine Taten und andere Details der Bibel mit höchster Vorsicht zu genießen! Denn wenn man alles daraus wortwörtlich nimmt, dann sind mit noch höherer Sicherheit alle Römer Halbgötter und die Ägypter eh sowieso - nennt sich Mythenbildung... ;-)

    Alleine seine Abstammung: aus Hause des Königs Davids - ok, schlappe 900-1000 Jahre dazwischen, gefüllt mit Kriegen. Oder kennt ihr noch eure Vorfahren sagen wir mal aus dem 15.Jh?

  • Birgit
    Lv 4
    vor 1 Jahrzehnt

    Kaufen Sie sich die rororo Monographie über Jesus. Kostet nicht viel und da steht alles drin.

  • Leony
    Lv 7
    vor 1 Jahrzehnt

    Ja, er hat existiert, aber war kein Gott, ist nicht auferstanden. Er war Fakir. Natürlich, dasds er historisch belegbare Person war. In einigen Jahren können manche Leute Fragen, ob Hitler wirklich existierte...

  • vor 1 Jahrzehnt

    @Pal: das mit dem Qumranrollen ist Käse, die stammen nämlich von ca. 150 vor Christus!.

    Es gibt aber außer den Evangelien der Bibel jede Menge außerbiblische Informationen über Jesus, z.B. bei römischen Geschichtsschreibern,.

    Eine ausführliche Auflistung von historischen Quellen findet du hier:

    http://www.mc-rall.de/histjesu.htm

  • vor 1 Jahrzehnt

    Wir können auch historisch über Jesus viel sagen, relativ zu anderen Gestalten der Zeitgeschichte. Ich habe meine Zusammenstellung hier schon mal wiedergegeben und tue es hiermit erneut:

    Jesus (Jeschuah Bar-Mirjam aus Nazareth in Galiläa) ist kurz vor Ende der Regierungszeit Herodes I. (37-4 vC) als Sohn des "tekton" (= lat. faber = Handwerker, Bau-, Holzarbeiter) Joseph und seiner Frau Maria geboren und wächst in Nazareth in Galiläa auf. Die Berufsbezeichnung des Vaters wird auch für Jesus verwendet. Wenn die Mk 6,3 genannten (Jakobus, Joses, Judas, Simon) seine leiblichen Brüder sind (wofür historisch alles spricht), so war er der älteste einer großen Geschwisterreihe. Nach dem relativ frühen Tod des Vaters versorgt er die Familie nach jüdischer Sohnespflicht durch Ausübung des ererbten Berufes (d.h auch: er kann in dieser Zeit nicht heiraten), bis er - von dieser Pflicht frei - zu Johannes dem Täufer an den Jordan zieht. Nach der Taufe durch Johannes zieht er, alsbald zusammen mit einer Gruppe von Männern und Frauen ("Jüngern"), unter denen er zwölf Männer analog zu den zwölf Stämmen Israels bzw. den Söhnen Jakobs besonders herausstellte, durch Galiläa, vor allem die Orte am Nordwesten des Sees Genezareth (Kapernaum dürfte eine Art fester Aufenthaltsort gewesen sein, das auch "seine Stadt" genannt wird: Mt 4,13; 9,1). Dabei weicht er auch ins heidnische Nachbargebiet aus (Cäsarea Philippi, die Gegend von Tyrus und Sidon, Dekapolis, das östliche Seeufer) und kommt zu Wallfahrtsfesten nach Jerusalem. Wie oft letzteres geschieht, d.h. wie lange Jesus öffentlich tätig war, ist ungewiss; eher - wie nach den Synoptikern Matthäus-Markus-Lukas - ein einziges Jahr, als - nach dem Johannes-Evangelium - drei bis vier Jahre. In besonderer Weise spricht Jesus dabei die Bettelarmen, die Zöllner (Kollaborateure mit der römischen Besatzungsmacht, die aus der religiösen Gemeinschaft der Juden ausgeschlossen waren), die öffentlichen Sünderinnen (Prostituierte im Dienst der römische Besatzungsmacht), die Kranken und Aussätzigen an. Er führt durch seine Lehre und Praxis die Verlorenen Israels wieder zusammen und spricht ihnen königliche Würde zu.

    Er hatte die elementare jüdische Bildung, die auch in dem armen Galiläa selbstverständlich war. Ob in seiner Familie davidische Herkunftstraditionen überliefert waren - und evtl. eine darin begründete bzw. darauf ausgerichtete stärkere religiöse Erziehung stattfand - ist ungewiss. Jedenfalls stand die Familie messianischen Aufbruchbewegungen nahe oder war mit Trägern solcher Bewegungen sogar verwandt (Johannes dem Täufer). Im Laufe seines öffentlichen Wirkens predigte Jesus sowohl in Synagogen wie unter freiem Himmel und schließlich im Tempelvorhof von Jerusalem. Er wurde alsbald nicht nur von seinem engsten Anhängerkreis "Rabbi" (Meister, Lehrer) genannt (was damals noch ohne formale Ordination häufig vorkam).

