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Welches ist euer Lieblingsgedicht?

habt ihr ein Lieblingsgedicht? oder einen Lieblingsautor? Gedicht, das ihr auswendig kennt?

schreibt bitte auch ruhig den Text der Gedichte - ich lese sie gerne... :-)

18 Antworten

Bewertung
  • vor 1 Jahrzehnt
    Beste Antwort

    Gestutzte Eiche

    Wie haben sie dich, Baum, verschnitten

    Wie stehst du fremd und sonderbar!

    Wie hast du hundertmal gelitten,

    Bis nichts in dir als Trotz und Wille war!

    Ich bin wie du, mit dem verschnittnen,

    Gequälten Leben brach ich nicht

    Und tauche täglich aus durchlittnen

    Roheiten neu die Stirn ins Licht.

    Was in mir weich und zart gewesen,

    Hat mir die Welt zu Tod gehöhnt,

    Doch unzerstörbar ist mein Wesen,

    Ich bin zufrieden, bin versöhnt,

    Geduldig neue Blätter treib ich

    Aus Ästen hundertmal zerspellt,

    Und allem Weh zu Trotze bleib ich

    Verliebt in die verrückte Welt.

    Juli 1919

    Neues Erleben

    Wieder sah ich Schleier sinken

    Und Vertrautestes wird fremd,

    Neue Sternenräume winken,

    Seele schreitet traumgehemmt.

    Abermals in neuen Kreisen

    Ordnet sich um mich die Welt,

    Und ich seh mich eit`len Weisen

    Als ein Kind hineingestellt.

    Doch aus früheren Geburten

    Zuckt entfernte Ahnung her:

    Sterne sanken, Sterne wurden,

    Und der Raum war niemals leer.

    Seele beugt sich und erhebt sich,

    Atmet in Unendlichkeit,

    Aus zeriss`nen Fäden webt sich

    Neu und schöner Gottes Kleid.

    beide von Hermann Hesse

  • vor 1 Jahrzehnt

    Stufen

    Wie jede Blüte welkt und jede Jugend dem Alter weicht

    blüht jede Lebensstufe,

    blüht jede Weisheit auch und jede Tugend

    in ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.

    Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe

    bereit zum Abschied sein

    und Neubeginne,

    um sich in Tapferkeit und ohne Trauern

    in andre, neue Bindungen zu geben.

    Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,

    der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

    Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,

    an keinem wie an einer Heimat hängen-

    der Weltgeist will nicht fesseln und nicht engen,

    er will uns Stuf um Stufe heben, weiten.

    Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise

    und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen.

    Und wer bereit zum Aufbruch ist und zur Reise,

    mag gähnender Entwöhnung sich entraffen.

    Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde

    uns neuen Räumen jung entgegensenden,

    des Lebens Ruf an uns wird niemals enden.

    Wohlan, denn, Herz

    nimm Abschied und gesunde.

    Hermann Hesse

  • vor 1 Jahrzehnt

    Ich habe in der letzten Zeit mehrere auswendig gelernt (Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland, Frühling, Der Mai). Das Lieblingsgedicht der Deutschen ist aber : Hermann Hesse, Stufen

    Wie jede Blüte welkt und jede Jugend

    dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe

    blüht jede Weisheit auch und jede Tugend

    zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.

    Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe

    bereit zu Abschied sein und Neubeginne

    um sich in Tapferkeit und ohne trauern

    in andere, neue Bindungen zu geben.

    Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,

    der uns beschützt und der uns hilft zu leben.

    Wie sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,

    an keinem wie an einer Heimat hängen.

    Der Weltgeist will nicht fesseln uns uns engen,

    Er will uns Stuf um Stufe heben, weiten.

    Kaum sind wir verhaftet einem Lebenskreise

    und traulich eingewöhnt, so droht erschlaffen.

    Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise

    wird lähmender Gewöhnung sich entraffen.

    Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde

    uns neuen Räumen jung entgegensenden.

    Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden.

    Wohl an den Herz, nimm Abschied und gesunde.

