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Kann mir mal bitte jemand ein Gedicht interpretieren?
Er ists
Frühling läßt sein blaues Band
Wieder flattern durch die Lüfte;
Süße, wohlbekannte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon,
Wollen balde kommen.
- Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bists!
Dich hab ich vernommen!
6 Antworten
- PARLALv 6vor 1 JahrzehntBeste Antwort
Das Frühlingsgedicht wurde von Eduard Mörikes (1804 - 1875) verfaßt und von von Robert Schumann und Hugo Wolf vertont.
Das Gedicht besteht aus neun Verszeilen, die nicht in Strophen gegliedert sind, wohl aber einen deutlich erkennbaren Einschnitt nach der sechsten Zeile haben. Die ersten vier Zeilen enthalten das Versmaß des Trochäus (Abfolge von betonter und unbetonter Silbe), wobei es vier "Hebungen" (betonte Silben) gibt. Die Verse 5 und 6 haben eine Hebung weniger, die siebte Zeile hat dafür eine mehr, kommt also insgesamt auf fünf Hebungen. Die letzten beiden Zeilen haben dann wieder drei Hebungen.
Das Gedicht beginnt mit einer Personifizierung des Frühlings und einer Metapher, nämlich dem Bild eines "blauen Bandes", das durch die "Lüfte" flattert. Damit wird sehr schön ausgedrückt, was Menschen im Frühling empfinden: Sie sehen den blauen Himmel und über entsprechende laue Luftbewegungen erreicht die damit verbundene Schönheit und Wärme sie auch. Das "wieder" drückt zudem aus, dass der Sprecher fest mit dem Erscheinen des Frühlings gerechnet hat, ohne dass er näher auf die trübe Zeit des davor liegenden Winters eingeht.
Auf unnachahmliche Art und Weise werden hier Sinneseindrücke zu Bildern verarbeitet. Dazu kommt ein erstaunlicher Aufbau: Obwohl in der ersten Zeile schon vom Frühling die Rede ist, wird soviel Spannung aufgebaut, dass man mit dem Sprecher zusammen erleichtert und vielleicht sogar ein bisschen glücklich aufatmet, dass jetzt wirklich der Frühling beginnt.
Kaum ein Gedicht beschreibt unsere Sehnsucht nach aufbrechendem Leben so intensiv wie dieses. Es wird ja nicht der Frühling besungen, sondern das Warten und die Ahnung: Noch streifen die Düfte nur "ahnungsvoll" das Land, noch träumen die Blumen nur ihre kommende Pracht. Deshalb dieses "Horch!", dieser Ruf, der unsere Routine unterbricht - der uns aufmerken lässt auf das Leise und Kleine, auf aufkeimende Hoffnung in unserem Leben.
Ist Mörike hier nur, wie Heinrich Heine "spottet", der idyllisch-romantische Besinger "von Maikäfern, Lerchen und Wachteln"? Sicherlich steckt mehr dahinter, ein Anstoß zur Langsamkeit, die unsere Seele zum Klingen bringt: "Horch, von fern ein leiser Harfenton!/Frühling, ja du bist’s!/Dich hab’ ich vernommen!"
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- ★•ஐ MR. IÖS ஐ•★Lv 7vor 1 Jahrzehnt
Dieses Gedicht behandelt den nahenden Frühling und lässt sich gedanklich in drei Abschnitte gliedern: In den Verszeilen 1 bis 6 wird der Frühling personifiziert dargestellt, der ein blaues Band flattern lässt. Frühlingshafte Düfte durchziehen das Land und die ersten Veilchen sind bereits zu erwarten. Im zweiten Teil fordert das lyrische Ich den Leser auf hinzuhören und den ankommenden Frühling gleichsam akustisch wahrzunehmen (V. 7). In den Versen 8 und 9 schließlich wird der Frühling direkt angesprochen und seine Ankunft erwähnt.
Das Gedicht besteht formal aus einer einzigen Strophe mit insgesamt neun Verszeilen. Es erinnert somit an eine einfache Liedstrophe.
Das Reimschema lautet a, b, b, a, c, d, c, e, d. Somit werden die ersten vier Verszeilen in einem umfassenden Reim zusammen gehalten, obwohl gedanklich die ersten sechs Zeilen zusammen gehören. Bei den nächsten fünf Verszeilen liegt ein Kreuzreim vor, in den als vorletzte Zeile ein nicht reimender Vers eingeschoben ist. Vordergründig scheinen inhaltliche und formale Gliederung nicht überein zu stimmen. Der Dichter erreicht jedoch mit dieser Gestaltung eine Verknüpfung der inhaltlichen Dreiteilung durch die Reime.
Die Verse 1, 4, 5, 7 und 8 weisen eine männlich Kadenz auf, die Verse 2, 3, 6 und 9 eine weibliche. Dies ist bedeutsam für den Sprachfluss im Zusammenhang mit dem gegebenen Metrum.