    Wenn er sich in den 20er Jahren (des 1. Jh.) der Bewegung Johannes des Täufers anschloss, so trat er damit in das Umfeld einer radikal tempelkritischen und zugleich gegen die herrschende Obrigkeit gerichteten Bewegung (die nicht etwa ein Einzelphänomen in Palästina war). Der Täufer verkündigte seine Sündenvergebung angesichts des bevorstehenden Gottesgerichts völlig abgelöst von den Sühnemöglichkeiten des Tempels in Jerusalem. Jesus verschärft dies noch durch seine im Bewusstsein der göttlichen Vollmacht, die ihm eigen ist, ausgesprochene Sündenvergebung jetzt und hier - statt am Jüngsten Tage durch Gott. Für diesen Zuspruch braucht Jesus weder Taufe noch ähnliche Riten, nicht einmal ein Sündenbekenntnis; allenfalls antwortet er damit auf einen Schrei ("Sohn Davids, erbarme dich meiner!"). Zudem tritt bei Jesus neben das Motiv der endzeitlichen Sammlung und Versöhnung Israels bereits die Erfüllung der Prophetie der Völkerwallfahrt zum Zion (Jesaja, Micha), d.h. er bezieht stellenweise Nichtjuden in das umfassende und universale Liebesangebot Gottes ein.

    Er erregt durch sein Leben und seine öffentliche Lehre Aufmerksamkeit und Widerspruch in höchstem Maße. Seine Familie möchte ihn anfangs schützen, indem sie ihn für unzurechnungsfähig erklären lassen will (Mk 3,21). Nach seinem Tode gehören nicht nur seine Mutter, sondern auch seine Brüder und andere Verwandte zu seinen Anhängern - Ausnahmen davon sind nicht bekannt. Mit Pharisäern verschiedener Gruppen (vom Land und "aus der Stadt" Jerusalem) diskutiert er mit jüdischer Schärfe über sein Programm; d.h. er würdigt sie des Disputs, da sie einander nahestehen. Zeloten nimmt er in Einzelfällen in seine Jüngerschaft auf. Sadduzäern und der ihnen nahestehende Tempelaristokratie verweigert er das Streitgespräch. In jeder Hinsicht bewegt sich Jesus im Horizont des damaligen (sehr vielfältigen) jüdischen Glaubenslebens.

    Als älteste Jesustradition erkennen wir: die Seligpreisungen der Armen, der Hungernden, der Weinenden (Lk 6,20f), den Kamelspruch (Mk 10,25), den Spruch von den Ersten und den Letzten (Mk 10,31; Mt 19,30 und 20,16; Lk 13,30), die Erzählung vom reichen Mann und armen Lazarus (Lk 16,19-26) sowie - in gewisser Weise - das Magnificat (Lk 1,46-54) und die Überlieferungen, die Jesus als Freund der Zöllner und Sünder, als "Fresser und Säufer" bezeichnen (Mt 11,19Q/Mk 2,15/Mt 21,31f), das Jesuswort bei der Tempelreinigung (Mt 21,13) und der Kern von Mk 2,23-27 (Ährenausraufen am Sabbat), das Vaterunser und wesentliche Teile der Bergpredigt.

    Jesus wirkt als Rabbi, der zugleich "messianischer Prophet" ist. Er hat das Bewusstsein einer ganz unmittelbaren Verbindung zu Gott, den er familiär "Abba" (Väterchen) nennt. Zugleich redet er ganz zentral vom "Königtum" Gottes (Reich Gottes, griech. basileia, hebr. "malkuth ha-schamajjim"). Aus diesem doppelten Verständnis bezieht Jesus sein Bewusstsein einer messianischen Bevollmächtigung. Den Titel "Messias" kann er nicht unmittelbar aufgreifen, da er im zeitgenössischen Judentum in vielerlei Variationen schillert. Er füllt ihn also gewissermaßen durch seine Praxis und seine Worte auf - und er widerspricht nicht direkt, als er vor Pilatus gefragt wird. In seiner Verkündigung spricht er oftmals von sich selbst als dem "Menschensohn", offensichtlich in Bezug zur Daniel-Apokalypse (Dan 7,13). In jedem Falle war er anders "Messias" als es dieser Titel vor seinem Auftreten und Tod ausgesagt hätte. Nicht etwa nur "die Juden" (die es so pauschal gar nicht gab), sondern sowohl seine Gegner wie seine ersten Jüngern und Anhänger hätten sich Messias-Sein anders vorgestellt - auch wenn die messianische Deutung von Jesaja 53 schon üblich ist. Sehr stark greift Jesus aber die jüdische Erwartung der "messianischen Zeit" und des "messianischen Kahal" (der zum Messias gehörenden Jüngergemeinschaft) auf. Stellenweise erwartet er von seinen berufenen Jüngern auch eine stärker verdichtete Ethik des Gottesreiches als von den Menschen allgemein.