    Schön, ne, und passt auf so viele Lebenslagen....

  • vor 1 Jahrzehnt

    Haiku von Matsuo Basho:

    furuike ya

    kawazu tobikomu,

    mizu no oto.

    am alten teich

    springt der frosch,

    platsch - das geräusch des wassers.

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  • vor 1 Jahrzehnt

    Der Panther

    Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe

    so müd geworden,daß er nichts mehr hält.

    Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe

    und hinter tausend Stäben keine Welt.

    Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,

    der sich im allerkleinsten Kreise dreht,

    ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,

    in der betäubt ein großer Wille steht.

    Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille

    sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,

    geht durch der Glieder angespannte Stille -

    und hört im Herzen auf zu sein.

    Rainer Maria Rilke

  • vor 1 Jahrzehnt

    Der Erlkönig (Text) [Bearbeiten]

    Johann Wolfgang Goethe

    Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?

    Es ist der Vater mit seinem Kind;

    Er hat den Knaben wohl in dem Arm,

    Er faßt ihn sicher, er hält ihn warm.

    Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht?

    Siehst Vater, du den Erlkönig nicht?

    Den Erlenkönig mit Kron und Schweif?

    Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif.

    »Du liebes Kind, komm, geh mit mir!

    Gar schöne Spiele spiel ich mit dir;

    Manch bunte Blumen sind an dem Strand,

    Meine Mutter hat manch gülden Gewand.«

    Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht

    Was Erlenkönig mir leise verspricht?

    Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind;

    In dürren Blättern säuselt der Wind.

    »Willst, feiner Knabe, du mit mir gehn?

    Meine Töchter sollen dich warten schön;

    Meine Töchter führen den nächtlichen Reihn

    Und wiegen und tanzen und singen dich ein.«

    Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort

    Erlkönigs Töchter am düstern Ort?

    Mein Sohn, mein Sohn, ich seh es genau:

    Es scheinen die alten Weiden so grau.

    »Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt;

    Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt.«

    Mein Vater, mein Vater, jetzt faßt er mich an!

    Erlkönig hat mir ein Leids getan!

    Dem Vater grauset's, er reitet geschwind,

    Er hält in den Armen das ächzende Kind,

    Erreicht den Hof mit Mühe und Not;

    In seinen Armen das Kind war tot.

  • vor 1 Jahrzehnt

    Johann Wolfgang Goethe

    Prometheus

    Bedecke deinen Himmel, Zeus,

    Mit Wolkendunst!

    Und übe, Knaben gleich,

    Der Disteln köpft,

    An Eichen dich und Bergeshöhn!

    Mußt mir meine Erde

    Doch lassen stehn,

    Und meine Hütte,

    Die du nicht gebaut,

    Und meinen Herd,

    Um dessen Glut

    Du mich beneidest.

    Ich kenne nichts Ärmeres

    Unter der Sonn als euch Götter.

    Ihr nähret kümmerlich

    Von Opfersteuern

    Und Gebetshauch

    Eure Majestät

    Und darbtet, wären

    Nicht Kinder und Bettler

    Hoffnungsvolle Toren.

    Da ich ein Kind war,

    Nicht wußte, wo aus, wo ein,

    Kehrte mein verirrtes Aug

    Zur Sonne, als wenn drüber wär

    Ein Ohr zu hören meine Klage,

    Ein Herz wie meins,

    Sich des Bedrängten zu erbarmen.

    Wer half mir wider

    Der Titanen Übermut?

    Wer rettete vom Tode mich,

    Von Sklaverei?

    Hast du's nicht alles selbst vollendet,

    Heilig glühend Herz?

    Und glühtest, jung und gut,

    Betrogen, Rettungsdank

    Dem Schlafenden dadroben?

    Ich dich ehren? Wofür?

    Hast du die Schmerzen gelindert

    Je des Beladenen?

    Hast du die Tränen gestillet

    Je des Geängsteten?

    Hat nicht mich zum Manne geschmiedet

    Die allmächtige Zeit

    Und das ewige Schicksal,

    Meine Herren und deine?

