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Wörter und Unwörter der letzten Jahre?

z.B. war mal 'Multimedia' Wort des Jahres.

oder 'Wohlstandsmüll' ein Unwort des Jahres.

Welche waren die anderen der letzten Jahre?

6 Antworten

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  • vor 1 Jahrzehnt
    Beste Antwort

    Unwort des 20. Jahrhunderts : Menschenmaterial

    1991 : Ausländerfrei (fremdenfeindliche Parole in Hoyerswerda)

    durchrasste Gesellschaft (Mischung der Deutschen mit Ausländern; Edmund Stoiber)

    intelligente Waffensysteme (aus der Golfkriegsberichterstattung)

    Personalentsorgung (für Entlassungen)

    Warteschleife (Phase sozialer Unsicherheit von Arbeitskräften in den östlichen Bundesländern)

    1992 : Ethnische Säuberung (Propagandaformel im ehemaligen Jugoslawien)

    weiche Ziele (militärsprachl. Umschreibung für Menschen)

    auf-/abklatschen (tätliche und tödliche Angriffe auf Ausländer)

    aufenthaltsbeendende Maßnahmen (Abschiebungen im sog. Asylkompromiß; GG Art. 16a)

    Beileidstourismus (für Trauerkundgebungen anlässl. der Morde von Mölln)

    1993 : Überfremdung (Scheinargument gegen Zuzug von Ausländern)

    kollektiver Freizeitpark (Unterstellung einer sozialpolitische Wunschvorstellung; Helmut Kohl)

    Sozialleichen (Verstorbene, die aus völliger Verelendung stammen; Objekte für Auto-Crashtests)

    schlanke Produktion / lean production (mit weiteren Varianten) (Unternehmensstrategie mit Arbeitsplatzvernichtung)

    Selektionsrest (für schwerstbehinderte Kinder, die nicht in »Normalklassen« integriert werden können)

    1994 : Peanuts (abschätz. Bankerjargonismus; Hilmar Kopper)

    Besserverdienende (Pseudodefinition für neue staatliche Einnahmequellen)

    Dunkeldeutschland (Ironismus für östliche Bundesländer)*

    Buschzulage (Gehaltszulage für sog. Aufbauhelfer in den östlichen Bundesländern)*

    Freisetzungen (für Entlassungen)*

    1995 : Diätenanpassung (Beschönigung der Diätenerhöhung im Bundestag)

    Altenplage (Beleidigung der älteren Generation)

    biologischer Abbau (Zynismus für Ausscheiden aus dem Arbeitsleben)

    sozialverträglicher Stellen-/ Arbeitsplatzabbau (schönfärberische Umschreibung für Entlassungen)

    abfackeln (von Sachen und Menschen) (jugendsprachl. zynische Gleichsetzung)

    1996 : Rentnerschwemme (falsches, angstauslösendes Naturbild für einen sozialpolitischen Sachverhalt)

    Flexibilisierung (Bezeichnung für eine betriebswirtschaftliche Strategie, die den Wert aktiver individueller »Flexibilität« leugnet, diesen Begriff aber schönfärberisch ausbeutet)

    Outsourcing (Imponierwort, das der Auslagerung/Vernichtung von Arbeitsplätzen einen seriösen Anstrich zu geben versucht)

    Umbau des Sozialstaats (missbräuchliche Verwendung einer [Auf-] Baumetapher)

    Gesundheitsreform (missbräuchliche Verwendung des positiv besetzten Begriffs »Reform«)

    Sozialhygiene (höchst problematische Anwendung von Hygienevorstellungen auf soziale Sachverhalte; vgl. »Rassenhygiene«, »ethnische Säuberungen«)

    1997 : Wohlstandsmüll (Umschreibung arbeitsunwilliger wie arbeitsunfähiger Menschen; Helmut Maucher, Nestlé)

    Organspende (Pervertierung der Begriffe »Spende / spenden« in der Transplantationsmedizin)

    Blockadepolitik/-politiker (diffamierende Unterstellung einer argumentationslosen Verweigerungshaltung)

    neue Beelterung (bürokrat. Umschreibung neuer Erziehungsberechtigter, die an die Stelle der leiblichen Eltern treten sollen)

    1998 : sozialverträgliches Frühableben (in einer öffentlichen Erklärung zynisch wirkende Ironisierung; Karsten Vilmar)

    Belegschaftsaltlasten (Abfallmetapher für Mitarbeiter, die ein Betrieb gern wieder loswerden möchte)

    Humankapital (als Bezeichnung von Kindern!)