    Das entscheidende Ereignis seines Todes bahnt sich an, als er - vermutlich im Jahre 30 oder 33 nC - zur Passahwallfahrt nach Jerusalem kommt. In dieser Konfrontation mit "Jerusalem" erwartet Jesus offensichtlich eine entscheidende Wende, zu der sowohl ein eingreifendes Handeln Gottes wie zugleich ein möglicher Märtyrertod gehören kann. Im Hintergrund seiner Verhaftung in Gethsemane, die zur Vollstreckung des Todesurteils führt, steht die Beunruhigung der Tempelaristokratie wegen der radikalen Tempelkritik (Austreibung der Wechsler und Händler) und ihre Angst vor einem antirömischen Volksaufruhr zur Festzeit. Formal befestigt wird dieser Argwohn aber durch die Anklage vor der römischen Militärbehörde, Jesus trete als jüdischer Königsprätendent (Messias, Davidssohn) auf, der die Alleinherrschaft Roms gefährde. Eindeutig belegen sowohl die Kreuzesinschrift (INRI) wie vor allem der Kreuzestod selbst, dass die Verhandlung gegen Jesus in der Verantwortung durch die römische Militärmacht stand. (Kreuzigung ist eine rein römische Form der Todesstrafe; kein jüdisches Gericht ist dazu berechtigt oder bevollmächtigt.)

    Jesus ringt mit der Tatsache des bevorstehenden Todes und mit der für Juden schändlichen Gestalt des Kreuzestodes. In dem "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" ist aber auch der weitere Wortlaut von Psalm 22 einbegriffen. Insofern schließen menschliche Verzagtheit (Bewusstsein des Scheiterns) und Todesangst einerseits und Aufsichnehmen des Todes am Kreuz "für andere" andererseits sich nicht aus. Die Jünger fliehen angesichts des Todesurteils über Jesus; einige Frauen aus dem Jüngerkreis bleiben und stehen "von ferne" in Sichtweite des Kreuzes.

    Aus dem Kreis dieser Frauen, die auch am ersten Tag der Woche zum Grab Jesu gehen, ragt - wie schon zuvor in Galiläa - Maria von Magdala als erste Künderin der Auferstehung („Apostolin der Apostel“) hervor. Andere Frauen sowie die Mutter Jesu gehören zu diesen ersten Zeugen, deren Worte Petrus, Johannes und die anderen Jünger dazu bewegen, sich an das leere Grab zu begeben. (Später tritt Petrus als formal zuständiger männlicher Zeuge stärker hervor als Maria Magdalena.)

    Die Botschaft von der Begegnung mit dem Auferstandenen greift auf die jüdisch-eschatologische Erwartung der Auferstehung der Toten zurück. In Verbindung mit der pfingstlichen Geisterfahrung wird sie zu dem großen, die Mission der Kirche initiierenden und begründenden Glaubenserlebnis, von dem die gläubige Christenheit bis heute getragen wird.

    Die Auferstehung selbst entzieht sich - ebenso wie das Glaubensbekenntnis zu Jesus als dem "Sohn Gottes" und Erlöser - jeder historischen Analyse und damit auch jeder historischen Beweisführung pro wie contra. Es ist aber festzuhalten, dass die jüdische Auferstehungserwartung ebenso wie die apostolische Auferstehungsbotschaft und vor allem ihre Folgen (Glauben, Ausbreitung der Kirche) historische Tatbestände sind und dass die frühchristlichen Zeugen (bis hin zu Paulus) ihre Begegnungen mit dem Auferstandenen eindeutig von Träumen, Visionen, Auftreten eines Totengeistes, subjektiven Vorstellungen (Einbildungen) oder der Wiederkehr von Verstorbenen unterscheiden und absetzen.

  • vor 1 Jahrzehnt

    Zur Ergänzung der oben geschriebenen Antworten:

    - Der wissenschaftliche Streit darüber, wie alt die Evangelien tatsächlich sind, ist so alt wie die Theologie selbst und geht in der Theologie auch noch weiter. Kein einziges Datum der Verfassung wissen wir mit Sicherheit. Viele Hinweise deuten auf den Zeitraum 50 nChr - 100 nChr hin (und: Das Datum, wann ein schriftliches Stück verfertigt wurde, sagt nur bedingt etwas darüber aus, wann genau eine Geschichte in diesem Schriftstück entstanden ist).

    - Wenn man die Vier Evangelien als Biographien betrachtet, dann ist Jesus von Nazareth die antike Figur, über die wir die meisten antiken Biographien haben. Über keine einzige antike Figur gibt es so viele antike Biographien.

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