Dieses ist ein durchgehender Trochäus, was bedeutet, dass streng alternierend betonte und unbetonte Silben wechseln. Somit ergibt sich beim Zusammentreffen von männlicher Kadenz und betonter Silbe des Versanfangs ein Stocken im Redefluss. Dies bewirkt ein gedankliches Innehalten. Bewegung wird im Gedicht auch erreicht durch die unterschiedlich langen Verszeilen. So finden sich in den Versen 1 bis 4 vier Hebungen, in den Versen 5, 6, 8 und 9 drei Hebungen und in der Verszeile 7 fünf Hebungen.
Der gedanklichen Gliederung entspricht denn auch die syntaktische Einheit: Die Zeilen 1 und 2, sowie 3 und 4 sind durch Enjambements verbunden, die Zeilen 5 und 6 durch eine Satzreihe; die verbleibenden drei Verszeilen beinhalten Ausrufe.
Hinsichtlich der Sprache fällt auf, dass vorwiegend Verben der Bewegung und der Tätigkeit verwendet werden, so „flattern“ (V. 2), „streifen“ (V. 4), „träumen“ (V. 5), „kommen“ (V. 6), „horch“ (V. 7), „vernommen“ (V. 9). Weiterhin tragen zur stimmungsvollen Wirkung des Gedichts die vielen Adjektive und Adverbien bei: „blaues“ (V. 1), „süße“ (V. 3), „wohlbekannte“ (V. 3), „ahnungsvoll“ (V. 4), „balde“ (V. 6) und „leiser“ (V. 7). Die Substantive kommen im Allgemeinen erwartungsgemäß aus dem gedanklichen Bereich „Natur“.
Das Gedicht ist schließlich von vielen rhetorischen Stilmitteln geprägt: Zu Beginn fallen Personifikationen auf wie der Frühling selbst, der „sein blaues Band“ (V. 1), welches beim Leser den Himmel assoziieren lässt, durch die Lüfte flattern lässt. Ebenso werden die Düfte personifiziert, die das Land streifen. Und letztlich „träumen“ die Veilchen und „wollen balde kommen“ (V. 5f). Daneben werden die unterschiedlichen Sinnesbereiche angesprochen: Der Frühling mit seinem Band und die Veilchen werden visuell wahrgenommen, der Harfenton akustisch und die Düfte schließlich als Geruch. Dadurch und durch die Personifikationen wird der Frühling für den Leser unmittelbar erlebbar. Auch klanglich finden sich im Gedicht Verbindungen, so durch die Alliteration „blaues Band“ (V. 1) und die „Ü“-Vokale bei „Lüfte“ (V. 2), „süße“ (V. 3) und „Düfte“ (V. 3).In Vers 7 wird zunächst der Leser vom lyrischen Ich direkt angesprochen und unmittelbar in das Geschehen einbezogen. In den letzten beiden Verszeilen dann wird der Frühling als „du“ angeredet, somit vermenschlicht und vergegenwärtigt. Daraus ergibt sich auch, dass in den Versen 1 – 6 die Natur eher objektiv dargestellt wird, während in den Versen 7 – 9 die persönliche Beziehung zwischen Leser, lyrischem Ich und dem Frühling hergestellt wird. Besonders hervorgehoben ist die 7. Verszeile mit ihrer Anrede, dem gefühlsbetonten Ausruf, dem 5-hebigen Metrum und dem Herausfallen aus dem Reimschema. Diese Zeile stellt den Gipfelpunkt des Gedichts dar, in der das lyrische Ich den Frühling wieder erkennt.
Eduard Mörike spricht in seinem Gedicht den nahenden Frühling in Einzelheiten an, die eher idyllisch Details der Natur wiedergeben. Der Dichter stellt in seinem Werk seine subjektiven Empfindungen in Bezug auf die Ankunft des Frühlings dar. Der Text ist gefühlsbetont und entspricht der kleinbürgerlichen Sichtweise des menschlichen Lebens in der Biedermeierzeit. Mörike gehört zu den Bürgern, die sich unbeeindruckt von den Forderungen der Französischen Revolution und den politischen Gegebenheiten ins bürgerliche Leben zurückzogen, ohne sich von ihrer Sichtweise der Dinge abzuwenden und sich neuen Dingen zuzuwenden.
Quelle(n): Altes Schulheft - JulchenLv 4vor 1 Jahrzehnt
kann es sein das du was ausgelassen hast?
ich kenn das gedicht auch, aber da war doch noch was dazwischen...?
- Anonymvor 1 Jahrzehnt
Sehnsucht nach dem Frühling
Veilchen wollen bald kommen: Noch ist Winter, aber sehnsuchtsvolle Erwartung des Verfassers
leiser Harfenton: Die ersten Anzeichen sind schon zu erkennen, vielleicht die ersten Vögel, die zwitschern
blaues Band: Blüten, Himmel, kein Schnee mehr
ahnungsvoll: Erwartungshaltung
Reimschema:
Z.1-4: Umarmender bzw. Klammerreim (ABBA)
Z.5-9: Wechselreim, unterbrochen durch Z.8(ABACB)
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- vor 1 Jahrzehnt
Was ist den daran so schwer?
Da freud sich jemand auf den Frühling und gibt das eben in Gedichtform wieder.