Warum sollen Kleingärtner in Deutschland für den Anbau von alten Obst und Gemüsesorten bestraft werden?

http://unsere-natur.net/kleingaertner-als-schwerkriminelle-25-000-euro-strafe-fuer-den-anbau-alter-obst-und-gemuesesorten/?fbclid=IwAR2V-TFZQn4mGW3rRF3-qPK1VlImlO_66anTsWcfJWuQiHzrQCtThqUUsM4

Astraea2019-10-07T07:55:55Z

Beste Antwort

Diese Änderung des Saatgutgesetzes- die nun vorschreibt, dass alte Sorten Obst-Gemüse-Feldfrüchte nicht mehr angebaut, und der Samen nicht mehr vertrieben werden darf, ist eine Errungenschaft der EU. Die Änderung geschach mit einer neuen Richtlinie in 2004, die in Brüssel beschlossen und seither EU-weit in den EU-Ländern angewendet werden muss. Im deutschen Saatgutgesetz (zuletzt geändert durch die Richtlinie 2004/55/EG (ABl. EU Nr. L 114 S. 18) wurde das "PFLICHTBEWUSST" wie der deutsche Michel ist, umgesetzt.

DAVOR gab es ein eigenes deutsches Saatgutgesetz, welches lediglich 1990 auch in der ehemaligen DDR gültig wurde.

Ich weiß von Landwirtschaftsbetreibern in Ungarn, dass dort die "EU-Saatgutrichtlinie auch angekommen ist, und ich weiß auch, dass das Pflichtbewusstsein zu tun, was die EU möchte, nicht vorhanden ist. Daher gibt es um den Balaton herum "Europas" beste ALTE Tomatensorten, die schmecken wie ihr Name sagt: Paradisäpfel- paradisisch.

Bingi 72019-10-07T14:39:18Z

da kann man mal wieder sehen:

die Mafia ist überall, doch ich mach was ich will - sollen die mal kommen - jeder Kleingärtner ist ein BAUER und somit schlauer.

Willy2019-10-07T01:46:44Z

Ein Schelm, wer dabei denkt, da wolle eventuell eine kleine Lobby von Geschmacklos-Obst-Produzenten in Form des Bauernverbandes die Marktchancen ihrer Mitglieder erhöhen und eine wirkliche Vielfalt an Geschmack und Genetik vermeiden.

www.lobbycontrol.de

Dabei wäre eine Vielfalt an Genetik gerade heute wichtiger denn je. Mit der Zucht von Einheitssorten gehen viele wertvolle Eigenschaften der "alten Sorten" verloren.
So können z.B. Apfelallergiker einige alte Apfelsorten problemlos vertragen während moderne Supermarktsorten bei ihnen schwere Beschwerden verursachen würden.

Gene für guten und intensiven Geschmack, Nährstoffvielfalt, Vitamingehalt, Resistenzen gegen Pilze, Unwetter, Trockenheit, Nährstoffmangel oder Bakterienbefall, alles entschwindet mit alten Sorten unwiederbringlich.

Ich vermisse meine graue Renette aus der Jugendzeit....lecker ! Im Handel so gut wie nicht zu bekommen - zu empfindliche Schale. Deshalb nicht "schick" genug und auch nicht gut transportfähig.
Früher in fast jedem Garten zu finden, muss ich heute quer durchs Bundesgebiet fahren um überhaupt welche zu bekommen. Das Gleiche gilt für hunderte weitere wohlschmeckende alte Sorten.

Statt dessen werden nach Wasser schmeckende Sorten angebaut, die aber eben lagerfähiger, transportgeeigneter und "hübscher" sind. Geschmack und Gesundheit wird im modernen Markt zweitrangig.

Selbst wenn man dem heimischen Supermarkt eine gute und wohlschmeckende Ernte anbietet, heißt es dann:
"Ja, die mögen noch so lecker sein aber wenn die sich nicht mindestens X Tage halten und einen ruppigen Transport überstehen, können wir die nicht handeln. Die werden uns ja schlecht und mit Transportspuren auf der Schale sind sie generell schon unverkäuflich." Glyphosat-Großverbraucher bekommen EU-Hilfen und Subventionen während Sortenerhalter kriminalisiert werden.
Das ist - auf deutsch gesagt - pervers und zeigt die Schwächen unseres Systems "ungezügelter / ungeregelter Kapitalismus" klar auf.