    Moralkeule (fatale Koppelung von »Moral« und einem Totschlaginstrument; Martin Walser)

    1999 : Kollateralschaden (Verharmlosung der Tötung Unschuldiger als Nebensächlichkeit; NATO-offizieller Terminus im Kosovo-Krieg)

    2000 : national befreite Zone (zynisch heroisierende Umschreibung einer Region, die von Rechtsextremisten terrorisiert wird)

    überkapazitäre Mitarbeiter (Reduzierung von zu entlassenden Arbeitnehmern auf rein betriebswirtschaftliche Größen)

    Separatorenfleisch (seriös klingende, bei BSE-Verdacht besonders unangemessene Bezeichnung von Schlachtabfällen)

    »Dreck weg!« (CDU-Parole in Darmstadt, die sich auch gegen »missliebige« Menschen richtete)

    2001 : Gotteskrieger (Selbst- u. Fremdbezeichnung d. Taliban- u. El Qaeda-Terroristen)

    Kreuzzug (pseudoreligiöse Verbrämung kriegerischer Vergeltungsmaßnahmen; US-Präsident George W. Bush)

    Topterroristen (verharmlosende und positivierende Benennung von Osama bin Laden)

    therapeutisches Klonen (zweifelhafte Wortzusammenstellung um Manipulationen am menschlichen Erbgut gegen Krankheiten/für Therapien in nicht absehbarer Zeit zu rechtfertigen)

    Gewinnwarnung (von Aktionären verwendeter sachlich falscher Begriff, der vor geringeren Gewinnen als erwartet warnt)

    2002 : Ich-AG (Reduzierung von Individuen [als Aktiengesellschaft?] auf sprachliches Börsenniveau)

    Ausreisezentrum (Behördenterminus für Sammellager, aus denen abgewiesene Asylbewerber abgeschoben werden)

    Zellhaufen (Sprachliche Verdinglichung von Biotechnikern für einen menschlichen Embryo)

    2003 : Tätervolk (grundsätzlich inakzeptabler Kollektivschuldvorwurf; als potentiell möglicher Vorwurf gegen Juden bei Martin Hohmann schlicht antisemitisch)

    Angebotsoptimierung (Beschönigung von Dienstleistungsminderungen, etwa Stilllegung von Bahnstrecken; ähnlich "Briefkastenoptimierung")

    Abweichler (Diskriminierung von Bundestagsabgeordneten, die Gewissensentscheidung über Fraktions-/Koalitionszwang stellten)

    2004 : Humankapital (degradiert Menschen zu nur noch ökonomisch interessanten Größen)

    Begrüßungszentren (sprachliche Verniedlichung von Auffanglagern für afrikanische Flüchtlinge; diese Wortbildung ist kongenial zu dem schon offiziellen Namen Ausreisezentrum für Abschiebehaftanstalten)

    Luftverschmutzungsrechte (nicht nur ökologisches Unding, das Wort trägt vielmehr auch dazu bei, "Treibhausgasemissionen" für unbedenklich zu halten, weil ihr Handel rechtlich geregelt wird)

    2005 : Entlassungsproduktivität (Gewinne aus Produktionsleistungen eines Unternehmens, nachdem zuvor zahlreiche für „überflüssig“ gehaltene Mitarbeiter entlassen wurden.)

    Ehrenmord (inakzeptable Berufung auf eine archaische „Familienehre“ zur Rechtfertigung der Ermordung eines meist weiblichen Familienmitglieds.)

    Bombenholocaust (widerliche Umschreibung der Zerstörung Dresdens, womit der millionenfache Mord im eigentlichen Holocaust heruntergespielt werden soll)

    Langlebigkeitsrisiko

    (unsensibler Fachterminus für das Versicherungsrisiko, das dadurch entsteht, dass Versicherte länger leben als kalkuliert (vgl. auch „Todesfallbonus“).

    mfg

  • vor 1 Jahrzehnt

    Kniekehlenarschhängehosen , Freizeitgesellschaft ,Schamlippenpiercingszuschuss Aufwandsentschädigungsanspruch , Kollateralschäden, Gammelfleisch

  • Anonym
    vor 1 Jahrzehnt

    Erdnüsse auf Englisch.

  • vor 1 Jahrzehnt

    HARTZ 4

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  • vor 1 Jahrzehnt

    Das "neue Prekariat"....uuuagh!

  • Anonym
    vor 1 Jahrzehnt

    Merkel , Hartz4 , Unterschicht, Finanzen , Haushaltslöcher , Schulden, Neuverschuldung,

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