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Gibt es eine sprachliche Form, die den "Akt" , die Verlaufsform des Existierens ausdrueckt?

Bei normalen Verbe geht das ja. Z.B: Ich bin gerade beim Laufen, Kochen etc. Aber fuer "sein", wie wuerde man da sagen? "Ich bin am sein"? In anderen Sprachen gibt es diese Form, italienisch "sto essendo" z.B. Ist Deutsch eine so minderwertige Sprache, dass sie nicht mal die Verlaufsform des Existierens ausdruecken kann? Ich hoffe mich zu irren.

7 Antworten

Bewertung
  • vor 1 Jahrzehnt
    Beste Antwort

    Hallo,

    eigentlich gibt es in der deutschen Grammatik keine verbiale Verlaufsform (Verlaufsform die durch Konjugation des Verbes erreicht wird). Das hat mit Armut oder Minderwertigkeit der Sprache nichts zu tun. Wir nutzen eine zeitliche Verlaufsform in dem wir korrekterweise nicht sagen: Ich bin am Laufen, sondern: Ich laufe gerade!!!

    In der englischen Sprache, die sehr viel mehr Wert auf zeitliche Abläufe im Verb legt gibt es die Verlaufsform, das Gerund. I am walking. Aber auch im Englischen kann man nicht sagen: I am being.

    Dies liegt nun daran, daß wir unsere eigene Existenz nicht als beeinflußbaren Prozess betrachten den wir beginnen und beenden können, sondern als Tatsache, Faktum, dessen Beginn zumindest wir nicht beeinflussen können und dessen Ende nach christlich-ethischer Moralvorstellung vorbestimmt ist und nicht von uns bestimmt werden soll.

    Deutlich wird das auch im Spanischen:

    Dort gibt es zwei Formen von "sein".

    ESTAR und SER (ist für Lernende wie mich oft schwer).

    Grundregel ist, was sich ändert und ändern kann, wird mit dem Hilfszeitverb ESTAR konjugiert.

    Estoy leendo - Ich lese gerade (I am reading)

    Estoy viviendo - Ich lebe gerade (I am living)

    Aber Dinge die ich nicht verändern kann, die keiner Veränderung unterliegen müssen mit "ser" konjugiert werden, welches keine Verlaufsform kennt, denn das ist Fakt und unveränderlich.

    Soy aleman - Ich bin Deutscher - I am german

    Hoy es viernes - Heute ist Freitag - Today is Friday

    Auch wenn der Tag Freitag vergeht, so wird er immer Freitag bleiben, er wird nicht auf einmal anders heißen.

    Und so ist es auch mit unserer Existenz, auch wenn sie mal vergeht, sie ist wie sie ist. Ich bin! und Du bist! nicht gerade, sondern für immer. Der Metaphysische Gedanke das kein Leben verloren geht steckt in dieser Unmöglichkeit kein Gerund aus dem "sein" einer Person formen zu können.

    Zur "Minderwertigkeit" der deutschen Sprache noch ein Wort:

    Sprachen entstanden vor Urzeiten und sind oft durch damals vorherrschende Mythen, Religionen mitgeprägt worden. So sagen alle germanischen Sprachen "DER Mond, DIE Sonne" alle lateinischen "DIE Mond, DER Sonne" dies liegt einfach an einem unterschiedlichen Konzept von Welt-/Erdentstehung im mythischen Denken der Urväter unserer Sprachen. Ein Reichtum der deutschen Sprache zum Beispiel ist die Deklination des Hautwortes in Verbindung mit der Konjugation des Verbes und den Casi (Fällen) oder wie könntest Du genauso poetisch auf Italienisch sagen:

    Auf des Berges luftiger Höhe.

  • vor 1 Jahrzehnt

    Grammatikalisch stimmt "seiend". "Ich bin" impliziert aber bereits einen Verlauf, Existenz ist ein Prozess, ein Tatbestand, der selten als Momentaufnahme gemeint ist. Wenn Du es betonen möchtest, dass Deine Existenz Verlaufscharakter hat, wäre auch das Heideggerisch-angestaubte "seiend" nicht mehr zu exzentrisch. Wenn Dich jemand am Telefon fragt was Du machst, kannst Du ja sagen "ich bin gerade so vor mich hin"...

    Liebe Grüße :-)

  • vor 1 Jahrzehnt

    Es gibt diese Verlaufsform, nämlich "seiend". Ich fürchte aber, sie ist nahezu ungebräuchlich. Anstelle von "Ich bin seiend." würde man eher sagen: "Ich bin gegenwärtig existent."

  • Anonym
    vor 1 Jahrzehnt

    lies heidegger

    sein und zeit

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  • Windi
    Lv 5
    vor 1 Jahrzehnt

    Benutz doch "Ich bin". In diesem Fall wird das Wort "sein" nicht als Hilfsverb genutzt, sondern als echtes Verb.

  • Anonym
    vor 1 Jahrzehnt

    Im Deutschen gibt es in der Regel keine Verlaufsform außer der Rheinischen Verlaufsform, dem Ruhrpott-Deutsch. Der Satz "Ich bin am Laufen" ist so also grammatikalisch völlig inkorrekt. Genauso gibt es keine Verlaufsform des Verbs "sein". Der Satz müßte heißen "Ich bin".

    Der (sehr lustige) Artikel "Wie der Rheinländer die Sprache am Verlaufen ist" ist leider bei Spiegel online nicht umsonst erhältlich - die 50 Cent lohnen sich aber!

  • vor 1 Jahrzehnt

    Ich bin am Leben

    Quelle(n): meine eigene
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