Statt sie zu bestrafen, müssten solche Sortenerhalter doch viel stärker gefördert und ihr Wissen dokumentiert werden bevor es ausstirbt. Das leuchtet doch eigentlich jedem einigermaßen denkfähigen Menschen ein, warum findet sich dann keine Mehrheit für entsprechende Regelungen? Wir handeln dumm.

Nur das System "direkte Volksabstimmung" könnte viele solcher Blöd- und Dummentscheidungen revidieren (fällt mir gerade ein). Bei solchen Fragen ist eine absolute Mehrheit und eine Zweidrittelmehrheit denkbar, es regt nur niemand offen an weil andere Probleme vordringlicher erscheinen und die Herrschenden das direkt abstimmende Volk fürchten. Lassen wir das.

Die 25000 Euro Strafe sind das Höchstmaß. Da wurde mal wieder reißerisch "berichtet".
Die Sortenanmeldung einer eigenen Sorte für immerhin 200 Euro schützt diese dann 25 - 30 Jahre lang.
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Um nicht gegen das Gesetz zu verstoßen, könnten Landwirte und Klein-Züchter die verschiedenen Tomaten, Kartoffeln und Grünkohle, die sie züchten und deren Saatgut sie vertreiben, beim Bundessortenamt, einer Einrichtung des Landwirtschaftsministeriums, anmelden; auch als sogenannte Amateursorte etwa. Doch das kostet Geld. Pro Sorte fällt eine Schutzgebühr von 30 Euro an, die es einem erlaubt, mit dem Saatgut einer Sorte zu handeln.

Zunächst muss sie jedoch überhaupt anerkannt werden. Dafür fallen einmalig 200 Euro pro Sorte an. Dieser Sortenschutz erlischt aber nach 25 oder 30 Jahren, je nach Pflanzenart. Das hat zur Folge, dass die Vielfalt etlicher zugelassener Sorten eingeschränkt ist; wie etwa bei Kartoffeln.

Die meisten der zugelassenen Sorten ähneln einander sehr: Die deutsche "Leistungskartoffel" etwa ist rund oder rund-oval und hat eine gelbe Farbe. Geschmack spielt bei der Zulassungsprüfung für neue Kartoffel-Sorten hingegen kaum eine Rolle.

Interesse der Verbraucher an alten Sorten wächst

Dabei stoßen alte Sorten offenbar auf immer mehr Interessenten:
Viele Menschen wollen nicht nur Tomaten, Kartoffeln, Grünkohl, Salat oder Paprika historischer Sorten essen, sondern auch selbst im Garten oder auf dem Balkon anbauen.
Zu kaufen ist solches Obst und Gemüse in Hofläden und auf Landmärkten.
Die Früchte und ihr Saatgut lassen sich aber auch bei diversen Vereinen beziehen.

Anonym2019-10-07T01:14:49Z

Deutschland ist ein Mitglied der EU. So es soll Obst und Gemuese von Suedlaendern consumieren. Es nennt sich eine Handelsschaffung. Sonst hat ein Mitglied der EU kein Wert mehr.

aeneas2019-10-06T23:32:32Z

Ich habe den Artikel gelesen und bin entsetzt; während man in anderen Ländern, u.a. in Italien seit ca. 40 Jahren alte Obst- Beeren- und Gemüsesorten wieder nachzuechtet und um deren Erhalt bemüht ist, werden Kleingärtner in Deutschland mit Geldstrafen belegt, wenn sie ihre Familie nicht mit dem genmanipuliertem Zeug umbringen wollen? Unfassbar!
Da hätte es längst einer Gesetzesänderung bedurft, und zwar zugunsten der Gesundheit der Bürger.

Nun, es ist zwar nicht das einzige Gesetz, das geändert werden muss aber das einzige, von dem ich nicht für möglich gehalten hätte, dass es existiert. Nicht in Deutschland!

@Mytilena :eine Geldstrafe von 25.000€ kann man wohl kaum mit "Alles nur Lobbyismus" abtun!!!

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