Was haltet Ihr vom sogenannten "Leischenschmaus"?

Du meinst "Leichenschmaus"?

Ich seh das heute nicht mehr so, dass die Leute sich da betrinken und sich den Wanst vollschlagen und auch schon wieder lachen, obwohl sie doch traurig sein müssten.

Es geht um die Sache an sich, noch mit den Angehörigen zusammensitzen und gemeinsam essen.

Wieso kommen hier immer nur die Wörter "fressen" und "saufen" vor? Inzwiscen sind etlich aus meiner Familie verstorben, ich habe diverse Leichenschmäuse besucht - und wir haben dabei weder schmutzige Lieder gesungen noch uns der Völlerei hingegeben.

Wir haben etwas gegessen und etwas getrunken. Und sehr viel geredet. Über den Verstorbenen. Über uns selbst. Über alle möglichen Dinge.

Beerdigungen, Hochzeiten, Geburtstage - das sind die Tage, an denen sich die Familie heute überhaupt noch in großem Rahmen trifft. Und dann länger beisammen zu sitzen und nicht nur gemeinsam zu heulen ist doch völlig normal. Aber vermutlich stamme ich schlicht und ergreifend aus einer zu intakten, dennoch weit verstreuten Familie um nachvollziehen zu können, dass ein Leichenschmaus was anderes ist als eine Gelegenheit, alle anderen wiederzusehen und gemeisam im Sinne des Verstorbenen auch mit dem Leben weiterzumachen.

Also ich mußte leider schon zwei "organisieren", wobei ich sagen muß, dass ich mich nicht mehr an viel erinnern kann, weil ich vor lauter Trauer (meine Eltern) fast nichts mitbekommen habe. Einerseits wurde dabei viel geredet und aber auch gelacht. Andererseits waren aber auch Personen dabei, die ich lieber nicht gesehen hätte und die meinen Eltern lieber zu Lebzeiten ihren Respekt hätten entgegenbringen sollen. Aber trotz allem, mir hat es geholfen und es waren viele schöne Erinnerungen die mir durchs Reden ins Gedächtnis zurückgerufen wurden. Es ist dir bestimmt niemand böse, wenn du nicht hingehst. Sollte jeder für sich entscheiden.

Leichenschmaus ist etwas was Tradition hat, ich habe es auch früher nie verstanden, warum man solches abgehalten hat, aber inzwischen ist es mir klar geworden.

als jmd aus meiner Fam. gestorben ist, musste ich auch dorthin, was ich damals als Zwang und schlicht und einfach "scheiß e" fand. Meine Oma hat es mir dann so erklärt: (und ich finde diese Erklärung gut, und würde auch meinen Kindern es so sagen)

Nach der Beerdigung gibt es einen Leichenschmaus, das ist eine Art Feier für die Hinterbliebenen, was sie feiern?

Dass der Verstorbene sicher in dem "anderen" Reich angekommen ist.

Der Tote ist sicher nicht erfreut, dass man nur um ihn trauert. Er möchte viel lieber, dass man "fröhlich" weiterlebt, ohne dass man in der Trauer versinkt und sich selbst dadurch schadet, denn dies will der Verstorbene auf keinen Fall !

Die Feier ist sozusagen die allerletze Ehre für den Toten, mit dem Hintergedanken, dass man ihn verstanden hat und weiter lebt.

(ich hoffe ich hab es richtig wiedergegeben....war damals noch etwas jünger)

Ich finde es eine gute Einrichtung. In der Regel unterhält man sich über den Verstorbenen, denkt an all das, was man mit ihr oder ihm so alles erlebt hat. Dies tut auch den direkten Angehörigen gut! Es geht auch manchmal ganz lustig zu, was sicher im Sinne des oder der Verstorbenen ist. Dazu wird gegessen und getrunken. Es heißt nicht um sonst: "Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen". Die anwesenden Kinder zeigen mit ihrer Unbekümmertheit, dass das Leben weiter geht.

Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, direkt nach einer Beerdigung im Familien-, Verwandten- oder Freundeskreis einfach nach Hause zu gehen. Die Unterhaltung mit den anderen bringt einen selbst, wenn auch für kurze Zeit, auf andere Gedanken, und kann durchaus auch den Schmerz ein wenig lindern.

Na, ich hoffe, du gehörst zu den Überlebenden.

Ich finde, der Leichenschmaus ist ein gute Sache. Er löst -häufig - die Trauer und Verkrampfung während der Beerdigung, man kommt mit Menschen ins Gespräch, die man lange nicht gesehen hat, man tauscht schöne Erinnerungen aus.

Allerdings unterscheide ich schon von der Art der Beerdigung - nicht alle lassen sich auf meine Ideen übertragen: dann, wenn ein Kind oder ein junger Mensch gestorben ist oder sonst ein sehr tragischer Todesfall zu beklagen ist.

Wenn es gut läuft erinnert man sich gemeinsam an die guten Zeiten mit dem Verstorbenen. Das ist wichtig zur Trauerbewältigung. Wenn du damit nix anfangen kannst, sag den Hinterbliebenen, dass du in einigen Tagen mal anrufst.

ich kann mich maresa nur anschliessen... natürlich verstehe ich deine Situation, du bist traurig und dir ist nicht nach essen und trinken .... ich denke wenn du lieber alleine wärst, kann dich auch kein Mensch zwingen mit zu machen... ich wünsche dir viel Kraft und alles Gute...

Wir haben beim Tod eines Freundes zu Gunsten der Witwe darauf verzichtet und ihr das geld zukommen lassen.....

Ich mag es eigentlich auch nicht. Hab schon zu oft erlebt, wie zuerst Tränen haufenweise vergossen, und dann über den Verstorbenen getratscht wurde.

Aber der eigentliche Sinn liegt wohl darin, dass zu einer Beerdigung auch viele Leute von auswärts kommen, daher längere Zeit nichts zu sich genommen haben.

Ich muß Euch aber auch zustimmen, dass man an diesem Ereignis häufig mit Verwandten zusammentrifft, die man sonst kaum sieht. Das ist natürlich auch wieder schön.