    Wähntest du etwa,

    Ich sollte das Leben hassen,

    In Wüsten fliehn,

    Weil nicht alle Knabenmorgen-

    Blütenträume reiften?

    Hier sitz ich, forme Menschen

    Nach meinem Bilde,

    Ein Geschlecht, das mir gleich sei,

    Zu leiden, weinen,

    Genießen und zu freuen sich,

    Und dein nicht zu achten,

    Wie ich.

    Es ist einfach ein Klassiker... :)

  • vor 1 Jahrzehnt

    Vieles von J.W.Goethe.. Das beste aber ist:

    Willkommen und Abschied;

    Es schlug mein Herz, geschwind zu Pferde!

    Es war getan fast eh gedacht.

    Der Abend wiegte schon die Erde,

    Und an den Bergen hing die Nacht;

    Schon stand im Nebelkleid die Eiche,

    Ein aufgetürmter Riese, da,

    Wo Finsternis aus dem Gesträuche

    Mit hundert schwarzen Augen sah.

    Der Mond von einem Wolkenhügel

    Sah kläglich aus dem Duft hervor,

    Die Winde schwangen leise Flügel,

    Umsausten schauerlich mein Ohr;

    Die Nacht schuf tausend Ungeheuer,

    Doch frisch und fröhlich war mein Mut:

    In meinen Adern welches Feuer!

    In meinem Herzen welche Glut!

    Dich sah ich, und die milde Freude

    Floß von dem süßen Blick auf mich;

    Ganz war mein Herz an deiner Seite

    Und jeder Atemzug für dich.

    Ein rosenfarbnes Frühlingswetter

    Umgab das liebliche Gesicht,

    Und Zärtlichkeit für mich – ihr Götter!

    Ich hofft es, ich verdient es nicht!

    Doch ach, schon mit der Morgensonne

    Verengt der Abschied mir das Herz:

    In deinen Küssen welche Wonne!

    In deinem Auge welcher Schmerz!

    Ich ging, du standst und sahst zur Erden,

    Und sahst mir nach mit nassem Blick:

    Und doch, welch Glück, geliebt zu werden!

    Und lieben, Götter, welch ein Glück!

    seine Gedichte koennte ich stundenlang lesen.. immer wieder hab ich was neues dabei rausgefunden.

  • vor 1 Jahrzehnt

    Marina Zwetajewa (Cvetaeva)

    Hamlets Dialog mit dem Gewissen

    Am Grund liegt sie, im Schlamm jetzt,

    Bei Algen... Ist schlafen

    gegangen, – als fänd man dort Schlaf!

    Ich liebte sie stets,

    Wie zigtausend Brüder

    Die Liebe nicht fühlen!«

    »Hamlet!

    Am Grund liegt sie, im Schlamm:

    Schlamm!.. Wo ihr Kranz, der gezauste,

    Durchs Treibholz ans Ufer schwamm...

    Ich liebte sie stets

    Wie vierzig Tausend...«

    Weniger,

    als jeder liebende Mann.

    Am Grund schläft sie, wo Schlamm liegt.

    Ich aber hab sie...

    (verlegenes Stammeln)«

    ...geliebt??

  • vor 1 Jahrzehnt

    "Der Einsame" von Wilhelm Busch

  • vor 1 Jahrzehnt

    Aufgang oder Untergang

    Nenn ich dich Aufgang oder Untergang?

    Denn manchmal bin ich vor dem Morgen bang

    und greife scheu nach seiner Rosen Röte -

    und ahne eine Angst in seiner Flöte

    vor Tagen, welche liedlos sind und lang.

    Aber die Abende sind mild und mein,

    von meinem Schauen sind sie still beschienen;

    in meinem Armen schlafen Wälder ein, -

    und ich bin selbst das Klingen über ihnen,

    und mit dem Dunkel in den Violinen

    verwandt durch all mein Dunkelsein.

    Rainer Maria Rilke

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